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Produktdetails
  • Verlag: Kein & Aber
  • Seitenzahl: 336
  • Deutsch
  • Abmessung: 190mm x 126mm x 23mm
  • Gewicht: 365g
  • ISBN-13: 9783036951249
  • ISBN-10: 3036951245
  • Artikelnr.: 12696278
Autorenporträt
Sabine Hübner, aufgewachsen in Stuttgart, lebt mit ihrem Mann und ihren Katzen in München und ist Literaturübersetzerin. Sie hat bereits einige Geschenkbücher veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.11.2004

Ein langweiliger Typ
Josip Novakovichs „Die schwierige Sache mit dem Glück”
Am Anfang wirkt alles sehr putzig, so wie ein Gemälde der naiven Malerei. Eine gleichmütige Erzählerstimme umreißt die Koordinaten der Geschichte: Ivan Dolinar, der Held von Josip Novakovichs Roman „Die schwierige Sache mit dem Glück”, wird 1948 in einer kroatischen Kleinstadt geboren, der Vater hat die merkwürdige Angewohnheit, seine im Krieg abgetrennten Gliedmaßen in einem Sack durch die Gegend zu tragen, die gottesfürchtige Mutter verabreicht ihren Söhnen eine christliche Erziehung. Nun gut. Noch ist die jugoslawische Welt des Genossen Tito in Ordnung: heiße Sommer, Geburtstags-Aufmärsche, kollektives Wimpelschwenken. Ivan wächst heran und nutzt aus, was ihm die panslawische Idee zu bieten hat. Er geht zum Medizinstudium nach Novi Sad in die Vojvodina. Das lustige Multikulti-Studentenleben mit montenegrinischen Bergweisheiten, serbischen Speckschwarten, kroatischem Schnaps und muslimischen Gebeten findet ein jähes Ende, als seinem Freund in der Öffentlichkeit eine unvorsichtige Bemerkung entschlüpft: Vier Jahre Straflager auf der berüchtigten Insel Goli Otok sind die Folge.
Doch die Putzigkeit hält an, die naive Ausgestaltung der Episoden ebenfalls - es scheint das ästhetische Prinzip des Verfassers zu sein, mit dem er den Absurditäten des Regimes auf die Spur kommen will. Die stilisierte Einfältigkeit verschleißt sich allerdings, und zu einer handfesten Groteske reicht es nicht. Goli Otok ist kaum mehr als eine Geisterbahn, die possierlichen Details fangen an zu nerven. Nach der Verbannung gleitet Ivan in eine Nischenexistenz als Philosophielehrer und Übersetzer religiöser Bücher hinein, bis er wieder in die Mühlen der Geschichte gerät: Während des Jugoslawienkrieges muss der Kroate für die serbische Armee kämpfen, wird gefangen genommen, gefoltert und zum Töten gezwungen. Im Schweinsgalopp werden auch noch die letzten Jahre abgehandelt. Misslungene Ehe, misslungene Vaterschaft, misslungene Affäre und schließlich ein kurioser Tod.
Halb Schelmenschwank, halb Sozialreportage, halb Entwicklungsgeschichte, so kommt Novakovichs Roman daher. Der amerikanische Creative-writing-Professor kroatischer Abstammung jongliert mit traditionsreichen Genres, peilt ein Historiengemälde mit menschlichem Antlitz an und versucht sich an allerlei Deftigkeiten, nur leider zeigt er sich seinem Sujet erzählerisch kaum gewachsen. Mit seinem Larifari-Realismus gelingen Novakovich weder Kriegs- noch Liebesszenen. Vor allem ist Ivan ein langweiliger Typ - hölzern, hohl, missgelaunt und unfähig, den Leser 330 Seiten lang bei der Stange zu halten. Erst gegen Ende des Romans hat Novakovich einen halbwegs lustigen Einfall: Ivan ist nicht wirklich tot, sondern nur von einer hysterischen Starre befallen, weshalb er Zeuge seiner eigenen Beerdigung wird und anschließend aufersteht. Aber die Idee, die so neu nun auch wieder nicht ist, kommt zu spät und verläppert sich. Der Tütensuppen-Effekt macht sich breit, das Ergebnis ist Instant-Literatur ohne eigenen Geschmack.
So etwas passiert, wenn jemand seinem Land längst entwachsen ist, als Creative-writing-Experte unter Publikationszwang steht und Profit aus seiner exotischen Herkunft schlagen muss. Novakovich rennt in die Globalisierungsfalle der Literatur: Er greift nach Schrumpfformen transatlantisch gültiger Erzählweisen, dimmt biographische Erfahrungen auf ein international verständliches Niveau. Von mitteleuropäischen und balkanischen Verankerungen keine Spur, alles, was Cosic, Albahari oder Velikic ausmacht, ist ausgemerzt. Statt dessen Seite um Seite lähmende Durchschnittlichkeit.
MAIKE ALBATH
JOSIP NOVAKOVICH: Die schwierige Sache mit dem Glück. Roman. Aus dem Amerikanischen von Susanne Hübner. Kein & Aber Verlag, Zürich 2004. 336 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gar nicht gut zu sprechen ist Rezensentin Maike Albath auf den amerikanischen Creative-writing-Professor mit kroatischem Hintergrund, Josip Novakovich, der sie mit 330 Seiten "lähmender Durchschnittlichkeit" geärgert hat. Weder der langweilige, hölzerne Held Ivan, der in Titos Jugoslawien groß wird und mit den zahlreichen Absurditäten des Regimes zu kämpfen hat, noch die auf serbische Speckschwartenromantik gründende Deftigkeit des Buchs konnten sie überzeugen. Der Autor sei "seinem Sujet erzählerisch kaum gewachsen" und mit seinem "Larifari-Realismus" gelängen ihm weder Kriegs- noch Liebesszenen. Aus seiner kroatischen Herkunft könne Novakovich keinen Profit schlagen, was daher rühre, dass er seine biografischen Erfahrungen auf ein "international verständliches Niveau" heruntergeschraubt habe. "Halb Schelmenschwank, halb Sozialreportage, halb Entwicklungsgeschichte" resümiert eine genervte Maike Albath, die damit zugleich die Arithmetik revolutioniert.

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