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Marlene Streeruwitz übernimmt die Rolle ihrer Heldin Nelia Fehn aus 'Nachkommen.' und schreibt deren erfrischendes Erstlingswerk.
Eigentlich wollte Cornelia sich im Ökoresort ihrer Halbschwester auf Kreta Gedanken machen, wie ihr eigenes Leben nach der Matura nun weitergehen soll. Aber dann wird die Fahrt nach Athen zu ihrem Geliebten Marios eine abenteuerliche Irrfahrt durch eine Welt der Zwangsverhältnisse aus der Krise und den Verlusten daraus. Nelia Fehn will, dass alle wissen, was es heißt, mit den Folgen der nationalen und internationalen Verstrickungen leben zu müssen.

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Produktbeschreibung
Marlene Streeruwitz übernimmt die Rolle ihrer Heldin Nelia Fehn aus 'Nachkommen.' und schreibt deren erfrischendes Erstlingswerk.

Eigentlich wollte Cornelia sich im Ökoresort ihrer Halbschwester auf Kreta Gedanken machen, wie ihr eigenes Leben nach der Matura nun weitergehen soll. Aber dann wird die Fahrt nach Athen zu ihrem Geliebten Marios eine abenteuerliche Irrfahrt durch eine Welt der Zwangsverhältnisse aus der Krise und den Verlusten daraus. Nelia Fehn will, dass alle wissen, was es heißt, mit den Folgen der nationalen und internationalen Verstrickungen leben zu müssen.
Autorenporträt
Marlene Streeruwitz, geb. in Baden bei Wien, Studium der Slawistik und Kunstgeschichte in Wien. Autorin und Regisseurin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Wien und Berlin. 2009 erhielt sie den Peter-Rosegger-Literaturpreis der Steiermark und 2012 den Bremer Literaturpreis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Die Rezensentin Anna-Lena Scholz fühlt sich nicht ganz wohl damit, Marlene Streeruwitz' zweiten Roman, "Die Reise eine jungen Anarchistin nach Griechenland", allzu sehr zu loben, denn schließlich handelt es sich um eben jenes Buch, mit dem ihre Protagonistin Nelia Fehn in "Nachkommen" Erfolge feierte, einem Roman, der als Kritik am einfachen Strickmuster der Buchindustrie angelegt war. Dass das Buch der klugen, jungen, fotogenen Autorin jetzt ausgerechnet von einer klugen, jungen, fotogenen Autorin handelt, sollte zu denken geben, findet die Rezensentin, die sich unsicher ist, ob es reicht, der Industrie den Spiegel vorzuhalten, oder ob Literatur nicht direkter für ein anderes Bild sorgen müsste.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2014

Erbschaft in Randlage
Marlene Streeruwitz erfindet sich die Tochterautorin Nelia Fehn und lässt sie einen
hoffnungsfrohen europäischen Roman schreiben: „Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland.“
VON FLORIAN KESSLER
Das Gute an den Romanen von Marlene Streeruwitz ist, dass es darin nichts Gutes gibt. Das Gute an den Romanen von Marlene Streeruwitz ist aber auch, dass es darin nichts besonders Schlechtes gibt. Nun ja, zugegeben: Das Schlechte dominiert das schonungslose Gesellschaftsbild ihrer Romane, bloß dass es eben überall anzutreffen ist. Alles ist auf seine Weise falsch und kritikwürdig, und alles soll darum auch kritisiert werden.
  Mit derart grundsätzlichem Anspruch kann so etwas nur über die Sprache geschehen, die bei Marlene Streeruwitz bislang stets wie generell sabotiert wirkte: Miefige Kleidungsstücke aus den Mottenkisten unseres alltäglichen autoritären Sprechens und Denkens, die umgeschneidert wurden zu eigensinnigen, sowohl mitreißenden als auch sich sperrenden Satzfetzen.
  Die Herausforderung einer solchen Methode besteht natürlich darin, wie sie langfristig nicht selbst zur starren Autoritätsgeste gerinnen soll. Da kommt „Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland.“ (der Punkt gehört dazu) gerade recht. Denn dieser Roman ist für Streeruwitz-Verhältnisse ungewöhnlich leicht und weich geschrieben – als sperre er sich gegen das Sperren. Verfasst ist er dazu der Fiktion nach nicht von der 1950 geborenen Marlene Streeruwitz selbst, sondern von einer ihrer Figuren: der gerade einmal 19-jährigen Autorin „Nelia Fehn“, in deren zumindest ein Stück weit eigenem Schreibstil und mit ihren Ideen, Gefühlen und Widersprüchen.
  Nelia kennt man bereits aus dem Frühjahr, oder schlimmer: Aus dem Frühjahrsprogramm. Damals veröffentlichte Streeruwitz „Nachkommen.“, eine Höllenfahrt durch das zeitgenössische Kulturleben. Kampfplatz der Handlung: Die Frankfurter Buchmesse, wo Nelia mit einem ungeschliffenen Romandebüt für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Der ebenso hellwachen wie widerspenstigen, noch bei jedem diplomatischen Small Talk bis zur völligen Erschöpfung um Wahrheit ringenden Nelia bekam der durchökonomisierte Kulturzirkus nicht. Zu ihrem Entsetzen ging es immer nur um die Vermarktung von Buchprodukten, niemals aber wahrhaftig um irgendeine Idee oder irgendeinen Roman.
  Um Nelias Roman zum Beispiel, den Marlene Streeruwitz nun nachliefert. Nelia Fehns „Reise einer jungen Anarchistin“ erzählt in längeren, vollständigen Sätzen eine schlichte Geschichte: Die von Nelias Erfahrungen während eines Griechenlandaufenthalts kurz nach der Schulzeit, noch belastet vom Tod der Mutter, der ganz nach Marlene Streeruwitz gezeichneten Schriftstellerin „Dora Fehn“. Nelia schlägt sich von Kreta nach Athen durch, wo sie ihren Freund Marios treffen will. Anders als die österreichische Intellektuellentochter Nelia hat dieser als junger Athener keine Perspektive. Im unter dem europäischen Spardiktat zerborstenen Griechenland ist er im zwangsläufigen Schritt einer ganzen Generation vom studierten Soziologen zum Anarchisten geworden.
  Nelia trifft auf ihrer zweitägigen Reise auf die unterschiedlichsten deregulierten Lebenswelten, von drogenschmuggelnden Yachtseglern bis zu einer sich seit dem Zusammenbruch der öffentlichen Krankenversorgung selbst organisierenden Free Clinic. Einmal ist sie bei deutschen Ferienhausbesitzern zu Gast, die in ihrem Kulturgehabe direkt der Frankfurter Buchmesse entsprungen sein könnten. Noch schärfer als in den Messehallen tritt hier die Hohlheit allen humanistischen Geredes zutage, wenn die griechische Bedienstete des Hauses sogar noch sexuell ausgebeutet und von deutschen Theaterleuten als Leihmutter benutzt wird.
  Solche Fragen nach der Genealogie und also den aufgezwungenen oder selbst gewählten Bezugnahmen der eigenen Identität bestimmten den Roman „Nachkommen.“ ebenso wie nun Nelia Fehns Roman. „Ich will die Liebe für mich selbst haben und nicht auch noch da in Regeln gepresst werden“, denkt Nelia einmal trotzig.
  Wie aber den kontaminierten Erbschaften und Autoritätstransfers des alten Europa entkommen? Das ist schon lange eine Grundfrage der österreichischen Literatur – Streeruwitz’ Romanprojekt lässt sich auch als Antimodell zu Thomas Bernhards „Auslöschung“ lesen, wo ein aus dem Süden zurückkehrender Erbe als letzter seiner Linie alle Traditionen elitär verwarf und vernichtete.
  Bei Streeruwitz dagegen werden unbelastete Gegenlinien neu begründet, wenn im destrukturierten Süden gänzlich neue Strukturen zwischen den Prekarisierten entstehen, und wenn sich Streeruwitz’ fiktive Tochterautorin Nelia immer wieder freiherzig auf ihre Mutter bezieht. Wozu wie Seitenkommentare die fragmentierten Lebenswelten der Buchmacher und auch der Romanleser aus „Nachkommen.“ zu denken sind. Auch in der neoliberalen Zersplitterung aller Gemeinsamkeiten sind andere Leben wahrnehmbar und ist so etwas wie Solidarität möglich, zeigt dieses große politische Schreiben. Selbst wenn Nelia derart unrebellischen Zuschreibungen niemals beipflichten würde: Letztlich haben ihre Erfinderin und sie einen hoffnungsfrohen europäischen Roman geschrieben.
„Ich will die Liebe für mich
selbst haben und nicht auch noch
da in Regeln gepresst werden.“
Im unter dem Spardiktat zerborstenen Griechenland ist Nelias Freund Mario zum Anarchisten geworden.
Foto: Fabio Bucciarelli / LUZphoto / fotogloria
    
    
    
Marlene Streeruwitz als Nelia Fehn: Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014.
192 Seiten, 18,99 Euro. E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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für Streeruwitz-Verhältnisse ungewöhnlich leicht und weich geschrieben [...] dieses große politische Schreiben [...] Letztlich haben ihre Erfinderin und sie (Nelia Fehn) einen hoffnungsfrohen europäischen Roman geschrieben. Florian Kessler Süddeutsche Zeitung 20141117