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Die sechsundsechzigtägige Reise des Offiziers Alfons van Worden gibt den Handlungsrahmen ab für Potockis phantastisch-phantasievolles Erzählwerk 'Die Handschrift von Saragossa'. Seine Lust am Okkultismus wie die Lust am Galanten, gepaart mit einer intelligenten Immoralität, lassen den Roman ebenso reizvoll erscheinen wie seine Vorbilder 'Das Dekameron' und 'Die Erzählungen aus den 1001 Nächten'.

Produktbeschreibung
Die sechsundsechzigtägige Reise des Offiziers Alfons van Worden gibt den Handlungsrahmen ab für Potockis phantastisch-phantasievolles Erzählwerk 'Die Handschrift von Saragossa'. Seine Lust am Okkultismus wie die Lust am Galanten, gepaart mit einer intelligenten Immoralität, lassen den Roman ebenso reizvoll erscheinen wie seine Vorbilder 'Das Dekameron' und 'Die Erzählungen aus den 1001 Nächten'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2000

Wie man einer Dame aus der Wäsche hilft
Schauerromantik: Jan Graf Potockis "Die Handschrift von Saragossa" in einer neuen Übersetzung / Von Stefan Wackwitz

Ein umfangreiches französischsprachiges Konvolut von erotischen Gespenstergeschichten und Novellen, das man seit 1809 dem polnischen Grafen Jan Potocki zuschreibt, ist so etwas wie die blaue Mauritius der europäischen Bibliophilie und Literaturhistorie. In jenem Jahr erschien es in Leipzig in einer ersten deutschen Übersetzung, der in den nächsten Jahren verschiedene französische Ausgaben folgten - und erst 1847 eine sechsbändige polnische Übersetzung des Werks, deren Titel es schließlich bis heute behalten hat: "Rekopis znaleziony w Sarragossie", also etwa: "Die in Saragossa gefundene Handschrift".

Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts, dessen literarischen Idealen es wenig entsprach, ist das Buch fast vergessen gewesen. Den legendären Ruf, den "Die Handschrift von Saragossa" seit ihrer Wiederentdeckung in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts heute in eingeweihten Kreisen wieder genießt, verdankt das Buch nicht nur der eigenartigen Faszination, die von der elegant "postmodernen" Faktur des Texts und vom erotischen Dämonismus der Erzählung heute noch ausgehen. Auch die geradezu aberwitzigen Verwicklungen und Unsicherheiten der Textüberlieferung haben es mit sich gebracht, daß die Herausgeberfiktion der "Handschrift" durch die fast fiktional verzwickte Editionslage eine merkwürdige und unheimliche Beglaubigung erhält.

Jan Potocki ist eine der begabtesten und zugleich tragischsten Figuren des polnischen Hochadels gewesen. Seine faustisch-exzentrischen Züge (seit Przybyszewski und Mickiewicz scheint derlei zum Bild des polnischen Schriftstellers zu gehören) machen ihn zu einer geheimnisumwitterten Gestalt der literarischen Folklore, die im Bewußtsein heutiger Polen als einer ihrer großen Gescheiterten und Verkannten düster-romantisch präsent ist.

"Jan wollte so etwas wie der polnische Goethe sein", sagte mir neulich sein Ururururururenkel, der Vermieter des Palais Potocki, in dem heute das Krakauer Goethe-Institut untergebracht ist. "Als er erkennen mußte, daß man ihn in Europa als Schriftsteller nicht zur Kenntnis nahm, erschoß er sich mit einer Kugel, die er in langen Winterabenden aus einer Verzierung seines silbernen Samowars eigenhändig zurechtgefeilt hatte." Nirgends in Europa sind die Leistungen und Tragödien der Nobilität heute noch eine so lebendige Erinnerung wie in unserem östlichen Nachbarland.

Bis in die fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts ist Jan Potocki nicht als Schriftsteller, sondern als Historiker und Forschungsreisender bekannt gewesen. Noch Meyers Lexikon von 1927 bezeichnet ihn als "poln. Geschichtsforscher" und erwähnt seine damals noch nicht wiederentdeckten literarischen Aspirationen mit keinem Wort. Geboren ist er 1761. Zwölf Jahre jünger als Goethe, neun Jahre älter als Hölderlin, führte er schon als junger Mann das internationale Leben des europäischen Hochadels: studierte in Genf und Lausanne, interessierte sich für Mathematik und Naturwissenschaften und fand seine wissenschaftliche Bestimmung schließlich in der Geschichtswissenschaft, zu der damals, als noch nicht ausdifferenzierte Hilfswissenschaften, die Archäologie und die Ethnologie gehörten. Zwischen 1789 und 1810 veröffentlichte er eine Reihe glanzvoller und einflußreicher Untersuchungen zur Frühgeschichte der slawischen Völker: 1789 bis 1792 den "Essai sur l'histoire universelle et recherches sur la Samartie", 1796 die vierbändigen "Fragments histor. et géographiques sur la Scythie, la Sarmatie et les Slaves" und 1802 die "Histoire primitive des peuples de la Russie". Die ethnographische und archäologische Konkretion seiner Forschungen hat an der Schwelle zur modernen Welt Einblicke in Lebensformen und Gesellschaftsstrukturen einer Vorgeschichte aufbewahrt, die damals am östlichen Rand des Kontinents noch lebendig war und vielleicht noch in die Geschichte unseres Jahrhunderts gewirkt hat. So erlernte Potocki beispielsweise eine Geheimsprache, die von den tscherkessischen Fürsten während jährlich wiederkehrender Initiationsriten benutzt wurde, wenn sie sich im Herbst maskiert in die Wälder zurückzogen, um sechs Wochen lang unerkannt in einem Ausnahme- und Paralleluniversum zu leben, das als "Hinterwelt" ihre Alltagsgesellschaft steuerte - eine Bewußtseinsform, die Potocki auf Hinweise bei Herodot und Lukian zurückführt, die in seinem literarischen Hauptwerk wiederauftauchen wird und die mehr als oberflächliche Parallelen zur bolschewistischen Herrschaft aufzuweisen scheint.

Der Winter 1805 sieht ihn, auf einer russischen Expedition nach China, in Urge, dem heutigen Ulan Bator. Mit dem französischen Aeronauten Blanchard ist er 1788 in der Nähe Warschaus zu einem einstündigen Flug aufgestiegen, zu dessen Andenken König Stanislaus II. August eine Gedenkmünze prägen ließ. Gleichsam nebenher unterhielt er eine der ersten Druckereien Europas, erfand eine Geldprägemaschine, erwarb im Kampf mit arabischen Piraten einen Ruf als Seeheld und heiratete Julia Lubomirska, was ihn im südpolnischen Lancut zum Hausherrn eines der schönsten Landschlösser zwischen Krakau und Lemberg machte, in dem die exilierte französische Adelsgesellschaft während der Revolution ihren dem Untergang geweihten Lebensstil in den galizischen Weiten noch eine Weile lang aufrechterhielt.

Politisch gehörte Potocki allerdings zu jenen aufgeklärten Mitgliedern des europäischen Hochadels, die mit der Französischen Revolution zumindest zu Beginn sympathisierten. Der Parteigänger der Enzyklopädisten verkehrte in den frühen Jakobinerclubs, lernte Condorcet, La Fayette, Madame Helvetius und Volney kennen und war 1787 Augenzeuge des niederländischen Aufstands. Auch die merkwürdige Mischung aus illuminierter Menschheitsbeglückung und geheimbündlerisch-obskurantistischer Verschwörungsparanoia, die zum Untergrund der ersten europäischen Revolution gehört, findet sich in der Konstruktion jener Novellensammlung, die man ihm heute zuschreibt.

Deren früheste Spuren führen nach Sankt Petersburg, wo sich Potocki als Berater des Zaren Alexander I. und dessen Außenministers, des polnischen Fürsten Czartoryski, aufhielt und von wo aus er 1805 zu seiner mongolischen Expedition aufbrach. In der dortigen Bibliothek befinden sich die Korrekturbögen eines wahrscheinlich nie gedruckten französischsprachigen Werks, einer in ihrer Verbindung aus Erotik, "Hinterweltlichkeit" und Gespensterglaube ausgesprochen unheimlichen und anziehenden Sammlung romantischer Geistergeschichten. Die Herausgeberfiktion bezeichnet sie als das in Saragossa gefundene Manuskript eines französischen Offiziers der wallonischen Garde namens Alphonse van Worden, der, versprengt von seiner Einheit, auf dem Weg nach Saragossa einen Umweg durch die Sierra Morena gemacht und in einer verspukten Herberge um Mitternacht zwei offensichtlich maurische, überirdisch schöne junge Damen kennengelernt habe, die ihm ihre detailliert geschilderte erotische Gunst gewähren und, bevor sie im Morgengrauen verschwinden, den Abfall vom christlichen Glauben nahelegen. Danach, flüstern sie verheißungsvoll, würden sie ihm Zärtlichkeiten gewähren können, gegen die die bereits genossenen nur ein Vorgeschmack seien. Der erschöpfte Alphonse lehnt dies unter komisch-heroischen Hinweisen auf seine Ehre als christlicher Gentleman selbstverständlich ab, versinkt in einen tiefen Schlaf und findet sich erwachend unter einem Galgen wieder, an dem zwei halbverweste Leichen baumeln. Andere Reisende, darunter ein Räuber, ein Kabbalist, seine schöne Schwester Rebecca und ein von der dämonisch-erotischen Zumutung der beiden Succubi vollkommen verstörter junger Mann, erzählen ihm, auf die Tage einer lockeren Reise- und Rahmenhandlung verteilt, ihre eigenen Versionen desselben Spuks, der ihnen in dieser Gegend ebenfalls zugestoßen ist.

Diese "Ur-Handschrift", die sich in einer zweiten, nur halb so langen, dafür aber handschriftlich fortgesetzten Version in der Pariser Bibliothèque Nationale befindet, ist bereits von Puschkin und von den polnischen Dioskuren Mickiewicz und Slowacki hemmungslos bewundert worden. Dieser Bewunderung kann sich der Leser der nun bei Haffmanns von Manfred Zander vorgelegten Übersetzung in ein gediegenes, unprätentiöses und durchsichtiges Deutsch nur anschließen.

Die besonders detailliert, spannend und fein angelegte Schauerromantik jener dämonischen Übernachtungen erinnert an die schönsten Erzählungen von E.T.A. Hoffmann. Eine die Sinne noch des zeitgenössischen Lesers wirklich verwirrende Sensualität in der Schilderung des Gothic-novel-Dreiers machen den Anfang der "Handschrift" zu einem dem Wielandschen "Agathon" oder manchen Passagen der Goetheschen "Lehrjahre" gleichrangigen Klassiker des erotischen Spätrokoko. Was jedoch bisher weniger aufgefallen ist: Die Erzählung des Alphonse van Worden ist auch ein eigenständiges und originelles Kabinettstück komischer Literatur. Wie im "Don Quichote", bei Calderon oder in Lessings "Minna von Barnhelm" gewinnt die Komik der "Handschrift" ihre Fallhöhe aus den Verklemmungen, Hemmungen und Aufsteilungen des spätabsolutistischen Ehrenkodex. Und so erläutert der wackere Alphonse den schönen und verführerischen Gespenstern - die ihm ihren Café-au-lait-farbenen Teint in der vollen Rüstung ihrer komplizierten 18.-Jahrhundert-Dessous und umstrahlt von den blitzenden Glanzpunkten ihres Geschmeides seitenlang willigst präsentieren - seine Mitgliedschaft in der wallonischen Garde, die sich aus ihr ergebenden Ehrenpunkte und die Solidität seiner christlichen Erziehung so ausführlich, treuherzig und unfreiwillig komisch, daß der Leser, mehr als einmal leise stöhnend, die Hand hinter den Augen verbirgt. Wenn er den Zufall seiner militärischen Zugehörigkeiten doch nur einen Augenblick vergessen und sich an die Substanz der wichtigen Dinge, an die beiden Schwestern hier, halten würde, der Ehrentrottel! Was würden wir, die Leser, aus dieser Situation nicht alles zu machen wissen!

Häusliche Mißgeschicke schildert der wallonische Gardehauptmann im hohen Stil, als gehe es um den Schlachtenruhm seiner Familie oder um die Feinheiten seiner christlichen Erziehung: "Das Dach unserer Väter war nicht nur der Gegenwart seiner Herren, sondern auch eines Teils seiner Ziegel beraubt . . . Diese häusliche Überschwemmung mißfiel meinem Vater durchaus nicht, da sie ihn an die Belagerung von Lérida erinnerte, bei der er drei Wochen mit den Beinen im Wasser gestanden hatte."

Überhaupt van Worden senior! Er ist der Verfasser eines Handbuchs aller jemals vorgekommenen und zukünftig denkbaren Ehrverletzungen, wird von jedem, der sich duellieren will, aus ganz Europa brieflich konsultiert und ist ein rechter Ehrenkasperl. Zu seiner Hochzeit beschließt er, "alle Leute einzuladen, mit denen er sich geschlagen, ohne die natürlich, die er dabei getötet hatte" - ein Vorläufer, so scheint es, der allegorisch-komischen Figuren, die fünfzehn Jahre nach dem ersten Textzeugen der "Handschrift" Goethes "Wanderjahre" bevölkern werden. Es ist, als habe Potocki nach dem Vorbild des "Quichote" die Umwandlung einer vormodernen Gattung in eine moderne mit den Mitteln der Komik noch einmal bewerkstelligen wollen. Wie Cervantes' Roman die komische Verfallsform des Ritterepos ist, so stellt die "Handschrift von Saragossa" der Renaissancenovelle die komische Sterbeurkunde aus.

Die weitere Überlieferungsgeschichte dieses merkwürdigen Buchs scheint erklären zu können, warum es auf diesem Niveau im Rest des Textes jedoch nicht weitergeht. Die erste polnischsprachige Ausgabe von 1847 umfaßt viel Material, von dem wir nicht genau wissen, woher es stammt und wie es in diese erste "vollständige" Kompilation geraten ist. Die gespenstisch-erotische Obsession tritt in diesen Textteilen zurück; zum Teil werden bekannte Novellenstoffe oder didaktisch-biographisches Material (Erzählungen über Antonius und Cleopatra, kabbalistische und gnostische Reflexionen, die Legenden über Ahasverus, den ewigen Juden, die in der polnischen Kulturgeschichte offenbar eine wichtige Rolle spielen) dem Erzählerpersonal in den Mund gelegt. Die Methode der Verschachtelung und perspektivischen Verkleinerung immer neuer Geschichten in der Geschichte wird an die Grenzen der Verständlichkeit - und noch weit darüber hinaus - getrieben.

Wenn ein genauer Bauplan des Ganzen da ist, müßte er wahrscheinlich erst noch erforscht werden. Kukulski, der Herausgeber einer ersten (und schnell überholten) kritischen Ausgabe, hat 1956 angenommen, in der Polemik gegen Chateaubriands "Génie du christianisme" könnte sich der rote Faden des Gesamtwerks finden. Dem unbefangenen Leser fällt dieses oder ein anderes steuerndes Prinzip nicht auf. Aber er spaziert bis zum gewaltsamen und hinterweltlich paranoiden Schluß - in dem sich alle Geistererscheinungen als Machinationen eines unterirdischen islamischen Geheimreichs entlarven - gerne und mit einer gewissen kopfschüttelnd-amüsierten Bewunderung in diesem Irrgarten umher und denkt an Calvino, Thomas Pynchon oder Paul Wühr. Überhaupt wird vor allem das "postmoderne" Erzählen in der "Handschrift von Saragossa" eine Inkunabel ihrer eigenen Intentionen, Macharten und Formgesinnungen erkennen können. Mit dieser Vorläuferschaft hängt es jedoch zugleich zusammen, daß das neunzehnte und das zwanzigste Jahrhundert zumindest in seiner ersten Hälfte mit diesem Text wenig hat anfangen können.

In dem Jahrzehnt 1804 bis 1814 erschienen Jean Pauls "Flegeljahre", Goethes "Faust I" und seine "Wahlverwandtschaften", Madame de Staëls "Corinne" und Jane Austens erster Roman "Sense and Sensibility". Als sich Graf Jan Potocki 1815, offenbar von Depressionen überwältigt, erschoß, stand die napoleonische Nachrevolutionsordnung Europas vor dem Zusammenbruch und die bürgerliche Literatur des Kontinents auf der Schwelle zu ihrer klassischen Periode. Der psychologische Roman und das heroische Historiendrama sollten sie beherrschen, die Einfühlung und die Rührung, der Realismus und das Interesse an der Gesellschaft. Währenddessen hat jener esoterische Ruhm der "Handschrift", der mit Puschkins Lektüre begonnen hatte und der mit Jahrhunderten zu rechnen scheint, seinen gemächlichen Gang genommen. Daß er ans Ziel gekommen sei, wird man nicht behaupten wollen, obwohl der Warschauer kritischen Ausgabe von 1956 die Wiederentdeckung im Westen durch Roger Caillot folgte. Seit 1961 war Caillots Fassung im Insel-Verlag in einer Übersetzung von Louise Eisler-Fischer und Maryla Reifenberg greifbar. Man kommt nicht umhin, an Börnes Totenrede auf Jean Paul zu denken: "Er aber steht geduldig an der Pforte des zwanzigsten Jahrhunderts und wartet lächelnd, bis sein schleichend Volk ihm nachkomme." Der Autor der "Handschrift" steht an der Pforte des einundzwanzigsten.

Dabei hat das Nachwirken des neunzehnten Jahrhunderts im Geschmack des zwanzigsten den Blick dafür verstellt, wie wenig auch zentrale Werke unseres etablierten Kanons den Idealen der Einfühlung und des Realismus entsprechen. Schon bei unserem "größten Klassiker" finden sich die besten Beispiele dafür. Die allegorisch-soziologische Gesellschaftssatire im "Faust II", die humoralpathologische Melancholikerstudie der "Wahlverwandschaften", der so prä- wie postmoderne Experimentalroman der "Wanderjahre" sind sternenweit entfernt von Fontane und Keller, von Stendhal und Flaubert. Diese Werke, zu denen auch Jean Pauls späte Romane gehören und denen man Potockis "Handschrift" zur Seite stellen muß, bevölkern noch bis in die klassische Kunstperiode des neunzehnten Jahrhunderts hinein ein Paralleluniversum skeptisch-virtuoser, nichtrealistischer, oft komischer und jedenfalls merkwürdiger Literatur, deren Tiefen und Untiefen Leser der Zukunft vielleicht noch intensiver beschäftigen werden als uns heutige.

Jan Graf Potocki: "Die Handschrift von Saragossa". Roman. Aus dem Französischen neu übersetzt von Manfred Zander. Haffmans Verlag, Zürich 2000. 950 S., geb., 39,90 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Olga Martynowa preist das Buch des polnischen Grafen, der sich 1815 das Leben nahm, als "Jahrhundertwerk", das nun nach fast 200 Jahren zum ersten Mal vollständig veröffentlicht worden ist. Der vorliegende Roman, dessen französische Originalfassung heute verschollen ist, sei das "Ergebnis 50-jähriger Arbeit von zahlreichen Forschern", die ihn mühsam rekonstruiert haben. Das Resultat ist, wie die Rezensentin findet, ein "hinreißender Abenteuerroman", der neben Elementen der Gothic Novel und des Traktats auch an eine Enzyklopädie und an ein Tagebuch erinnert. Der Leser werde von dem abenteuerlichen Geschehen mitgerissen und könne sich einem "ungetrübten Lesevergnügen" hingeben, so die begeisterte Rezensentin, die zudem die Übersetzung überschwenglich lobt.

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