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Im Winter 2005 reiste Barbara Honigmann nach New York. Unaufdringlich, persönlich und mit viel Witz berichtet sie von einem Aufenthalt zwischen Campus und Boheme, jüdischen"connections"und"communities". Unversehens wird daraus eine Reise zurück nach Deutschland - in die Vergangenheit, in der Begegnung mit alten Berliner Freundinnen oder im Gespräch mit Verwandten, die vom Holocaust verschont geblieben sind und die sie nun zum ersten Mal trifft. Eine der am meisten beschriebenen Städte der Welt erscheint in einem ganz persönlichen Licht.

Produktbeschreibung
Im Winter 2005 reiste Barbara Honigmann nach New York. Unaufdringlich, persönlich und mit viel Witz berichtet sie von einem Aufenthalt zwischen Campus und Boheme, jüdischen"connections"und"communities". Unversehens wird daraus eine Reise zurück nach Deutschland - in die Vergangenheit, in der Begegnung mit alten Berliner Freundinnen oder im Gespräch mit Verwandten, die vom Holocaust verschont geblieben sind und die sie nun zum ersten Mal trifft. Eine der am meisten beschriebenen Städte der Welt erscheint in einem ganz persönlichen Licht.
Autorenporträt
Honigmann, Barbara
Barbara Honigmann, 1949 in Ost-Berlin geboren. Arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin. 1984 Emigration mit der Familie nach Straßburg, wo sie noch heute lebt. Honigmanns Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Heinrich-Kleist-Preis, dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich, zuletzt 2018 mit dem Jakob Wassermann-Preis. Bei Hanser erschienen Damals, dann und danach (1999), Alles, alles Liebe! (Roman, 2000), Ein Kapitel aus meinem Leben (2004), Das Gesicht wiederfinden (2007), Das überirdische Licht. Rückkehr nach New York (2008), Chronik meiner Straße (2015) und Georg (2019).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2008

Groß sind die buildings von New York und herb der tea

In New York gibt es große buildings, die Straßen sind packed und die Menschen sehr busy, was sowohl auf die middleaged Anwälte zutrifft, die immer mit ihren cells telefonieren, als auch auf Tony Judt etwa, der im Remarque Institut beim Lunch-Seminar sein paper vorträgt. Dieses Institut für Europäische Geschichte gehört zur New York University, die sich mit der Columbia University den Real Estate von halb Manhattan teilt. Barbara Honigmann hatte das Glück, auf Einladung des Deutschen Literaturfonds und des Deutschen Hauses an der New York University zehn Wochen in einem kleinen Teil dieses universitären Real Easte zu verbringen, in einer Wohung in einem Tower von I. M. Pei in Greenwich Village nämlich und in walking distance zu Tony Judt, als writer in residence, aber ohne direkten Auftrag. Gucken, schreiben, leben, es wird schon was dabei herauskommen, das ist meistens die Hoffnung bei solchen Stipendien. Bei Barbara Honigmann hat es offenbar dazu geführt, dass ihr so einfache Wörter wie Gebäude, überfüllt, im mittleren Alter, Mittagessen oder Referat entfallen sind, eine Ausfallerscheinung, die ansteckend sein muss. Jedenfalls fand auch der Lektor des schmalen Bändchens, das als Ergebnis des Stipendiums gelten darf, nichts daran auszusetzen, dass E. L. Doctorow möglicherweise in der Wohnung über der Autorin sitzt und dort television watcht, weil er ja wie die meisten Schriftsteller in Amerika an einer Universität sein living hat. Aber hätte sich im Verlag nicht wenigstens jemand finden lassen, der, im Gegensatz zur Autorin, weiß, dass PBS die Abkürzung für Public Broadcasting System ist, nicht für eine Public Broadcasting Society?

Vielleicht ist es müßig zu fragen, ob sich irgendwer bei dieser Veröffentlichung etwas gedacht hat, das Buch gibt es ja. Aber es müsste doch jemandem aufgefallen sein, dass es außer den großen Häusern, den überfüllten Straßen und den vielbeschäftigten Menschen überall kaum etwas gibt, das Barbara Honigmann in New York entdeckt hätte. Sie bewegt sich nur sehr selten aus ihrem "magischen Dreieck" zwischen Deutschem Haus, Maison Française und koscherer Mensa heraus und irgendwo anders hin, weil sie meint, selbst dieser kleine Bereich sei bereits unerschöpflich - um uns dann aber nur zu erzählen, was wir entweder längst wissen (siehe oben und jüdische Bräuche) oder womit wir nichts anfangen können (Rückblicke in ihre Familiengeschichte). Sie trifft eine alte Freundin, mit der sie viel Zeit verbringt, sie wird krank, ihr Mann kommt zu Besuch, sie trinkt herb tea mit Zimtgeschmack, das sind so die Dinge, die sie erlebt. Anders als der entfernte Bekannte, den sie ebenfalls wiedertrifft und der mit einem one-way-ticket in die Stadt gekommen war, ist Barbara Honigmanns Rückflug allerdings von Anfang an gebucht. Wenn sie bleiben wollte, sinniert sie am Ende, müsste sie erst einmal richtig Englisch lernen. Da sie zurückkam, hätte es richtiges Deutsch auch getan.

VERENA LUEKEN.

Barbara Honigmann: "Das überirdische Licht". Rückkehr nach New York. Carl Hanser Verlag, München 2008. 157 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.01.2009

Alles so senkrecht hier!
Barbara Honigmanns Reisetagebuch aus New York
Es ist ein typischer Fall von Stipendiatenprosa: Barbara Honigmann darf in New York zehn Wochen writer in residence sein. Sie schreibt an zwei Stellen, wie dankbar sie dem „lieben Deutschen Literaturfond” dafür ist und revanchiert sich mit dem Reisetagebuch „Das überirdische Licht.”
„Touristische Pflichten habe ich mir nicht auferlegt. Die habe ich schon bei früheren Besuchen erfüllt” schreibt Honigmann stolz. Aber tatsächlich ist es doch eine höhere Form von Tourismus, den sie betreibt: Wenn sie statt Museen die Gottesdienste in den diversen jüdischen Gemeinden abklappert, ans Grab von Hanna Arendt pilgert, zum Yoga und ins Offtheater geht.
Wie fühlt es sich an, nach zwanzig Jahren als weibliches Familienoberhaupt auf einmal wieder „ledig” zu sein? Die Söhne sind erwachsen, der Mann geht in old europe friedlich seinem Beruf nach – und im Rausch des Alleinseins erinnert sich Barbara Honigmann an ihre Studentenzeit, als sie stets eine Zahnbürste mit sich trug, weil sie nie im voraus wusste, wo sie übernachten würde. Automatisch rutscht sie in die Gewohnheiten von damals: Spät aufstehen, flanieren, aus Tüten essen, in Jogginghosen auf Sofas lümmeln, lesen und Tagebuch schreiben.
Ihre Aufzeichnungen sind sehr persönlich. Und das hat sein Gutes, weil sie den Leser ins Vertrauen ziehen, als gehöre er zur Familie. Aber gleichzeitig belästigen sie ihn auch mit alltäglichen Details, die er gar nicht wissen möchte – z.B. wann Barbara Honigmann ihre Emails checkt und ihr Telefon reparieren lässt.
Nichts Neues von Andy Warhol
Das Grundproblem an der Stipendiatenexistenz in fremden Städten ist ja folgendes: Sie ist angenehm, aber nicht unbedingt mitteilenswert! Weil die Autoren dort auf die Schnelle keine Erfahrung machen, die ihnen und anderen an die Substanz geht – und dann meinen, ihre flüchtigen Impressionen zu einem Reisebericht zusammenkratzen zu müssen. Aber auch den würde man mit Neugierde lesen, wenn der Deutsche Literaturfond seine Talente nach Islamabad, Kairo, Kalkutta oder Shengzen entsendete – statt zum x-ten Mal nach New York!
Will man von Barbara Honigmann noch einmal gesagt bekommen, dass diese Metropole „senkrecht steht”, multiethnisch und multinochwas ist, voll von Künstlern und Möchtegernkünstlern? Als „deeply superficial hat Andy Warhol diese Stadt und sich selbst treffend beschrieben; der hat hier auch irgendwo gewohnt,” notiert Honigmann. Und diese Notiz ist symptomatisch für ihren Versuch, in der eigenen Anschauung nachzuvollziehen, was man vom Hörensagen längst wusste und in hunderttausend Filmen gesehen hat.
Honigmann ist eine sympathische Frau, die offen auf die Menschen zugeht. Und es ist keine Zumutung, an ihrer Seite durch Manhattan zu spazieren. Aber man fragt sich doch, was der literarische Ertrag dieses Buches sein soll? Zumal die Reize des Bohemelebens so oft beschworen wurden wie die Schrecken der Holocaustüberlebenden, die Honigmann in ihrer „komfortablen Diaspora” aufsucht. Man versteht nur zu gut, dass Honigmann diesmal keine Lust hat, sich diesen Schrecken narrativ zu stellen. Sie plaudert mit einer Verwandten, die ihre Eltern in Theresienstadt verloren hat („you know, the concentration camp”) und referiert deren Schicksal sozusagen im Kaffee-und-Kuchen-Modus.
Vielleicht deutet diese Lockerheit auf einen Fortschritt in der kollektiven Traumatherapie seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Honigmanns Eltern sind aus dem Exil freiwillig nach Ostberlin zurückgekehrt, um sich am Aufbau des kommunistischen Deutschlands zu beteiligen. Mit diesem Hintergrund wird die Schriftstellerin für die New Yorker Juden zu einem echten Kuriosum.
Dem deutschen Leser ihres Reiseberichts geht das anders, weil sie „gar nichts Aufregendes” erlebt und das Geschichtenerzählen gezielt vermeidet: Mitten in der entrückten Doctorow-Lektüre hört sie, dass der Schriftsteller in demselben Hochhaus wohnt wie sie. Schon hofft man auf eine spannende Begegnung, ein flirrendes Gespräch auf der Dachterrasse . . . aber nein, Barbara Honigmann geht gar nicht auf die Suche, sondern imaginiert nur kurz, wie sie sich im Aufzug gegenüberstehn.EVA CORINO
BARBARA HONIGMANN: Das überirdische Licht. Rückkehr nach New York. Carl Hanser Verlag, München 2008. 160 Seiten, 14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

O je, Stipendiatenprosa! Oder eine höhere Form von Tourismus, wie Eva Corino es nennt. Das ist nett gesagt. Vielleicht, weil Corino an Barbara Honigmann partout nichts Unsympathisches entdecken kann. Wenn ihr nur nicht so langweilig geworden wäre beim Lesen! Der "Rausch des Alleinseins" einer Mutter reiferen Jahrgangs reißt es nicht raus. Und über New York hat Honigmann einfach nichts Neues zu berichten (die Häuser sind verdammt hoch, ja). Und wer ist schuld? Möglicherweise ja der Deutsche Literaturfond, so ahnt Corino, der seine Stipendiatinnen zum x-ten Mal nach NY schickt anstatt nach Islamabad.

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