Nicht einfach als Beobachter, sondern wie ein Mensch, der teilnimmt am Alltags-dasein der einfachen Leute und der mit ihren Gedanken denkt
"Erstrebenswertes Ziel würde es sein, in der Seele des Lesers einen lebendigen Eindruck des Lebens in Japan zu schaffen." Lafcadio Hearn ist Nomade zwischen den Kulturen. Sein Leben liest sich selbst wie ein Buch. In Japan ist er eine Ikone. Noch in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts stieß sein breites Werk auch in Deutschland auf große Resonanz. Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig schwärmten enthusiastisch. Seitdem ist er verschollen.
Lafcadio Hearns einfühlsame Auseinandersetzung mit Religion und Kultur, seine Reiseschilderungen, seine Erzählungen, seine poetischen Skizzen, erschließen für uns Geheimnisse einer fremden "alten" und verschwundenen Kultur. Er stirbt am 26. September 1904 - seine Asche ist auf einem buddhistischen Friedhof hinter seinem ehemaligen Wohnhaus bestattet.
"Erstrebenswertes Ziel würde es sein, in der Seele des Lesers einen lebendigen Eindruck des Lebens in Japan zu schaffen." Lafcadio Hearn ist Nomade zwischen den Kulturen. Sein Leben liest sich selbst wie ein Buch. In Japan ist er eine Ikone. Noch in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts stieß sein breites Werk auch in Deutschland auf große Resonanz. Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig schwärmten enthusiastisch. Seitdem ist er verschollen.
Lafcadio Hearns einfühlsame Auseinandersetzung mit Religion und Kultur, seine Reiseschilderungen, seine Erzählungen, seine poetischen Skizzen, erschließen für uns Geheimnisse einer fremden "alten" und verschwundenen Kultur. Er stirbt am 26. September 1904 - seine Asche ist auf einem buddhistischen Friedhof hinter seinem ehemaligen Wohnhaus bestattet.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Fantastisch findet Rezensent Jutta Person schon die Gestaltung des Sammelbands mit Essays des Globetrotters Lafcadio Hearn über Japan, seinen Alltag und seine Geister. Was Hearn über japanische Haustiere, Götter und Gärten zu berichten weiß, besticht laut Rezensentin durch das Formbewusstsein eines geschulten Stilisten und einfühlsamen Beobachters, durch Originalität und Unterhaltsamkeit. Die in historischer Übersetzung vorliegenden Texte mit ihrer Adjektivseligkeit machen die romantisch verklärende Japanbegeisterung um 1900 für Person erlebbar. Unbehaglich wird ihr allerdings, wenn Hearn, der Jahre zuvor noch die kreolische Kultur der Vermischung gefeiert hatte, in Japan plötzlich einen "Reinheitsfetisch" entwickelt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.05.2016Für den Tisch Wie schwer es doch ist, über Japan nachzudenken. Entweder lässt der westliche Betrachter sich von der starken Tradition mit Samurais und strengen Geschlechterrollen faszinieren. Oder vom Gegenteil, einer schrillen Mischung aus Videospielen, Manga und Punkrock. Bei so viel Klischee scheint es klug zu sein, einfach Bilder sprechen zu lassen. Der Fotograf Stefan Boness hat das Land zur Kirschblüte bereist. Seine Bilder wollen flüchtige Momente, scheinbar Unscheinbares, konservieren: Passanten schließen die Augen für eine Sekunde beim Shopping, Sonne spiegelt sich auf Fassaden in Tokio, ein Fluss trägt Blütenblätter davon. Kirschen natürlich. Schatten und Linien scheinen seine Lieblingsobjekte zu sein, und Porträt, Landschaft und Architektur stehen gleichwertig nebeneinander. Quadratisch und auf mattem Papier ist dies ein ungewöhnlicher Bildband, der ganz kontemplativ sein und zur Versenkung einladen will. Womöglich ist das dann doch nur ein Japan-Klischee. Bloß ist es so gut gelungen, dass man das Gefühl mitnimmt, sich wie zu Hause zu fühlen in den gezeigten Szenen. Der perfekte Reiseführer - ohne ein einziges Wort.
Stefan Boness: "Japan - Fleeting Encounters". Jovis-Verlag, 80 Seiten, 28 Euro
Für die Tasche Lafcadio Hearn ist ein zu Unrecht etwas vergessener Reiseschriftsteller, dabei hat dieser Mann einst das Japan-Bild in Europa geprägt. Eine Tante bezahlte dem 19-Jährigen die Überfahrt nach Amerika, das war 1869, und Hearn - der Drucker gelernt hatte und französische Dichter las - begann ein Leben unterwegs. Die Städte der Vereinigten Staaten, besonders New York, wurden ihm aber nie eine Heimat, und erst mit vierzig Jahren fasste er den Entschluss seines Lebens und siedelte nach Japan über. Dort integrierte der nachdenkliche Beobachter sich, heiratete die Tochter eines Samurais, wurde Japaner, nannte sich Koizumi Yakumo. Von alldem, aber auch von Kleinigkeiten wie den Sträuchern, die wir in Europa nicht kennen, erzählen seine Essays. Aber auch den Selbstmord, und warum der Japaner ihn nicht scheue, macht er zum Thema: "Niemand liebt das Leben mehr als der Japaner - niemand fürchtet den Tod weniger." So liest man hier einen Ethnologen, einen Globetrotter, einen Fan, einen Soziologen. Manchmal einen Schriftsteller, wenn er halb fiktional erzählt. Leider phantasiert der irisch-griechische Wahljapaner gelegentlich auch von der Reinheit der Rasse. Der phantastisch gestaltete Band zeigt einen interessanten Denker mit all seinen Schwächen.
tlin
Lafcadio Hearn: "Japans Geister". Die Andere Bibliothek, Bd. 372, 416 Seiten, 42 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Stefan Boness: "Japan - Fleeting Encounters". Jovis-Verlag, 80 Seiten, 28 Euro
Für die Tasche Lafcadio Hearn ist ein zu Unrecht etwas vergessener Reiseschriftsteller, dabei hat dieser Mann einst das Japan-Bild in Europa geprägt. Eine Tante bezahlte dem 19-Jährigen die Überfahrt nach Amerika, das war 1869, und Hearn - der Drucker gelernt hatte und französische Dichter las - begann ein Leben unterwegs. Die Städte der Vereinigten Staaten, besonders New York, wurden ihm aber nie eine Heimat, und erst mit vierzig Jahren fasste er den Entschluss seines Lebens und siedelte nach Japan über. Dort integrierte der nachdenkliche Beobachter sich, heiratete die Tochter eines Samurais, wurde Japaner, nannte sich Koizumi Yakumo. Von alldem, aber auch von Kleinigkeiten wie den Sträuchern, die wir in Europa nicht kennen, erzählen seine Essays. Aber auch den Selbstmord, und warum der Japaner ihn nicht scheue, macht er zum Thema: "Niemand liebt das Leben mehr als der Japaner - niemand fürchtet den Tod weniger." So liest man hier einen Ethnologen, einen Globetrotter, einen Fan, einen Soziologen. Manchmal einen Schriftsteller, wenn er halb fiktional erzählt. Leider phantasiert der irisch-griechische Wahljapaner gelegentlich auch von der Reinheit der Rasse. Der phantastisch gestaltete Band zeigt einen interessanten Denker mit all seinen Schwächen.
tlin
Lafcadio Hearn: "Japans Geister". Die Andere Bibliothek, Bd. 372, 416 Seiten, 42 Euro
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