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Inselvorstellungen und damit verknüpfte utopische, exotische, idyllische und erotische Assoziationen spielen in der Literatur- und Kunstgeschichte ebenso wie in der Sprach- und Alltagspraxis eine außerordentliche Rolle. Das vorliegende Buch ist nicht nur ein Streifzug durch die Geschichte der Inselphantasien, es zeigt und erklärt auch unsere auf Inseln gerichteten Projektionen und ihre Verflechtung mit epochalen Diskursen und Diskursverschiebungen. Der Autor geht den Verwandlungen, Transformationen und immer neuen Lesarten insularer Phantasien nach. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche…mehr

Produktbeschreibung
Inselvorstellungen und damit verknüpfte utopische, exotische, idyllische und erotische Assoziationen spielen in der Literatur- und Kunstgeschichte ebenso wie in der Sprach- und Alltagspraxis eine außerordentliche Rolle. Das vorliegende Buch ist nicht nur ein Streifzug durch die Geschichte der Inselphantasien, es zeigt und erklärt auch unsere auf Inseln gerichteten Projektionen und ihre Verflechtung mit epochalen Diskursen und Diskursverschiebungen. Der Autor geht den Verwandlungen, Transformationen und immer neuen Lesarten insularer Phantasien nach. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche historischen Zuschreibungen an Inseln und welche spezifischen Konstellationen des modernen Denkens sich in der bis auf den heutigen Tag anhaltenden Inselfaszination begegnen.Volkmar Billig hat die erste umfassende Monographie zu einer allgegenwärtigenFaszination geschrieben: eine Reise durch Zeiten und Welten.
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Autorenporträt
Billig, VolkmarVolkmar Billig, geboren 1963, studierte Kulturwissenschaft, Philosophie und Religionswissenschaft in Berlin, leitete verschiedene Ausstellungs- und Forschungsprojekte und publizierte in Katalogen, Sammelbänden und Zeitschriften zu kultur- und kunsttheoretischen Themen. Gegenwärtig lebt und arbeitet er als Kulturwissenschaftler, Ausstellungskurator und Publizist in Dresden und Chemnitz.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung

Der fernste Ort
Lehrreich: Volkmar Billigs
Kulturgeschichte der Insel
Meist sind es Frauen, die auf den Tahiti-Bildern Gauguins am Boden hocken. Sie säugen Kinder, sammeln Früchte und waschen Tücher. Sie sind vertraut mit streunenden Hunden. Ihr Blick könnte sich jeden Moment von ihrer Arbeit heben, um dem Betrachter in die Augen zu sehen – sie wissen um ihn und geben sich dennoch ganz ihrem Tun hin. Gauguins Inselbilder sind frühe Werke eines bald danach ausufernden künstlerischen Exotismus und eines artistischen Inseltourismus. Waren dies gänzlich neue Phänomene? Mit welchen Inselbildern waren diese Reisen verknüpft? Und wann tauchte die Vorstellung der „glückseligen Inseln“ zum ersten Mal auf?
Volkmar Billigs „Inseln“ ist die erste umfassende Monographie zu diesem Thema. Die Spanne des ersten Teils reicht von den mythischen Ursprüngen dieses künstlerischen Topos bis ins 18. Jahrhundert. Die Rede von den „glückseligen Inseln“ findet sich bereits in einem ägyptischen Papyrus. Datiert auf den Beginn des zweiten vorchristlichen Jahrtausends, erzählt diese Schrift von einem schiffbrüchigen Seefahrer, der sich auf eine paradiesische Insel retten konnte. Auch das Element der Läuterung des Helden ist hier schon vorhanden: Dem Seefahrer wird prophezeit, dass er nach vier Monaten auf der Insel in seine Heimat zurückkehren werde, um fortan nach ethischen Grundsätzen zu leben.
Im zweiten Teil des Werks wird die Moderne anhand exemplarischer Dokumente abgeschritten. Tahiti, der fernste Ort, bildet den Anfang: Nach der Entdeckung im 18. Jahrhundert weckte die Insel die Hoffnung auf ein „irdisches Paradies“. Sie wurde Sinnbild des Naturzustandes, Insel der Läuterung und des Anderen, sie förderte erotische Fantasien und spiegelte sich in Landschaftsgärten, die eine „freie Natur“ hervorzubringen trachteten. Und während sich in der Antike die Inseln geografisch nicht verorten ließen, lag Tahiti im Diesseits. Doch die erreichbaren Landschaften lösten ihr Versprechen nicht ein. Die herbeiströmenden Europäer bedeuteten vielmehr das Ende des „Naturzustandes“, und mit der Syphilis wurde Tahiti zum „verlorenen Paradies“. Und so steht am Schluss fest: „Es ist und bleibt der allemal zerrissene, weil von seinem Ursprung im Stich gelassene Mensch, der sich auf den Inseln sucht, ohne sich dabei zu finden: Endstation Sehnsucht.“ Seit jeher sind Inseln Orte und Nicht-Orte der Sehnsucht und der Versprechen, und seit jeher ist es die Enttäuschung ob deren Unerfülltheit, die am Ende bleibt.
Wenn Volkmar Billigs „Inseln“ etwas fehlt, ist es ein stärkerer Bezug zur Kultur- und Technikgeschichte. So vermisst man zum Beispiel Ausführungen darüber, wie die Entwicklungen der Schifffahrt die symbolischen Zuschreibungen der Inseln veränderten. Auch die materiellen Eigenschaften von Inseln als solchen, ihre isolierte Lage oder ihre Überschaubarkeit, werden zwar angesprochen, aber nicht ausgeführt. Einen Reisekatalog jedoch wird man nach dieser Lektüre nicht mehr unbefangen lesen können. ANDRINA BEUGGERT
VOLKMAR BILLIG: Inseln – Geschichte einer Faszination. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2010. 304 Seiten, 29,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Inselüberschuss

Die Insel ist ein Fluchtpunkt der Phantasie. Dem zivilisierten Bewusstsein dient sie als Sehnsuchtsort, auf den es seine Bedürfnisse nach Überschaubarkeit, Ursprünglichkeit und Vollkommenheit projiziert. Politische Utopien, erotische Phantasien und anthropologische Reflexion haben hier ihren lokalen Anker. Von da ist der Schritt zur Daseinsmetapher nicht weit. Hier liegt auch der Ansatzpunkt für Volkmar Billigs Faszinationsgeschichte der Insel. Billig folgt den Imaginationen, die sich im Wandel der Zeiten und Wissensordnungen an Inseln entzünden. An den Beginn stellt er die Suche nach einem idealen mythischem Ursprungsort, einem verlorenen Garten der Glückseligkeit, der sich mit fortschreitender Welterschließung in ein weltliches Idyll verwandelte, aber seinen fiktionalen Überschuss nie verlor. Mitte des 18. Jahrhunderts schien die literarische Fiktion der glückseligen Insel und die Wirklichkeit eines unbeschwerten Naturdaseins auf dem neu entdeckten Tahiti kurz zur Deckung zu kommen. Doch bald dämmerte das unglückliche Bewusstsein, mit der Entdeckung des glückseligen Paradieses schon seine Zerstörung eingeleitet zu haben. In ihrem leichthändigen Umgang mit einer beeindruckenden Stofffülle hat Billigs Studie etwas von der Verführungskraft ihres Objekts. Ihre Unschärfen liegen dort, wo sie aus Literatur- und Geistesgeschichte heraustritt und die Inselsehnsucht im Spiegel strukturellen Wandels untersucht. Ans Ende der "real" gewordenen insularen Fiktionen setzt Billig den Cyberspace als weitere trughafte Verheißung. Wer hier sein Glück billig gefunden zu haben meint, sitzt einer Utopie für Geringverdiener auf; während der Privatinselbesitzer das reale Glück seines profanen Eden genießen darf. (Volkmar Billig: "Inseln". Geschichte einer Faszination. Matthes & Seitz, Berlin 2010. 304 S., geb., 29,90 [Euro].) thom

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erhellend findet Rezensentin Andrina Beuggert diese Monografie über Inselvorstellungen und ihre Faszination von Volkmar Billing. Sie attestiert dem Autor eine kenntnisreiche Untersuchung von Inselbildern und -vorstellungen von mythischen Ursprüngen über das 18. Jahrhundert bis in die Moderne. Exemplarisch nennt sie die Ausführungen über Tahiti, das im 18. Jahrhundert für die Europäer zum Sinnbild des Naturzustandes und mit der eingeschleppten Syphilis schließlich zum "verloren Paradies" wurde. Insgesamt scheint Beuggert sehr zufrieden mit dem Werk, hätte sich aber einen ausgeprägteren Bezug zur Kultur- und Technikgeschichte gewünscht.

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