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Als Junge will er Farmer werden, aber dann hört er Elvis Presley - und lebt nur noch für Gitarren. Kanada wird ihm als Musiker bald zu eng, mit seinem legendären Leichenwagen zieht Neil Young nach Kalifornien.
Nach Erfolgen mit Buffalo Springfield und Crosby, Stills, Nash & Young, nach Drogenexzessen und dem Verlust enger Freunde erreicht er als Solokünstler den Gipfel: Das Album "Harvest" macht ihn 1972 weltberühmt. Nun wehrt er sich erst recht gegen den Kommerz, bedient weder Plattenindustrie noch Publikum, entzieht sich dem Rampenlicht. Trotzdem spielt der immer wieder Totgesagte in der…mehr

Produktbeschreibung
Als Junge will er Farmer werden, aber dann hört er Elvis Presley - und lebt nur noch für Gitarren. Kanada wird ihm als Musiker bald zu eng, mit seinem legendären Leichenwagen zieht Neil Young nach Kalifornien.

Nach Erfolgen mit Buffalo Springfield und Crosby, Stills, Nash & Young, nach Drogenexzessen und dem Verlust enger Freunde erreicht er als Solokünstler den Gipfel: Das Album "Harvest" macht ihn 1972 weltberühmt. Nun wehrt er sich erst recht gegen den Kommerz, bedient weder Plattenindustrie noch Publikum, entzieht sich dem Rampenlicht. Trotzdem spielt der immer wieder Totgesagte in der Liga der Rockikonen weiter, neben Bob Dylan und Mick Jagger. Als Neil Young in den Neunzigern mit den Heroen des Grunge auf die Bühne tritt, heißt es gar, er sei Kurt Cobains Vater im Geiste.

Neil Young hat mit seiner Musik Rockgeschichte geschrieben. Edo Reents erzählt, wie es dazu kam - und wer dieser Mann eigentlich ist: "Come a little bit closer...hear what I have to say."

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.07.2005

EDO REENTS, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, hat eine Biographie über einen Rockmusiker geschrieben, der einem breiteren Publikum vor allem über die Platte "Harvest" und den Hit "Heart of Gold" von 1972 bekannt sein dürfte: Neil Young, verzogener Superstar und Kommerzialitätsverweigerer in einem, hat in nunmehr vierzig Jahren etwa ebenso viele Platten eingespielt - alleine oder mit bekannten Bands wie "Buffalo Springfield", "Crosby, Stills, Nash&Young" und "Crazy Horse". Alle Erwartungen wußte und weiß der bis heute produktive Ausnahmemusiker, der am 12. November seinen sechzigsten Geburtstag feiert, zu unterlaufen. Er machte Folkrock, Country, Blues und sogar Soul- und Jazznahes. Alles, was dieser letzte Unabhängige der Rockmusik, der zum Vorbild des Punk und des Grunge wurde, mit seiner jungenhaften Stimme und der beißenden Gitarre machte, will als Fragment einer großen Autobiographie gehört werden. (Edo Reents: "Neil Young". Eine Biographie. Rowohlt Berlin 2005. 308 S., geb., Abbildungen, 19,90 [Euro].)

F.A.Z.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.10.2005

Lake Stechlin
Der Mann mit der goldgelben Stimme: Edo Reents schreibt eine Biografie über Neil Young
Wenn Neil Young, wie Edo Reents meint, ein „Kafka der Rockmusik” ist, war dann vielleicht Franz Kafka ein Neil Young der Prager deutschen Literatur? Wie weit tragen überhaupt die Analogien zwischen Popmusik und Literatur, die Reents in seiner Young-Biografie herzustellen versucht? Eine „Art ‚Stechlin‘ der Rockmusik” sei „Deep forbidden lake” von der 1977er Werkschau „Decade”, und auch sonst fällt dem promovierten Germanisten immer wieder deutsche Literatur ein, wenn es darum geht, Youngs Rang und Eigenart zu bestimmen. Das hat auch sein Gutes: Wem außer Reents wäre bisher aufgefallen, dass Jack Nitzsche auf den Tag genau 100 Jahre nach Friedrich Nietzsche starb?
Eine andere Frage ist, ob man mit dieser Art akademisch-archivarischer Erhöhung einem Mann wie Neil Young gerecht wird. Reents’ Biografie selbst legt den Eindruck nahe, dass die sprachliche Äußerung jenseits der Songtexte nicht zu Youngs Stärken und Vorlieben zählt. So einsilbig gibt sich Young in seinen raren Interviews, dass schon frühere Biografen beinahe das Handtuch geworfen hätten. Jimmy McDonough etwa, Autor der Young-Biografie „Shakey”, musste erleben, dass der Meister unterwegs die Zusammenarbeit aufkündigte und für weitere Gespräche nicht zur Verfügung stand. Neue Geständnisse sind von Young einstweilen nicht zu erwarten, weshalb sich seine Biografen an das schon Veröffentlichte zu halten haben.
Das gilt auch für Reents’ Biografie, die zu Youngs 60. Geburtstag am 12. November 2005 das Leben und Schaffen des (so Reents und nicht nur er) größten lebenden amerikanischen Rockmusikers neben Bob Dylan rekapituliert. Das Verzeichnis der zitierten Literatur lässt erkennen, dass Reents vorwiegend aus bereits publizierten Quellen schöpft. Weder hat er dem Anschein nach mit Young sprechen können noch Recherchen in dessen Umfeld angestellt. Aber das ist nicht weiter tragisch. Oft genug bieten ja gerade die durchrecherchierten Popstar-Lebensbeschreibungen kaum mehr als eine öde Aufzählung von Konzerten, Eskapaden und Charts-Notierungen.
Reents’ Buch hat seine Stärken auf anderen Gebieten. Keine grundstürzenden Neuigkeiten aus der längst ausgeleuchteten oder aber sorgsam abgeschirmten Vita eines Superstars, sondern eine mit spürbarer Empathie und doch ohne Fan-Allüren geschriebene Lebens- und Plattenchronik des Neil Percival Young. Einmal, aus Anlass von „Out on the weekend” von dem Megaseller „Harvest” nennt Reents Youngs Stimme „goldgelb” - wenn man sich daraufhin das Lied wieder anhört, stellt man fest: die Farbe passt. Platte für Platte (und das sind bei Young immerhin 37 in 36 Jahren, die Aufnahmen mit Buffalo Springfield und Crosby, Stills & Nash nicht einmal mitgerechnet) geht Reents das Werk durch, mit ausgeprägtem Sensorium für die Stärken wie die Schwächen. Denn bei kaum einem Rockmusiker von solcher Reputation gibt es so viele uninspirierte, bisweilen nur für die eingefleischtesten Fans zu ertragende Veröffentlichungen wie bei Neil Young. Er setzt, ähnlich wie Bob Dylan und anders als etwa die Rolling Stones, alles daran, unberechenbar zu bleiben; aber das Publikum dankt ihm jede Enttäuschung mit gesteigerter Liebe.
Reents entwirft das Bild eines musikalischen Alphatiers, das nur eine Rolle kennt: die Hauptrolle. Ob mit Buffalo Springfield oder mit Crazy Horse, den Stray Gators oder selbst mit Crosby, Stills & Nash: Wenn Neil Young einsteigt, pflegt er die Bedingungen zu diktieren. Er tut dies offenkundig nicht mit diktatorischer Geste - die im Übrigen schlecht zu seiner häufig melancholischen, schmerzerfüllten, manchmal auch larmoyanten (man denke an Songs wie „Oh Lonesome Me”) Musik passt. Seine Präsenz scheint zu genügen, damit sich die musikalischen und gruppendynamischen Feldlinien nach ihm ausrichten. Oder könnte es sein, dass sich Young bloß nie an Ebenbürtigen gemessen hat?
Die unbedarften Holzfäller von „Crazy Horse” brauchten dringend einen Kapellmeister wie ihn, die dekadenten Schönsinger Crosby, Stills & Nash wären ohne ihn an Drogen und Eitelkeit kollabiert. Young hingegen kann es sich leisten, zum Leidwesen seiner Plattenfirmen ein Jahrzehnt, z.B. die gesamten Achtzigerjahre hindurch erfolglos mit Genres von Elektronik bis Country und Rhythm’n’Blues zu experimentieren - irgendwann stellen sich Erfolg und Anerkennung wieder ein. So war es 1979 mit „Rust never sleeps”, dem Tribut an den Punk (und einer rein akustischen Seite, die den größten Young-Song, nämlich „Thrasher” enthält), und so war es 1989 mit „Freedom”, einer erneut zwischen rauhbeinig rumpelndem Lärm und zartesten Balladen pendelnden Platte, deren Headline „Keep on rockin’ in the free world” auch Reents’ Interpretationskünste zu überfordern scheint.
Seitdem kann Neil Young, wie es scheint, nichts Entscheidendes mehr falsch machen. Viele Musiker und Bands, die 1969 in Woodstock dabei waren, sind Jahrzehnte später noch im Geschäft: Santana, The Who, Joe Cocker und andere. Aber nur Neil Young hat es geschafft, zweimal Anschluss an den jeweils letzten Schrei der weißen Rockmusik zu finden; 1980 an Punk und 1990 an Grunge. Je älter er wird, desto weniger wirkt er wie ein Mann von gestern. Woran das liegt, bleibt ein Geheimnis, das auch Edo Reents nicht ergründen kann. Wie auch? „There’s more to the picture/than meets the eye”, singt Neil Young auf seiner besten Platte, „Hey Hey, My My.” CHRISTOPH BARTMANN
EDO REENTS: Neil Young. Eine Biographie. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005. 304 Seiten, 19, 90 Euro.
„Out on the weekend”: Der Rockmusiker Neil Young am Strand, ca. 1975
Foto: Henry Diltz / Corbis
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Nicht wirkliche begeistert zeigt sich Tobias Rapp von Edo Reents? nun vorliegender Neil-Young-Biografie. Schon bei den Artikeln des FAZ-Popmusik-Redakteurs beschleicht ihn immer das Gefühl, bei Popmusik handle es sich um eine hermetische, "im Grunde tote Kunstform". Auch bei Reents? Porträt von Neil Young, den Rapp im Übrigen sehr schätzt, diagnostiziert er einen Mangel an Lebendigkeit. Reents lasse Young nie an sich herankommen, moniert er. Wenn es um die "detailliert-gefühlte Nahbeschreibung" der Musik gehe, zitiere er lieber Navid Kermanis "Buch der von Neil Young Getöteten", als selbst eine These zu wagen. Diesen Mangel macht für Rapp auch der Faktenreichtum des Buchs nicht wett. Generell sieht er das Buch in der Logik von Reents? publizistischem Arbeiten, in denen Popkultur ebenfalls als Ansammlung von "Artefakten" begriffen wird, die in Bibliografien und Diskografien erfasst archiviert wird". "Für die Biografie eines immerhin noch quietschlebendigen Musikers ist das etwas wenig", urteilt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH