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Eine genaue Untersuchung von Gestalt und Funktion frühmittelalterlicher Königsschätze stellte bislang ein Desiderat der Mittelalterforschung dar. Auf der Basis historischer, archäologischer und literarischer Quellen untersucht M. Hardt die Kontexte, in denen königliche Schätze überliefert sind. Zunächst unternimmt er den Versuch, eine Vorstellung vom Inhalt frühmittelalterlicher Königsschätze und von der unterschiedlichen Beschaffenheit der darin angehäuften Gegenstände und Materialien zu vermitteln. Anschließend beschreibt er Herkunft und Aufbewahrung sowie die Bewegung des in den Schatz…mehr

Produktbeschreibung
Eine genaue Untersuchung von Gestalt und Funktion frühmittelalterlicher Königsschätze stellte bislang ein Desiderat der Mittelalterforschung dar. Auf der Basis historischer, archäologischer und literarischer Quellen untersucht M. Hardt die Kontexte, in denen königliche Schätze überliefert sind. Zunächst unternimmt er den Versuch, eine Vorstellung vom Inhalt frühmittelalterlicher Königsschätze und von der unterschiedlichen Beschaffenheit der darin angehäuften Gegenstände und Materialien zu vermitteln. Anschließend beschreibt er Herkunft und Aufbewahrung sowie die Bewegung des in den Schatz gelangenden und aus ihm abfließenden Edelmetalls und untersucht Wirkung und Wechselwirkung von königlichen Gaben im Umfeld des Herrschers, in denen neben der königlichen Repräsentation die hauptsächliche Funktion des Schatzes als Herrschaftsmittel evident wird. Material und Fragestellung erlauben einen europäischen Vergleich der Objekte und Einzelergebnisse.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das größte Plus von Matthias Hardts Abhandlung ist zugleich ihr Manko, behauptet Martin Lhotzky: ihre Materialfülle. Das überzeugt ihn einerseits davon, dass der Verfasser etwas von der Materie verstehen könnte, hat aber auch abschreckende Folgen: Der Rezensent vermeldet trotz großen Interesses am Thema Ermüdungserscheinungen. 50 Seiten Quellen- und Literaturverzeichnis, in Fußnoten über den Text verteilt, sprächen für sich, meint Lhotzky und leitet die vielen Belegstellen aus dem Umstand ab, dass Hardt seine Doktorarbeit umgearbeitet hat. Nicht genügend umgearbeitet, denn nur im ersten zusammenfassenden Teil findet Lhotzky den ausführlichen Blick auf die Quellenlage gerechtfertigt. Doch ob die erschöpfende Detailliste der verschiedenen Horte und Schätze nötig gewesen wäre, bezweifelt Lhotzky. Da fehle es Hardt an schriftstellerischer Strategie, bemängelt er und hätte beispielsweise gern mehr über den Übergang von der Gabentauschgesellschaft zum Feudalsystem gelesen, als statt Gold plötzlich Land verteilt wurde. Wo es allerdings um Kunst- und Kultgegenstände, um Münzmeister, Goldschmiede und Motivweitergabe gehe, das will Lhotzky doch noch positiv erwähnen, gelinge es Hardt durchaus, bislang nicht so leicht fassbare Erkenntnisse über Hofwerkstätten in einen instruktiven Zusammenhang zu stellen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2004

Keine Macht ohne Fingerring
Matthias Hardt öffnet die Schatzkiste der europäischen Herrscher

Griechische Gemmen, germanischer Goldschmuck, römische Ringe, keltische Ketten: all dies und noch viel mehr soll sich in den Schatzkammern der Fürsten, Könige und Kaiser des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung befunden haben. Dabei war egal, was der böse Nachbar wegschleppte (bekanntlich kann auch der Frömmste nicht in Frieden leben), wunderbarerweise füllten sich die Truhen, Kisten, Schatullen und Säcke immer wieder aufs neue, fast wie von selbst.

Nun, eben doch nicht ganz wie von selbst, wie Matthias Hardt in seiner materialreichen Studie über "Gold und Herrschaft" nachzuweisen versucht. Fast fünfzig Seiten Quellen- und Literaturverzeichnis, aufbereitet in den Fußnoten im Haupttext, legen ein beredtes Zeugnis davon ab, daß er etwas von der Materie versteht. Und wer weiß schon, was Matthias Hardt in einem früheren Leben getan hat? Es könnte ja sein, daß er einst König Salomons Schatzkammer bewacht hat. Oder die sagenhaften Reichtümer des bekannten Krösus von Lydien!

Das Buch ist sinnreich gegliedert. Zuerst bietet es einen Überblick über die Erwähnung von Schätzen (meistens Königsschätze) in den Quellen der Spätantike und des beginnenden Mittelalters, wobei das Schwergewicht auf den Geschichtsschreibern der Merowingerzeit liegt. Hernach läßt Hardt dem "Inhalt des Schatzes" (so der Abschnittstitel) breiten Raum, womit der Verfasser schon beinahe die Hälfte seines Werkes bestritten hat. Den Rest des Buches teilen sich Untersuchungen über die Herkunft der Horte, deren Aufbewahrung, Verwaltung und schließlich Verwendung von Gold und Geld. Zum Vergleich wird dem Gebaren gentiler Fürsten, wo möglich, die Praxis in Byzanz gegenübergestellt.

Die größte Stärke der Abhandlung ist zugleich auch ihre größte Schwäche, nämlich die Üppigkeit an Belegstellen. Erklärbar wird diese Fülle daraus, daß "Gold und Herrschaft" die überarbeitete Doktorarbeit (noch unter dem Titel "Gestalt und Funktion frühmittelalterlicher Königsschätze", Marburg 1999) Hardts darstellt. Im ersten, gleichsam summarischen Teil als Überblick über die Quellenlage ist dies durchaus sinnvoll. So intensiv (wenngleich passiv) hat man sich wohl schon lange nicht mehr mit Gregor von Tours, Ammianus Marcellinus oder Jordanes beschäftigt.

So drastisch wurde dem Leser auch schon länger nicht mehr vor Augen geführt, daß wohl Heimito von Doderer (trotz seines eher gewöhnungsbedürftigen Prosastils) mit seiner Parodie "Die Merowinger" auf das unter gleichem Namen in den Historienbüchern verzeichnete Herrschergeschlecht und dessen Skizzierung als wenigstens halbverrückte Verwandtenmörder gar nicht so falsch lag. Unter geregelteren Umständen hätte wohl das jeweils überlebende Drittel der Nachfolger des ersten Chlodwig vor Gericht gestellt und in eine Anstalt für mutmaßlich unzurechnungsfähige Rechtsbrecher eingewiesen werden müssen. (Doderer wird übrigens von Hardt mit keinem Wort erwähnt, obwohl er auch das Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Wien in seiner Danksagung aufführt.)

Darum muß der Verfasser sich auch fragen lassen, ob es im Abschnitt über die Zusammensetzung der jeweiligen Schätze wirklich notwendig war, in der gedruckten Ausgabe nahezu jeden goldenen Fingerring, penibelst Pretiosen oder fast erschöpfend Edelmetallbarren aufzulisten. Als Leser wäre man mit einem kürzeren Überblick im Rahmen einer etwas besser durchdachten schriftstellerischen Strategie besser bedient. Freilich ist es immer schön, wenn man einen Hortfund - in einer frühmittelalterlichen Quelle direkt belegt - einem bestimmten Fürstenschatz zuordnen kann. Doch hätten die zahlreichen anderen, nicht genau zu bestimmenden Artefakte nicht besser in eine Zusammenfassung hineingepaßt? In der ausführlich präsentierten Form ermüden sie selbst den spezialistisch Interessierten.

Um so erfreulicher ist es dann wieder, wenn sich Hardt überzeugend bemüht, das Anhäufen der Güter plausibel herzuleiten. Wie er selbst einräumt, wird in den befragten Urkunden und erzählenden Quellen eher das spektakuläre Eintreffen von einigen Ochsenkarren mit Beutegut erwähnt als der wohl zumindest alljährliche Zufluß an Steuer- und Zolleinnahmen oder Gold aus Tributen (sprich: erpreßten Schutzgeldern von den Nachbarn). Das stellt ebendie Knochenarbeit des Historikers dar, die Hardt zu leisten versteht.

Gerade bei den Tributen darf man übrigens nicht außer acht lassen, daß an den Höfen im wahrsten Sinne des Hendiadyoins aus Gold und aus Bechern getrunken ward, denn auch Tafelgeschirr gehörte zu den mehr oder minder freiwilligen Geschenken, die entweder im Rahmen des Gabentausches oder als Kunstbeute an die Herrensitze gelangten (hierfür kann der Autor letztlich sogar ein paar schöne erhaltene Stücke präsentieren, leider nur als schwarzweiße Abbildungen). Wenn es um Kunstgegenstände geht, wird die Studie wirklich fruchtbar und innovativ, denn es gelingt Hardt, einiges bislang nicht so leicht Faßbare über Hofwerkstätten von Münzmeistern und Gold- beziehungsweise Silberschmieden (oft in Personalunion) in eine Kausalkette zu bringen, so etwa seine Einschätzungen der Motivweitergabe und -bearbeitung, die man so zwingend bislang nicht finden konnte.

Weniger wortreich schildert er den Übergang von der Gabentauschgesellschaft zum feudalen System, denn irgendwann gehen Gold und Juwelen scheinbar doch zur Neige, so daß die Herrscher, wollen sie in dieser Position verbleiben, sich gezwungen sehen, Land statt Ringe an ihr Gefolge zu verteilen. Hier hätte es ruhig ein bißchen ausführlicher werden dürfen, denn besonders der Verwendung des angehäuften Schatzes wird weniger Platz zuteil. Was man hier erwarten würde, wird kaum untersucht: etwa die Begabung von Klöstern (nicht Äbten, dafür werden genügend Beispiele angeführt) oder die Bautätigkeit (eine Spende für Mauerbau in Arles und den Erhalt des römischen Palastes ebenda sind fast die einzigen Erwähnungen dieser Art von Ausgaben).

So wird leider nicht deutlich genug, "daß eine gut gefüllte Schatzkammer eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Königs- und Fürstenherrschaft darstellte", wie Hardt selbst es ausdrückt. Wir wissen zwar nun sehr genau, was wir in den Gewölben König Sigiberts III. hätten auffinden können, aber was wir damit hätten anfangen können, ist schon weit weniger gewiß.

MARTIN LHOTZKY

Matthias Hardt: "Gold und Herrschaft". Die Schätze europäischer Könige und Fürsten im ersten Jahrtausend. Europa im Mittelalter. Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik, Band 6. Akademie Verlag, Berlin 2004. 369 S., 20 Abb., geb., 64,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Auf jeden Fall ist dem Vf. ein Standardwerk gelungen, auf dem die künftige Forschung aufbauen wird." Matthias Becher in: Historische Zeitschrift (Bd. 281/2005) "Die Studie wird die künftige Forschung in ihrer Analysefähigkeit dieses neuen Themenbereichs mit Sicherheit herausfordern und kann somit als wegweisend bezeichnet werden." Lucas Burkart in: sehepunkte (4 / 2004, Nr. 12) "Mit seiner akribischen Forscherleistung hat der Autor weiterführenden Gedanken zu den materiellen Grundlagen von Herrschaft im frühen Mittelalter eine solide Grundlage bereitet." Adreas Fischer in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (Nr. 4, 2006) "Dass das römische Reich, die materielle Kultur der Römerzeit mit ihrer Ostentation desReichtums und des Luxus in Kleidung, Schmuck, Essen und Trinken Vorbildfunktion hatte, ist eines der herausragenden Ergebnisse dieser Arbeit, die erfolgreich die Grenzen der Epochen wie der wissenschaftlichen Disziplinen überwindet." Reinhold Kaiser in: Rheinische Vierteljahrsblätter (2006) "All who read it will be indebted to its author for a deeply researched and clearly argued historical interpretation of an important subject." Florin Curta in: Early Medieval Europe (13/2005) "Die Arbeit von Hardt behandelt ein sehr spannendes Thema und zwar sehr umfassend und übersichtlich. [...]Das Buch wird sicherlich für die folgenden Jahre ein Standardwerk darstellen." Dieter Quast in: Germania (84/2006) "Der Verfasser [...]strebt eine 'gleichwertige Analyse schriftlicher und archäologischer Quellen zur Frühgeschichte Europas' an, was ihm gut gelungen ist und einen der vielen Vorzüge des Buches darstellt. Klar und verständlich geschrieben ist es gegliedert in fünf Großkapitel und eine prägnante Zusammenfassung [...], die zukünftig als Standardwerk zum Thema 'Königsschatz' zu konsultieren sein wird." Martina Hartmann, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte (Band 69, 1/2006)…mehr