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Macht die Reichen noch reicher! Mit diesem Programm wird man mitten in der Krise keine Wähler gewinnen, möchte man meinen, und doch ist den US-Republikanern genau das gelungen: Breite Wählerschichten begeistern sich für eine Verschärfung der neoliberalen Wirtschaftspolitik, unter deren Folgen sie selbst am meisten leiden. Wer wissen will, wie politischer Populismus funktioniert, kann von Amerika lernen: Arbeiter, rettet den Kapitalismus! - das ist eine Umdeutung der jüngsten Geschichte, wie sie absurder nicht sein könnte.Warum funktioniert sie trotzdem? In hautnahen, ebenso gruseligen wie…mehr

Produktbeschreibung
Macht die Reichen noch reicher! Mit diesem Programm wird man mitten in der Krise keine Wähler gewinnen, möchte man meinen, und doch ist den US-Republikanern genau das gelungen: Breite Wählerschichten begeistern sich für eine Verschärfung der neoliberalen Wirtschaftspolitik, unter deren Folgen sie selbst am meisten leiden. Wer wissen will, wie politischer Populismus funktioniert, kann von Amerika lernen: Arbeiter, rettet den Kapitalismus! - das ist eine Umdeutung der jüngsten Geschichte, wie sie absurder nicht sein könnte.Warum funktioniert sie trotzdem? In hautnahen, ebenso gruseligen wie witzigen Reportagen beschreibt einer der brillantesten Journalisten Amerikas die rhetorischen Kniffe und Strategien, mit denen eine skrupellose Rechte die Sehnsucht nach der guten alten Zeit schürt und sich zugleich selbst als radikaler Reformer gebärdet. Staatliche Unterstützung für die Armen wird als sozialistisches Teufelszeug gebrandmarkt, von dem im Zweifelsfall nur der faule Nachbar profitiert. Und die Abneigung vieler gegen Bürokratie und Regulierung lässt sich bestens für die Interessen der Großbanken und Zocker an der Wall Street instrumentalisieren.Mit grimmigem Humor untersucht Thomas Frank eine entfesselte Rechte, die noch aus dem Desaster Kapital schlägt und in genialer Mimikry versucht, die Entmachteten zum Eintritt in den Fanclub der Milliardäre zu bewegen. Ein unentbehrliches Buch zum Verständnis Amerikas, ein Lehrstück in politischem Populismus.
Autorenporträt
Der Journalist Thomas Frank, früher Leitartikler beim Wall Street Journal und Kolumnist für Harper's, ist Gründer von The Baffler und schreibt regelmäßig für den Guardian. Er hat mehrere Bestseller geschrieben, auf Deutsch erschien zuletzt Arme Milliardäre! Der große Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt (Kunstmann 2012). Er lebt in der Nähe von Washington.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Kaum jemand spreche von den Republikanern, klagt Rezensentin Christiane Müller-Lobeck etwas überraschend nach Monaten eines ausgiebigst verfolgten amerikanischen Vorwahlkampfs. Nun gut. Aber offenbar haben auch die etwas von Thomas Franks neuem Buch, die bereits ahnen, welch gespenstische Entwicklung die Republikaner mit der Tea Party in den vergangenen Jahren genommen haben. Frank beschreibt die Unverfrorenheit, mit der die Konservativen nach den verlorenen Wahlen ihrer bisherigen Politik noch eins draufsetzten. Anstatt kleinlaut die Verantwortung für die fehlgeschlagenen Kriege oder das kollabierte Finanzsystem zu übernehmen, gaben sie die Schuld denen, die nicht konservativ genug waren. Die Märkte waren nicht dereguliert genug! Die Politik nicht konservativ genug! Sehr dankbar ist die Rezensentin auch für die von Frank auf einer Tea-Party-Demo entdeckte Parole: "Deine Hypothek ist nicht mehr Problem."

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2013

Der große Bluff und seine Folgen
Was ist bloß mit Amerika los? Mitten in einer vom Finanzmarkt ausgelösten Krise huldigen die Führungseliten dem ungebremsten Kapitalismus. Verarmende Bürger attackieren nicht etwa Banker, sondern den Staat, der ihnen zu helfen versucht. Millionen haben keine Krankenversicherung. Trotzdem beschimpfen sie die Politiker, die ihnen eine geben wollen. Wie kann es sein, dass in Europa selbst verschworene Liberale an der Heilkraft des Marktes zweifeln, während Amerikas Reaktion auf die Folgen der Lehman-Pleite eine Tea-Party-Bewegung ist, die die Staatsausgaben zu Lasten der Allerärmsten im Lande senken will? Warum glauben Geringverdiener in den USA, dass die reichen Unternehmer zu bedauern sind, da sie sich mit staatlichen Auflagen herumschlagen müssen?
  Diese Fragen sind das Kernthema im Buch „Arme Millionäre!“ des Historikers und Journalisten Thomas Frank. Um es vorneweg zu sagen: Frank ist ein „Michael Moore für denkende Menschen“. So beschrieb ihn zumindest die New York Times . Wie sein polemischer Vorreiter ist auch Frank ein Empörter, dessen Ausführungen weniger als Analysen zu lesen sind denn als Anklageschrift.
  Dennoch ist es Franks Kernfrage wert, sich damit auseinanderzusetzen: Wie schaffte es die amerikanische Rechte, „eine Massenbekehrung zur Religion der freien Marktwirtschaft als Reaktion auf schlechte Zeiten“ auszulösen? Für Frank ist des Rätsels Lösung ein großer Bluff. Er beschreibt, wie konservative Kommentatoren wie Glenn Beck und das zum Murdoch-Imperium gehörende Fox TV erst die Angst vor dem Weltuntergang schürten, um den Massen dann grenzenlosen Kapitalismus als Retter zu verkaufen: „Würden die Amerikaner nur auf den Pfad der merkantilen Tugenden zurückkehren, so würde die unsichtbare Hand des Marktes die Bedrohung der Zerstörung vom Land nehmen“, beschreibt Frank ihre Propaganda. Infolge habe Ideologie nun Hochkonjunktur in USA. Auch weil Menschen „in wirtschaftlichen Krisenzeiten nun einmal dazu neigten, sich hinter weltanschaulichen Mauern zu verschanzen“. Und was nicht ins Dogma passe, werde ungeniert ignoriert.
  Die Demokraten hatten dem nicht viel entgegenzusetzen, schreibt Frank. Auch deswegen, weil deren nüchternen Analysen in der apokalyptisch aufgereizten Stimmung so mickrig klangen. Außerdem rettete Barack Obama nach 2008 einige Großkonzerne und habe so den Eindruck geweckt, dass Big Business und Politik unter einer Decke stecken. „Man hätte kein Szenario ersinnen können, das besser dazu angetan gewesen wäre, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die amerikanischen Institutionen zu zerrütten. Wozu all die harte Arbeit, weshalb zu miesen Stundenlöhnen schuften bis zum Umfallen, um am Monatsende ein paar müde Kröten auf dem Gehaltszettel zu haben, wenn finanzielle Tricksereien so unglaublich profitabel sind?“
  Obama habe es schlicht versäumt, eine eigene Gegenideologie zu entwickeln. Es sei auch falsch gewesen, die Pharma- und Versicherungslobby an der Gesundheitsreform zu beteiligen, anstatt eine staatliche Versicherungsagentur zu gründen. Die gefühlten Gewinner sind für Frank die Assekuranzen, denen die Staatsmacht jetzt auch noch neue Kunden zutreibt, anstatt ihnen Paroli zu bieten.
  Oft bleibt Franks Sprache zu vage: so schreibt er zum Beispiel oft „die Rechten“, sagt aber nicht, ob er die Republikaner oder die Tea Party meint, was durchaus einen Unterschied macht. Immerhin kriegen zuletzt auch die Demokraten ihr Fett weg, weil sie zu leidenschaftslos versuchten, den Irrsinn des Gegners mit Kompetenz zu bekämpfen. Frank ist ähnlich polemisch wie die Leute, die er attackiert. Dieses Buch wird den latenten Antiamerikanismus in Europa daher nicht gerade besänftigen. Dennoch hilft Franks Buch, Amerika besser zu verstehen.   BARBARA BIERACH
  
  
Thomas Frank: Arme
Milliardäre! Der grosse Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt.
Verlag Antje Kunstmann, München 2012. 224 Seiten. 18,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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