Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 3,50 €
  • Gebundenes Buch

Israel und die Palästinenser - kaum ein Konflikt beherrscht seit Jahren die Medien in solchem Maße, jedoch ohne dabei für Außenstehende verständlicher zu werden. Der Nahostkonflikt sei ein Thema, das sich laut Noam Chomsky schon Jahre im voraus als Vortragsthema anbieten läßt, ohne dass man jemals Gefahr liefe, inaktuell zu sein. Scheinbar eine Konfrontation ohne Ende. Aber warum ist das so?
"Keine Chance für Frieden" versammelt Noam Chomskys wichtigste Gedanken zu diesem verstörenden und kontroversen Thema und zeigt, wie amerikanische und israelische Interessen einen Frieden mit den
…mehr

Produktbeschreibung
Israel und die Palästinenser - kaum ein Konflikt beherrscht seit Jahren die Medien in solchem Maße, jedoch ohne dabei für Außenstehende verständlicher zu werden. Der Nahostkonflikt sei ein Thema, das sich laut Noam Chomsky schon Jahre im voraus als Vortragsthema anbieten läßt, ohne dass man jemals Gefahr liefe, inaktuell zu sein. Scheinbar eine Konfrontation ohne Ende. Aber warum ist das so?

"Keine Chance für Frieden" versammelt Noam Chomskys wichtigste Gedanken zu diesem verstörenden und kontroversen Thema und zeigt, wie amerikanische und israelische Interessen einen Frieden mit den Palästinensern verhindert haben und auch in Zukunft verhindern werden.
Autorenporträt
Noam Chomsky, geb. am 7. Dezember 1928, ist seit 1961 als Professor am Massachusetts Institute of Technology, MIT, tätig; seine Bücher über Linguistik, Philosophie und Politik erschienen in allen wichtigen Sprachen der Erde. Noam Chomsky hat seit den sechziger Jahren unsere Vorstellungen über Sprache und Denken revolutioniert. Zugleich ist er einer der schärfsten Kritiker der gegenwärtigen Weltordnung und des US-Imperialismus. Im Jahr 2010 wurde Noam Chomsky mit dem Erich-Fromm-Preis ausgezeichnet, 2014 mit dem Myschkin-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2005

Hornberger Schießen
Noam Chomsky, Alan Dershowitz und der Nahe Osten

Noam Chomsky: Keine Chance für Frieden. Warum mit Israel und den USA kein Palästinenserstaat zu machen ist. Aus dem Amerikanischen von Michael Haupt. Europa Verlag, Hamburg, Leipzig, Wien 2005. 266 Seiten, 19,50 [Euro].

Alan M. Dershowitz: Plädoyer für Israel. Warum die Anklagen gegen Israel aus Vorurteilen bestehen. Aus dem Amerikanischen von Bernhard Schmid. Europa Verlag, Hamburg, Leipzig, Wien 2005. 416 Seiten, 19,90 [Euro].

Der lang anhaltende Konflikt zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn - so hat es den Anschein - ist unlösbar. Die direkt betroffenen Akteure verfolgen gegensätzliche Ziele. Ihr Verhältnis zueinander ist durch abgrundtiefes Mißtrauen und Haß gekennzeichnet. Selbst dann, wenn eine "gemäßigte" Fraktion der einen oder anderen Seite Zugeständnisse offeriert, kann man sicher sein, daß die "Falken" auf beiden Seiten alles daransetzen, jede auch noch so schwache Aussicht auf eine politische Zwischenlösung zu zerstören. Auch auswärtige Mächte wie die Vereinigten Staaten oder die europäischen Staaten sind entweder nicht willens oder nicht in der Lage, die Militanz des Konflikts zu mildern.

Weil aber der Konflikt, dessen Kern seit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 die Frage nach einer lebensfähigen Koexistenz zweier Staaten auf dem Boden Palästinas ist, nicht lokal begrenzt werden kann und weil er als Hefe für andere Konflikte im Nahen und Mittleren Osten sowie zwischen dem politischen Islam und dem demokratischen Westen wirkt, darf man woanders angesichts der verzwickten Lage nicht einfach die Achseln zucken und den Dingen ihren Lauf lassen. Die Konfrontation muß und kann abgemildert und aus der Sphäre der Gewalt herausgelöst werden. Wie bei so vielen anderen scheinbar unlösbaren Konflikten, die heute nur noch Erinnerungsmaterial sind, wird es auch hier darum gehen, mit großer Geduld zunächst einmal für solche asymmetrische Lösungen zu werben und sie durchzusetzen, durch die im Verlauf der dann einsetzenden Entwicklung alle Konfliktparteien ihren Gewinn haben.

Wie das bei politisch hochbrisanten Dauerkonflikten üblich ist, gibt es unter den davon Betroffenen, aber auch unter den Konfliktbeobachtern heftige Auseinandersetzungen darüber, wer für die Konfliktursachen verantwortlich zu machen ist, wer für seine Eskalation und anhaltende Dynamik die Schuld trägt. Oft gerät dieser Streit so heftig, daß sich den daran Beteiligten die historischen Sachverhalte verzerren. Viele, die eine starke Meinung äußern, wissen gar nicht genau, worum es eigentlich geht. Da könnte doch, mag man sich im Europa Verlag gesagt haben, ein publizistischer Doppelschlag Abhilfe schaffen. Wenn man einen hitzköpfigen Israel-Kritiker und einen entschlossenen Verteidiger Israels gegeneinander antreten läßt, werden zwei politische Fraktionen zugleich bedient, und irgendwie macht es auch den Eindruck von Liberalität. Die einen werden sich an Noam Chomsky halten, die anderen an Alan Dershowitz, und wer beide Bücher liest, dem wird sich schon ein argumentativer Mittelweg auftun. Leider funktioniert das nicht. Das Buch von Chomsky ist eigentlich gar keins, vielmehr aus längeren Texten zusammengesetzt, die zur Hälfte schon über zehn Jahre alt sind, zur anderen Hälfte aus dem Jahr 1999 stammen. Außerdem wäre Chomsky der heißeste Kandidat für den Nobelpreis, gäbe es einen für Polit-Gelabere. Mit einer nicht mehr überschaubaren Zahl an Publikationen über die Verdammnis der Vereinigten Staaten als übelster Schurkenstaat der Welt hat er einen gewissen Ruhm gewonnen, den er nicht ohne Eitelkeit zur Schau stellt. Israel, findet Chomsky, ist eine Marionette der Vereinigten Staaten. Und während die PLO und Arafat sich immer mehr verständigungsbereit gezeigt hätten, führten Amerika und die israelischen Regierungen das Lager der "Verweigerer" an, die sich allen berechtigten palästinensischen Forderungen widersetzen. Dies ist der Kern seiner krausen Botschaft, und damit begnügt er sich.

Dershowitz macht es besser, aber auch nicht optimal. Er ist Rechtsanwalt von Beruf, und sein Buch ist so aufgebaut, als wolle er eine Jury überzeugen. Es besteht aus 32 Kapiteln, die alle gleich strukturiert sind: Am Anfang steht ein "Vorwurf" an Israel, dem eine Reihe von Zitaten der "Ankläger" nachgestellt wird (unter ihnen finden sich häufig Passagen von Edward Said und Chomsky). Es folgt unter der etwas zu forschen Überschrift "Die Realität" die Zurückweisung des Vorwurfs. Daran schließt sich der "Beweis" an. Mit dieser Anordnung erweckt er freilich den Eindruck der übertriebenen Einseitigkeit, der im übrigen durch das im Ton viel zu schrille Vorwort von Henryk M. Broder verstärkt wird. Dabei bieten die Ausführungen von Dershowitz alles in allem eine ausgewogene und faire Darstellung des Konflikts und der darin verstrickten Parteien. Sein Plädoyer für eine Zwei-Staaten-Lösung setzt voraus, daß die Palästinenser "ihren unrealistischen Traum - und Israels Albtraum - von der Rückkehr mehrerer Millionen Menschen" aufgeben, also von denjenigen, die 1948 und später aus dem Gebiet des heutigen Israel vertrieben wurden oder wegzogen, samt ihren Nachkommen. Genau das allerdings ist die entscheidende Frage. An ihr sind die vielversprechenden Verhandlungen zwischen Barak, Arafat und Clinton 2000/2001 gescheitert. Es wird nicht leicht sein, die Palästinenser zu überzeugen, daß sie mit der Rückkehrforderung ihre eigene Zukunft blockieren.

Dershowitz hat mit seinem zwar einseitigen, aber sehr bedenkenswerten Plädoyer eine Möglichkeit der Konfliktbewältigung aufgewiesen. Es gäbe noch viel mehr zu bedenken. Von Chomsky darf man da keinerlei Hilfe erwarten.

WILFRIED VON BREDOW

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Thorsten Schmitz hat dieses Buch des Sprachwissenschaftlers und den Palästinensern zugeneigten Noam Chomsky mit Objektivität nichts zu tun. Die Meinungsbildung des Autors findet Schmitz zudem reichlich einseitig. Wenn er es dennoch nicht für nötig hält, den Leser ausdrücklich vor diesem (immerhin politischen) Text zu warnen, so liegt das wohl an der "Zahnlosigkeit" des Buches: Elf Jahre, so Schmitz, haben die Texte (ausgenommen das Vorwort) bereits auf dem Buckel, und eine These, die diesen Namen verdient hätte, sucht der Rezensent auch vergebens. Das Dreinschlagen auf die USA als rücksichtslosem Rohstoffjäger entlockt ihm ein herzhaftes Gähnen.

© Perlentaucher Medien GmbH