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Karikaturen sind Bilderrätsel, die "geknackt" werden wollen: Siehe die Karikatur auf der Titelseite. Karikaturen sind satirische Kommentare in Bildform, die ganz bewusst einen subjektiven, verzerrten Blick auf politische Ereignisse, Zusammenhänge und darin handelnde Personen werfen. Gerade in ihrer Zuspitzung und Verzerrung können sie etwas aufdecken, was "interessierte Kreise" gerne unter der Decke halten würden. Manchmal werfen Karikaturen einen geradezu prophetischen Blick in die Zukunft, manchmal liegen Karikaturen mit ihrer politischen Aussage gewaltig daneben.Karikaturen lösen bei uns…mehr

Produktbeschreibung
Karikaturen sind Bilderrätsel, die "geknackt" werden wollen: Siehe die Karikatur auf der Titelseite. Karikaturen sind satirische Kommentare in Bildform, die ganz bewusst einen subjektiven, verzerrten Blick auf politische Ereignisse, Zusammenhänge und darin handelnde Personen werfen. Gerade in ihrer Zuspitzung und Verzerrung können sie etwas aufdecken, was "interessierte Kreise" gerne unter der Decke halten würden. Manchmal werfen Karikaturen einen geradezu prophetischen Blick in die Zukunft, manchmal liegen Karikaturen mit ihrer politischen Aussage gewaltig daneben.Karikaturen lösen bei uns Schmunzeln, Lachen, aber auch Nachdenklichkeit oder Ärger aus. Ihre Entschlüsselung ist eine lustvolle Tätigkeit.Der Autor stellt an Hand von Beispielen Wesensmerkmale von Karikaturen, häufig eingesetzte Stilmittel und unterschiedliche Karikaturtypen vor. Er zeigt uns an über 30 ausgewählten Karikaturbeispielen aus der Zeit zwischen 1878 und 2015, wie man Karikaturen entschlüsseln, in den jeweiligen politischen Kontext einordnen und aus heutiger Sicht bewerten kann. Zugleich ermöglichen diese Karikaturen eine reizvolle Zeitreise zu Brennpunkten der deutschen und europäischen Geschichte.
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Autorenporträt
Jürgen Scheuerer, geboren 1946, hat über 30 Jahre an einem beruflichen Gymnasium in Lübeck Deutsch, Gemeinschaftskunde und Darstellendes Spiel unterrichtet. Karikaturen haben ihn dabei beruflich und privat begleitet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Martin Lhotzky hat gleich zwei lehrreiche, aber doch recht trocken geratene Bücher über deutsche Karikaturen gelesen. Während sich Ulrike Martens in ihrer Studie auf Karikaturisten in Ost- und Westdeutschland fokussiert, untersucht Jürgen Scheuerer die Karikatur in den letzten 140 Jahren, informiert der Kritiker. In dieser "lehrbuchartigen" Einführung betrachtet Lhotzky klug gewählte "zeittypische" Karikaturen aus deutschen, französischen, britischen, amerikanischen und sowjetischen Zeitungen und Magazinen, beispielsweise John Tenniels "Der Lotse geht von Bord" aus dem Jahre 1890. Leider mangelt es dem Rezensenten hier aber an Hintergrundinformationen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Im Zerrbild liegt die wahre Geschichte
Zu allen Zeiten, auf allen Seiten: Zwei Bücher über deutsche Karikaturen, einmal zu hiesigen Zeichnern und dann zur hiesigen Geschichte

In Goethes "Wahlverwandtschaften" vertraut Ottilie im siebten Kapitel ihrem Tagebuch an, was sie von unseren nächsten Verwandten hält, indem sie diese als "die garstigen Affen" anspricht. Ottilie meint weiter, man werde aber wirklich bösartiger, wenn man dem Reize folge, bekannte Menschen unter dieser (Affen-)Maske aufzusuchen. Mit ihrem Satz "Es gehört durchaus eine gewisse Verschrobenheit dazu, um sich gern mit Karikaturen und Zerrbildern abzugeben" beginnen, unabhängig voneinander, zwei gerade publizierte Werke über deutsche Karikaturen.

Bei der kulturwissenschaftlichen Dissertation von Ulrike Martens, die unter dem etwas sperrigen Titel "Deutsche Karikaturisten über die Teilung Deutschlands, die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung - Ein Beitrag zur politischen Bildung" erschienen ist, hätte sich der auf sprach-, geistes- und sozialwissenschaftliche Literatur spezialisierte Verlag allerdings gern etwas mehr Mühe geben dürfen, das Opus in ein weniger der Form "wissenschaftliche Abschlussarbeit" verpflichtetes Buch, also in eine leichter lesbare Studie zu verwandeln.

Martens untersucht in ihrer Doktorarbeit mittels Fragebogen und vertiefend danach in Interviews mit sieben Karikaturistinnen und Karikaturisten deren Schaffen und, soweit die Personen zu solch weitergehender Auskunft bereit waren, auch deren Lebensumstände vor und nach dem 3. Oktober 1990, dem Tag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Nach der Darlegung ihrer Methodik und einer eingehenderen Betrachtung der Entwicklungen, beginnend mit dem in vier Besatzungszonen geteilten Deutschland nach 1945 und den beiden deutschen Staaten zwischen 1949 und 1990 (mit besonderem Augenmerk auf der jeweiligen Presselandschaft), stößt Martens zum eigentlichen Kern vor: den Einzelwürdigungen.

Offenbar sind Karikaturisten ein auskunftsfreudiges Völkchen. Von in den Jahren 2009/10 insgesamt 72 Angeschriebenen sandten immerhin 54 ausgefüllte Fragebögen zurück, und sieben erklärten sich zu Einzelinterviews bereit. Da eine der Voraussetzungen der Untersuchung das Wirken der befragten Personen bereits zu Zeiten des Bestehens beider deutscher Staaten war, ist der Jüngste unter ihnen Andreas J. Mueller, Jahrgang 1950, und der Älteste Karl-Heinz Schoenfeld, geboren 1928. Die übrigen, Reiner Schwalme (1937), Barbara Henniger (1938), Rainer Hachfeld (1939), Alois Kuhn (1940) und Klaus Stuttmann (1949), rangieren dazwischen. Sie alle sind mit Zeichnungen, bisweilen sogar mit Vorher-Nachher-Beispielen - also das eingereichte gegenüber dem veröffentlichten Bild - vertreten.

Neben Unterschieden in der je eigenen politischen Positionierung, der Einschätzung der Beziehung zwischen den beiden deutschen Staaten und den Arbeitsweisen und Arbeitsverhältnissen - von (wenigen) Fixanstellungen über ständige freie Mitarbeit bis hin zu gänzlich Freischaffenden -, stimmen alle Befragten darin überein, dass die politische Karikatur in Deutschland, übrigens egal, ob in Ost oder West oder heute im vereinten Land, zu zahm sei und zu wenig geschätzt werde. Ganz anders, auch hier herrscht Einigkeit, sei die Lage in Frankreich, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten.

Aufgrund der Entstehungszeit der Studie kommen zur Frage von Zensur und Tabu und vor allem der Selbstzensur, der "Schere im Kopf", hauptsächlich Reaktionen auf die Mohammed-Karikatur des dänischen Kollegen Kurt Westergaard. Deren Erscheinen 2005 in der Zeitung "Jyllands-Posten" führte Monate später zu wütenden, oft genug staatlich gelenkten Protestkundgebungen in muslimisch geprägten Ländern, bei denen rund hundert Menschen starben. Im Vorwort und in der Zusammenfassung geht Martens auf die Mordanschläge vom Januar 2015 auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" zwar ein, nahm aber dazu keine nachträglichen Befragungen vor.

Chronologisch weiter, wenn auch nicht demographisch tiefer schürfend, geht der ehemalige Gymnasiallehrer Jürgen Scheuerer in seinem lehrbuchartigen Band "Karikaturen und Kontext". Sein Ziel ist eine Einführung in das Wesen der Karikatur der letzten rund 140 Jahre anhand von mehr als vierzig Karikaturen mit Bezug zu Deutschland und den Deutschen. Darunter stellt er so bekannte Bilder wie "Dropping the Pilot" (im deutschen Sprachraum besser bekannt als "Der Lotse geht von Bord") von John Tenniel aus dem Jahr 1890 zur Entlassung Bismarcks durch Kaiser Wilhelm II., das "Rendezvous" zwischen Hitler und Stalin (mit den jeweils höflichst vorgetragenen Begrüßungsworten: "The scum of the earth, I believe?" - "The bloody assassin of the workers, I presume?"), von David Low 1939 im "Evening Standard" veröffentlicht, und auch drei Beispiele der Hauszeichner dieser Zeitung, Greser & Lenz, neben eher unbekannten, aber trefflich gewählten zeittypischen Zeichnungen vor. Dabei greift Scheuerer neben deutschen auf französische, britische, sowjetische, amerikanische und noch einige andere Zeitungen und Magazine zurück.

Anders als Martens beharrt Scheuerer nicht auf für ein nichtdeutsches Publikum immer noch etwas seltsam klingenden Termini wie "Friedliche Revolution" oder "Wiedervereinigung" und setzt diese bisweilen in Gänsefüßchen. Das wiederkehrende Schema von "Bildbeschreibung - historischer Bezug - Stilistisches - Aussage(absicht) - heutige Sicht" hält er hingegen gnadenlos durch. Bei den Angaben zur Herkunft der Abbildungen oder zu den Künstlern vermisst man allerdings einiges an Hintergrundinformationen.

MARTIN LHOTZKY

Jürgen Scheuerer: "Karikaturen und Kontext" (1878-2015).

Pro Business Verlag (book on demand), Berlin 2016. 156 S., Abb., br., 18,90 [Euro].

Ulrike Martens: "Deutsche Karikaturisten über die Teilung Deutschlands, die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung". Ein Beitrag zur politischen Bildung.

Frank & Timme, Berlin 2016. 538 S., Abb., br., 74,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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