Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 12,50 €
  • Broschiertes Buch

Als blonder Teufel von Grunewald ging sie in die Geschichte ein: Stella Goldberg. Die betörend schöne und intelligente Frau galt als erfolgreichste Greiferin. Sie denunzierte im Auftrag der Berliner Gestapo Juden. Vierundzwanzig Briefbomben, drei Rohrbomben, vierzehn Verletzte und vier Tote eine blutige Spur, die ein unbekannter Attentäter Ende 1993 in Österreich legte. Es folgte die größte Einzelfahndung, die das Land je erlebt hatte. Mit einem einzigartigen Trick kam man dem Täter auf die Schliche ...Diese und viele unbekannte Details werden aus dem Dunkel der Geschichte geholt und die…mehr

Produktbeschreibung
Als blonder Teufel von Grunewald ging sie in die Geschichte ein: Stella Goldberg. Die betörend schöne und intelligente Frau galt als erfolgreichste Greiferin. Sie denunzierte im Auftrag der Berliner Gestapo Juden. Vierundzwanzig Briefbomben, drei Rohrbomben, vierzehn Verletzte und vier Tote eine blutige Spur, die ein unbekannter Attentäter Ende 1993 in Österreich legte. Es folgte die größte Einzelfahndung, die das Land je erlebt hatte. Mit einem einzigartigen Trick kam man dem Täter auf die Schliche ...Diese und viele unbekannte Details werden aus dem Dunkel der Geschichte geholt und die Entwicklung der internationalen Fahndung im Laufe der Jahrhunderte erläutert. Von der Polizei und Fahndung im antiken Rom über die Suche nach flüchtigen Mordbuben im 17. und 18. Jahrhundert, Wanted im Wilden Westen und den USA, auch die Fahndung unterm Hakenkreuz kein Detail wurde ausgelassen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2006

Nie bricht alles ab
Jesus bis GPS: Richard Bendas Geschichte der Fahndung
Die Herkunft des Wortes „fahnden” geht laut Duden auf das mittelniederdeutsche „vanden” zurück, aber die Historie der Fahndung beginnt viel früher. Vielleicht schon in Mesopotamien, ganz sicher aber im alten Ägypten mit der Suche nach entlaufenen Sklaven. Im antiken Rom etwa konnte ein höherer Magistrat nach einem niedrigeren fahnden und ihn festnehmen lassen. Ein noch Mächtigerer konnte die Arrestierung dann wieder aufheben.
Solche Episoden finden sich in der „Geschichte der Fahndung”, die der frühere Chefinspektor bei der Wiener Kriminalpolizei, Richard Benda, geschrieben hat, und noch viel mehr: „Fahndung nach Jesus”, „Fahndung im Mittelalter”, „Die Suche nach flüchtigen Mordbuben”, „Fahndung im Wilden Westen”, „Fahndung unter dem Hakenkreuz” und „Fahndung heute.” Die Jagd auf Osama bin Laden wird ebenso kurz aufgeführt wie der Hinweis auf eine so genannte Antifa-Gruppe in Berlin, die mit Plakaten nach angeblich gewalttätigen Polizisten fahndet. Eine „Art Lexikon der Fahndung” habe er „geschaffen”, so Benda. Sein Buch ist aber kein Wörterbuch, sondern eher die Fall-Sammlung eines Fachmanns, die wie ein Katalog präsentiert wird. Nach eigener Einschätzung hat Benda damit „der Fahndung erstmalig ein Denkmal gesetzt” – „viele unbekannte Details” würden „aus dem Dunkel der Geschichte geholt”.
Der Autor des Werkes „Terror rot-weiß-rot” und Mitautor eines vergnüglichen Buches über Kriminalfälle in Wien spart nicht mit Eigenlob. Der Kreisel, das verlangen die Gesetze der überfluteten Sachbuchbranche, muss sich schnell drehen, wenn er nicht umfallen will. Außerdem ist es nicht nur in Wiener Kaffeehäusern üblich, allem und jedem eine große Wichtigkeit zu kreditieren, die dann wieder nach dem Kaffee einkassiert werden kann.
Um nicht missverstanden zu werden: Bendas Werk ist kein langweiliges Buch, und verglichen mit anderen Büchern über Polizeiarbeit ist es auch passabel geschrieben. Wer sich für das Thema interessiert, wird jedenfalls nicht enttäuscht.
Unter Fahndung versteht man in der Amtssprache polizeiliche Maßnahmen und Einrichtungen, die der Ermittlung und Ergreifung von Straftätern, der Überprüfung von verdächtigen Personen, der Feststellung von Auskunftspersonen, dem Auffinden und Überprüfen von Gegenständen dienen, die für ein Strafverfahren bedeutungsvoll sind oder dem rechtmäßigen Inhaber durch eine strafbare Handlung entzogen wurden. Im Vierten Buch Mose, Kapitel 13, Vers 1 und 2, steht geschrieben: „Also sprach der Herr zu Mose: Sende Männer aus, dass sie das Land Kanaan erkunden, welches ich den Israeliten geben will.” Der Angesprochene gab den Suchern Anweisungen mit auf den Weg: „Ersteiget das Gebirge und sehet das Land an, ob die Bevölkerung stark oder schwach, ob in Zelten wohnend oder Festungen”. Ein weites historisches Feld also – „ein Stück Menschheitsgeschichte”.
Der Ex-Chefinspektor misst es aus und präsentiert nimmermüde historische Illustrationen, Zeichnungen, Faksimiles und sogar den Steckbrief des Friedrich Wilhelm Voigt, der als Hauptmann von Köpenick eine Berühmtheit wurde: Das etwa vierhundert Jahre alte Wort „Steckbrief” stand ursprünglich für eine Art Haftbefehl und bedeutete, dass jemand ins Gefängnis gesteckt werden sollte.
Benda erklärt den Aufbau der DNS-Analyse, die eine Möglichkeit eröffnet, selbst auf Grund geringster Spuren eine Person zu identifizieren. Und auch die neuen Fahndungsmöglichkeiten mit Hilfe der geografischen Ortungssysteme GPS und GSM werden im Schnelldurchgang erklärt. Rasterfahndung, Schleppnetzfahndung, Razzia, Fahndungskonzept 106 – das ganze Programm der Zugriffe. Und um Zielfahndung, die aufwändigste aller Fahndungen, geht es natürlich auch: Nur acht europäische Länder, teilt Benda mit, verfügten über Zielfahnder. Die meist in eigenen Abteilungen arbeitenden Fahnder suchen Verdächtige rund um den Globus.
„Wird ein Fall übernommen”, so Benda, „so wird akribisch vorgegangen. Wie bei einem Puzzlespiel wird alles gesammelt, was die gesuchte Person betrifft”. Hunderten von Hinweisen müsse nachgegangen werden, „um einen einzelnen Anhaltspunkt zu erlangen. Ein wesentlicher Punkt ist auch die Beobachtung von Angehörigen und Freunden, denn nur selten bricht ein Flüchtiger sämtliche Kontakte ab”. Deutsche Zielfahnder spürten den Bauspekulanten Jürgen Schneider in Miami und den Reemtsma-Entführer Thomas Drach in Südamerika auf. In Paris nahmen sie den früheren Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls fest. Laut Dienstvorschrift gilt ihre Arbeit als „gezielte, besonders intensive operative Fahndung nach einzelnen, ausgewählten per Festnahme gesuchten Straftätern”.
Benda plädiert dafür, Fahndung wichtiger als bislang zu nehmen. Leider spiele sie auch „im polizeilichen Organisationsschema nur ein Nebenrolle.” Er betont, dass „ermitteln” und „fahnden” zwei verschiedene Dinge seien: „In der Hierarchie steht eindeutig Klärung über Fahndung”. Das Kapitel „Zur Lage der Fahndung” fällt ein bisschen dünn aus. Benda beruft sich, freilich ohne auf das Datum hinzuweisen, auf ein bereits im Februar 1998 gefertigtes Fahndungslagebild der AG Kripo, der die Direktoren der Landeskriminalämter und der Präsident des Bundeskriminalamtes angehören. Dieses acht Jahre alte Positionspapier gilt nach Ansicht Bendas auch noch heute.
Bei seiner Argumentation verwendet er zudem sehr frei einen Artikel, der bereits im Januar 2003 im Bundesteil der Zeitung Der Kriminalist erschienen ist. Sein Fazit ist ähnlich: Die Fahndung ist das Stiefkind der Polizeiarbeit. Dabei ist sie, so Benda „überall und mit jedem Mittel möglich. Auch mit einem Buch zur Fahndung”. Naja.
HANS LEYENDECKER
Richard Benda
Geschichte der Fahndung
Fälle, Ziele, Methoden. Militzke Verlag, Leipzig 2006. 312 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ganz passabel findet Hans Leyendecker diese "Geschichte der Fahndung", die der ehemalige Chefinspektor der Wiener Kriminalpolizei Richard Benda vorgelegt hat. Große Begeisterung hat sich bei ihm während der Lektüre nicht eingestellt. Auch stört ihn das viele Eigenlob des Autors. Doch räumt er ein, dass das Buch nicht langweilig ist und auch nicht besonders schlecht geschrieben, verglichen mit vergleichbaren Büchern über die Polizeiarbeit. Wer sich für das Thema interessiert, wird seines Erachtens damit zufrieden sein. Schließlich informiert Benda nach Auskunft Leyendeckers nicht nur über die Geschichte der Fahndung von der Antike über das Mittelalter bis zur Gegenwart, wobei das Dritte Reich und der Wilden Westen nicht ausgeklammert werden. Auch Dinge wie DNS-Analyse, Raster-, Schleppnetz- und Zielfahndung sowie der Unterschied zwischen Ermittlung und Fahndung werden erklärt.

© Perlentaucher Medien GmbH