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Rino und Cristiano Zena, Vater und Sohn, leben in einem heruntergekommenen Haus am Rande der Stadt. Cristiano ist dreizehn und soll ein harter Kerl werden, wie sein Vater. Rino ist ohne Job, meist ohne Geld und voller Wut auf die da oben. Doch er liebt seinen Sohn und behandelt ihn mit rauer Zärtlichkeit. Ohne ihn könnte er nicht leben.
Entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, schlagen beide sich durchs Leben, gemeinsam mit zwei Freunden, die auch nicht gerade vom Glück verfolgt werden.
Der eine, Quattro Formaggi, ist nach einem Unfall ein wenig langsam im Kopf. Ein Eigenbrötler,
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Produktbeschreibung
Rino und Cristiano Zena, Vater und Sohn, leben in einem heruntergekommenen Haus am Rande der Stadt. Cristiano ist dreizehn und soll ein harter Kerl werden, wie sein Vater. Rino ist ohne Job, meist ohne Geld und voller Wut auf die da oben. Doch er liebt seinen Sohn und behandelt ihn mit rauer Zärtlichkeit. Ohne ihn könnte er nicht leben.

Entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, schlagen beide sich durchs Leben, gemeinsam mit zwei Freunden, die auch nicht gerade vom Glück verfolgt werden.

Der eine, Quattro Formaggi, ist nach einem Unfall ein wenig langsam im Kopf. Ein Eigenbrötler, der seine Geheimnisse hat. Der andere, Danilo, sitzt Tag für Tag in der Bar Bumerang und träumt vom großen Geld und, wie es wäre, wenn er und seine Freunde den Geldautomaten aus der Bank gegenüber klauen würden. Einfach die Mauer umnieten, den Kasten mitnehmen und - Bingo!

In einer einzigen Nacht, in der ein Unwetter die Landschaft verwüstet, fordern sie ihr Schicksal heraus und hoffen, dass Gott auf ihrer Seite ist. Doch danach ist nichts mehr so, wie es einmal war.

›Wie es Gott gefällt‹ nimmt den Leser mit in eine unbarmherzige Welt, in der es dennoch eine zärtliche Anteilnahme gibt, weil Niccolò Ammaniti seine Figuren liebt.
Autorenporträt
Niccolò Ammaniti wurde 1966 in Rom geboren, wo er auch heute lebt. Er zählt zu den erfolgreichsten und beliebtesten Autoren Italiens. Seine Romane sind in mehr als 30 Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.12.2008

Entfesselt wie die Elemente

Pizza Pasolini mit dreierlei Käse: Im Unterschichtroman "Wie es Gott gefällt" lässt Niccolò Ammaniti ein Trio auf Italien los, dem alles misslingt, was nur schiefgehen kann.

Was viele Urlauber nicht wissen: Bella Italia hat ein massives Unterschichtproblem. Niccolò Ammaniti ist sein Zeuge, sein Dante und Dostojewski. Ohne Schulabschluss, Arbeit und Pomade, umzingelt von Umgehungsstraßen und Konsumhöllen, vegetiert in den Vorstädten ein junges Lumpenproletariat dahin, das deutsche Intensivtäter und selbst eingeborene Mafiastrolche wie Waisenknaben aussehen lässt. Zerfressen von Sozialneid und der Wut der Verzweiflung, dröhnen sich junge Italiener mit Grappa aus der Zweiliterflasche und Gras, Adrenalin und Testosteron zu und brüten rassistisches, sexistisches und neonazistisches Gedankengut aus. Dumpf, brutal und körperlich vital, aber von Gott und selbst Padre Pio verlassen, vertreiben sie sich die Zeit mit "geilen Schlampen", Komasaufen, Hundemassakern und Schlägereien; ihre kulturellen Bedürfnisse befriedigen sie mit der "Gazetto dello Sport" und dem Blödsinn des Berlusconi-Fernsehens. Sie greifen subito zum Schlagring, wenn ihre frisierten Roller von den Harleys reicher Schnösel überholt werden, denn: "Wenn Gott jemanden schlägt, trifft es immer den Schwächsten."

Christus kam ersichtlich nicht bis Varrone. Aber drei besonders gottverlassene Unterschichtler hat Ammaniti auserwählt und seiner erzählerischen Gnade teilhaftig werden lassen. Rino, der alleinerziehende Skinhead, hat seine Bruchbude mit Bierdosen, Schusswaffen und Hakenkreuzfahnen dekoriert und zieht sich den Grappa und die Casting-, Koch- und Teleshoppingshows mit nackten Frauen bis zum bitteren Ende rein: "Sollte er nun pissen oder kotzen?" Mit Springerstiefeln, Eisenstangen und wüsten Worten knüppelt er alles nieder, was sein leicht entflammbares Gerechtigkeitsgefühl verletzt: osteuropäische Billiglöhner, schwarze Straßenhändler, reiche "Schnallen", arme Köter. Der Neonazi, selber ein gebranntes Waisen- und Heimkind, hat nur eine schwache Stelle: Cristiano. Rino liebt seinen dreizehnjährigen Sohn mit der brutalen Zärtlichkeit des Totschlägers, der sein Herz auf dem rechten Fleck hat. Der Junge soll es einmal besser haben, und deshalb muss er mit harter Hand erzogen werden: "Du musst so stark sein, dass niemand dir weh tun kann." Cormac McCarthy hat kürzlich in "Die Straße" eine ähnliche Vater-Sohn-Beziehung beschrieben; aber verglichen mit Rino, ist sein postapokalyptischer Endzeit-Cowboy verteufelt human. Auch seinen Freunden ist Rino ein guter Vater, selbst wenn er sie schon mal zum Spaß in der Jauchegrube schmoren lässt. Quattro Formaggi hat seinen Spitznamen von der Pizza und ist auch sonst ein käsiger, ultrahocherhitzter Teigfladen: Seit einem Unfall "langsam im Denken", bastelt der schizophrene Spastiker Krippen und betet Ramona, die Pornoqueen aus dem Müll, an. Auch mit Danilo meinte es Gott nicht gut: Seit seine Tochter durch seine Schuld ums Leben kam und seine Frau ihn verließ, ist er besessen von der fixen Idee, seine Menschenwürde und Teresa mit einem Banküberfall zurückzugewinnen.

Ammanitis infernalisches Trio zieht nicht gerade Sympathien auf sich, obwohl alles, was die drei anfassen, komisch wie im Slapstick-Film schiefgeht. Der große Coup im Blitzlicht einer stürmischen Gewitternacht gerät zum erbärmlichsten Fiasko: Quattro Formaggi vergewaltigt und tötet ein kleines Luder, das ihn an Ramona erinnert, bahrt die Leiche hilflos in seiner Krippe auf und dreht, als Gottes Stimme verstummt, vollends durch. Rino verschläft im Suff seinen Einsatz und fällt ins Koma. Danilo fährt beim Versuch, einen Geldautomaten im Alleingang zu knacken, einen Alfa Romeo zu Schrott; als er sich aufhängen will, reißt der Strick.

Mehr Glück hat Beppe, Rinos sexuell gehemmter Bewährungshelfer. Von Schuldgefühlen geplagt, seit er seine Mama einsam sterben ließ, überfährt der Sozialarbeiter zwar auf dem Heimweg von einem missglückten Liebesabenteuer einen Schwarzen. Aber Gott erhört seine Gebete und Gelübde und macht den Toten wieder lebendig: "In diesen riesigen braunen Augen spiegelte sich für Beppe das Wunder der Dreifaltigkeit." Auch Cristiano kehrt verwandelt aus der reinigenden Gewitternacht zurück: Am Grab des ermordeten Mädchens zeigt er erstmals Zeichen von Reue und Einsicht: "Mein Vater war ein Faschist, aber ein guter Mensch."

"Wie es Gott gefällt" gefällt sich in Unrat und Unflat, im Geräusch krachender Nasenbeine und dem Süßholz wahrer Liebe ("Die Umarmung inmitten der entfesselten Elemente hatte einen Bund zwischen ihnen besiegelt, der nicht mit einem banalen Fick beendet war"), in trivialliterarischen Stummelsätzen ("Unter seinem Schnurrbart machte sich ein gemeines Lächeln breit. Plötzlich lachte er vulgär"), Bibelzitaten und Schmerzensmetaphern. Dass diese rüde Sozialschnulze mit dem Premio Strega ausgezeichnet und ein Bestseller in Italien wurde, ist auch ein kleines Wunder. Gewiss, der schüchterne, gehetzte Cristiano hat anrührende Züge, und Ammaniti hat schon in seinem Erfolgsroman "Ich habe keine Angst" gezeigt, dass er sich väterlich um schwer erziehbare Kinder kümmern kann. Sein Roman hat einige Verdienste als Milieustudie und ist immerhin packend bis zuletzt: Mit harten, schnellen Schnitten und immer neuen Schocks konfrontiert Ammaniti Ober- und Unterwelt und hetzt ihre Repräsentanten in der verhängnisvollen Nacht über zweihundert Seiten hinweg so unausweichlich aufeinander, dass die Katastrophe wie eine Erlösung kommt. Dennoch ist "Wie es Gott gefällt" nur Pasolini für Arme, eine Bewährungsprobe für die Beppes dieser Welt: ein Roman, der schonungslos die nackte, neorealistische Verità zu schildern behauptet, aber über sentimentalen, religiös verbrämten Kitsch, ärgerliche Klischees und Körperflüssigkeit in allen Aggregatszuständen nicht hinauskommt.

MARTIN HALTER

Niccolò Ammaniti: "Wie es Gott gefällt". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Katharina Schmidt. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 488 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.02.2009

Die Nacht der Wunder und des Regens
Ultrarealistische Sozialstudie mit Beistand von oben: Niccolò Ammanitis Roman „Wie es Gott gefällt”.
An der Wand des Schlafzimmers hängt die Hakenkreuzfahne. Rino Zena hält sich dort allerdings nur dann auf, wenn es ihm gelungen ist, eine Frau abzuschleppen. Ansonsten dämmert er im Erdgeschoss auf einem Liegestuhl vor dem Fernseher, die Grappa-Flasche in der Hand, eine Pistole neben sich. Als der Wachhund des benachbarten Möbellagers zu laut bellt, schickt Rino seinen dreizehnjährigen Sohn Cristiano mit der Pistole los, um den Hund zu erschießen; eine Aufgabe, die nicht ohne Schwierigkeiten, aber mit Bravour erledigt wird.
Allein schon der knallige Einstieg in Niccolò Ammanitis Roman lässt deutlich werden: Hier sind wir ganz unten angelangt, am Bodensatz der Gesellschaft. Faschismus, Ausländerfeindlichkeit, Gewalt und Gewaltphantasien, soziale Verwahrlosung und Arbeitslosigkeit sind die Zutaten, aus denen sich dieses Buch zusammensetzt. Hinzu kommt ein guter Schuss Debilität und – vor allem zum Ende hin – eine Tendenz zum religiösen Wahn.
Doch der Reihe nach: Der kahlgeschorene und tätowierte Rino, dessen Liebe zu seinem Sohn sich in der Aufforderung zu Mutproben und Härte manifestiert, plant gemeinsam mit seinen beiden einzigen Freunden einen Coup: Mit Hilfe eines umgebauten Traktors wollen sie die Mauer der örtlichen Bank durchstoßen und den Geldautomaten stehlen.
Die offensichtliche Beschränktheit dieses Plans, den die drei selbst für so einfach wie genial halten, lässt bereits auf die Intelligenz der Crew schließen: Außer Rino ist da noch ein Mann namens Quattro Formaggi (benannt nach dem Belag seiner Lieblingspizza), der schon vor seinem Starkstromunfall deutlich beschränkt war und den Rino zu gemeinsamen jugendlichen Heimzeiten vor Übergriffen und Schikanen schützen musste.
Verbale Kraftprotzerei
Und Danilo, ein fetter Säufer, der nach dem Unfalltod seines Kindes aus der Bahn geworfen wurde und nun hofft, mit dem Geld aus dem Überfall seine Frau zurückgewinnen zu können. Miseren, Vorstadttristesse, Aggression, wohin man schaut. Das schlägt sich auch zwangsläufig auf die Sprache nieder: „Wie es Gott gefällt” ist eine Ansammlung wüster Flüche, Fäkalausdrücke und verbaler Kraftprotzerei. Die Kehrseite dessen, das, was man als eine Poesie des Elends umschreiben könnte, sucht man allerdings hier vergebens. Die unumstößliche Liebe zwischen Rino und Cristiano wird zwar beiderseits immer wieder behauptet; woraus allerdings sie sich speisen könnte außer durch den Zusammenschluss in Armut und Dreck, bleibt offen.
Der Roman ist in drei große Kapitel unterteilt, wobei das mittlere, „Die Nacht”, mit knapp 200 Seiten das umfangreichste ist. Es ist die Nacht, in der der Bankautomatencoup stattfinden soll und in symbolischer Überfrachtung ein sintflutartiger Regen das Land trifft. Eine Nacht, in der der für Rino zuständige Sozialarbeiter gleich mehrere Wunder erleben wird, in der es mehrere Tote und Verletzte und eine in allen quälend-unappetitlichen Details geschilderte Vergewaltigung mit anschließendem Mord geben wird.
Ammaniti schreckt vor nichts zurück: Die sozialen und psychologischen Klischees, die er bemüht, sind haarsträubend; das Gefüge von gesellschaftlichem Oben und Unten und die sich daraus ergebende Hilf- und Machtlosigkeit der Unterprivilegierten wäre nicht simpler zu stricken als hier, und der Hang des Autors zu drastischen Knalleffekten ist stellenweise enervierend.
Dass „Wie es Gott gefällt” letztendlich nicht zu einem völlig missratenen Buch geworden ist, liegt an der Technik der kurzen und schnellen Schnitte, derer es sich bedient. Manchmal hat man den Eindruck, man befände sich in einem Comic, so rasant geht es hier beinahe in Slapstick-Manier zu. Allerdings ist die Tiefe der Figurenzeichnungen dementsprechend – Ammanitis Charaktere sind hineingestellt in diese miese Welt und verharren dort ohne eigentliche Entwicklung. Danebengeht ihnen ohnehin alles. Schwarz auf schwarz – wenn das Elend keinen Kontrast hat, verliert es schnell seine Brisanz. Und seinen Reiz.
Katholizismus als Aberglaube
Bleibt der religiöse Subtext, der den Roman von Beginn an und in zusehends aufdringlicher Weise begleitet. Der Katholizismus ist in diesem Weltbild eine Art von Aberglauben, der die praktischen Entscheidungen des täglichen Lebens in einer Sekundenentscheidung bestimmt oder beeinflusst. Gott würfelt hier ganz eindeutig. Wenn die Würfel gefallen sind, bekommt alles Tun einen Sinn, sei es das Wetter oder sei es ein Mord. Niccolò Ammaniti hat mit seiner ultrarealistischen Brutalo-Sozialstudie gen Himmel gezielt, landet aber allzu oft in den Niederungen der Trivialität. CHRISTOPH SCHRÖDER
NICCOLÒ AMMANITI: Wie es Gott gefällt. Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Katharina Schmidt. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 485 Seiten, 21,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Nicht schön aber ganz schön mutig findet Rezensentin Judith Luig dieses abgründige Buch aus dem brutalen, engstirnigen Macho-Kosmos einer italienischen Kleinstadt. Zwar ist es aus Sicht der Rezensentin diesem Autor mit seiner Geschichte von einem rechtsradikalen Vater und seinem fast-rechtsradikalen Sohn im Grunde nicht gelungen, an das "geheimnisvolle Grauen" seines weltbekannten Romans "Ich habe keine Angst" anzuknüpfen. Eigentlich sei diese von Gewalt, "Schwänzen", Nutten und schief gelaufenen Momenten nur so "wimmelnde", brutal und unvermittelt erzählte Geschichte sogar gescheitert. Trotzdem fasziniert sie die Rezensentin, für die sich nämlich der erstaunliche Effekt einstellt, dass gerade im literarischen Scheitern mehr von der Nichtdarstellbarkeit des Elends transportiert wird, als in so manch gelungener Geschichte darüber.

© Perlentaucher Medien GmbH