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Kriegstage in London, wo »die heißen Nachmittage, einer wie der andere, quälend langsam verrannen«, die Ängste der vorangegangenen Nacht kaum gebannt waren, und die Toten gestern noch die Lebenden noch immer die Stadt bewohnen.Zwischen denen, die nicht geflohen sind und jenen, die meinen, die Zukunft hielte nichts mehr für sie bereit, entwickelt sich eine ungewöhnliche Intimität.Stella ist Teil dieser neuen Gesellschaft der Dagebliebenen, in der sie Robert im ungestümen Herbst der frühen Londoner Luftangriffe kennenlernt. Abgelöst von der Vergangenheit verkörpert Robert für sie die Gegenwart.

Produktbeschreibung
Kriegstage in London, wo »die heißen Nachmittage, einer wie der andere, quälend langsam verrannen«, die Ängste der vorangegangenen Nacht kaum gebannt waren, und die Toten gestern noch die Lebenden noch immer die Stadt bewohnen.Zwischen denen, die nicht geflohen sind und jenen, die meinen, die Zukunft hielte nichts mehr für sie bereit, entwickelt sich eine ungewöhnliche Intimität.Stella ist Teil dieser neuen Gesellschaft der Dagebliebenen, in der sie Robert im ungestümen Herbst der frühen Londoner Luftangriffe kennenlernt. Abgelöst von der Vergangenheit verkörpert Robert für sie die Gegenwart.
Autorenporträt
Elizabeth Bowen, geb. 1899 in Dublin; Schulausbildung in England, Studium der Kunst in London nach dem Ersten Weltkrieg. Ab 1923 Buchveröffentlichungen mit Erzählungen und Romanen. Sie starb 1973 in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.12.2006

Der Frontverlauf der Seele
Herbstzeit, Kriegszeit: Elizabeth Bowens Roman „In der Hitze des Tages”
Mit einem Konzert unter freiem Himmel beginnt der Roman. Es ist der Abend eines sonnigen Septembersonntags. Die Luft ist noch warm, ein paar Strahlen der untergehenden Sonne finden ihren Weg durch die Bäume des Parks, beleuchten die Bühne und die Gesichter der Menschen, die ganz allmählich aus ihrer Isolation herausfinden. Während sich die Dunkelheit schon hinter den Büschen sammelt, beginnt die Musik zu wirken. Als Marschmusik erklingt, heben die Zuhörer den Kopf, die Töne einer Oper zaubern ein Lächeln der Erinnerung auf die Gesichter, bei Walzerklängen beginnen die Augen der Frauen zu funkeln. Die Musik dringt in die „ausgedörrten Sinne, Nerven, Sehnsüchte”. Es ist der erste Sonntag im September 1942 im Londoner Regent’s Park. Und es ist der Auftakt zu einem Roman, der auf so abenteuerliche Weise von den Verwerfungen des Jahrhunderts erzählt, dass man es kaum glauben mag. Denn das Abenteuer steckt in der Wohltemperiertheit seines Tons.
So ruhig, mit einer so würdevollen, ganz leicht unterkühlten Gelassenheit wird sonst nicht von Umbrüchen erzählt. Schnelle Schnitte, kritische Reflexionen, ironische Unterbrechungen des Erzählflusses, Zusammenfügung des Disparaten in der Montage hält man eher für das Gebot solcher Stunden. Erstaunlicherweise aber wirkt dieser Roman, der im englischen Original 1948 erschienen ist, viel weniger veraltet als manches genuin moderne Werk. Das mag auch an der Übersetzung Sigrid Ruschmeiers liegen, in der sich Feinsinn und Lakonie gut austariert die Waage halten, vor allem aber liegt es an seiner geschlossenen Form.
Die Romane der irischen Schriftstellerin Elizabeth Bowen sind Meisterstücke des Atmosphärischen. Ein Roman wie „In der Hitze des Tages” zeigt, dass ein Werk in dem Maße lebendig bleibt, wie es ihm gelingt, einen gewissen Schwebezustand zu erreichen. Wenn viel, aber nicht alles gesagt wird, wenn der Erzähler seine Figuren sehr gut kennt und dennoch nicht bis in den hintersten Seelenwinkel ausleuchtet, kann der Leser Dinge entdecken, die der Autor selbst noch gar nicht wissen konnte. Und so wird es auf immer wieder neue und andere Weise lesbar.
Elizabeth Bowen wurde 1899 geboren. Mit einem Bein im 19. Jahrhundert, in dem die Seelenzustände des Menschen noch nicht auf psychologische Muster fixiert waren, mit dem anderen fest in der Mitte des nächsten verankert, verblüfft ihr Roman mit seinem Gespür für das, was gerade erst seinen Anfang nimmt: die Umcodierung zwischenmenschlicher Beziehungen. Die erzählte Zeit umfasst, abgesehen von etwas ungeschickten Ausläufern am Ende, an dem historische Daten eher abgeklappert als erzählt werden, nur die Zeit zwischen September und November 1942, die Zeit der nächtlichen Bombardements, in der sich für die Hauptfigur ihr Leben entscheidet.
Stella Rodney würden wir heute eine alleinerziehende Mutter nennen. Doch damals gab es noch keinen Begriff dafür. Sie hat ein „bezauberndes”, je nach Blickwinkel „melancholisch oder anmaßend” aussehendes Gesicht und ist eine elegante Erscheinung. Vor allem aber ist sie fast so alt wie das Jahrhundert und damit Angehörige einer Generation, der man zu verstehen gab, sie habe „ihren Vorteil nicht genutzt”. Ihre Eltern leben nicht mehr, die beiden Brüder sind im Ersten Weltkrieg in Flandern gefallen. Geschieden ist sie schon lange, der Sohn ist mittlerweile zwanzig und beim Militär. Kurz nach Kriegsbeginn hat die aus dem niederen Landadel stammende Heldin all ihre Häuser verkauft und lebt nun allein in einer Zweizimmerwohnung mitten in London. Sie beginnt, die neu gewonnene Freiheit zu genießen.
Diese Wohnung ist der dominante Schauplatz des Romans. Sie ist gleichsam der Innenraum, den die weibliche Hauptfigur mit den drei anderen wesentlichen Figuren teilt. Diese drei Männer gehen während der zwei Herbstmonate in Stellas Wohnung ein und aus. Niemals sieht man Stella allein in ihrer Wohnung, und niemals sind auch nur zwei der drei Bezugspersonen gemeinsam anwesend. Aber jeder liest die Spuren der Anderen, ganz nebenbei: ein umgestellter Sessel, ein Zettel im Morgenmantel, die vielen Kippen im Aschenbecher, eine zurückgelassene Packung Zigaretten fremder Marke. Und fast bei jeder Zusammenkunft klingelt das Telefon, unterbricht für Momente die Intimität und übermittelt dem Anwesenden durch die Art, wie Stella spricht, etwas von dem, was am anderen Ende der Leitung gesagt wird.
Alle drei Männer sind auf indirekte Weise ins Kriegsgeschehen verwickelt. Roderick, der Sohn, wartet in der Kaserne auf einen möglichen Einsatz. Robert, ein paar Jahre jünger als sie, ist seit zwei Jahren ihr Liebhaber. Nach einer Knieverletzung aus dem Krieg zurückgekehrt, arbeitet er nun im Kriegsministerium. Es ist für beide die große Liebe, deren Beginn durch die Zeitumstände gefördert wurde, durch all die Provisorien, durch all das Auf- und Beiseiteschieben von Entscheidungen: „sie ließen sich treiben auf diesem zeitlosen, betörenden, zukunftslosen Von-Tag-zu-Tag-Leben”. Die zwielichtigste Figur ist ein Mann, der sich Harrison nennt. Er arbeitet offenbar beim Geheimdienst und versucht Stellas Zuwendung zu erpressen, indem er behauptet, Robert liefere Informationen an den Feind. Er könne ihn auffliegen lassen oder aber schützen. Alles hänge von Stellas Verhalten ab.
Anhand dieser vier Hauptfiguren spielt Elizabeth Bowen ihre Themen durch, konzentriert und doch mit nebensächlicher Nonchalance. Dabei wird sie niemals schematisch, die Figuren verkörpern keine bestimmten Prinzipien. Was sie tun, wie sie sich verhalten und was sie sagen, ist abhängig von Orten, von Zufällen, Stimmungen und neuen Informationen. So genau Elizabeth Bowen die Beziehungen, die sich zwischen Menschen entwickeln, in die Zeit, in der sie leben, einbettet, so überraschend ist es für den nachgeborenen Leser, was sie unter dieser Perspektive alles entdeckt. Ihre Figuren diskutieren Verhältnisse, die uns auch unter völlig geänderten Bedingungen noch beschäftigen.
Was geschieht mit den Menschen, wenn familiäre Strukturen zerbrechen? Wie unterscheidet sich ein bürgerlicher Hausstand vom Leben in einer Wohnung (in einem Haus, so heißt es einmal, komme öfter mal jemand einfach so vorbei, in einer Wohnung nicht)? Und wie entsteht Geborgenheit, wenn die architektonischen Bedingungen ebenso wenig gegeben sind wie die menschlichen, wenn also die Frau das Haus nicht mehr hütet?
Stella Rodney ist eine Art Übergangsfigur. Sie gewährt dem Sohn ein gewisses Maß an Mütterlichkeit und Familiarität, aber sie muss fürchten, dass sie ihm zu viel zugemutet hat: „Was, wenn er einer Welt zu viel Wert beimaß, derer sie ihn, sowohl als Individuum als auch als Vertreterin ihres Jahrhunderts, beraubt hatte?” Als Roderick von einem Cousin seines verstorbenen Vaters ein altes Anwesen im Süden Irlands erbt, ist er Feuer und Flamme. Dort will er hinziehen, wenn der Krieg vorbei ist. Und dass der schrullige Verwandte ihm Vorschriften hinterlässt, wie zu leben sei, nämlich familiär, ist ihm gerade recht. So weiß er endlich, was er zu tun hat. Freiheit ist ein schönes Wort, aber alle Figuren schrecken vor ihr zurück, sobald es ernst wird.
Elizabeth Bowen erzählt von der „Verarmung der Welt”, aber sie tut das in einer Sprache der Fülle. Unendlich sind die Möglichkeiten, etwas auszudrücken. Und wo es Wörter gibt, sind die Gegenstände, die sie bezeichnen, noch nicht völlig verschwunden. „In der Hitze des Tages” ist eine differenzierte Nomenklatur der Gefühle und wird, welch ein Wunder, dennoch niemals kitschig oder sentimental. MEIKE FESSMANN
ELIZABETH BOWEN: In der Hitze des Tages. Roman. Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2006. 440 Seiten, 24,90 Euro.
„Es ist der erste Sonntag im September 1942 im Londoner Regent’s Park.”
„ . . . ein umgestellter Sessel, ein Zettel im Morgenmantel, die Kippen im Aschenbecher . . . ”
Zerstörungen nach deutschen Luftangriffen während der Luftschlacht um England 1941. Foto: Scherl
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2007

Raffinesse als Rückzugsgefecht
Elizabeth Bowen sucht die Romantik im belagerten London

Es ist spät an einem Sonntagnachmittag, doch statt der Festtagsstimmung liegt etwas Schwüleres in der Luft. Im öffentlichen Park spielt ein Orchester, und die Menschen, die schon auf dem Heimweg waren, strömen den Walzertakten zu. Sie fliehen die Verdunkelung, die sie zu Haus erwartet. Denn im September 1942 wird der Londoner Himmel allnächtlich von deutschen Bombergeschwadern durchzuckt. Im Gegenlicht der untergehenden Sonne tritt nicht nur jedes Blatt an den Bäumen deutlicher hervor, auch das zusammengewürfelte Konzertpublikum ist sich seiner körperlichen Gegenwart mit besonderer Dringlichkeit bewusst.

Diese Phantasmagorie gequälter und von Heldenmärschen aufgepeitschter Sinnlichkeit steht am Anfang von Elizabeth Bowens siebtem Roman "In der Hitze des Tages". Während der Londoner Ausnahmezustand alle zivilen Routinen stilllegt, fördert er die animalischen Instinkte: "Ein Phänomen der Kriegsnächte in der Stadt war, dass etwas Aufreizendes in den Gang der meisten braven Frauen geriet; die Natur klopfte mit den Absätzen verbotene Signale auf den Bürgersteig." Auch Stella, Bowens Protagonistin, ist aus einer Bombennacht mit der schicksalhaften Gewissheit aufgewacht, dass sie und ihr Kollege Robert im Kriegsministerium füreinander geschaffen sind. Nichts kann ihre symbiotische Liebe erschüttern, bis sich Stella eines Tages ein Fremder mit der Nachricht nähert, dass ihr Geliebter ein Doppelleben als deutscher Spion führt.

Bowen macht aus diesem Stoff nun keinen Thriller, sondern ein Psychodrama in Prosaform. Denn Stellas Informant bietet ihr Roberts Schutz vor Verhaftung gegen Liebesdienste an. Von diesem Moment an geht es um Ambivalenzen, um Misstrauen und Verrat. Das Buch bezieht Roberts Herkunft in die Motivsuche ein. Bei einem Landausflug lernt Stella seine schrille Schwester kennen, die ihren Labrador mit den Worten einführt: "Ich denke oft, wenn Hitler diesem Hund in die Augen geschaut hätte, wäre die Geschichte vielleicht sehr anders verlaufen." Die Flure in Roberts Elternhaus führen "wie Hakenkreuzarme" ins Nichts, und im Salon hängt ein Gemälde von der untergehenden Titanic.

Stellas Geliebter entstammt einem morbiden Zuhause, in dem der verstorbene Vater seinen Sohn so zwanghaft fixierte, dass der "heute noch eine Karte mit jeder Ader in seiner Iris zeichnen" kann. Roberts Familie funktioniert wie "der Geheimdienst: Jeder wusste, wo jeder war, und rechtzeitig, was jeder vorhatte": Das beste Training für einen Agenten, der seiner verdeckten Tätigkeit dennoch in dem Bewusstsein nachgeht, sich damit endlich von seiner Erziehung zu emanzipieren.

Es ist nicht ganz leicht, in Bowens dichter Prosa eine Position auszumachen. Einerseits färbt sie Roberts Landesverrat pathologisch ein, andererseits verknüpft sie die absolute Liebe, die im Zentrum der Geschichte steht, mit schicksalhaften Bindungen und ritterlichen Werten, die Robert von der deutschen Seite verteidigt und von der westlichen Allianz gefährdet sieht. Als Veteran des Ersten Weltkriegs verzeiht er seiner Regierung Dünkirchen nicht und zählt sich zu einer Generation, die nie wirklich aus den Gräben zurückgekehrt ist: "Niemals unversehrt. Niemals im Boden verankert - und wir sind Abertausende." Es entspricht Roberts These von der entwurzelten Nation, dass Stellas Sohn aus erster Ehe ein ererbtes Landgut in Irland zum Fixpunkt seiner Existenz macht, jenem Land, das sich im Zweiten Weltkrieg neutral verhielt. Und doch ist das Gegenbild zum modernen Liberalismus für die dem Bloomsbury-Kreis nahestehende Irin Elizabeth Bowen nicht der Nationalsozialismus, sondern ein idealisiertes Feudalsystem, in dem äußere Vorrechte auf innerer Vorzüglichkeit beruhen.

In einer Nebenhandlung beschäftigt sich der Roman mit Louie, einer jungen Frau aus dem Kleinbürgertum, die eine erfrischende Neugier und die Sehnsucht nach einem Leitbild in Stellas Nähe treibt. Ihre schwärmerische Bewunderung bricht abrupt ab, als sie in der Zeitung einen Skandalartikel über Bowens Heldin liest: "Das war's dann wohl mal wieder. Punkt. Es gab niemanden zu bewundern; es gab keine Alternative."

Gleich den in künstlichem Licht hinter blinden Fenstern versteckten Stadtbewohnern ist Bowens Prosa eine des auf sich zurückgeworfenen Subjekts, das jede Begegnung mit der Außenwelt gierig aufsaugt. Jene als verloren beklagte Romantik wird in Wahrheit erst im existentiellen Klima der belagerten Metropole geboren. Die Erzählerin schwelgt in Stimmungen; ihre überempfindlichen Beschreibungen verraten eine Verwandtschaft mit Virginia Woolfs Ästhetizismus und kommen dann wieder als schwerer Symbolismus daher: "In den sich hochreckenden Baumstämmen, die sich mit den Wurzeln im Hang festklammerten, und in den sich streckenden Ästen war eine unbändige Kraft zu spüren." Stella kann sich bei diesem Ausflug in die irische Natur vorstellen, "dass die Toten aus allen Kriegen zurückkehrten". Unmittelbar darauf erfährt sie von Montgomerys entscheidendem Sieg in Ägypten: Es ist der siebte Sinn des poetischen Gemüts, den die Autorin nationalistischeren Phantasmen entgegensetzt.

Dank seiner glaubt Robert ein Rufen zu hören, als Stella sich stumm nach ihm verzehrt. Diese sensible Vernetzung mit der Umwelt leisten jenseits der Liebe nicht mehr angestammte Titel und Güter, sondern literarisch zum Ausdruck gebrachte Ahnungen und Affinitäten, jenes Wurzelwerk verfeinerter Sinne, das den animalischen Instinkt zur höchsten Kunst macht. Dass die Raffinesse der bowenschen Prosa ein Rückzugsgefecht kämpft, offenbart der ernüchternde Ausgang der Erzählung. Viele Motive schweben verwaist in der Luft, als die Logik der Handlung der Amour fou ein Ende macht. Es ist, als hätte Elizabeth Bowen die Lust an der unbändigen Natur und ihren zwischenmenschlichen Verästelungen verloren, nachdem ihrem Roman die unbändige Liebhaberfigur abhandenkam.

INGEBORG HARMS

Elizabeth Bowen: "In der Hitze des Tages". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Sigrid Ruschmer. Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2006. 440 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Dass es "nicht selten klingt ... wie eine Verteidigung", wenn an Elizabeth Bowen erinnert wird, kann Rezensentin Susanne Mayer nicht ganz nachvollziehen, schließlich habe man es hier mit einer "großartigen" Schriftstellerin zu tun. Den Vergleich mit Virginia Woolf müsse die Autorin nicht scheuen. Die Kritikerin freut sich jedenfalls über die neue Elizabeth-Bowen-Edition und vor allem über den Roman "In der Hitze des Tages", der 1948 erschienen ist und jetzt auf Deutsch vorliegt. Bowen führt ihre Protagonisten - ein Liebespaar - ins kriegszerstörte London und lässt sie eine "Amour fou" erleben. Im Wesentlichen enthalte der Roman jedoch Gesellschaftskritik und Bowen äußere diese Kritik in einer "Schärfe, die Woolf höchstens in ihren Briefen zeigt". Bowen schildere Familien und Beziehungen "als snobistische Milieus", die Heimeligkeit, die sie entwickelt, wirke "skurril". Besonderes Lob zollt die Kritikerin Bowens Kunst des Dialogs. Und sie garantiert dem Leser ein Buch, das zum "lustvollen, auch melancholischen Lesevergnügen" werde.

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