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"Es liegt im menschlichen Geschlechte das wundervolle Ding der Schönheit. Es ist traurig für einen, der sie nicht hat, oder nicht kennt, oder an dem sie kein fremdes Auge finden kann. Selbst das Herz der Mutter wendet sich von dem Kinde ab, wenn sie nicht mehr, oder auch nur einen einzigen Schimmer dieses Strahles an ihm zu entdecken vermag. So war es mit dem Kinde Brigitta geschehen." Die Außenseiterin Brigitta wird von ihrem Mann, einem stolzen Major, geliebt, doch bald öffnet sich zwischen ihnen ein Abgrund. In der ungarischen Puszta finden sie sich wieder und ihr Leben beginnt noch einmal…mehr

Produktbeschreibung
"Es liegt im menschlichen Geschlechte das wundervolle Ding der Schönheit. Es ist traurig für einen, der sie nicht hat, oder nicht kennt, oder an dem sie kein fremdes Auge finden kann. Selbst das Herz der Mutter wendet sich von dem Kinde ab, wenn sie nicht mehr, oder auch nur einen einzigen Schimmer dieses Strahles an ihm zu entdecken vermag. So war es mit dem Kinde Brigitta geschehen." Die Außenseiterin Brigitta wird von ihrem Mann, einem stolzen Major, geliebt, doch bald öffnet sich zwischen ihnen ein Abgrund. In der ungarischen Puszta finden sie sich wieder und ihr Leben beginnt noch einmal ... Adalbert Stifter gehört zu den bedeutendsten Dichtern Österreichs, "Brigitta" ist eine seiner schönsten Erzählungen. Stifter, der immer Landschaftsmaler werden wollte, erzählt von den Schattenseiten der Seele und der Kraft der Natur in einer eindringlichen Sprache - mit dem Auge des Malers und der Liebe des Dichters: "Es ging die Zeit mit rosenfarbnen Flügeln, und in ihr das Geschick mit
seinen dunklen Schwingen."
Autorenporträt
Adalbert Stifter, geb. 1805 in Oberplan/Böhmerwald), war der Sohn eines Leinewebers und Flachshändlers. Nach der Gymnasiumszeit im Benediktinerstift Kremsmünster studierte er ab 1826 die Rechte in Wien, ohne aber eine Schlußprüfung zu absolvieren. In den 1830er Jahren bewarb er sich mehrmals erfolglos um Anstellungen als Lehrer und verdiente dann seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer. Nachdem ihm 1840 die Veröffentlichung der Erzählungen 'Der Condor' und 'Feldblumen' erste Erfolge gebracht hatte, lebte er bis 1850 als freier Schriftsteller. Nach den Märzunruhen von 1848 in Wien zog sich Stifter nach Linz zurück, wurde zum Schulrat ernannt, 1853 von der "Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst und historischen Denkmale" zum Konservator für Oberösterreich bestellt.
1865 trat Stifter, wohl seit 1863 unheilbar erkrankt, durch lästige Verwaltungsarbeit und finanzielle Bedrängnis verbittert, in den Ruhestand. Nach einem Selbstmordversuch starb er 1868 in Linz.
Rezensionen
"Die Qualität der Hörbuchfassung liegt in der geschickt gekürzten Rahmenhandlung. Karl Menrad setzt Stifters Erzählkunst so gekonnt um, dass sich dieser Ausflug in die überschaubare Welt des 19. Jahrhunderts allemal lohnt." (NDR Kultur)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Eine schönere deutsche Prosa als Stifter hat niemand geschrieben", verkündet Martin Z. Schröder und gibt damit die Fallhöhe vor, von der er Karl Menrads Vortrag dann auch sogleich stürzen lässt. Noch größeren Groll hegt er allerdings gegen den Verlag, der nicht nur gekürzt ("Stifter macht keine überflüssigen Worte"!), sondern dabei, oh Frevel, gleich noch Sätze des großen Stilisten umgestellt hat. Stifters genaue Sprache zu verstümmeln "und es für die Flüchtigen und Eiligen konsumierbar zu machen, heißt, sich an diesem Werk zu versündigen", urteilt Schröder. Da hilft auch Menrads schöne Stimme nix.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.09.2005

DAS HÖRBUCH
Vom Grund aus
Perlende Prosa: Adalbert Stifters „Brigitta”
Es empfiehlt sich, Stifters Prosa zumindest bei der ersten Bekanntschaft in einem Buch einmal laut zu lesen, um die sprachlichen Feinheiten klarer wahrzunehmen und daraus folgend den unvergleichlichen Genuss der Stifter-Lektüre auszukosten. Eine schönere deutsche Prosa als Stifter hat niemand geschrieben; flüchtig betrachtet aber, wirkt sie umständlich. Ihr Leser findet Zugang, wenn er das Tempo zügelt und sich auf Sätze einlässt, die über viele Zeilen perlen und ihre ganze Herrlichkeit nur dem preisgeben, der das eigenwillig gesetzte Komma, das Semikolon, den Gedankenstrich mitliest.
Stifter ist manchmal von Regeln der Rechtschreibung seiner Zeit abgewichen, was sich beispielsweise in der gelegentlichen Getrenntschreibung von gewöhnlich zusammenhängenden Wörtern zeigt: „Eben so (!) fühlen wir uns manchmal zu einem hingezogen, den wir eigentlich gar nicht kennen ...” Stifter betont das „so” als auf etwas Hinweisendes und nuanciert derart den gesamten Satzklang. Man kann diesen Formen im Lesen gut folgen. Stifter erzählt musikalisch, rhythmisch wie Lyrik.
Zwei Sprechplatten mit Lesungen der Erzählung „Brigitta” sind nun im Stifter-Jahr erschienen. Karl Menrad liest einen von der Edition GoyaLit verkrüppelten Text: ungefähr halb so lang wie das Original - Stifter war diesem Verlag nur eine Platte wert. Dreist wird die Verstümmelung auf der Verpackung verschwiegen. Das ist nun kein Stifter-Text mehr. Stifter machte keine überflüssigen Worte, die man ohne Verlust herausredigieren könnte. Teilweise wurden um der Kürzung willen Sätze umgestellt. Es findet sich in „Brigitta”, worin es auch um den Acker, den Weinbau, den gepflegten Wald geht, eine Maxime, der Stifter ebenso im Schreiben folgte: Man müsse die Dinge, wenn man wirklich Früchte von ihnen haben wolle, „vom Grund aus betreiben und die andern, die darin arbeiten, bedeutend zu übertreffen suchen”. Stifter schrieb vom Grund aus. Wenn er eine Zimmereinrichtung im einzelnen zeigt, vermittelt er etwas vom Charakter ihres Besitzers sowie von der Sichtweise der Figur, durch die er in ein Haus blickt, und jeder Tupfer bildet schließlich in Farbe und Form das Bild. Diese Genauigkeit kürzen, um Stifters Werk dem Tempo der Gegenwart anzupassen und es für die Flüchtigen und Eiligen konsumierbar zu machen, heißt, sich an diesem Werk zu versündigen. Denn es ist eben das genaue Hinschauen und Nachfühlen, das Stifter lehrt.
Menrad nun, an sich mit schöner Stimme begabt, liest gegen den Text, mit eigener, textferner Interpunktion - und fehlerhaft: aus einem „eigentlichen Glanz der Kuppel des Himmels” macht er einen „einheitlichen”.
Die zweite Lesung ist zwar vollständig, aber bei aller oberflächlichen Korrektheit nicht gut genug, um als befriedigend gelten zu können. Der Sprecher Christian Brückner lässt es am Eifer um Genauigkeit und Sorgfalt fehlen, die Stifters Texte so eindringlich erscheinen lassen. Dies ist gewissermaßen auch ein natürliches Problem, da in den Texten die Mundart mitschwingt. Stifter war Österreicher, und der Ton seiner Texte ist tief, voll, beseelt, während Brückner eher fistelt und Nachsilben verschluckt. Dazu spricht er hochdeutsch, während in Stifters Texten der österreichische Dialekt zumindest anklingt: in „Haide” statt „Heide” beispielsweise. Aus „eilf” Uhr macht Brückner kurzerhand „elf”, und die „Gestütte” werden „Gestüte”. Zu „kömmt” statt „kommt” langt es gerade noch. Brückner fehlt es vielleicht an Verwandlungsfähigkeit, um sich in einen Text hineinzudenken, der schon vor einhundertsechzig Jahren vielen Lesern altmodisch erschien.
Diese beiden Platten verhärten durch ihre unverzeihlichen Mängel das Vorurteil gegen Stifter, er sei „schwierig”. Gerade „Brigitta” ist eine der leidenschaftlichsten Erzählungen, die sich flüssiger liest als etwa der eintausend Seiten umfassende „Witiko”. Sie wäre ein guter Einstieg in das Gesamtwerk. Hier klingt beispielsweise die manchmal geradezu komische Sehnsucht nach der Perfektion an, nach jener herrlichen Welt: voller Aufmerksamkeit gegen den Menschen und sein bildendes Handeln, die Stifter im berühmten „Nachsommer” zu einem großen Werk ausformte. „Brigitta” betet die selbstlose Liebe an und ihre Früchte. Dem gegen Ende der Erzählung fast atemlos mitgerissenen Leser jagen Schauerwellen über den Rücken. Dem Hörer dieser Platten nicht.
MARTIN Z. SCHRÖDER
ADALBERT STIFTER: Brigitta. Erzählung. (Stark gekürzt) gesprochen von Karl Menrad. GoyaLit, Hamburg 2005, 1 CD, 72 min., 12,95 Euro.
ADALBERT STIFTER: Brigitta. (Ungekürzt). Gesprochen von Christian Brückner. Edition Parlando, 2005, 2 CD, 150 min., 23,00 Euro.
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