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Benjamin Franklin ist eine der außergewöhnlichsten Gestalten der amerikanischen Geschichte. Der Reichtum seiner Talente würde leicht mehrere Leben ausfüllen: ein großer Staatsmann, ein bedeutender Wissenschaftler und genialer Erfinder, Bestsellerautor, erster Generalpostmeister der Vereinigten Staaten, Drucker, Bonvivant, Liebling der Frauen, Diplomat und Moralist. Zum 300. Geburtstag am 17. Januar 2006 liegt nun in deutscher Sprache Edmund Morgans meisterhafte Biographie vor.
Edmund Morgan, einer der angesehensten Historiker der Vereinigten Staaten,
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Produktbeschreibung
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Benjamin Franklin ist eine der außergewöhnlichsten Gestalten der amerikanischen Geschichte. Der Reichtum seiner Talente würde leicht mehrere Leben ausfüllen: ein großer Staatsmann, ein bedeutender Wissenschaftler und genialer Erfinder, Bestsellerautor, erster Generalpostmeister der Vereinigten Staaten, Drucker, Bonvivant, Liebling der Frauen, Diplomat und Moralist. Zum 300. Geburtstag am 17. Januar 2006 liegt nun in deutscher Sprache Edmund Morgans meisterhafte Biographie vor.

Edmund Morgan, einer der angesehensten Historiker der Vereinigten Staaten, schildert mit der Souveränität des großen Kenners Benjamin Franklins Leben in all seinen tiefgreifenden Widersprüchen. Ein zögerlicher Revolutionär, bedauerte Franklin noch den Bruch mit dem britischen Mutterland, als er bereits an der Spitze der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung stand. Trotz seiner Begeisterung für die Wissenschaft hielt er seine bahnbrechenden Experimente für weit weniger wichtig als seine bürgerlichen Pflichten. Und obwohl er intensiv an der Unabhängigkeitserklärung und an der Verfassung mitwirkte, hatte er doch gehofft, daß die neue amerikanische Regierung eine andere Gestalt annehmen würde. Morgan gelingt es in seiner differenzierten Biographie, die enigmatischen Seiten der Persönlichkeit Franklins aufzuhellen und zugleich ein Panorama des 18. Jahrhunderts zu entwerfen.
Autorenporträt
Morgan
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.01.2006

Der wahre Amerikaner
Edmund S. Morgans Biographie feiert Benjamin Franklin, der heute vor 300 Jahren geboren wurde
Als Benjamin Franklin 1790 starb, gehörte er zu den die Epoche bestimmenden Geistesgrößen des 18. Jahrhunderts. Sein Ruhm gründete zuerst in den Elektrizitätsexperimenten, die in der Erfindung des Blitzableiters gipfelten. Zum anderen wurde Franklin bei seinen langjährigen, politisch motivierten Aufenthalten in Europa zum Lieblingsamerikaner der Alten Welt als Universalgelehrter und Weltweiser. Man kann ihn als den großen Pragmatiker unter den Aufklärern bezeichnen, der zugleich den Inbegriff des amerikanischen „Selfmademan” verkörperte: vom Seifensieder und Drucker zum reichen Mann, vom Autodidakten zum Naturwissenschaftler von Weltrang, vom Provinzpolitiker zu einem der Gründungsväter der USA und zum Chefdiplomaten Amerikas, vom anfangs xenophoben Kolonialengländer zum Philosophen der Toleranz.
Selten hat jemand seine Talente so entfaltet wie er, getragen von einem keineswegs uneitlen Selbstvertrauen und einem skeptischen Optimismus, der sich am common sense genauso orientierte wie an der Notwendigkeit sokratischen Infragestellens. Seine nahezu grenzenlose Fruchtbarkeit hielt bis zuletzt an, als er, der früher selbst einmal Sklaven besaß, kurz vorm Tod eine Petition gegen die Sklaverei mitverfasste.
Die Biographie des emeritierten Yale-Professors Edmund S. Morgan erzählt, leichtfüßig im Duktus, dieses vielschichtige Leben als staunenswerte Einheit in der Vielfalt. Man meint, Sehnsucht nach der Gesellschaft des einzigartigen Mannes zu spüren. Das Buch kam 2002 in den USA heraus, die Übersetzung von Thorsten Schmitz beeindruckt mit unprätentiöser Flüssigkeit. Auf deutsch gibt es auch die wunderbare Autobiographie, wohl das erste maßstabsetzende Werk der amerikanischen Literatur. Leider fehlt zur Zeit ein Franklin-Reader mit den wichtigsten anderen Schriften.
Das vorletzte von siebzehn Kindern eines englischen Einwanderers wurde am 17. Januar 1706 in Boston geboren. Der Vater, Kerzenzieher und Seifensieder, wollte Besseres für Benjamin - es reichte nur zu wenig Schuljahren. Schon mit zehn musste Benjamin im väterlichen Betrieb mithelfen. Dann landete er als Lehrling in der Druckerei des Bruders.
Er las, was ihm in die Hände fiel. Weil er sechzehnjährig Vegetarier werden will, lässt er sich zur Selbstversorgung das Kostgeld auszahlen. Vom Restgeld kauft er Bücher, studiert auch Xenophons „Denkwürdigkeiten von Sokrates”, dessen Methode ihn beeindruckt: „Ich eignete sie mir an, gab mein System des reinen Widerspruchs und der direkten und positiven Beweisführung auf und versetzte mich stattdessen in die Stellung eines schlichten Fragers . . . behielt nur die Gewohnheit bei, mich mit bescheidener Zurückhaltung auszudrücken und nie, wenn ich eine Behauptung aufstellte, die bestritten werden konnte, die Wörtchen ,bestimmt‘, ,unzweifelhaft‘ oder ähnliche zu gebrauchen, die den Verdacht erregen konnten, ich hinge meiner Ansicht hartnäckig an.” Der erfolgreiche Diplomat kündigt sich an.
1723 verlässt er Boston. Längst hat er in der brüderlichen Zeitung erfolgreich als Schreiber debütiert. In Philadelphia, der größten Stadt der Kolonien, fällt er dem Gouverneur von Pennsylvania auf, der ihn nach London schickt. Franklin genießt seinen ersten europäischen Aufenthalt: Theaterbesuche, Bekanntschaften mit Persönlichkeiten, aber auch Liebeshändel, falsche Freunde, Schulden und andere Missgeschicke. Doch auch sein Pragmatismus und wachsender Geschäftssinn bewähren sich.
Zurückgekehrt gründet er 1726 eine eigene Druckerei und den Debattierclub „Junto”. Er entwirft einen rigiden Plan, Tugendhaftigkeit einzutrainieren, indem er wochenweise je eine Tugend übt und jeweilige Fehler notiert. 1729 kauft er die Pennsylvania Gazette, die er zur besten Zeitung der Kolonien macht.
Elektrizität und Glasharmonika
Er regt die erste Leihbibliothek Amerikas an, zwei Jahre später erscheint die erste Nummer des „Poor Richard’s Almanack”, von dem er sofort 10 000 Stück absetzt. Die Mischung aus Wetterberichten, lustig-lehrreichen Anekdoten, Ansichten zu Politik, Moral und Gesellschaft wurde 25 Jahre lang ein Dauerbrenner für alle Stände. Besonders die Aphorismen werden in ihrer gewitzten, manchmal banalen Schlagkraft amerikanischer Allgemeinbesitz: „Ein gutes Beispiel ist die beste Predigt. - Liebe deinen Nächsten, aber reiße deine Hecke nicht nieder. - Alte Knaben haben genauso ihr Spielzeug wie die jungen, der Unterschied liegt lediglich im Preis.”
Inzwischen wird Sohn William aus einer nie identifizierten Liebschaft von Ehefrau Deborah Read vorbildlich angenommen. Als Kommunalpolitiker initiiert Franklin Pflasterung und Beleuchtung der Straßen in Philadelphia und die erste Feuerwehr, er wird stellvertretender Postmeister, schlägt die Einrichtung einer Stadtpolizei vor. Nebenher erfindet er einen Eisenofen für Holzhäuser oder regt eine Akademie an, aus der die University of Pennsylvania wird, und erforscht Elektrizität. Letzteres macht ihn weltbekannt, der Autodidakt wird Ehrenmagister von Yale und Harvard und Mitglied der Royal Society of Science.
1757 schickt die Assembly Franklin nach England, er soll im Steuerstreit mit der Familie Penn, dem größten Grundbesitzer Pennsylvanias, den König auf die Seite der Kolonisten ziehen. Nun ist er sozusagen Außenminister der noch imaginären Vereinigten Staaten geworden. Er siegt gegen die Penns und erwägt, in England zu bleiben, zu seinen Freunden zählen David Hume und Adam Smith. Kurz vor der Rückkehr baut er die Glasharmonika, die „von all meinen Erfindungen die größte persönliche Befriedigung bereitet”. 37 Gläser in Halbkugelform von 22 cm bis 3 cm Durchmesser werden auf eine Spindel gesteckt, sie ergeben drei Oktaven mit allen Halbtönen. Der Spieler berührt mit befeuchteten Fingern die Glasränder. Die Glasharmonika wurde das Modeinstrument der Empfindsamkeit, auch Mozart und Beethoven komponierten dafür, der Magnetiseur Mesmer ließ seine Sitzungen von ihr begleiten.
Unter Georg III. beginnt der Erosionsprozess, an dessen Ende 1783 England seine amerikanischen Kolonien, bis auf Kanada, als Vereinigte Staaten anerkennen muss. In den folgenden zehn Jahren beginnt der 65-Jährige seine Autobiographie, bereist Europa, gelangt auch nach Hannover und Göttingen. Er kann aber die Abspaltung der Kolonien nicht aufhalten. 1774 wird er öffentlich vom Kronanwalt attackiert und verliert sein Amt als Generalpostmeister. Während seiner Rückreise fallen bei Concord die ersten Schüsse des Unabhängigkeitskrieges.
1776 formuliert Jefferson die Unabhängigkeitserklärung, Franklin gehört zum fünfköpfigen Redigierteam. Der siebzigjährige, an Gicht und Gallensteinen leidend, hat sich mit Feuereifer in die Organisation der Revolution gestürzt. Er wird zum Vertreter Pennsylvanias. Ihm vertraut man den Druck amerikanischer Banknoten an, außerdem reist er durch Neuengland und ruft zur Geschlossenheit auf. Und er führt die Geheimverhandlungen mit Frankreich zur Unterstützung der Rebellen. Im Winter 1776 trifft er in Paris ein. Alle wollen dort den Star aus Amerika sehen. 1778 erkennt Frankreich die USA an, Louis XVI. empfängt Franklin. Paris fällt ins Franklin-Fieber: „Durch meine Popularität sind so viele Gemälde, Büsten, Medaillen und Drucke von mir in Umlauf gelangt, dass mein Gesicht so bekannt ist wie der Mond.” Und er begegnet Voltaire in der Akademie der Wissenschaften: „Wie charmant ist es, wenn sich Solon und Sophokles umarmen”, tönt es daraufhin durch ganz Frankreich. Der Abschied 1785 wird zum Triumphzug.
Sokrates und Voltaire
Der Achtzigjährige wird zwar Präsident von Pennsylvania, will aber nicht mehr in die Tagespolitik eingreifen, lieber seine Bibliothek ordnen, die Familie um Tochter Sally pflegen. Doch 1787 steckt die verfassunggebende Versammlung fest bei der Frage der Wahl der Abgeordneten für Repräsentantenhaus und Senat. Franklins Lösung gilt bis heute: Die Zahl der Abgeordneten soll sich nach der Zahl der Wähler je Staat richten, im Senat soll jeder Staat zwei Sitze bekommen. Vor der Unterzeichnung der Verfassung ergreift der Alte, eigentlich kein großer Redner, das Wort, als beflügelten ihn Sokrates und Voltaire zugleich. Er spricht von seiner Unzufriedenheit mit dem Text und vom Zweifel, ob er je zufriedengestellt werden könne bei seinen Erfahrungen. Trotzdem sei er einverstanden, weil ein anderer Konvent nicht besser wäre: „Denn wenn sich eine Anzahl Menschen versammelt, um sich des Vorteils der vereinigten Weisheit zu bedienen, so versammeln sie unvermeidlich auch alle ihre Vorurteile, ihre Leidenschaften, ihre egoistischen Absichten.”
Edmund S. Morgan kann das Universum Franklin nicht vollständig darstellen, immer bleibt etwas Kursorisches in der Nacherzählung dieses Lebens, das ein Wunder an Gleichzeitigkeit war. Seine Modernität liegt im Nichtlinearen des spontanen, stets auf praktikable Lösungen zielenden Denkens und Tuns und in der Souveränität des Weltbürgers zweier Kontinente. Seine politische Aktualität kann gar nicht überschätzt werden. Religiöse Ideologen, die Arroganz der Macht, der gesamte Messianismus heutiger amerikanischer Politik - ferner kann man nicht davon sein als dieser Mann: Benjamin Franklin, der wahre Amerikaner.
HARALD EGGEBRECHT
EDMUND S. MORGAN: Benjamin Franklin. Eine Biographie. Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. C. H. Beck Verlag, München 2006. 304 S., 24,90 Euro. Erscheint am 20. Januar.
Benjamin Franklin (1706-1790) ein Jahr vor seinem Tode, porträtiert von Charles Willson Peale.
Foto: Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ja, stimmt, der emeritierte Yale-Historiker Edmund Morgan ist ein "Erzähler von hohen Gnaden", räumt Ronald D. Gerste ein. Gewaltig sei sein Ruf, die Ehrungen Legion. Und doch mag er dieser kurzen Biografie des amerikanischen Gründungsvaters Benjamin Franklin nicht allzu viel abgewinnen. Irgendwie ist sie ihm zu routiniert und zu selbstgewiss. Gewaltig stört den Rezensenten das "Jovial-Onkelhafte" der Prosa. Auch dass Morgans Biografie gelegentlich hagiografische Züge annimmt, findet nicht Gerstes Sympathie, auch wenn er zugibt, dass Franklin als Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und "Vordenker bürgerlicher Toleranz" durchaus der Verehrung wert sei. Doch eine Schönzeichnung, wie Morgan sie liefere, habe Franklin nicht nötig, findet Gerste, der darauf hinweist, dass Franklin zum Beispiel kein über alles liebender Familienvater gewesen, sondern durchaus hingenommen, dass sein Sohn als Loyalist der englischen Krone ins Gefängnis gesteckt wurde.

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