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Julia Franck, die achtjährig mit ihrer Familie die DDR verlassen hat, lädt zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls Autoren aus Ost und West ein, sich an die Grenze zu erinnern: Entstanden sind Geschichten, die an ehemalige Grenzorte erinnern, die von Angst und Wut erzählen, aber auch von Hoffnung und dem Triumph, diese Grenze überwinden zu können. Sie zeichnen ein Bild der konkreten Grenzorte, die heute vielfach nicht mehr sichtbar sind und sprechen von der Bedeutung des Eisernen Vorhangs als Hindernis, als Schwelle und als Verbindung zwischen Ost und West.
"Die höchst unterschiedlichen
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Produktbeschreibung
Julia Franck, die achtjährig mit ihrer Familie die DDR verlassen hat, lädt zum zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls Autoren aus Ost und West ein, sich an die Grenze zu erinnern: Entstanden sind Geschichten, die an ehemalige Grenzorte erinnern, die von Angst und Wut erzählen, aber auch von Hoffnung und dem Triumph, diese Grenze überwinden zu können. Sie zeichnen ein Bild der konkreten Grenzorte, die heute vielfach nicht mehr sichtbar sind und sprechen von der Bedeutung des Eisernen Vorhangs als Hindernis, als Schwelle und als Verbindung zwischen Ost und West.

"Die höchst unterschiedlichen Beiträge, die in diesem Band aufeinander treffen, öffnen jenen Raum, die Grenze - den Grenzraum, der trennend wirken sollte und zu dem doch beide Seiten gehören. Im Dazwischen, auf der Schwelle, hier befindet sich die Grenze; ihre Überwindung wie ihre Öffnung liegt im Erzählen."
Julia Franck
Autorenporträt
Julia Franck wurde 1970 in Berlin geboren. Sie studierte Altamerikanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der FU Berlin. 1997 erschien ihr Debüt 'Der neue Koch', danach 'Liebediener' (1999), 'Bauchlandung. Geschichten zum Anfassen' (2000) und 'Lagerfeuer' (2003). Sie verbrachte das Jahr 2005 in der Villa Massimo in Rom. Für ihren Roman 'Die Mittagsfrau' erhielt Julia Franck den Deutschen Buchpreis 2007. Der Roman wurde in 40 Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt (2023, Regie: Barbara Albert). Nach 'Rücken an Rücken' (2011) erschien zuletzt 'Welten auseinander' (Platz 1 der SWR-Bestenliste). Für ihr Werk wurde sie 2022 mit dem Schiller-Gedächtnis-Preis ausgezeichnet.Literaturpreise:1995 Siegerin beim Open Mike-Wettbewerb1998 Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste1999 Stipendium der Stiftung Niedersachsen2000 3sat-Preis in Klagenfurt2004 Marie Luise Kaschnitz Preis2005 "Roswitha Preis" der Stadt Bad Gandersheim2007 Deutscher Buchpreis2010 war die englische Ausgabe der 'Mittagsfrau' auf der Shortlist des Independent Foreign Fiction Prize und auf der Shortlist des 'Jewish Quaterly' sowie für den internationalen IMPAC nominiert.2022 Schiller-Gedächtnis-Preis
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2009

Im Jahr der Schlange

Fünfzig Schriftstellerstimmen zum Jahrestag des Mauerfalls. Der irritierende Befund: Der historische Moment war schon vielen Zeitgenossen entrückt. Die Ignoranz der Westdeutschen verstört die Bestseller-Autorin Julia Franck.

Von Felicitas von Lovenberg

Vor fast zwanzig Jahren, am 7. Oktober 1989, beging die DDR ihren vierzigsten Jahrestag. Diese Zeitung fragte damals Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle beider deutscher Staaten, was sie sich von Gorbatschows DDR-Besuch anlässlich der Feierlichkeiten erwarteten. Die Antworten, die Martin Walser, Günter Kunert, Peter Kunze, Jurek Becker und andere in dieser Umfrage gaben, sind längst historisch geworden. Die schlichteste und pointierteste Äußerung kam von Lutz Rathenow aus Ost-Berlin. Rathenow schrieb, er hoffe auf Zustände, "bei denen ein Brief von der F.A.Z. bis in einen Briefkasten keine 10 Tage braucht. Und ich noch froh sein kann, dass er überhaupt ankam, da ich auf einige Post seit Monaten vergeblich warte. Auch wünschte ich mir ein Telefon, das ich regelmäßig benutzen kann." Auf manche andere Antwort aus der DDR wartete man vergeblich.

Kurz darauf fiel die Berliner Mauer, und noch immer wartet eine junge deutsche Schriftstellerin auf Post, auf Antworten, die ihr das für sie Unbegreifliche erklären: wie man vor dem 9. November 1989 irgendwo in Deutschland leben und denken konnte, ohne sich Gedanken über die Grenze zu machen. Im vergangenen Jahr hat die Schriftstellerin einen langen Brief verschickt, in dem sie sich an ihre eigene Ausreise aus der DDR erinnert, 1978, da war sie gerade acht. Neun Monate lang lebte sie mit ihrer Mutter und drei Geschwistern im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde: statt der erhofften Freiheit Quarantäne, Sicherheitszaun, Lebensmittelmarken, Besuch nur nach vorheriger Anmeldung. "Die Kompassnadel für das Wort ,drüben' hatte ihre Nordung verloren, sie zeigte nicht mehr den Westen, sie zeigte überhaupt nicht mehr eindeutig, mal zeigte sie von Ost nach West, mal von West nach Ost - mit diesem Wort fehlte auch mir die sonst so feste Nordung eines Deutschen inmitten seiner Teilung." Als die Mauer fällt, kann sie sich nicht freuen: "Ich traute meinen Augen und Ohren nicht, wochenlang, monatelang." Der Westen hatte vom Osten nichts wissen wollen, und jetzt warfen sich ihm die Menschen im Osten so jubelnd an den Hals, "dass mir schlecht wurde". Julia Francks Brief, mit dem sie jene, "um deren einschlägige Erfahrungen wir wissen", ebenso um einen Beitrag gebeten hat wie jene, "die bislang kein öffentliches Verhältnis zum anderen Deutschland artikuliert haben", bildet die Einleitung zum Band "Grenzübergänge", in dem sie zusammen mit Schriftstellerkollegen an die deutsch-deutsche Grenze erinnern und diese erzählend, lesend zu überwinden sucht.

Es mag am prüfenden, herausfordernden Ton, dem "Zeigt euch!" dieses Briefes gelegen haben, dass die Ausbeute nicht so reich war wie erhofft; bei neun der 22 Beiträge, etwa von Thomas Brussig, Ingo Schulze, Claudia Rusch und Günter Grass, handelt es sich überdies um Nachdrucke. Für jemanden, der im Westen groß wurde, konnte die Grenze gar nicht so traumatisch durch die eigene Biographie schneiden, sie in ein so klares Davor und Danach spalten wie für Julia Franck. Man kann ihren Wunsch, die singuläre persönliche Erfahrung zu teilen, nachvollziehen. Rätselhaft hingegen bleibt, wieso sie den eigenen Schmerz zum Maßstab für die Bewertung völlig anderer Erfahrungen erklärt. Dass die Grenze den Westen stärker vom Osten als den Osten vom Westen getrennt hat, nimmt sie regelrecht persönlich: "Auf manchen Text werde ich noch Jahre hoffen, gerade dort, wo mancher um Verzeihung bat, aber er könne keinen Text schreiben, weil ihm die Erfahrung fehle." Diese häufig gegebene Antwort aus dem Westen, so Franck, hätte sie gern mehrfach abgedruckt, sei die dort allseits "fehlende Erfahrung" doch "ein Bekenntnis ganz besonderer Art": "Wie, das frage ich mich, kann es hier einen geben, der zum Mauerfall erwachsen war und doch keinerlei Erfahrung mit der Grenze hat und dessen Nicht-Erfahrung zumindest dem Schriftsteller nicht Grund genug sein könnte, über diesen Mangel nachzudenken?"

Julia Francks vermessene Frage wird laut und deutlich beantwortet - allerdings nicht in dem von ihr herausgebenen Band. Nach vielen großen und kleinen, schweren und leichten, zornigen und schelmenhaften Wende-, Vorwende- und Nachwenderomanen, nach Referenzgrößen wie Ingo Schulzes "Neue Leben" und Uwe Tellkamps "Turm" laden in diesem neunzehnten Frühjahr seit dem Mauerfall zahlreiche Neuerscheinungen dazu ein, die eigene Erinnerung anhand der von anderen zu schärfen. Francks Sammlung "Grenzübergänge" wird eindrucksvoll ergänzt von der Anthologie "Die Nacht, in der die Mauer fiel", für die fünfundzwanzig Autoren eigene Beiträge verfasst haben. Gerade weil die Leitfrage des Herausgebers Renatus Deckert, wie und wo man den 9. November 1989 erlebt hat, heute kaum noch jemandem zum ersten Mal gestellt wird, war sie offenbar leichter und lieber zu beantworten als die von Julia Franck nach der persönlichen Grenzerfahrung. Beide Bücher zusammen, 47 Texte von mehr als vierzig namhaften Autoren aus Ost und West, sind mindestens so ergiebig wie ein ganzer Wenderoman. Sie zeigen jedoch auch, dass stark literarisierende Antworten, also all jene Rückschreiben, die partout mehr sein wollen als persönliche Erinnerung, hier wenig bringen. In dieser Hinsicht muss man geradezu froh sein, dass Julia Francks impliziter Aufforderung, sich doch wenigstens, wozu ist man Schriftsteller, eine Grenzerfahrung zu erschaffen, wenn man tatsächlich keine nennenswerte eigene hatte, nicht mehr Autoren nachgekommen sind. Simulation von Erinnerung kann eine Kunst sein - aber nicht, wenn es um das Ereignis geht, das für Millionen Deutsche das Ende der staatlich erzwungenen Verstellung bedeutete.

Ton und Tenor nach sind die Autoren aus Ost und West kaum zu unterscheiden - und was die Erfahrung der entscheidenden Nacht angeht, so haben sie auf beiden Seiten viele ähnlich ahnungslos verbracht wie die damals fünfzehnjährige Antje Rávic Strubel: "Mein Gedächtnis für diese Nacht ist leer. Und das kann nur heißen: Ich habe tief geschlafen." Nebenbei weist sie auf den kalendarischen Zufall hin, dass ausgerechnet 1989 im chinesischen Horoskop das Jahr der Schlange war. Skepsis als allererste, instinktive Reaktion ist verbreitet. Reinhard Jirgl, als Beleuchtungstechniker an der Berliner Volksbühne mit einer Tschechow-Aufführung beschäftigt, hört in Aufführungspausen Fetzen der Radionachrichten: ":?Soll Diese Nachricht tatsächlich auch jemandem wie ?mir gelten. Besser hierbleiben, - und so gehe ich schließlich, weit nach Mitternacht, heim." Auch der Dresdner Thomas Rosenlöcher gibt zu, sich den 9. November "für den Privatgebrauch erst erfinden" zu müssen: "Und sei es nur, um mich ebenfalls als ,Wahnsinn' murmelndes Einverständnispartikel in die Geschichte einzuklinken."

Dieses Einklinken erfolgte für jene, die nicht ohnehin erst am Tag danach vom 9. November erfuhren, über die Fernsehnachrichten. Einhelliges, perplexes Staunen beim Blick auf den Bildschirm. Ins Misstrauen den eigenen Empfindungen gegenüber mischt sich bei vielen West-Autoren ein kurz aufzuckendes "Was geht mich das an?": "Ich habe die Sache mit dem Mauerfall zunächst gar nicht verstanden", schreibt etwa Michael Lentz mit erfrischender Drastik. "Die Leute gingen auf der Mauer spazieren, kletterten auf ihr herum, begannen bereits, sie zu zerstören, waren ausgelassen, trunken. Ich saß in München mit meinem Studienkollegen und Mitbewohner Jochen vor dem einzigen Fernseher in der ganzen WG, mich langweilte das Thema, irgendeine Sendung war unterbrochen worden, wir starrten in die viel zu kleine Kiste." Ulrike Draesner sieht sich ebenfalls von einer Münchner Mattscheibe auf Distanz gehalten: "Über den Fernseher schwappten immer wieder Gefühle herbei, doch sie waren in gewisser Weise (zu) billig zu haben." "Der 9. November selbst aber bleibt ein Tag ohne mich", schreibt Marcel Beyer. "Die kleine Dachwohnung in Köln, der taubengraue Teppichboden, der Fernseher: Ich saß diesseits des Bildschirms, während sich jenseits der gewölbten Glasscheibe Geschichte ereignete, jetzt, in diesem Augenblick."Im Osten wurde die Möglichkeit, sich live in die Geschichte einzuschalten, Rosenlöcher zufolge eher genutzt: "Selbst der Ostler, der seinen Fuß niemals zu demonstrativen Zwecken auf die Straße setzt, konnte sich vom Sofa aus angesichts der auf der Mauer herumtanzenden Gestalten für einen Aktivisten der ersten Stunde halten."

Hans-Ulrich Treichel, wie Marcel Beyer und F. C. Delius mit klugen Texten in beiden Anthologien vertreten, erinnert sich an Kerzen, die auf der heimischen Fensterbank für die Cousinen und Cousins, Onkel und Tanten im Osten entzündet wurden, an den Paketaustausch zu Weihnachten und unantastbare Dresdner Christstollen auf der Anrichte. Doch bei der konkreten Erinnerung an den Tag der Tage muss auch er passen: Sein Kalender verzeichne am 9. November lediglich einen Arztbesuch am Morgen und tags darauf ein Seminar über Gottfried Benn.

Die Schwierigkeit, sich an den Tag des Mauerfalls zu erinnern, besteht für viele offenbar darin, sich an die Person zu erinnern, die man selbst damals war; eine ambivalente Erfahrung. Katja Oskamp beschreibt sich als "flatterhaftes Mädchen" von neunzehn Jahren, Ulrich Peltzer zeigt sich beunruhigt über die Entdeckung, dass er zwischen dem Tag des Mauerfalls und dem darauffolgenden Januar nichts mehr in sein Notizbuch geschrieben hat außer ein paar Zeilen, die bis zur Unkenntlichkeit durchgestrichen sind. Der Grund? "Scham über das, was man gedacht hat, möglicherweise. Über den, der man war." Auch für Kathrin Schmidt verbindet sich Scham mit dem Datum: Zum Zeitpunkt des Mauerfalls war sie eines jener zahlreichen SED-Mitglieder, die glaubten, das System von innen her unterwandern zu können. "Wenn ich heute daran denke, schäme ich mich. Es ist inzwischen eine irgendwie geerdete Scham. Dieser Parteibeitritt gehört zu meinem Leben, ich möchte ihn nicht verschweigen."

Über den Mangel an Erfahrung, an Charakter, an Reaktionsvermögen, wird also auf beiden Seiten durchaus nachgedacht. Trotzdem dürften viele Texte der konkurrierenden Anthologie nicht in Julia Francks Sinne sein, nicht nur jener von Emine Sevgi Özdamar, die für beide Bände passagenweise identische Texte beigesteuert hat. Auch hier ist der auf das Datum hin neu geschriebene erhellender: die Schilderung eines verliebten sozialistischen Bummels mit einem Istanbuler Freund, den sie am 9. November ins Berliner Ensemble und Pergamon-Museum führt. Am Abend kehrt das Paar beseelt in den Westen zurück - und hat nichts mitbekommen. So nah kann man dran sein und doch nichts merken. "Wer war dabei, ich nicht", stellt auch Thomas Lehr fest.

Worauf es Julia Franck ankommt, ist klar: Erst im Bewusstsein des Davor kann das Danach seine volle Wirkung entfalten. Aber jene, die die Grenze intensiv gespürt hatten, bevor sie verschwand, waren deshalb nicht besser vorbereitet. "Jeder hatte diesen historisch flackernden Blick", beobachtet Durs Grünbeins Alter ego. Rufus R. kann nicht sagen, ob er wütend, traurig oder euphorisch ist, das persönliche Empfinden ist längst Nebensache: "Mehr Dabeisein in einem historischen Augenblick war ihm niemals beschieden, weder vorher noch nachher." Dieses Gemeinschaftsgefühl verbot sich auf der anderen, passiven Seite von selbst. Der Journalist Detlef Kuhlbrodt bringt es auf den Punkt: "Man spürte, es war ein historischer Moment, bei dem man zu Gast war."

Es ist diese Scheu, sich ein Ereignis anzueignen, zu dem man selbst nicht beigetragen hat, nicht in Worten und Gedanken und schon gar nicht in Taten, die wohltuend aus allen Beiträgen der Schriftsteller aus dem Westen spricht. Einzig Roger Willemsen stellt dem Land, das für ihn aus einer ökonomisch zurückgebliebenen östlichen und einer moralisch retardierten westlichen Hälfte besteht, eine vom Zivilisationsmüll angeekelte Großdiagnose aus: "Die Grenze war einfach größer als die Menschen, und da, als die Mauer fiel, auch die Utopien fielen, fand man sich für kurze Zeit in einem wunschlosen Zustand . . . Wo aber ,Video Worlds' und ,Hair-Treffs' schon entstanden waren, da fühlte man bereits die Diskrepanz zwischen der Sehnsucht nach dem Produkt und der Enttäuschung bei seinem Eintreffen."

Genau umgekehrt verhält es sich mit diesen beiden Büchern: Wo man zum Jubiläum des Mauerfalls eher Ermüdung ob publizistischer Überproduktion befürchtet hätte, kann man sich plötzlich nicht sattlesen an diesen literarischen Zeugnissen. Gerade weil der Einzelne darin meist quer zu den Ereignissen steht, sind es Beglaubigungen der friedlichen, sinnvollen Veränderbarkeit der Welt. Als solche kommen sie gerade rechtzeitig, weil die individuelle Erinnerung zum Jahrestag vom kollektiv abrufbaren Pool historischer Fernsehbilder allzu leicht weggeschwemmt zu werden droht. Darum sollte man sich den gerade in ihrer Vielstimmigkeit überzeugenden Rückblicken zuwenden und erinnernd, lesend wieder und wieder die Grenze überschreiten und die Mauer stürzen sehen.

"Die Nacht, in der die Mauer fiel". Schriftsteller erzählen vom 9. November 1989. Herausgegeben von Renatus Deckert. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 240 S., geb., 8,90 [Euro].

"Grenzübergänge". Autoren aus Ost und West erinnern sich. Herausgegeben von Julia Franck. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009. 282 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dass die Textausbeute bei der Zusammenstellung dieses Bandes zum Jahrestag des Mauerfalls sich als nicht so ertragreich erwies, wie die Herausgeberin sich erhofft hatte, ist für Felicitas von Lovenberg eher ein Segen. Literarisierte Erinnerung hätte Lovenberg gar nicht lesen wollen. Die persönliche Betroffenheit Julia Francks über ausgebliebene Antworten auf ihre Anfrage bei Schriftstellerkollegen aus Ost und West, sich an die deutsch-deutsche Teilung zu erinnern, kann sie darum nicht nachvollziehen, Francks eigene, schmerzhafte Ausreiseerfahrung in Ehren. Um so mehr freut sich die Rezensentin, wenn die 22 Beiträge (unter anderem von Marcel Beyer und F. C. Delius) in ihrer Vielstimmigkeit am Ende doch so manchen Wenderoman aufwiegen und den kollektiven Fernsehbildern etwas entgegenzusetzen vermögen.

© Perlentaucher Medien GmbH
Dass die Textausbeute bei der Zusammenstellung dieses Bandes zum Jahrestag des Mauerfalls sich als nicht so ertragreich erwies, wie die Herausgeberin sich erhofft hatte, ist für Felicitas von Lovenberg eher ein Segen. Literarisierte Erinnerung hätte Lovenberg gar nicht lesen wollen. Die persönliche Betroffenheit Julia Francks über ausgebliebene Antworten auf ihre Anfrage bei Schriftstellerkollegen aus Ost und West, sich an die deutsch-deutsche Teilung zu erinnern, kann sie darum nicht nachvollziehen, Francks eigene, schmerzhafte Ausreiseerfahrung in Ehren. Um so mehr freut sich die Rezensentin, wenn die 22 Beiträge (unter anderem von Marcel Beyer und F. C. Delius) in ihrer Vielstimmigkeit am Ende doch so manchen Wenderoman aufwiegen und den kollektiven Fernsehbildern etwas entgegenzusetzen vermögen.

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