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"Wo ist Gott in einer Welt, in der es Hunger, Elend, Krieg, Krankheit und Katastrophen gibt?" Mit dieser Frage beginnt ein Gespräch zwischen Heiner Geißler und seinen Enkeln über den Glauben und die christliche Religion. Heiner Geißler antwortet mit vielen Beispielen aus der Bibel, der Geschichte, dem Leben der Heiligen, seinem eigenen Erleben und dem Alltag der Kinder. So entsteht ein Gesprächsbogen, der leicht und anschaulich die großen Fragen nach Gott, Jesus Christus, Glaube und Zweifel, Leben und Tod, Arm und Reich behandelt.

Produktbeschreibung
"Wo ist Gott in einer Welt, in der es Hunger, Elend, Krieg, Krankheit und Katastrophen gibt?" Mit dieser Frage beginnt ein Gespräch zwischen Heiner Geißler und seinen Enkeln über den Glauben und die christliche Religion. Heiner Geißler antwortet mit vielen Beispielen aus der Bibel, der Geschichte, dem Leben der Heiligen, seinem eigenen Erleben und dem Alltag der Kinder. So entsteht ein Gesprächsbogen, der leicht und anschaulich die großen Fragen nach Gott, Jesus Christus, Glaube und Zweifel, Leben und Tod, Arm und Reich behandelt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.01.2001

Rucki, Zucki, das ist das neueste All
Gebt mir ein Stichwort, ich geb euch Hinweise: Heiner Geißler hat nur begrenzt Zeit zur Diskussion

Man kann Bücher, zumal von Politikern, nicht nur danach beurteilen, ob sie als Werk unter anderen des Lesens wert sind. Sie können auch Aufschluß geben über einen Menschen, der unser Interesse anderswo, etwa in der Politik, verdient hat. Wenn der inzwischen siebzigjährige Heiner Geißler ein Buch mit dem Titel "Wo ist Gott?" publiziert, wird niemand davon umwerfend neue theologische Einsichten erwarten, auch kein Zeugnis mystischer Gotteserfahrung. Wer dieses Buch kauft, wird eher etwas über Heiner Geißler erfahren wollen, den Unionspolitiker, der in Talkshows locker, intelligent und nicht ohne Humor zu plaudern und zu streiten weiß, der sich aber im Laufe seiner politischen Wirksamkeit auch Feinde gemacht hat, außerhalb der Partei vor allem in seiner Zeit als Generalsekretär, innerhalb der Partei wohl eher danach. Immerhin, Geißler ist eine der wenigen unverwechselbaren Gestalten, die heute noch auf der politischen Bühne agieren.

Geißler denkt also darüber nach, was es mit Gott auf sich hat, und dies im Gespräch mit der "nächsten Generation", womit seine Söhne, deren Freunde, aber auch Berufsschüler und Abiturienten, junge Leute aus der katholischen und evangelischen Jugend gemeint sind. Schon der Tatbestand solcher Gespräche hat Nachrichtenwert. Das also treibt diesen Heiner Geißler auch um: Wie sich die modernen kosmologischen Theorien zur Schöpfungsgeschichte der Bibel verhalten, wobei er übrigens physikalische Kenntnisse mobilisieren kann, die andere Politiker staunen lassen. Sie erfahren, daß nach dem Urknall innerhalb von 10-6 Sekunden sich Protonen und Neutronen bildeten, dazu "ihre Antiteilchen als Quarks, Antiquarks und Gluonen. Dann ging es ruck, zuck weiter . . ."

Wer, wie der Rezensent, damit wenig anfangen kann, ist selber schuld. Denn Geißler hat pädagogisches Talent, seine Sprache ist so einfach, wie dies das Thema zuläßt. Philosophen werden einwenden, zu einfach. Manchmal gelingen scheinbar burschikose, aber eben doch eindrückliche Formulierungen: "Allerdings bleibt das Christentum auf der Frage sitzen, warum Gott Schmerz und Leid erst mal ermöglicht hat, um die Menschen hinterher wieder davon zu befreien." Es liegt auch mehr am Thema als am Autor, daß sich selten Aha-Erlebnisse einstellen. Geißler will nicht originell sein, er will mit jungen Leuten über das reden, was ein Leben sinnvoll macht und überdies eine Gesellschaft zusammenhält. Nur einmal kommt ein Gotteshinweis zur Sprache, den nicht jeder diesem durch und durch politischen Menschen zugetraut hätte: "Es gibt auch Musik, die ist so vollendet, so absolut, daß sie kein Engel, kein Gott hätte schöner komponieren können." Natürlich ist da von Bach, Mozart und Beethoven die Rede: "Der Gedanke, daß es für diese unendlich vollkommene Musik einmal das unendliche Nichts, den unendlichen Tod geben könnte, ist zu sinnlos und absurd, als daß er wahr sein könnte."

Für Heiner Geißler ist Jesus von Nazareth auch ein Gotteshinweis, vielleicht der stärkste: "Selbst wenn man an Gott zweifelt, müßte einen die Botschaft überzeugen, die Jesus im Neuen Testament verkündet hat. Es ist eine schöne Botschaft . . . Es kann einem richtig das Herz aufgehen, wenn man liest, was Jesus gesagt und getan hat . . ." An die göttliche Mission dieses Jesus kann Geißler leichter glauben als an den Gott, der den Urknall befohlen hat. Aber eben: "Wer sich Christ nennt oder wer sich auf Jesus beruft, der muß sich in Worten und Taten an dem messen lassen, was Jesus gesagt hat." Daher sind die Inquisitoren und Hexenverbrenner einfach "Gangster . . . richtige Politgangster". Die Radikalität Jesu richte sich nicht nur, sagt Geißler, gegen die Mörder und Totschläger, sondern ebenso gegen die Schreibtischtäter: "Wer sich einer bösartigen, haßerfüllten Sprache gegenüber anderen bedient, der wird zum Schreibtischtäter, der genauso schlimm ist wie der eigentliche Täter." Das Böse ist dazu da, daß man es bekämpft, und zwar politisch.

Wer seine Ansichten über Gott preisgibt, muß natürlich mit Widerspruch rechnen. Aber es liegt wiederum mehr am Thema als am Autor, wenn der Rezensent häufig Fragezeichen an den Rand malte. Daher soll sich die Kritik auf zwei Punkte beschränken. Einer gilt dem Werk, der andere dem Autor. Ein Gesprächsbuch lebt von ausgeprägten, gegensätzlichen Individuen. Die jungen Leute, die Geißler befragen, kommen nur kollektiv zu Wort, daher bleibt das Gegenüber abstrakt. Manchmal fungieren die Jungen nur als Stichwortgeber. Ein Gesprächsbuch ist etwas anderes.

Zum Autor: Wenn man, wie Geißler, darauf besteht, daß die Botschaft Jesu - einschließlich der Feindesliebe - auch für die Politik gilt, wenn man diese Botschaft sogar als "radikale politische Alternative zu einer Welt voll Machtgier, Brutalität und Egoismus" versteht, dann könnte ein altgedienter Politiker doch auch zugeben, wie unendlich schwierig es ist, im unvermeidbaren politischen Machtkampf diese radikale Alternative zu leben. Das ginge dann nicht ab ohne Selbstkritik, und die fehlt ganz. Sie wäre bei jedem angebracht, nicht zuletzt bei einem, dem viele nachsagen, er sei einer verletzenden und - so empfanden es die Angegriffenen - "bösartigen und haßerfüllten" Sprache durchaus fähig gewesen.

Ist es nur protestantisch oder einfach christlich, auf die Kluft zwischen der Botschaft Jesu und den Regeln demokratischen Machtkampfes zu verweisen? Wo wir darüber hinwegreden, klammern wir das Entscheidende aus. Es wird nicht mehr verständlich, warum das Gottesbild Jesu am deutlichsten aufleuchtet im Gleichnis vom verlorenen Sohn, dessen Vater ein Kalb schlachten läßt, weil der liederliche, heruntergekommene Filius endlich wieder zu Hause ist. Anders gesagt: Waren die Inquisitoren wirklich Politgangster? Oder eher selbstgerechte Gottesstreiter gegen das Böse, deren unanfechtbar gutes Gewissen die summa moralitas in die summa immoralitas umschlagen ließ?

ERHARD EPPLER

Heiner Geißler: ",Wo ist Gott?'" Gespräche mit der nächsten Generation. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2000. 140 S., geb., 29,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Erhard Eppler spricht dem Politiker Geißler durchaus "pädagogisches Talent" zu in diesem Buch, dass im Gespräch mit der Jugend die Frage nach Gott stellt. Doch kann der Rezensent, wie er selbst zugibt, mit dem größten Teil des Textes wenig anfangen. Ratlos steht er vor den erstaunlichen "physikalischen Kenntnissen", die Geißler über den Urknall, andere kosmologische Theorien und ihr Verhältnis zur biblischen Schöpfungsgeschichte zum Besten gibt. Das Thema insgesamt sei wenig dazu geeignet "Aha-Erlebnisse" auszulösen, so der Rezensent, der das fairer Weise nicht dem Autor anlastet. Doch zwei Kritikpunkte hat er dann doch noch: Zum einen findet er, dass Geißler seine Gesprächspartner nur "kollektiv zu Wort" kommen und dann vor allem als "Stichwortgeber" fungieren lässt. Außerdem kritisiert er die mangelnde "Selbstkritik" es Autors, der zwar gegen verletzende Sprache zu Felde ziehe und mit Jesus die "Feindesliebe" fordere, selbst aber dafür bekannt sei, mit manch schneidender Formulierung seinen politischen Gegnern ans Leder zu gehen.

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