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Erstmals widmet sich ein Nachschlagewerk von enzyklopädischer Dimension dem ältesten Musikinstrument der Menschheitsgeschichte: der menschlichen Stimme. Das neue Lexikon der Gesangsstimme nähert sich in fast 800 Stichwörtern diesem Phänomen aus einer enormen Vielzahl an Perspektiven und thematisiert dabei alle Erscheinungsformen des Singens. Damit schließt es eine lange bestehende Lücke in der Musikliteratur.
Vielseitige Zugänge schaffen ein detailliertes Bild: Die Fülle der dargestellten Themen ist beeindruckend: Physiologische Gesichtspunkte wie die Anatomie der (Gesangs-)Stimme und der
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Produktbeschreibung
Erstmals widmet sich ein Nachschlagewerk von enzyklopädischer Dimension dem ältesten Musikinstrument der Menschheitsgeschichte: der menschlichen Stimme. Das neue Lexikon der Gesangsstimme nähert sich in fast 800 Stichwörtern diesem Phänomen aus einer enormen Vielzahl an Perspektiven und thematisiert dabei alle Erscheinungsformen des Singens. Damit schließt es eine lange bestehende Lücke in der Musikliteratur.

Vielseitige Zugänge schaffen ein detailliertes Bild:
Die Fülle der dargestellten Themen ist beeindruckend: Physiologische Gesichtspunkte wie die Anatomie der (Gesangs-)Stimme und der Stimmbildung werden im Lexikon ebenso ausführlich behandelt wie die unterschiedlichen Stimmtypen und Gesangstechniken. Großer Stellenwert kommt auch Fragen der Gesangspädagogik und der Vortragslehre des Gesangs zu - genauso wie den Entwicklungen des Chorwesens und der Kirchenmusik.

Jahrhundertstimmen jeden Genres im Spotlight:
Einen durchgehenden Schwerpunkt dieses umfassenden Nachschlagewerks bildet die breit angelegte Geschichte des abendländischen Kunstgesangs. Sänger, Pädagogen und andere Persönlichkeiten aus der Historie und der Gegenwart, die für die Gesangslehre und -interpretation von Bedeutung sind, werden in differenzierten Einzeldarstellungen gewürdigt. Etliche Beiträge beschäftigen sich mit dem Gesang in Jazz, Pop und Rock sowie in der Volkskultur. Gerade der Bereich der kommerziellen Unterhaltungsmusik, der unglaublich schnelllebig ist, gleichzeitig aber immer wieder neue Inspiration aus der Tradition gewinnt, unterstreicht die Vielfalt dieser spannenden Thematik.

Interdisziplinär und vernetzt - zum Aufbau:
Das Lexikon der Gesangsstimme vernetzt den aktuellen Wissensstand unterschiedlicher Disziplinen, die sich mit dem komplexen Phänomen des Gesangs befassen: Gesangspädagogik, Phoniatrie, Anatomie, Stimmphysiologie, Musikermedizin sowie historische und systematische Musikwissenschaft. Die Sachartikel werden ergänzt durch Artikelzu ausgewählten Sängerinnen und Sängern, deren Wirken als beispielhaft oder schulbildend für einen Stil oder eine Epoche gelten kann. Opern- und Konzertsänger der Vergangenheit werden ebenso behandelt wie Künstler aus den verschiedenen Bereichen des Jazz und der populären Musik. Über eine dichte Verweisstruktur sind Sach- und Personenartikel eng miteinander verknüpft, so dass sich die Beziehungsfülle des Lexikons leicht erschließen lässt.
Autorenporträt
Martin Pfleiderer (Dr. phil.) ist Musikwissenschaftler und Musiker. Er lehrt Systematische Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Popularmusikforschung, Musikpsychologie und Musiksoziologie.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jürgen Kesting bekommt mit dem "editorisch akribisch" betreuten Lexikon der Gesangsstimme ein für Sänger, Lehrer, Dirigenten und nicht zuletzt Rezensenten unverzichtbares Handbuch. Die 796 Artikel erfassen für ihn den Wissensstand unterschiedlicher Disziplinen zur Beschreibung und Bewertung der Stimme aus Musiktheorie, Gesangspädagogik, Anatomie, Musikermedizin. Kesting lernt den Begriff "Belcanto" kennen, eine historische Einordnung des Wagner-Gesangs und die verschiedenen Stimmtypen. Dass die im Band vorgestellten Opern- und Liedinterpreten fast alle aus der Zeit vor 1945 stammen, findet er schade. Umso erfreuter zeigt sich der Rezensent darüber, dass Sänger wie Ella Fitzgerald, Peter Alexander und Udo Lindenberg in den Band aufgenommen wurden.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.2016

Die Reibelaute wollen gut trainiert sein
Von der Musikgeschichte bis zur Medizin: Ein Lexikon der Gesangsstimme lässt kaum Wünsche offen

Der Behandlung und Erforschung des Gesangs wurde in der deutschen Musikwissenschaft lange Zeit wenig Bedeutung zugemessen. Zu den Folgen gehörte, dass eine ausdifferenzierte Terminologie für die Beschreibung von gesanglichen Darstellungen, anders als in Italien und vor allem in England und den Vereinigten Staaten, nicht entwickelt wurde. Und da auf dem Musiktheater der szenische Erfindungsreichtum weit mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als die musikalische Verwirklichung, bleiben in Tageskritiken nur wenige Zeilen für die Sänger übrig. In der Regel werden sie mit immer gleichen Epitheta bedacht. Umso wichtiger das nun erschienene stattliche "Lexikon der Gesangsstimme". In 796 alphabetisch geordneten Artikeln und Stichwörtern erfasst und verknüpft es den Wissensstand verschiedener Disziplinen zur Beschreibung und Bewertung der Stimme: von der Musikhistorie und der Gesangspädagogik bis zu Anatomie, Phoniatrie, Stimmphysiologie und Musikermedizin.

Unter rund 170 Beiträgen steht das Kürzel TS - für Thomas Seedorf, einen der Herausgeber, der die Geschichte des meist versimpelten Begriffs "Belcanto" ebenso genau beschreibt wie dessen Formelwesen: ob acciaccatura und agilità, canto di maniera und canto spianato oder messa di voce und mezza voce.

Gegenstücke zu Seedorfs Beitrag über den "Belcanto" sind etwa Stephan Möschs methodische Beschreibung und historische Einordnung des Wagner-Gesangs oder Günther Martins Essay über den Liedgesang. Die Erklärung der akustischen und physiologischen Begriffe, ohne die der Klang oder die Befindlichkeit einer Stimme nicht beschrieben werden kann - Atmung, Phonation, Heiserkeit, Überlastung, Formanten und andere -, wurde dem sängerisch ausgebildeten Freiburger Musikmediziner Bernhard Richter und etlichen seiner Kollegen in verwandten Fachdisziplinen übertragen.

Im Detail werden da etwa Begriffe wie Maske und Register oder Stimmgattungen und Stimmtypen beschrieben - mit sorgsamer Unterscheidung zum Beispiel zwischen Soprano lirico spinto, Soprano drammatico, Soprano falcon, Soprano leggero, Soprano lirico, Soprano sfogato. Das ist so wenig terminologische Haarspalterei wie die Beiträge des Sprechwissenschaftlers Lutz Christian Anders über die Formung (Bildung, Lautung) von Explosivlauten, Frikativen, Halbvokalen, Klingern, Nasalen oder Reibelauten - für den Gesangsvortrag von besonderer Wichtigkeit, gerade wenn es beispielsweise um Wagners Deklamation geht oder um den Vortrag eines Lieds.

Was die im Untertitel des Lexikons versprochenen Interpreten angeht, so finden sich im Artikelverzeichnis nur wenig mehr als zwei Dutzend Opernund Liedinterpreten aus der Zeit nach 1945, und darunter nur zwei oder drei, die heute noch aktiv sind wie Cecilia Bartoli. Mehr als doppelt so groß ist hingegen die Zahl historischer Größen, darunter fast zwanzig, die keine Tondokumente hinterlassen haben und deren Gesang nur durch Beschreibungen in Erinnerung geblieben ist.

Entscheidend für die Auswahl sei, so die Herausgeber, weniger die "künstlerische Bedeutung" gewesen als ein paradigmatisches oder schulbildendes Wirken - eine recht bemühte Erklärung nicht nur für die Aufnahme von Mario Lanza oder Anneliese Rothenberger, sondern auch für einen Sänger wie Plácido Domingo, der ganz und gar in den Wegen der Tradition gegangen ist. Sänger, die heute auf dem Höhepunkt ihrer Karriere stehen und auch im medialen Sinne paradigmatisch sind (Anna Netrebko, Jonas Kaufmann, Christian Gerhaher), fehlen. Erfreulich ist, dass Sänger aus den Sphären des Jazz (Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Billie Holiday), des Chansons (Charles Aznavour, Jacques Brel), der Rock-Musik (Udo Lindenberg) und des Schlagers (Peter Alexander) aufgenommen wurden.

Ein Lexikon der Gesangsstimme kann eben kein Sängerlexikon sein. Seinen hohen Wert hat das editorisch akribisch betreute Handbuch als Schlüssel in die Welt einer Kunst, die, wie Elisabeth Schwarzkopf einmal sagte, aus Tausenden von Details besteht, die es mühsam zu erlernen gilt. Nicht nur für die Sänger, auch für Lehrer, Dirigenten, Regisseure und Hörer, nicht zuletzt die rezensierenden, ist dieses Lexikon unverzichtbar.

JÜRGEN KESTING.

"Lexikon der Gesangsstimme". Geschichte, Wissenschaftliche Grundlagen, Gesangstechniken, Interpreten.

Hrsg. von A.-C. Mecke, M. Pfleiderer, B. Richter und T. Seedorf. Laaber-Verlag, Laaber 2016. 800 S., Abb., geb., 98, - [Euro].

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