Die größte Herausforderung beim Entwerfen eines Wohnhauses ist es, die rechte Balance zwischen Ästhetik und Praxis zu treffen. Einerseits soll der neue Bau sehr wohl Vision und Stil des Architekten widerspiegeln, dafür hat man ihn schließlich ausgewählt; andererseits muss sich der Bauherr unter diesem Dach zu Hause fühlen. Schon deshalb lohnt es sich, jene Villen und Bungalows zu betrachten, die berühmte Baumeister für sich selbst entworfen haben. Alle Privathäuser reflektieren die Persönlichkeit ihrer Eigentümer? Das eines Architekten kann noch mehr: Es ist seine gebaute Autobiografie. Ob Standort, Grundriss oder Stil, Beleuchtungskörper oder Kunst - jede Einzelheit fügt der Geschichte neue Nuancen hinzu. So sagt jedes der Projekte, die von A (wie Alvar Aalto) bis Y (wie John Young) geordnet sind, mehr über seinen Schöpfer aus als jedes andere Gebäude es könnte.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wenn es um die - längst zum Klischee gewordenen - Kleinkriege zwischen Architekten und ihren Auftraggebern geht, halten die künstlerischen Naturen gern etwas tyrannisch an ihrer jeweiligen Philosophie fest, erklärt Laura Weißmüller. Dass sie es mit ihren eigenen vier Wänden dann oft anders halten, lernt die Rezensentin nicht ohne linde Enttäuschung in Gennaro Postigliones üppigem Bildband "Wie Architekten wohnen". Abgesehen von Günther Domenig etwa wohnen nur wenige in einem "dekonstruktivistischen Wutausbruch", bemerkt sie beruhigt, die allermeisten Architekten sind in ihrem Zuhause mehr Bewohner als Künstler, die Häuser sind aufgeräumt, klar, offen und insgesamt eher zurückhaltend, beschreibt die Rezensentin. Hundert Bauten sind in Postigliones Buch mit jeweils mehreren Bildern vertreten, inklusive Grundriss, und mit kurzen Beschreibungen bedacht. Die fallen allerdings leider ziemlich artig aus, bedauert Weißmüller.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das ideale Ratgeberbuch - voller raumgestalterischer Ideen und Anregungen selbst noch für die kleinste Hütte." Shelter