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Vor dem Frankfurter Hauptbahnhof steigt ein Mann in ein Taxi. Während er sich auf den Beifahrersitz fallen lässt, drückt ihm die Waffe in seiner linken Jackentasche unangenehm auf die Brust. Leise sagt er dem Fahrer, wohin er will: zum Messegelände nach Düsseldorf. Der Fahrer pfeift durch die Zähne, so eine Fahrt ist zwischen 250 und 300 Euro wert. Er stellt den Zähler auf Null, meldet sich bei der Zentrale ab und fährt los. Die beiden haben Glück, es ist nur wenig Verkehr und sie kommen rasch aus der Stadt. Nach einigen Kilometern merkt der Fahrgast, dass er einen Fehler gemacht hat, als er…mehr

Produktbeschreibung
Vor dem Frankfurter Hauptbahnhof steigt ein Mann in ein Taxi. Während er sich auf den Beifahrersitz fallen lässt, drückt ihm die Waffe in seiner linken Jackentasche unangenehm auf die Brust. Leise sagt er dem Fahrer, wohin er will: zum Messegelände nach Düsseldorf. Der Fahrer pfeift durch die Zähne, so eine Fahrt ist zwischen 250 und 300 Euro wert. Er stellt den Zähler auf Null, meldet sich bei der Zentrale ab und fährt los. Die beiden haben Glück, es ist nur wenig Verkehr und sie kommen rasch aus der Stadt. Nach einigen Kilometern merkt der Fahrgast, dass er einen Fehler gemacht hat, als er vorn eingestiegen ist. Denn er will dem Mann, der vor zwanzig Jahren seine Frau ermordete, in die Augen schauen, wenn er Vergeltung übt ... Nüchtern, präzise und mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt Bruno Preisendörfer eine menschliche Extremsituation. Darf man geschehenes Unrecht mit Unrecht vergelten? Wie kann man damit leben, das Leben eines anderen zerstört zu haben? »Die Vergeltung« ist ein mitreißend erzählter, eindringlicher Roman über die Abgründe des Lebens und unsere verzweifelten Versuche, ihnen zu entkommen.
Autorenporträt
Bruno Preisendörfer, geb. 1957 in Unterfranken, lebt als Schriftsteller und freier Publizist in Berlin. Er arbeitete jahrelang als Redakteur beim Berliner Stadtmagazin Zitty, danach als Kolumnist beim Tagesspiegel.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2007

Der Feind in meinem Taxi
Bruno Preisendörfers Rachegeschichte aus dem Schmuddelmilieu

Warum nur zieht einen dieses Buch nicht direkt in seinen Bann? Gut geschrieben ist es ja. Und Bruno Preisendörfer weiß, wie man den Dreh für einen spannenden Roman findet, auch wenn sein letzter, noch bei Eichborn erschienener Roman "Die letzte Zigarette" ein eher gemischtes Vergnügen war (F.A.Z. vom 29. September 2006). Die Ausgangslage des neuen, "Die Vergeltung", ist vielversprechend: zwei Männer in einem Taxi. Der Kunde möchte von Frankfurt nach Düsseldorf, doch eigentlich will er nur eins: den Fahrer töten. Denn dieser hat seine Frau auf dem Gewissen. Vor zwanzig Jahren hatte Sebastian Neubert bei einem Raubüberfall das junge Eheglück von Michael und Vanessa Stein mit einem Schuss zerstört; Vanessa starb noch in derselben Nacht, Michael schwor Rache. Nun sitzt er neben dem Mörder, die Pistole in der Tasche. Der Showdown beginnt. Auch der Schluss kann sich sehen lassen. In guter Krimimanier nimmt die Handlung im letzten Moment eine gänzlich unerwartete Wendung.

Aber warum legt man das Buch etwas unbefriedigt zur Seite? Weil alles, was zwischen den beiden Angelpunkten der Erzählung geschieht, nicht immer der Erhellung, sondern zu häufig der Verwässerung dient. Die Spannung, die in der langen Eingangssequenz, an deren Ende sich Michael Stein doch nicht dazu durchringen kann abzudrücken, aufgebaut wird, kann nicht aufrechterhalten werden. Preisendörfer wird zum Gefangenen seiner eigenen Komposition, wenn er mit einem eigentlich bereits finalen Duell einsteigt und die Dramatik danach nur noch verschleppen kann. So gestaltet sich der Mittelteil beinahe langweilig. Nach der langen Taxifahrt kommen sich die beiden Konkurrenten näher; plötzlich werden sie zu Freunden, duzen sich und spielen miteinander Domino. Die Entstehungsgeschichte der Freund-Feindschaft wird später nachgeliefert. Michael Stein weiß über das Leben seines Gegenübers perfekt Bescheid: über Neuberts Zeit im Gefängnis, seine Suche nach Arbeit, sein junges Eheglück mit der resoluten Wirtin einer Frankfurter Taxikneipe. Je besser er ihn persönlich kennt, desto schwerer fällt es ihm natürlich, seinen Schwur einzulösen. Was folgt, ist ein Versteck- und Verstellungsspiel im schmuddeligen Frankfurter Taxifahrermilieu. Stein, der einstmals eine hoffnungsvolle Karriere im Bankgewerbe vor sich hatte, begibt sich tief hinein in diese Welt. Zu vieles erscheint dabei überflüssig, der Roman ist hier ein wenig überfrachtet. So trägt etwa der Gang in einen Waschsalon, in dessen Fortgang sich Steins Hemden rosa färben, nicht zum Verständnis der Handlung bei.

Wenn es sich dennoch um ein lesenswertes Buch handelt, dann wegen der interessanten Krimiausgangslage - Stoff für den kurzen Lesehunger zwischendurch.

KILIAN TROTIER

Bruno Preisendörfer: "Die Vergeltung". Roman. Liebeskind Verlag, München 2007. 240 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.09.2007

Aus der Trostlosigkeit erlöst nur die Rache
Bruno Preisendörfers „Die Vergeltung” ist ein fein gearbeiteter Roman über die Freundschaft zweier Feinde
Ein Mann steigt in ein Taxi, befühlt die linke Innentasche seiner Wildlederjacke, ob die Pistole auch am richtigen Platz ist, mustert den Mann, der vor 20 Jahren seine Ehefrau ermordet hat, und glaubt, endlich am Ziel zu sein. In wenigen Minuten wird er den Fahrer erschießen: „Er wird dem Mörder als Mörder ins Auge blicken.” Seit jenem Tag, als seine geliebte Vanessa den Einbrecher Sebastian Neubert ertappte und von ihm erschossen wurde, denkt Michael Keller an nichts als an Rache, einzig der „Wille zur Vergeltung” hat ihn, der „die Trostlosigkeit nicht los wurde”, sein ereignisarmes Leben ertragen lassen. 16 Jahre hat der Mann, mit dem er jetzt von Frankfurt nach Düsseldorf fährt, um ihn irgendwo auf einem Rastplatz der Vergeltung zuzuführen, im Gefängnis gesessen; dann war er arbeitslos, seit einiger Zeit fährt er Taxi, und vor kurzem hat er auch noch geheiratet.
Die Nachricht von der Verheiratung ist es, die Keller zur Tat schreiten lässt. Immerhin, der Mann, der jetzt den fröhlichen Hochzeiter gibt und gar den zwei Kindern seiner Angetrauten ein verständnisvoller Stiefvater sein möchte, hatte damals nicht nur Kellers große Liebe erschossen. Nein, der da ahnungslos und sicher das Taxi lenkt, hat damals auch die Kinder umgebracht, die Keller und Vanessa haben wollten, „vielleicht einen Felix, vielleicht eine Anna. . .”
Es kommt, wie es kommen muss: Da Keller den Augenblick versäumt, die Vergeltung im Taxi zu üben, wird er sich schwertun, den Mörder überhaupt noch zu ermorden. Denn jetzt muss er ihn, den er sich bisher immer nur halluziniert hat, als Menschen aus Fleisch und Blut kennenlernen. Und ausgerechnet Sebastian Neubert erweist sich als nachdenklicher, hilfsbereiter Mann, den zudem die anrührende Aura einer unheilbaren Traurigkeit umgibt. Kurz, der da an einem Mörder die verdiente Strafe exekutieren will, muss sich eingestehen, dass er diesen eigentlich „sympathisch findet”. Was entsteht, ist fast so etwas wie Freundschaft, die paradoxerweise gerade darin gründet, dass der eine seit 20 Jahren vom „Wunsch nach Vergebung” beseelt wird, den ihm nur die Ermordete erfüllen könnte, und der andere vom „Willen nach Vergeltung”, den ihm, wie er sich gestehen muss, die Ermordete vermutlich sogar übelnehmen würde. Die beiden sind über fast alles derselben Meinung und verschweigen einander von ihrer Lebensgeschichte jeder ein wichtiges, nein, das wichtigste Stück.
Bruno Preisendörfer, 1957 geboren und 2006 gleich mit zwei Publikationen bekannt geworden, dem Roman „Die letzte Zigarette” und dem Erzählungsband „Die Beleidigungen des Glücks”, hat einen fein gearbeiteten Roman über die Freundschaft zweier Feinde geschrieben. Der Autor erzählt lapidar, im ein wenig schematischen Wechsel der Perspektive bald dem einen, bald dem anderen folgend, und er weiß Spannung aufzubauen, aber diese auch wieder zurückzunehmen, um gewissermaßen die nächste Runde einzuläuten und die Handlung so zu einer neuen Klimax zu führen. Unaufdringlich versieht Preisendörfer den Roman mit Hinweisen – etwa auf die Folter-Debatte, die in Deutschland kurzfristig entbrannte, als ein Kind entführt wurde –, die dem Thema wichtige Facetten zuspielen.
Am Ende mündet die Geschichte in ein großes Show-Down, das ganz anders gerät, als man es sich vorgestellt hat, das aber in seiner Logik von geradezu tragischer Unausweichlichkeit ist. Bruno Preisendörfer geht mit handwerklichem Geschick zu Werke und bleibt seinen zwei gebrochenen Helden nahe. Ein Roman für eine längere Zugfahrt ist dies, für einen verregneten Nachmittag, nicht mehr, aber auch nicht weniger: so perfekt gebaut, dass man im Zug jedenfalls nicht viel von der Landschaft draußen mitbekommen oder zu Hause im Lehnstuhl damit hadern würde, dass es wieder einmal gerade am Wochenende geregnet hat.KARL-MARKUS GAUSS
BRUNO PREISENDÖRFER: Die Vergeltung. Roman. Liebeskind Verlag, München 2007. 239 Seiten, 18,90 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Kilian Trotier hat mit Spannung zum neuen Roman von Bruno Preisendörfer gegriffen und sich dann doch ein bisschen gelangweilt. Der Plot ist eigentlich fesselnd genug: auf einer Taxifahrt von Düsseldorf nach Frankfurt hat der Fahrgast Michael Stein nichts anderes im Sinn, als seinen Fahrer zu erschießen, erzählt Trotier. Auch die Pointe ist in ihrer überraschenden Wendung gut ausgedacht und erfüllt alle Erwartungen an einen spannenden Krimi, so der Rezensent weiter. Schade nur, dass zwischen Anfang und Ende des Romans zuviel für den Fortgang der Handlung gänzlich Unwichtiges ausgebreitet wird, Preisendörfer sich in Beschreibungen der Frankfurter Taxifahrerszene oder von Besuchen im Waschsalon verzettelt. Doch ganz so schlimm scheint das nicht zu sein, denn in einer überraschenden Wendung seiner Kritik empfiehlt Trotier diesen Roman dann doch noch als spannendes Lesefutter für den "kurzen Lesehunger zwischendurch".

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