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Eugène verbrachte seine Kindheit im rumänischen Sozialismus, bis die Familie in die gelobte Schweiz auswanderte. Erst mal ist nichts verständlich im neuen Daheim, und dabei ist die Sprache noch das geringste Problem. Und der neue Luxus ist zunächst weder gut noch schlecht - gut und schlecht sind für Eugène vielmehr die Dinge, die seinem Leben eine Richtung gaben, etwa vier Radmuttern oder der falsche Schuh in den Bergen. Mit leiser Melancholie, wunderbarem Humor und dem Charme des kindlich-verfremdenden Blicks nimmt Eugène den Leser mit auf eine Reise, in deren Verlauf ein stotternder Junge zu einem erfolgreichen Schauspieler wird.…mehr

Produktbeschreibung
Eugène verbrachte seine Kindheit im rumänischen Sozialismus, bis die Familie in die gelobte Schweiz auswanderte. Erst mal ist nichts verständlich im neuen Daheim, und dabei ist die Sprache noch das geringste Problem. Und der neue Luxus ist zunächst weder gut noch schlecht - gut und schlecht sind für Eugène vielmehr die Dinge, die seinem Leben eine Richtung gaben, etwa vier Radmuttern oder der falsche Schuh in den Bergen. Mit leiser Melancholie, wunderbarem Humor und dem Charme des kindlich-verfremdenden Blicks nimmt Eugène den Leser mit auf eine Reise, in deren Verlauf ein stotternder Junge zu einem erfolgreichen Schauspieler wird.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Das ist wohl ein merkwürdiger Roman, den Samuel Moser uns vorstellt. Für Moser ist es vor allem auch ein traumhaft gestaltetes Buch, in dem den Dingen so viel Bedeutung zukommt, wie sonst selten, wie Moser erklärt. Dass daraus die Skepsis des aus Rumänien geflohenen Schweizer Schriftstellers Eugène dem Schreiben gegenüber spricht, ist ihm vollkommen klar. So verzichtet der Autor, beschreibt Moser das Zustandekommen des Textes, hier schreibend aufs Schreiben. So ganz aber wohl doch nicht, Moser entdeckt im Text Spuren des literarischen Handwerks, Verweise, Kunstsprache, Dichterporträts. Darüber stehen die Dinge, die das Leben des Autor laut Moser geprägt haben: Tomaten, der rosarote Panther, Pakete, ein verlorener Schuh.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.07.2014

Lebensbegleiter
Eugène erzählt von zwanzig Dingen seiner Kindheit
Dies ist die vielleicht schönste Autobiografie einer Kindheit seit Jean-Paul Sartres „Die Wörter“: Statt die eigenen Lebensfäden nach bekannten Mustern aufzuspulen, erzählt der Walliser Schriftsteller Eugène – der Künstlername steht für Eugène Meiltz – von zwanzig Dingen, die ihn im Laufe seiner Kindheit und Jugend begleitet haben: als Speicher von Erinnerungen und Erfahrungen, als Quellen von Lust und Frust, von Angst und Scham, von Freude und Leid.
  Die ersten dieser Dinge reichen nicht nur zeitlich weit zurück, sondern sind auch in räumliche Ferne gerückt: Geboren wurde Eugène am 15. Juli 1969 in Rumänien, das seine Eltern als politische Flüchtlinge verließen, als der Knabe fünf Jahre alt war. Es dauerte ein langes Jahr, bis das Kind seinen Eltern in die französischsprachige Schweiz folgen durfte: nach jenem fernen „Paradies der Schokolade“, einem „unfassbaren Land“ für den kleinen Schuljungen, dem zur Strafe für das Aufbegehren der Eltern die ABC-Fibel – eines der geschilderten Dinge – weggenommen und damit der Zugang zum Wort geraubt wurde.
  Was die Dinge nacheinander verraten, ist an die Mimesis der Worte gebunden, beginnend mit den stammelnden Lauten eines Stotterers, dem viel widerfährt, wovon er zunächst nicht weiß, wie er es benennen soll, über Seufzer und Schmerzensschreie bis zur gelungenen Aneignung der fremden Sprache: Mit Sartre gesagt, wird so die Kunst ausgebildet, „die lebendigen Dinge mit Hilfe der Schlinge der Sätze einzufangen“. Die zwanzig banalen Alltagsdinge, die bis zu Erscheinungen aus dem Panoptikum und Akustikum der TV- und Popkultur der Achtzigerjahre vorwiegend dem neuen Lebensmittelpunkt Lausanne entstammen, sind dem erst unverwechselbar werdenden Individuum gleichsam unter die Haut geschrieben: „Dinge, die gut für mich waren“, und „Dinge, die schlecht für mich waren“.
  Da ist zum Beispiel ein Kostüm für den Bühnenauftritt des Ich-Erzählers als Tänzer im Ensemble der Popgruppe Sakaryn, die einmal sogar einen Hit namens „Clara“ in den Charts landete: Auf Youtube ist die Nummer noch immer zu sehen und zu hören. Im ausgelassenen Tanz hatte Eugène bereits eine schwere Arthritis überwunden – ebenso wie im befreiten Redefluss das Stottern. Und so findet er auch zum Schreiben, unprätentiös, uneitel, auch ohne jene Salbungen, die ein Sartre noch für sich reklamierte.   
  „Ein unfassbares Land“ ist nicht Eugènes erstes Buch, es ist nur das erste, das ins Deutsche übersetzt worden ist, und zwar glänzend. Das französische Original erschien bereits 2007; im Titel trug es noch den metaphorischen Namen eines Lausanner Parks: „La Vallée de la Jeunesse“, in dessen Nachbarschaft der Ich-Erzähler bis zur Ankunft im Erwachsenenleben heranwuchs. Die Sprache dieses für das deutschsprachige Publikum noch zu entdeckenden Autors ist von bestechendem Charme, leiser Ironie und einer wundervollen Leichtigkeit auch gegenüber aller Schwere des Lebens. Aus Dingen sind hier Wörter geworden, Wörter, die selbst Dinge sind.
VOLKER BREIDECKER
Eugène : Ein unfassbares Land oder Die zwanzig Dinge meiner Kindheit. Roman. Aus dem Französischen von Tatjana Michaelis. Nagel & Kimche Verlag, Zürich 2014, 176 Seiten, 17,90 Euro, E-Book 13,99 Euro.
Eine Sprache voll leiser Ironie
und großer Leichtigkeit
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