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Der junge Davide wird von seinem Vater, einem machtvollen Politiker, in die Obhut des Wirtschaftsberaters Herbst geschickt. Von ihm soll er in das Reich des Geldes eingeführt werden. Davide liest die Klassiker der Ökonomie, deren Theorien das moderne Wirtschaftssystem begründen, von Locke bis Keynes. Doch in deren Argumentation entdeckt er durch einfache Fragen Lücken. Vermeintlich unumstößliche Kategorien wie das Privateigentum oder die Balance von Angebot und Nachfrage, der Ausgleich des Egoismus durch die unsichtbare Hand , die Freiheit des Einzelnen als Motor der Entwicklung und die…mehr

Produktbeschreibung
Der junge Davide wird von seinem Vater, einem machtvollen Politiker, in die Obhut des Wirtschaftsberaters Herbst geschickt. Von ihm soll er in das Reich des Geldes eingeführt werden. Davide liest die Klassiker der Ökonomie, deren Theorien das moderne Wirtschaftssystem begründen, von Locke bis Keynes. Doch in deren Argumentation entdeckt er durch einfache Fragen Lücken. Vermeintlich unumstößliche Kategorien wie das Privateigentum oder die Balance von Angebot und Nachfrage, der Ausgleich des Egoismus durch die unsichtbare Hand , die Freiheit des Einzelnen als Motor der Entwicklung und die schöpferische Kraft des Unternehmers offenbaren sich ihm als willkürliche Konstrukte. Als er zudem praktische Einblicke in verschiedene Unternehmen erhält, wird ihm zunehmend klar, dass all dies nur eine Hülle ist, die die Wirklichkeit verdecken soll. Denn wenn wenige viele ausrauben wollen, ohne dass die Menge sich wehrt, bedarf es einer Religion der Religion der Diebe .Ein moderner Entwicklungsroman, der leicht verständlich und auf literarische Weise die komplexen Zusammenhänge unseres Wirtschaftssystems erklärt.
Autorenporträt
Klaus Vorwerk, geboren 1945, studierte Jura und Betriebswirtschaft, war seit 1974 als Rechtsanwalt tätig, ab 1997 in der Führung einer Sozietät, die sich zu einer der herausragenden Wirtschaftspraxen in Deutschland entwickelte. Seit 2000 lebt Vorwerk als freier Autor auf Romo.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2011

Meine Provision hat immer recht
Eins kommt zum anderen: Klaus Vorwerk beschreibt eine Bildungsreise durch die beste aller Wirtschaftsordnungen

Davide hat es trotz allem ganz gut getroffen: Nach dem Abitur ermöglicht ihm sein Vater, ein unsympathischer, machtbesessener, vor dem Geld buckelnder Minister, eine Bildungsreise im Stil des 18. Jahrhunderts. Freilich geht es nicht durch die Höfe Europas, sondern durch das Wirtschaftssystem. Ein Berater ist dem Minister für Hilfe beim Subventionsbetrug noch einen Gefallen schuldig und verschafft dem Jungen Zutritt zu den kleinen und großen Zentren der Macht: einer Landeszentralbank, einem Pharmaunternehmen, einem "Forschungsinstitut mit einem langen Namen in der besten Lage einer großen Stadt im Westen des Landes", einer Kartellbehörde, einer Investmentbank, einem Arbeitsamt, einem Fischereischiff, das Davide mit ins Nordmeer nimmt. Zwischendurch drückt der Berater dem Jüngling die wirtschaftswissenschaftlichen Klassiker in die Hand, von Locke bis Schumpeter. Abweichler Keynes muss Davide selbst entdecken.

Der anfänglich naive Zögling eines katholischen Provinzinternats findet nur ein Muster, um sich die Ungeheuerlichkeiten und Widersprüche zu erklären, mit denen er konfrontiert ist: Hier geht es um Religion, die Religion der Diebe, und die Wirtschaftswissenschaftler sind ihre Priester.

Wie kann Gold durch Übereinkunft Wert erlangen? Könnte die kapitalistische Wirtschaftsordnung nicht auf die "Gelegenheitsfrechheit eines habsüchtigen Priesters" zurückgehen, der irgendwann behauptete, Gott habe ihm einen Gegenstand zugeeignet? Glücklicherweise ist da noch Ulli, der Freund der Mutter, der den Desillusionierten und Ketzer gibt und Davide bei den Fragen weiter hilft, die er dem Berater nicht zu stellen wagt.

Der Autor Klaus Vorwerk, selbst Jurist und Betriebswirtschaftler, interessiert sich weniger für die Gewinner und Verlierer der besten aller Wirtschaftsordnungen, sondern für die Trickser, die sie am Laufen halten: die Bankerin, die immer wieder dieselbe Tabelle aufruft - "Meine Provision", erklärt sie dem ratlos danebenstehenden Praktikanten; der Pharmamanager, der laut darüber nachdenkt, ob man die verunreinigten Chargen nicht an "die Bimbos" verkaufen könne, und dann mit entsetztem Blick auf den im Hintergrund stehenden Davide etwas von Betriebsgeheimnissen murmelt; der Werbeprofi, der die Kundinnen bei Kaffee und Kuchen von ihren Sorgen und Träumen berichten lässt und seinen Produkten die dazu passenden Eigenschaften andichtet.

Glücklicherweise trifft Davide auch ein paar kritische Geister: den wissenschaftlichen Mitarbeiter, der für seinen Chef Zahlen fälscht, damit die Gutachten belegen, was die Auftraggeber erwarten, den Kartellwächter, der seine Erkenntnisse in die Schublade legt, weil keiner sie sehen will.

Die Merkwürdigkeiten, die Davide bei den alten Klassikern liest, vermag er sich nur mit deren schwerer Kindheit zu erklären, die Wirtschaftsweisen sind allesamt bornierte Gockel, die Journalisten blicken so wenig durch wie die Betriebsräte, die Wirtschaftswissenschaft ist keine Wissenschaft, und Nobelpreise bekommt man für ein paar spieltheoretische Spielereien. Hinter dieser Fassade, so erfährt Davide, hat sich ein "perfekter Sozialismus" entwickelt, in dem mit Steuergeldern die Löhne der Unternehmen bezahlt werden, eine Planwirtschaft, in der Privatleute zu Lasten des Staates Milliarden verdienen.

Bilden soll die bitter-satirische Bildungsreise natürlich den Leser. Doch um die "komplexen Zusammenhänge unseres Wirtschaftssystems" zu verstehen, sind Davides manchmal zähe Meditationen über die klassischen Texte nicht wirklich geeignet. Die Erklärungen seiner verschiedenen Mentoren hinterlassen immerhin eine Idee davon, was es mit Leerverkäufen und Blasen auf sich haben könnte. Vor allem illustriert Vorwerks Buch die Stimmung der Intellektuellen nach der Krise: Wir durchschauen das miese Spiel und sind stolz darauf, aber das war es dann auch. Davide jedenfalls, jetzt abgeklärt statt naiv, fährt nach seiner Grand Tour erst einmal zum Karneval: Da gebe es weniger Narren.

MANUELA LENZEN

Klaus Vorwerk: "Die Religion der Diebe". Oder: Die wundersame Reise des jungen Davide durch die beste aller Wirtschaftsordnungen.

Berlin University Press, Berlin 2011. 244 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Etwas dünn fällt sie aus, Manuela Lenzens Besprechung des Romans von Klaus Vorwerk. Gut möglich, dass es daran liegt, dass Lenzen viel mehr als eine Idee von Blasen und Leerverkäufen und davon, wie es den großen Bewegern aus Wissenschaft und Wirtschaft nach der Krise so geht, nicht mitnimmt aus der Lektüre. An der von Vorwerk als bitterböse Desillusionierung inszenierten Bildungsreise des Protagonisten zu den Gurus der Weltwirtschaft kann Lenzen nicht wirklich profitieren. Jedenfalls kennt sie unser Wirtschaftssystem nun nicht unbedingt besser. Ein paar der Trickser dieses Systems konnte der Autor ihr aber immerhin vorstellen.

© Perlentaucher Medien GmbH