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In literarischen Städtereportagen entlang der Küsten des Mittelmeers, der Wiege Europas, erkundet Rafael Chirbes die mediterrane Welt. Die alten Städte und Orte mit märchenhaftem Klang - Kairo, Alexandria, Genua, Kreta, Rom - zeigt er uns als Teile eines bunten Mosaiks einer gemeinsamen Kultur. Einer Kultur, die nicht nur ein westliches Gesicht hat, sondern auch ein östliches und afrikanisches, und aus dieser Mischung ihre anhaltende Faszination gewinnt. Eine literarische Reise in die mediterrane Welt, in ihre Geschichte, ihre Kultur, ihre Gegenwart. Ein funkelndes Kaleidoskop in der Tradition eines Bruce Chatwin.…mehr

Produktbeschreibung
In literarischen Städtereportagen entlang der Küsten des Mittelmeers, der Wiege Europas, erkundet Rafael Chirbes die mediterrane Welt. Die alten Städte und Orte mit märchenhaftem Klang - Kairo, Alexandria, Genua, Kreta, Rom - zeigt er uns als Teile eines bunten Mosaiks einer gemeinsamen Kultur. Einer Kultur, die nicht nur ein westliches Gesicht hat, sondern auch ein östliches und afrikanisches, und aus dieser Mischung ihre anhaltende Faszination gewinnt. Eine literarische Reise in die mediterrane Welt, in ihre Geschichte, ihre Kultur, ihre Gegenwart. Ein funkelndes Kaleidoskop in der Tradition eines Bruce Chatwin.

Autorenporträt
Rafael Chirbes, geboren 1949 in Tabernes de Valldigna bei Valencia, studierte in Madrid und lebt heute als freier Publizist in Beniarbeig bei Alicante. Früh verließ er den Ort seiner Kindheit und lebte in verschiedenen Städten Spaniens, u.a. in Salamanca, Madrid und Barcelona, später einige Zeit in Paris und in Marokko. Obwohl seine Liebe der Literatur galt, studierte Chirbes in Madrid Neuere Geschichte. Daneben interessiert er sich für Film, Malerei und Architektur und arbeitete zunächst als Literatur- und Filmkritiker für verschiedene Zeitschriften, u.a. lange Jahre für das Reise- und Gourmetmagazin Sobremesa. Rafael Chirbes verstarb im August 2015.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.2001

Grammatik des Ursprungs
Auf Kreuzfahrt: Rafael Chirbes erkundet das Mittelmeer

Für Menschen aus dem Norden ist es das Ziel aller Sehnsucht, für die Anrainer der Ort, in dem ihr Dasein gründet: "Mare nostrum", wie es die Römer ebenso liebevoll wie gebieterisch nannten. Gleichgültig, ob einer aus Alexandria oder Tunis, aus Istanbul oder Valencia, aus Genua oder Kreta stammt - der Mittelmeerraum ist seine Heimat. Für den Spanier Rafael Chirbes beginnt er in Lyon, wenn er von Mitteleuropa her kommt. In Lyon endet er, wenn er zu Reisen in den Norden aufbricht. Wo immer er sich befindet auf dieser Welt - das Mittelmeer bleibt das Referenzsystem, ein Urmeter, der allen Dingen des Lebens als heimlicher Maßstab dient.

Fünfzehn Jahre lang hat Chirbes für die Zeitschrift "Sobremesa" Artikel geschrieben: Feuilletons über jene Orte mit den magischen Namen - Tanger, Alexandria, Portofino, Istanbul -, die wie die Glieder einer Kette das Meer umschließen. Jeder einzelne ist nötig, um den Kreis zu bilden. "Fehlt nur einer, ist das Ganze zerstört." Nun hat er diese Texte, teils unverändert, teils dem Rhythmus eines neuen Ganzen angepaßt, zu einem schmalen Band versammelt, der den Titel "Am Mittelmeer" trägt.

Wie in seinen Romanen "Der lange Marsch" oder "Der Fall von Madrid" erzählt Chirbes auch hier aus unterschiedlichen Perspektiven. Nur gehören die Stimmen diesmal nicht einzelnen Menschen, sondern Orten, deren Geschichten sich verschränken wie die Motive einer einzigen großen Melodie. Der Autor als Reisender ist der Klangkörper, der sie auffängt. Ähnlich wie Cees Nooteboom oder Claudio Magris reist auch Rafael Chirbes nicht um des Reisens willen. Er ist auf der Suche nach dem einen Ort, an dem alles seinen Anfang nahm, nach dem einen Ton, auf den alles gestimmt ist: "Im Laufe der Zeit bin ich weit herumgekommen und habe den Eindruck gewonnen, daß all diese Reisen mir dazu verholfen haben, meinen Ursprungsort besser lesen zu können. Davon handelt dieses Buch. Von den Echos und von den Spiegeln, den sich vervielfachenden Bildern, die mir am Ende doch stets nur mich selbst wiedergegeben haben."

Wo immer der Autor, der in einem kleinen Dorf nahe Valencia geboren ist und heute in einem andern kleinen Dorf nahe Valencia lebt, auch hinkommt, er findet eine Sprache, eine Grammatik wieder, die er von klein auf zu sprechen gelernt hat. Er findet sie wieder im Getümmel der Gassen, den Gerüchen der Märkte. Er findet sie in der Tektonik der Häuser, in der jahrtausendealten Form der Fischerboote, in der bis zum letzten Handgriff eingeübten Arbeit der Seeleute. Es ist die Sprache des Ursprungs, ein Erbe, das dauert, auch wenn Tempel und Paläste in Trümmern liegen.

Rafael Chirbes ist geprägt von den Verwerfungen der spanischen Geschichte, von Bürgerkrieg und Diktatur und von dem Wissen, daß diese Erschütterungen weiterwirken in den Menschen. Auch im Mittelmeer. In Genua, dem einst stolzen und heute wie versteinert daliegenden Tor zur Welt, wird Chirbes bewußt, daß auch dieser Raum im Sterben liegt und längst nicht mehr die Bedeutung hat, die ihm einst zugeschrieben wurde. Um so dringender wird die Suche nach dem Verlorenen, nach den lebendigen Spuren einer Vergangenheit, die die Menschheit wie ein Fadenknäuel "hinter sich entrollt, damit ihre Nachkommen sich nicht im Labyrinth des Lebens verlieren". Es ist dieser Ariadnefaden überlieferten Wissens, dem Chirbes folgt von Stadt zu Stadt, bis er in Alexandrien erkennt, "daß an den Ufern des Mittelmeers die Trümmer Teil alles Überdauernden sind".

Einmal, auf Kreta - nicht in den gewaltigen Ruinen von Knossos, sondern in den viel bescheideneren von Gortis -, glaubt er das Ende des Fadens in Händen zu halten. Der Augenblick ist so überwältigend schön, daß es ihm die Sprache verschlägt. Einen Lidschlag lang ist die Sehnsucht an ihrem Ziel angelangt. Dann macht sich der Reisende erneut auf den Weg.

KLARA OBERMÜLLER

Rafael Chirbes: "Am Mittelmeer". Aus dem Spanischen übersetzt von Thomas Brovot, Stefanie Gerhold, Christian Hansen und Dagmar Ploetz. Verlag Antje Kunstmann, München 2001. 157 S., geb., 32,80 DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Gelegenheit, "jetsettend den Kreis (des Mittelmeerraums) auszuschreiten und als kulturelle Einheit zu kartographieren", hat der Autor benutzt, um mit Kreta, Istanbul, Kairo, Genua, Valencia und ein paar anderen Orten seine ganz persönliche Mittelmeerwelt zu markieren und im Fremden das Eigene bzw. das Eigene im Fremden zu erkennen. Hanno Zickgraf hat dagegen nichts einzuwenden. Im Gegenteil, macht der Autor seine Sache doch ohne falschen Stolz und falsche Metaphorik, aber präzise, höflich und elegant genug, um uns die Schönheit (samt ihrer dunklen Seiten, oh ja) dieses Erdenteils als seltenes "Bildungserlebnis" nahe zu bringen.

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