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Dies ist die unglaubliche Geschichte von Thérèse Humbert, einem Bauernmädchen aus Toulouse, das auszog, um sich Geld auf Schlösser und Ländereien zu leihen, die nur in ihrer Fantasie existierten. Sie war damit so erfolgreich, dass sie zur unumschränkten Herrscherin der Pariser Gesellschaft aufstieg und es zwanzig Jahre lang auch blieb. Die Aufdeckung ihres Jahrhundertschwindels führte 1904 zu einer kleinen Staatskrise. Kompromittierte Herrschaften schossen sich eine Kugel in den Kopf, Thérèse wanderte ins Gefängnis und wurde angestrengt vergessen. Die Biographin Hilary Spurling, deren große…mehr

Produktbeschreibung
Dies ist die unglaubliche Geschichte von Thérèse Humbert, einem Bauernmädchen aus Toulouse, das auszog, um sich Geld auf Schlösser und Ländereien zu leihen, die nur in ihrer Fantasie existierten. Sie war damit so erfolgreich, dass sie zur unumschränkten Herrscherin der Pariser Gesellschaft aufstieg und es zwanzig Jahre lang auch blieb. Die Aufdeckung ihres Jahrhundertschwindels führte 1904 zu einer kleinen Staatskrise. Kompromittierte Herrschaften schossen sich eine Kugel in den Kopf, Thérèse wanderte ins Gefängnis und wurde angestrengt vergessen. Die Biographin Hilary Spurling, deren große Matisse-Biographie soeben erschienen ist, hat die Geschichte der großen Thérèse entdeckt, als sie den familiären Hintergrund von Madame Matisse erforschte. Sie fand eine Geschichte, zu groß und zu schön für eine Fußnote und gerade richtig für dieses kleine, wunderbare Buch.
Autorenporträt
Hilary Spurling wurde 1940 in Manchester geboren. Sie besuchte die Oxford University und war von 1962 - 1970 als Theaterkritikerin und Literaturredakteurin für den 'Spectator' tätig. Sie schreibt regelmäßig Buchbesprechungen für den 'Observer' und den 'Daily Telegraph'. Ihre erste Biografie über Ivy Compton-Burnett wurde in England mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, und ihr Buch über Paul Scott wurde von den Kritikern als eine der besten Biografien der Nachkriegszeit gefeiert. Hilary Spurling lebt in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.04.2007

Sie eroberte Paris: Die atemberaubende Geschichte der Hochstaplerin Thérèse Humbert
Dieser Stoff wäre etwas für Filmproduzenten. Er hat alles, was eine Räuberpistole in Cinemascope unwiderstehlich macht – und ein hinreißendes Zentralgestirn obendrein: Thérèse Humbert, eine Aufschneiderin aus der südfranzösischen Provinz, die es mit rotzfrecher Schwindelei zu märchenhaftem Reichtum und Heerscharen ergebener Satelliten brachte. Bücklings wie bäuchlings umschwärmten diese Vasallen „La Grande Thérèse” und stillten deren unersättliche Geldgier, bis sie selbst in Unterhosen dastanden.
Hilary Spurling, die Biographin Henri Matisses, hat Thérèse Humbert bei ihren Recherchen zufällig entdeckt und ihre Geschichte so bezwingend literarisiert, dass nicht nur die kuriose Silhouette der Heldin, sondern die ganze Belle Époque zu leuchten beginnt.
1856 in der Nähe von Toulouse geboren, verzaubert Thérèse von Kindesbeinen an ihre Geschwisterschar wie die Nachbarschaft mit unerschöpflicher Fabulierkunst: Sie entführt die Zuhörer in ferne Paradiese und gleißende Paläste, wo sich Prinzen von Geblüt mit juwelenübersäten Adelsdamen vergnügen. Die Wirklichkeit ist bittere Armut: Thérèses Mutter stirbt früh, der Vater schlägt sich irgendwie durch und faselt von seiner hochkarätigen Abstammung, was freilich nichts anderes ist als eine armselige Chimäre.
Thérèse aber beschließt, kein Zaungast des Glücks zu bleiben. Zielstrebig erfindet die Achtzehnjährige eine millionenschwere Erbschaft aus Amerika, die sie aber vorläufig nur unter Auflagen antreten könne. Die Schuldverschreibungen, aus denen das Vermächtnis angeblich besteht, werden kurzerhand gefälscht.
Diese Papiere setzen ein regelrechtes Schneeballsystem in Gang: Unter Verweis auf den sagenhaften Geldregen, der sich künftig über sie ergießen werde, häuft Thérèse nicht minder sagenhafte Schuldenberge an. Die Gläubiger werden mit gigantischen Zinssätzen geködert und jeweils aus neu akquirierten Krediten abgespeist.
Einige Geschwister und der Papa gehen der Hochstaplerin bei den diebischen Operationen zur Hand. Ihren profitabelsten Coup aber landet die machthungrige, leicht korpulente Dorfschönheit vor dem Traualtar: Sie angelt sich Frédéric Humbert, dessen Vater gerade die politische Karriereleiter erklimmt und demnächst den Chefsessel des französischen Justizministeriums erobern wird.
Humbert senior ist der nützlichste Idiot in Thérèses Imperium. Sein guter Name deckt den Betrug, der immer groteskere Ausmaße annimmt. Zur Jahrhundertwende besitzt die gebürtige Provinznudel mehrere Schlösser, umfangreiche Ländereien und ein Stadthaus im vornehmsten Pariser Arrondissement, dessen feudale Pracht in aller Munde ist. Was Rang und Namen hat, geht hier ein und aus – Premierminister und Exzellenzen, Bankiers und Bohémiens, die gesamte Elite des französischen Staates tummelt sich bei den Gesellschaften der prominenten Matrone.
Es ist eine Nichtigkeit, die dann das Luftschloss zum Einsturz und seine Architektin zu Fall bringt. Ein Gläubiger erzwingt im Mai 1902 die Öffnung des Tresors, der die mysteriösen Wertpapiere beherbergt – er ist leer. In Madrid wird die flüchtige Betrügerin gefasst, vor Gericht gestellt und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Der Skandal macht zwar europaweit Schlagzeilen (oben sind zeitgenössische Karikaturen zu sehen, Fotos: Getty Images), er verschwindet jedoch ebenso schnell aus dem Gedächtnis der Öffentlichkeit wie seine Hauptakteurin von der Bildfläche: Seit ihrer Inhaftierung hat Thérèse Humbert keinerlei Spuren mehr hinterlassen.
Hilary Spurling hat die Mosaiksteine dieses Lebens aneinandergefügt und daraus das Abbild einer Gesellschaft gewonnen, die sich vom schönen Schein nur allzu gerne blenden ließ und die Nacktheit der Kaiserin bereitwillig übersah. Wer Melodramen im Breitwandformat liebt, wird Spurlings furioses Büchlein verschlingen. DORION WEICKMANN
HILARY SPURLING: La Grande Thérèse. Die Geschichte eines Jahrhundertschwindels. Aus dem Englischen von Matthias Wolf. Berenberg Verlag, Berlin 2007. 104 Seiten, 19 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dorion Weickmann hat sich vor Freude die Hände gerieben über die Geschichte der Hochstaplerin Therese Humbert, der die gesamte Pariser Gesellschaft zu Füßen lag. Wie Weickmann erzählt, ist "La Grande Therese" als Provinznudel aufgebrochen und hat sich mit Verweis auf eine anstehende Erbschaft aus Amerika rotzfrech ein gigantisches Vermögen zusammengeschwindelt, den Sohn des Justizministers geheiratet und alles, was Rang und Namen hatte, in ihrem Salon empfangen. Fast dreißig Jahre konnte sie dieses Leben führen, immer mehr Schlösser und Burgen zusammenraffen, bis der Schwindel aufflog. Hilary Spurling, informiert Weickmann, ist auf Therese Humbert gestoßen, als sie für ihre Henri-Matisse-Biografie recherchierte. Über das Buch sagt er in seiner Rezension nicht viel, er nennt es "furios". Der Stoff spricht für sich.

© Perlentaucher Medien GmbH