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Produktdetails
  • Wissenschaftliche Schriften, Politik Bd.3
  • Verlag: GGP Media on Demand / poli-c-books
  • Seitenzahl: 395
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 518g
  • ISBN-13: 9783938456545
  • ISBN-10: 393845654X
  • Artikelnr.: 15108445
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.10.2005

Dreigezacktes Fingerröllchen
Die Körpersprache der Politiker – am Beispiel von Schröder und Stoiber
Es hat etwas leicht Gruseliges, wenn ausgerechnet jetzt, da sich die Wähler zwischen Schröder und Merkel haben entscheiden müssen, ein Buch über die Matadore von 2002, Schröder und Stoiber, erscheint. Der Geisterhauch verfliegt aber schnell, weil es sich hierbei um keinen grotesk verspäteten Zeitzug handelt, sondern um die aus einer älteren Dissertation erwachsene gründliche Analyse eines Phänomens, das man bei künftigen Wahlkämpfen noch schärfer wird im Auge behalten müssen als bisher: der Körpersprache der Kontrahenten.
Werner Dieball, Politologe und Coach, legt seine Arbeit als eine Art Dreisprung an. Den Absprung bewerkstelligt er mit einer Präsentation der einschlägigen Literatur, in der auch der vage, wissenschaftlich wohl umstrittene, aber nichtsdestoweniger sehr beeindruckende „Mythos“ erörtert wird, wonach nur 7 Prozent der Kommunikation vom Inhalt bestimmt werden, 38 Prozent dagegen vom Tonfall und 55 Prozent von der Körpersprache. Im Zwischensprung wird dann die körpersprachliche Entwicklung Gerhard Schröders und Edmund Stoibers von 1978 bis 2001 nachgezeichnet, mit dem für manche möglicherweise erstaunlichen Ergebnis, dass beide sich quasi per aspera ad astra entwickelt haben, vom Asynchronen (Schröder) und Inkongruenten (Stoiber) hin zum staatsmännisch Gebändigten. Voll in die Sprunggrube geht es dann mit Teil drei, in dem die nonverbale Kommunikation der Kandidaten im Wahlkampf 2002 geschildert und bewertet wird.
Ein ebenso fakten- wie tabellen- und fußnotenreiches Buch, das erfreulicherweise durch viele sprechende Bilder aufgelockert wird: Schröder etwa mit der Cohiba, die von 1999 an durch das seriösere Stilmittel Brille ersetzt wurde, oder Stoibers „dreigezacktes Fingerröllchen“, eine die eigene Präzision unterstreichende Geste. Unterm Strich kommt Dieball zu dem Resümee, dass man damals den Weltmann und Bonvivant Schröder gegen den Provinzler und Aktenfresser Stoiber habe ausspielen wollen, was insofern danebenging, als Stoiber den „stotternden, zackigen, hölzernen, sazerdotalen Landespolitiker“ abzulegen und so die Polarisierungsfalle zu unterlaufen wusste.
Wie die Sache seinerzeit ausging, wissen wir, und so können wir auch wissend lächeln, wenn der Autor, der ersichtlich vor Schröders Vertrauensfrage lieferte, auf einen „Bundestagswahlkampf 2006“ vorausschaut, den es nun ja nicht mehr geben wird. Seiner Ansicht nach wird, nicht zuletzt wegen der künftig noch bewusster eingesetzten Körpersprache der Bewerber, das Votieren bei Wahlen immer mehr zu einer „Bauch- und Gefühlssache“. Wohl wahr, und die Folgen liegen uns heute noch im Magen.
HERMANN UNTERSTÖGER
WERNER DIEBALL: Körpersprache und Kommunikation im Bundestagswahlkampf. Gerhard Schröder versus Edmund Stoiber. poli-c-books, Berlin 2005. 395 Seiten, 34,80 Euro.
Edmund Stoiber 2002 im Streitgespräch mit Gerhard Schröder in der Berliner Redaktion der SZ.
Foto: Marco Limberg
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Diese Studie über die Körpersprache der Bundestagswahl-Kontrahenten von 2002 Gerhard Schröder und Edmund Stoiber ist aus einer älteren Dissertation hervorgegangen und wirkt deshalb angesichts der gerade zurückliegenden Wahl etwas geisterhaft, meint Hermann Unterstöger. Dieser Eindruck verfliegt aber rasch, denn untersucht wird sehr "gründlich" die Wichtigkeit und die Aussagekraft von körpersprachlicher Kommunikation im Wahlkampf, und die Ergebnisse kann man getrost auch auf spätere Wahlkämpfe übertragen, so der Rezensent anerkennend. Er zeigt sich von diesem gleichermaßen "fakten-, wie tabellen- und fußnotenreichen" Band sehr angetan und lobt auch die vielen "sprechenden" Fotos, die das Ganze illustrieren und "auflockern". Deutlich werde bei der Lektüre, dass die "bewusst eingesetzte Körpersprache" der Kandidaten auf das Wahlverhalten der Bürger einen immer wichtigeren Einfluss ausübt, so Unterstöger beunruhigt.

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