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Hannibal (247-183 v.Chr.) war einer der begabtesten Militärs der Antike und Angstgegner der Römer; seine Kriege gegen Rom haben Italien stark geprägt. Karl Christ setzt die Gestalt des großen Karthagers zunächst in sein historisches und politisches Umfeld. Prägend für Hannibals Leben waren seine Bindungen an die Familie, die Heerführerdynastie der Barkiden mit ihrer überaus erfolgreichen Vergangenheit, sowie die Tradition seiner Heimatstadt Karthago. Im Mittelpunkt steht aber natürlich der Befehlshaber, der an der Spitze seines Heeres Pyrenäen und Alpen überquerte, der Sieger von Cannae, der die Menschen immer noch fasziniert.…mehr

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Produktbeschreibung
Hannibal (247-183 v.Chr.) war einer der begabtesten Militärs der Antike und Angstgegner der Römer; seine Kriege gegen Rom haben Italien stark geprägt.
Karl Christ setzt die Gestalt des großen Karthagers zunächst in sein historisches und politisches Umfeld. Prägend für Hannibals Leben waren seine Bindungen an die Familie, die Heerführerdynastie der Barkiden mit ihrer überaus erfolgreichen Vergangenheit, sowie die Tradition seiner Heimatstadt Karthago. Im Mittelpunkt steht aber natürlich der Befehlshaber, der an der Spitze seines Heeres Pyrenäen und Alpen überquerte, der Sieger von Cannae, der die Menschen immer noch fasziniert.
Autorenporträt
Karl Christ lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor für Alte Geschichte an der Universität Marburg. Er gilt als einer der besten Kenner der Geschichte der römischen Kaiserzeit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2004

Der Beinahesieger
Karl Christ weiß, warum Hannibal scheiterte
In dem Spielfilm „Jakobowsky und der Oberst” sagt eine junge Französin zu dem deutschen Besatzungsoffizier: „Ihr habt den Krieg doch schon beinahe gewonnen.” Darauf erwidert dieser etwas melancholisch: „Wir Deutsche sind Weltmeister im Beinahe-Gewinnen.” Die Formel eignet sich vorzüglich als ironisches Ausgleichsgewicht zu dem pathetischen Titel, den einer der besten strategischen Köpfe im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite, Generalfeldmarschall von Manstein, seinen Kriegserinnerungen gab: „Verlorene Siege”.
Beides zusammen liefert jüngste Verstehensgründe für die große Bewunderung, die seit langem deutsche Historiker und ihr Publikum für den karthagischen Feldherrn Hannibal hegen. Nach der Schlacht bei Cannae (216 vor Christus) hatte dieser den Krieg gegen die Römer beinahe schon gewonnen. Aber Rom gab nicht auf, der Krieg ging weiter und am Ende waren Hannibals Siege, die zu den grandiosesten der Kriegsgeschichte gehören, verlorene Siege.
Wieder einmal hat nun ein deutscher Althistoriker, Karl Christ aus Marburg, ein Buch über Hannibal vorgelegt. Es kann mit Genuss als Biographie gelesen werden, aber es ist, trotz seines geringen Umfangs, weit mehr als das. Das Buch unterrichtet über den ganzen ausgedehnten Konflikt zwischen den damaligen Großmächten – vom Ersten Punischen Krieg bis zur Zerstörung Karthagos. Es beleuchtet die antiken Hannibal-Bilder und es teilt Wissenswertes über die Beurteilung des Karthagers durch neuere europäische Gelehrte mit. Es ist schnörkelfrei geschrieben, und wer es liest, weiß hernach zuverlässig: So weit sind wir heute gekommen mit unserem Wissen über Hannibal.
Kämpfen für die Ehre
Die zentrale Frage, an der alles hängt, ist gewiss die: Was hat Hannibal mit dem Krieg, den er von Spanien nach Italien trug, zu erreichen gesucht? Es wirkt wie ein Reflex aus der Geschichte der Geschichtsschreibung zu diesem Thema, dass Christ diese Frage nicht aufwirft, als Hannibal die mit Rom verbündete Stadt Sagunt angreift, auch nicht erst, als er durch Südgallien zieht und die Alpen überquert. Nein, diese Frage stellt sich erst, als der Karthager im Dezember 218 die erste große Schlacht – an der Trebia – gegen ein römisches Heer gewinnt. Jetzt muss berichtet werden, dass Hannibal die Gefangenen, soweit sie aus den Reihen von Roms Bundesgenossen kamen, frei ließ, die Römer aber bei sich behielt, denn, so soll er gesagt haben, er führe Krieg nur gegen die Römer. „Es ging ihm”, schreibt Christ, „nicht um die Errichtung einer karthagischen Territorialherrschaft auf italienischem Boden, ebenso wenig um den Aufbau einer barkidischen Monarchie nach hellenistischem Vorbild. Priorität besaß für ihn vielmehr offensichtlich die Dekomposition der römischen Bundesgenossenschaft, welche die Voraussetzung und die Basis von Roms imperialistischem Ausgreifen gebildet hatte.”
Und auch dieses Kriegsziel präzisiert Hannibal – ausgerechnet nach seinem Rom beinahe vernichtenden Sieg bei Cannae. Er führe, soll er vor römischen Kriegsgefangenen gesagt haben, keinen Vernichtungskrieg gegen die Römer; er kämpfe nur um seine Ehre und die Herrschaft – wohl die Herrschaft der Karthager und seiner Familie im südlichen Spanien. Das klingt angesichts der erbrachten Leistungen seines Heeres bescheiden, steht aber im Einklang mit der Tatsache, dass er es sich auch jetzt nicht zutraute, nach Rom zu gehen und dort die Sache zur Entscheidung zu bringen. Mag dieses Ausweichen auch militärische Gründe gehabt haben – bei der Belagerung von Sagunt hatte man sich nicht mit Ruhm bekleckert –, so waren doch die zwei zurückliegenden Jahre seit seiner Ankunft in Italien lehrreich gewesen in der Hinsicht, die Christ so benennt: dass er nämlich die „Kohärenz der römisch-italienischen Bundesgenossenschaft unterschätzte, ist der elementare und schließlich verhängnisvolle Fehler auch seiner Politik gewesen”.
Aber wann hat Hannibal diesen Fehler gemacht – und warum konnte er ihn nicht korrigieren? Etwa nach Cannae, als immerhin eine Kriegslage zu Ungunsten Roms entstanden war, die selbst der kühnste Stratege nicht hatte erwarten und vorausplanen können? Der jüngste der überaus gründlichen Forscher zum Zweiten Punischen Krieg, der von Christ hoch geschätzte Jakob Seibert, macht es sich zu einfach, wenn er Hannibal bescheinigt, ein „miserabler Stratege”, ein „schlechter Politiker” gewesen zu sein.
Vor solchen Urteilen muss die Frage beantwortet werden, welche Möglichkeiten der Barkide hatte, seinen Fehler zu vermeiden, denn zunächst – und eben ohne Illusionen über die eigene Leistungsfähigkeit – musste es so aussehen, dass Hannibals bescheidenes Kriegsziel das einzig realistische gewesen war. Was indes Hannibal auch bei der nüchternsten Einschätzung der Lage nicht wahrnehmen konnte, war der kulturelle Unterschied zwischen Rom und Karthago – zumal in den von den beiden Städten beherrschten Gebieten. Trotz des gerade überstandenen, mit ungeheurer Härte geführten Bundesgenossenkrieges hatte Rom in Norditalien Rechtssicherheit und ein Gefühl militärischer Sicherheit gegen die Stämme jenseits der Nordgrenze geschaffen; was Hannibal dagegen zu bieten hatte, war keine überzeugende Alternative. Er war ja mit Soldaten, Söldnern aus den wildesten Stämmen, ins Land eingefallen, führte also vor Augen, was man gerade nicht wollte. Man hätte sich einen weniger harten Bund mit Rom gewünscht, aber keinesfalls die alten Verhältnisse, die Karthago versprach.
Von solcher Form politischer Überlegenheit hatte Hannibal keine Ahnung. Er kannte die Politik der Römer nicht als gesellschaftliche Leistung, sondern nur als schmutziges Geschäft – vielleicht hat auch das ihn für so viele Deutsche interessant gemacht. Er wusste weit weniger über Rom als etwa Alexander über das persische Reich, das er eroberte. Hannibal hatte wenig Gelegenheit, dergleichen zu lernen. Und wenn er gelernt hätte, wäre dadurch irgend etwas anders gekommen? Wohl nicht. Was hätte es den Deutschen auch genützt, wenn sie gewusst hätten, dass sie in puncto politischer Kultur seit 1815 oder 1848 oder auch 1871 weit hinter den Entwicklungen in England oder Frankreich zurückgeblieben waren und die Menschen dort einfach nicht wollten, dass deutsche Pickelhauben die Welt beherrschten, mochten sie auf Schlachtfeldern noch so viele Siege erringen. Sie konnten nur beinahe gewinnen.
Hannibal war kein Abenteurer. Zur Kriegsschuldfrage schreibt Christ: „Die beginnende Kontinuität römischer Machtpolitik auch im außeritalischen Raum, nicht die Entscheidung eines ehrgeizigen jungen Feldherrn war die Ursache des neuen Ringens.” Siege konnte Hannibal da erringen. Zu gewinnen war die Sache für Karthago nicht.
JÜRGEN BUSCHE
KARL CHRIST: Hannibal. Primus Verlag, Wiesbaden 2003. 252 S., 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensent Wilfried Nippel zeigt sich insgesamt zufrieden mit Karl Christs Buch über Hannibal. Nippel legt dar, dass Hannibal als Persönlichkeit in den antiken Darstellungen nicht zu greifen, eine Biografie im engeren Sinn deshalb nicht möglich ist. Christs Buch biete dem entsprechend im Wesentlichen eine "souveräne Geschichte" der römisch-karthagischen Beziehungen und der Punischen Kriege. Auch der Nichtfachmann könne hier das Problem nachvollziehen, aus der Überlieferung ein möglichst genaues Bild der Vorgänge zu gewinnen. Christ befasse sich eingehend mit den wissenschaftlichen Debatten um die Punischen Kriege und dem Hanibal-Bild in der Neuzeit. Entgegen der geläufigen Auffassung betone Christ, dass die Auflösung des römischen Herrschaftsverbands in Italien Hannibals vorrangiges politisches Ziel gewesen sei. In diesem Zusammenhang hätte sich Nippel eine "ausführlichere Erörterung" der Frage gewünscht, "ob die Annahme, die römischen Bundesgenossen hätten eine Befreiung von ihrer Vormacht gewünscht, eigentlich zutreffend war."

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