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Das Buch "Johannesburg, Insel aus Zufall" wurde auf der Cape Town Book Fair 2007 als Meisterwerk gefeiert. Ivan Vladislavic, einer der Hauptvertreter der südafrikanischen Literatur, entwirft darin ein unterhaltsames, tiefgründiges literarisches Porträt der Stadt Johannesburg und des neuen Südafrika. Ivan Vladislavic durchstreift seine Stadt voller Empathie und ist dabei Betrachter, Sammler und Beteiligter zugleich. Ausgangspunkt seines Erzählens sind Erinnerungsorte, Zeitungsmeldungen und Veränderungen in der unmittelbaren Nachbarschaft, denen er auf seinen alltäglichen Streifzügen begegnet.…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch "Johannesburg, Insel aus Zufall" wurde auf der Cape Town Book Fair 2007 als Meisterwerk gefeiert. Ivan Vladislavic, einer der Hauptvertreter der südafrikanischen Literatur, entwirft darin ein unterhaltsames, tiefgründiges literarisches Porträt der Stadt Johannesburg und des neuen Südafrika. Ivan Vladislavic durchstreift seine Stadt voller Empathie und ist dabei Betrachter, Sammler und Beteiligter zugleich. Ausgangspunkt seines Erzählens sind Erinnerungsorte, Zeitungsmeldungen und Veränderungen in der unmittelbaren Nachbarschaft, denen er auf seinen alltäglichen Streifzügen begegnet. Er schreibt über das eigensinnige Verhalten von Häusern, die in Alarmbereitschaft versetzt werden, über Lichtspielhäuser, die zu gigantischen Trödelmärkten umfunktioniert wurden, über Metallskulpturen, die auf seltsame Weise aus den Parks der Stadt verschwinden, über Gegenstände und Orte, die ihre ursprüngliche Bestimmung verloren haben. Selbstverständlich trifft er dabei auch auf Freunde, auf Künstler, Flickschuster, Diebe, Büroangestellte, Straßenverkäufer und Sicherheitsbedienstete. Vladislavics eindringlicher Blick auf seine Umwelt, seine Art, dem Wesen der sich verändernden Stadt nachzuspüren, sind ein Genuss. Mit hoher sprachlicher Präzision, Wortwitz, Ironie sowie ab- und hintergründigen Assoziationen schreibt er über die Ängste, Vorurteile und Hoffnungen ihrer Einwohner und erstellt in 138 Kapiteln seine persönliche Landkarte von Johannesburg, die sich nachhaltig im Bewusstsein des Lesers festsetzt. In einer ungewöhnlichen Verschränkung von Autobiografie und Fiktion entsteht dabei eine einzigartige Hommage an die südafrikanische Metropole.
Autorenporträt
Ivan Vladislavic, geboren 1957 in Pretoria, studierte afrikaanische und englische Literatur an der University of the Witwatersrand und lebt seit Anfang der siebziger Jahre in Johannesburg. Seit 1989 arbeitet er als freier Lektor und Schriftsteller. Er gab Werke zu zeitgenössischer Kunst und Architektur heraus und verfasste Essays, Romane und Erzählungen. Für seine Werke wurde er mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt er 2007 den renommierten Sunday Times Alan Paton Award für sein Buch "Johannesburg. Insel aus Zufall". Vladislavic ist einer der führenden zeitgenössischen Autoren Südafrikas.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.09.2010

Karte
der Erinnerung
„Johannesburg. Insel aus Zufall“
von Ivan Vladislavic
Wenn man nur ein Wochenende dort verbringt, erlebt man eine tote Stadt. Verlassen von den Weißen, noch nicht wiederbelebt von den Schwarzen. Johannesburg ist eine sehr rätselhafte Stadt. Man kann stundenlang durch die Straßen schlendern, ohne dass etwas Besonderes passiert, man kann aber auch an jeder Ecke die Gefahr riechen, das Risiko für Leib und Leben, und man kann darüber verzweifeln, wie die Ärmsten der Armen ihren kargen Lohn in einem Luxuskasino verpulvern, wo sie natürlich nicht an den edlen Roulette-Tischen sitzen, sondern mit Sack und Pack und der ganzen Familie im zentralen Aquarium mit den billigen Spielautomanten.
Ivan Vladislavic, der 1957 in Pretoria geboren wurde und nunmehr seit fast 40 Jahren in Johannesburg lebt, erzählt von alldem kaum etwas. Es geht ihm auch nicht um die ereignisreiche, blutige Stadtgeschichte. Und es geht ihm schon gar nicht darum, einen Verfall zu beklagen. Im Gegenteil: Sein munterer, immer ein wenig zu optimistischer Tonfall taucht all seine Erklärungen und Erzählungen in ein helles Licht, so wie man in Afrika allein aufgrund der allgegenwärtigen grellen Sonne alles ein bisschen weniger düster empfindet als nördlich der Alpen. In zwei großen Abschnitten, aufgelockert in insgesamt 138 kleine Episoden, dichtet und verdichtet Vladislavic ein Netz des Alltäglichen, aus dem in der Gesamtschau dann sogar beinahe eine Liebeserklärung an diese wilde Stadt wird, auch wenn die andauernde Bedrohung durch Diebe, Räuber und Einbrecher, diese ständige Unsicherheit und Gewaltumgebung keine sehr heimeligen Gefühle vermittelt, wie man sie gemeinhin kennt.
Für ein Heimatgefühl in dieser Stadt braucht man andere Qualitäten. Gute Nerven in erster Linie, ein starkes privates Netzwerk, vor allem aber, und das macht die Stärke dieses Romans aus: einen unerschütterlichen Sinn für Poesie. Ein verwundetes Tier, ein wirrer Passant, ein stetig wachsender Müllberg vor der eigenen Haustür – all dies ist kein Grund zur Klage, sondern zur zärtlichsten Beschreibung. So sehr Vladislavic mit der äußeren Form experimentiert, die Episoden weiter und willkürlich unterteilt, am Ende auch mal nach Hausnummern der beschriebenen Objekte ordnet, so konsequent bleibt er bei seinem einmal eingenommenen Blickwinkel, bei einer Empfindung, die ihm für die jeweilige Geschichte passend erscheint.
Manchmal erinnert das ein wenig an Elias Canetti – Vladislavic erwähnt ihn auch einmal bewundernd –, allerdings ohne die milde und auch mal sehr scharfe Ironie Canettis. Vladislavic dagegen setzt allein auf diese großmütterliche Milde, die auch bei schlimmsten Ereignissen und der gröbsten Gewalt nur für den konkret Betroffenen ein bisschen Trost aufbringt und sonst lediglich ein Schulterzucken übrig hat für alle die seltsamen Dinge, die in nächster Nähe geschehen.
Ivan Vladislavic versucht von Anfang an, alles vor seine Haustür zu holen, um sich dann quasi mit einem Kissen auf den Fenstersims zu lehnen. Grundlage für diese Prosa waren Einzelbeschreibungen für ein Architekturbuch. Das Ergebnis ist ein höchst lebendiger, durch die immer wieder überraschenden Charaktere sehr bunter Stadtplan der Erinnerung.
HELMUT MAURÓ
Ivan Vladislavic.
Foto: SZ-Photo
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

In höchsten Tönen lobt Rezensentin Angela Schader diese Prosastücke, in denen Ivan Vladislavic von Johannesburg erzählt. Zunächst einmal sei der Band selbst "bestechend schön", Vladislavics Blick auf die südafrikanische Gesellschaft sei "geistreich, schonungslos und einfühlsam" und von einer Achtsamkeit und Achtung gegenüber dem Anderen geprägt, dass sie gern an seiner Seite durch diese zerrissene Stadt führen ließ. Geschult wurde dabei auch ihr Blick: Auf einmal lernte Schader "Tomasons" zu erkennen, Dinge, die nichts mehr mit ihrem ursprünglichen Zweck gemein haben. Und sie begegnete vom Gorilla bis zum Hercules-Kaktus der gesamten Produktpalette des südafrikanischen Sicherheitswahns genauso wie Metalldieben, die es auf öffentliche Bronzeskulpturen ebenso abgesehen haben wie auf Gullydeckel. Als einen der berührendsten Momente des daran wohl nicht armen Buches nennt sie den Moment, in dem Vladislavic auf die wohl geordnete "Schatzkammer" eines Obdachlosen stößt.

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