Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 7,50 €
  • Gebundenes Buch

Geheimnisvolle Weihnachten
"Wenn die Ruprechthorde in die kleine Dorfschneiderstube meiner Mutter kam, saßen meine Schwester und ich vor Furcht unter dem großen Tisch."
Erwin Strittmatters Geschichte unserer Weihnachtsbräuche ist eine Liebeserklärung an die Kindheit. Mit zauberhaften Illustrationen von Klaus Ensikat.
Strittmatters Weihnachtsgeschichte erzählt mit liebevollem Spott von den bangen Gebeten der Kinder, die sich vor dem ruppigen Ruprecht gewaltig fürchten. Doch dann bestellt die resolute Mutter kurzerhand das Christkind. Es erscheint mit Piepsstimme, in weißen Brautschuhen
…mehr

Produktbeschreibung
Geheimnisvolle Weihnachten

"Wenn die Ruprechthorde in die kleine Dorfschneiderstube meiner Mutter kam, saßen meine Schwester und ich vor Furcht unter dem großen Tisch."

Erwin Strittmatters Geschichte unserer Weihnachtsbräuche ist eine Liebeserklärung an die Kindheit. Mit zauberhaften Illustrationen von Klaus Ensikat.

Strittmatters Weihnachtsgeschichte erzählt mit liebevollem Spott von den bangen Gebeten der Kinder, die sich vor dem ruppigen Ruprecht gewaltig fürchten. Doch dann bestellt die resolute Mutter kurzerhand das Christkind. Es erscheint mit Piepsstimme, in weißen Brautschuhen und Tüllschleier vor den Kindern in der kleinen Dorfschneiderei und wird von den schlauen Kleinen als Nachbarin entlarvt. Nach dem missglückten Christkindbesuch erfindet die rührende Mutter ein neues Weihnachtsgeheimnis: die Werkstatt des Weihnachtsmanns auf dem Dachboden, wo man ihn rumpeln und werkeln hört. Ein seltsamer Heiliger, der als heimliches Geschenk von den Kindern Heringsköpfe und Mäuse bekommt! Strittmatters humorvolle Erzählung hat Klaus Ensikat in einzigartigen Bildern eingefangen, die das Geheimnis der Weihnacht, den Zauber der Landschaft, alte Bräuche und dörflichen Alltag stimmungsvoll illustrieren.
Autorenporträt
Erwin Strittmatter, geb. 1912 in Spremberg als Sohn eines Bäckers und Kleinbauern, verließ das Realgymnasium mit 17 Jahren, begann eine Bäckerlehre und arbeitete danach in verschiedenen Berufen. Von März 1941 bis Frühjahr 1945 gehörte er der Ordnungspolizei an, war im Polizeigebirgsjäger-Regiment 18 an Einsätzen in Slowenien, Finnland und Griechenland beteiligt, seit 1942 Bataillonsschreiber und seit 1944 Kriegsberichter. Nach dem Kriegsende arbeitete er als Bäcker, Volkskorrespondent und Amtsvorsteher, später als Zeitungsredakteur in Senftenberg. Seit 1951 lebte er als freier Autor zunächst in Spremberg, ab 1952 in Berlin. 1954 verlegte er seinen Hauptwohnsitz nach Schulzenhof bei Gransee. Dort starb er am 31. Januar 1994.

Der Illustrator Klaus Ensikat, geb. 1937, ist seit 1965 freier Grafiker. Heute gehört er zu den führenden Buchgestaltern und Grafikern Deutschlands. 1995 erhielt er den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein illustratorisches Gesamtwerk, 1996 den Hans-Christian-Andersen-Preis, 2010 den Großen Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur. Er hat eine Professur für angewandte Grafik in Hamburg und lebt abwechselnd in Hamburg und in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2001

Die himmlische Verwandlung des Weihnachtsmanns
Ein Weihnachtsbilderbuch von besonderem Zauber
Zu Zeiten, als Eltern noch glaubten, nicht auf Knecht Ruprecht, Weihnachtsmann und Christkind verzichten zu können, um sich ein wenig Ruhe vor ihren aufgeregten Kindern zu verschaffen, spielt Erwin Strittmatters wunderbar nostalgische Weihnachtsgeschichte. Vor allem die Ruprechte, die am Andreastag durchs Dorf polterten, schüchterten die Kinder mächtig ein. „Lange Zeit glaubte ich, dass das Eigenschaftswort ‘ruppig’ von Ruprecht abgeleitet wäre.” Die Mutter hat Erbarmen, bestellt die Ruprechte ab und lädt dafür das Christkind ein. „Oh, was hatten wir für eine mächtige Mutter!” Aber auch der Besuch des Christkinds im weißen Tüllkleid ist kein Erfolg, denn die klugen Kinderchen erkennen allzu leicht, dass sich Buliks Alma, die vierzehnjährige Tochter aus dem Nachbarhaus, hinter dem Tüllschleier versteckt.
Doch war es nicht schon immer eins der schönsten Geschenke, die Kinder und ihre Eltern einander zu Weihnachten machten: dieses So-tun-als-ob- Spiel um Christkind und Weihnachtsmann? Je geheimnisvoller die Erwachsenen tun, desto gnadenloser durchschauen die schlauen Kleinen das Spiel. Natürlich hüten sie sich, dies zuzugeben. Sie wollen den Erwachsenen ja schließlich nicht die Freude verderben! So spielen auch hier die Kinder mit, als sich die Mutter nach dem missglückten Christkindbesuch ein neues Weihnachtsgeheimnis ausdenkt.
Kann man sich eine passendere Geschichte für Klaus Ensikats altmeisterliche Illustrationskunst vorstellen als diese stimmungsvolle Erzählung mit ihrem liebevoll – melancholischen, dabei zugleich etwas spöttisch – ironischen Blick zurück auf die Geheimnisse einer behüteten Kindheit auf dem Dorfe?
Man sieht es den Bildern an, mit wie viel Freude am Detail uns der Künstler das Ambiente dieser dörflichen Idylle mit virtuosem Federstrich herbeigezaubert hat. Verschlafen und friedlich vor nachtblauem Himmel der Weiler auf dem ersten Bild. Und dann als Kontrast die Truppe der Ruprechte! Herrlich, wie Ensikat die rüden Burschen auftreten lässt, als wäre er selber einer von ihnen, und wie Körpersprache und Mimik der Kinder deren wonnige Furcht ausdrücken. Das „holde Himmelskind” zu zeichnen, das allerdings schafft Ensikat nur mit ironischer Distanz, die sich im grellen Lila des Hintergrunds und der koketten Mimik seiner Figur spiegelt. Und sein Weihnachtsmann mit herrisch-stolzer Gestik, umschwärmt von musizierenden Engeln mit Spitzbubengesichtern, verrät, wie sich sein Schöpfer klammheimlich lustig macht über das Personal alter Weihnachtsbräuche.
Diese augenzwinkernde Ironie in Text und Bild verdirbt den Kindern nicht ihre Sehnsucht nach Weihnachtszauber und magischem Ritual. Auch heutige Kinder, geprägt von Konsumdenken in hektischer Vorweihnachtszeit lieben noch – oder gerade – das uralte, geheimnisvolle Spiel um Weihnachtsmann und Christkind, um echt oder nicht echt. Vor allem aber genießen sie es, wenn man ihnen aus einem Buch vorliest, das – so liebevoll und kostbar ausgestattet – ein Gesamtkunstwerk ist. (Für die ganze Familie)
HILDE ELISABETH MENZEL
ERWIN STRITTMATTER: Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste. Mit Illustrationen von Klaus Ensikat. Aufbau-Verlag 2001. 32 Seiten, 24,90 Mark.
Illustration aus Erwin Strittmatter / Klaus
Ensikat: Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001

Der Winter, in dem die Rüpel-Ruprechte nicht mehr erschienen

In Erwin Strittmatters sorbischer Heimat polterten vor Weihnachten statt dem würdigen Sankt Nikolaus und seinem rauhen Knecht gleich ein halbes Dutzend Ruprechte herum. Es waren die Burschen aus dem Dorf, die mit Birkenruten herumfuchtelten und Kindern das Fürchten lehrten. Sie warfen zwar auch Äpfel und Nüsse auf die gescheuerten Dielen, aber die Kleinen verkrochen sich ängstlich unter dem Zuschneidetisch der Mutter.

Erwin Strittmatter erinnert sich an sein Herzklopfen, an das Zittern zwischen Furcht und Erwartung, das die resolute Mutter jedoch ein für allemal abschaffte, indem sie den Rüpel-Ruprechten das Haus verbot und statt dessen im nächsten Jahr das Christkind bestellte. Den Kindern blieb aber nicht verborgen, daß das Christkind in seinem weißen Tüllkleid dünne Beine wie Nachbars Alma hatte und auch genau wie die mit piepsiger Mädchenstimme sprach. Es mußte eine neue vorweihnachtliche Respektsperson erfunden werden.

Die Mutter erfand einen Weihnachtsmann, der auf dem Dachboden heimlich seine Werkstatt aufgeschlagen hatte. Natürlich kamen die Kinder auch diesem Geheimnis auf die Spur, doch da war Weihnachten längst vorbei, und aus der Lumpenkiste, in der es so seltsam rumort hatte, spazierte eine Katzenmutter mit ihren vier Kleinen. "Der Weihnachtsmann hat Junge!" meldete der kleine Erwin das Ereignis.

Strittmatter erzählt die Episode realistisch mit dem ihm eigenen spröden Humor. Vermutlich stammt sie aus seinen letzten Lebensjahren. Wären nicht die wunderbaren Illustrationen von Klaus Ensikat, sie würde sich kaum einprägen. Doch Ensikat macht daraus nicht nur eine bibliophile Kostbarkeit, sondern ein Kunstwerk, das wir wieder und wieder betrachten können: Die bescheidenen Häuser eines Dorfes in der Niederlausitz (wir kennen sie aus Strittmatters Roman "Der Laden"), die groben Gestalten der wilden Ruprechte oder das strenge Gesicht der Mutter, die sich während des Ersten Weltkriegs mit Näharbeit durchschlug, und schließlich die weihnachtlichen Traumfiguren Engel, Rentierschlitten und ein rotnasiger Nikolaus, vor dem sich niemand zu fürchten braucht.

Ensikat gibt die kleine Welt in gedämpften, fast vergilbten Farben detailgenau wieder. Vergangenheit wird lebendig nicht zuletzt durch die typisch Ensikatsche Handschrift. Mit virtuoser Leichtigkeit und diesem präzisen Federstrich, der an seine Vorgänger, die Kupferstecher aus dem neunzehnten Jahrhundert, erinnert, gelingt ihm die Verzauberung, die von Büchern mit weihnachtlichen Themen erwartet wird. Strittmatters liebevoller Spott und Klaus Ensikats feine Ironie haben sich hier aufs Glücklichste verbunden.

MARIA FRISÉ

Erwin Strittmatter / Klaus Ensikat: "Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste". Aufbau Verlag, Berlin 2001. 32 S., geb., 24,90 DM. Ab 4 J. und für jedes Alter.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Vielleicht ein wenig zu realistisch, zu spröde vielleicht, wie Strittmatter da von Rüpel-Ruprechten und dem kindlichen Herzklopfen angesichts der Weihnachtsmannwerkstatt auf dem Dachboden seines serbischen Elternhauses erzählt. Maria Frise jedenfalls hätte sich diese Geschichte kaum eingeprägt, wären nicht "die wunderbaren Illustrationen von Klaus Ensikat" gewesen. Ensikat, schwärmt die Rezensentin, mache daraus ein Kunstwerk, "das wir wieder und wieder betrachten können". Und das geht so: Mit "gedämpften, fast vergilbten Farben", dabei detailgenau, und mit einer "virtuosen Leichtigkeit", die Frise an die Kupferstecher aus dem 19. Jahrhundert erinnert. So gelingt Verzauberung, "die von Büchern mit weihnachtlichen Themen erwartet wird".

© Perlentaucher Medien GmbH"