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Siebenundzwanzig alte Damen sind in den letzten neun Monaten in Paris einem geheimnisvollen Mörder zum Opfer gefallen, siebenundzwanzig Mal konnte der raffinierte Täter spurlos verschwinden. Kommissar Morvan, ein bis zur Besessenheit akribischer Pariser Ermittler tappt mit seiner Sonderkommission und dem Kommissar und Freund Lautret im Dunkeln.
Diesen Aufsehen erregenden Fall aus der Pariser Kriminalchronik erzählt der in Frankreich lebende Literat Pichon - eine Hommage an den amerikanischen Autor Thomas Pynchon - zwei Freunden während eines sommerlichen Abendessens in seiner argentinischen
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Produktbeschreibung
Siebenundzwanzig alte Damen sind in den letzten neun Monaten in Paris einem geheimnisvollen Mörder zum Opfer gefallen, siebenundzwanzig Mal konnte der raffinierte Täter spurlos verschwinden. Kommissar Morvan, ein bis zur Besessenheit akribischer Pariser Ermittler tappt mit seiner Sonderkommission und dem Kommissar und Freund Lautret im Dunkeln.

Diesen Aufsehen erregenden Fall aus der Pariser Kriminalchronik erzählt der in Frankreich lebende Literat Pichon - eine Hommage an den amerikanischen Autor Thomas Pynchon - zwei Freunden während eines sommerlichen Abendessens in seiner argentinischen Heimat. Die drei haben am gleichen Tag ein mysteriöses Manuskript aus dem Nachlass eines Freundes in Augenschein genommen, und die Frage nach dem Geheimnis der Autorschaft kreuzt sich in ihrem geistreichen Gespräch mit der Frage nach dem Urheber der grausamen Pariser Bluttaten. Juan Jose Saer ist ein Virtuose der Sprache und ein Meister der Mehrdeutigkeiten, seine eigentliche Ermittlung gilt dem Verhältnis von Wahrheit, Realität und Täuschung, und so weist Ermittlungen voller Ironie weit über das Genre Kriminalroman hinaus. In einer eleganten und spannungsreichen Prosa, im Übergang von verstörenden Traumbildern zu detaillierter Beschreibungskunst, in atemberaubender Surrealität durchzieht das Spiel um Erfindung, Wahrheit und die Unergründlichkeit menschlichen Tuns wie ein roter Faden diese Ermittlungen.
Autorenporträt
Juan José Saer, geboren 1937 in Serodino (Provinz Santa Fe) als Sohn syrischer Einwanderer, studierte Jura und Philosophie. Seit 1968 lebte er in Frankreich im Exil, wo er 2005 starb.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2005

Auge auf dem Tisch
Ein fein säuberliches Massaker: Juan José Saer hat mit „Ermittlungen” einen sehr doppelbödigen Krimi geschrieben
Kann man, lesend, einen Satz über zwanzig Zeilen verfolgen? Wer Juan José Saer lesen will, muss, so scheint es, dazu in der Lage sein; denn ein Satz solcher Länge steht gleich auf der zweiten Seite seines Kriminalromans „Ermittlungen”. Oder sollte den Faden des Satzes zu verlieren hier die angemessenere Lektüre sein? Denn dass Genaues zu wissen schwer bis unmöglich ist, bestimmt die Thematik des Romans „La Pesquisa” aus dem Jahr 1994. Und vielleicht zählt es ja zu den Strategien des argentinischen Autors, dem Leser nicht etwa zu sagen, er solle skeptisch sein, sondern ihn Skepsis selber spüren zu lassen.
Man möchte meinen, erst dieses, nicht jenes Verfahren, sei überhaupt ein literarisches. Indes scheint sich der Leser sehr wohl auch direkt angesprochen zu finden. Entgegen aller Erwartung aber klären sich ihm dadurch nicht sogleich die Koordinaten. Denn wer redet da? Der Autor? Eine Figur im Roman? Und wenn dies nicht feststeht: Sind wirklich und mit Gewissheit die Leser angesprochen? Oder vielleicht eher ein imaginäres Publikum im Roman? In einen Satz schiebt sich die Parenthese: „ich möchte, dass ihr von nun an wisst, dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte handelt”. Vielleicht hätte man das eher geglaubt, wäre einem versichert worden, jede Ähnlichkeit mit lebenden oder gelebt habenden Personen sei rein zufällig. Je nachdrücklicher Wahrheit beteuert wird, desto zweifelhafter wird sie.
Saer also spielt ein Spiel mit seinen Lesern - ein Spiel, in dem diese sich erst tastend zurechtfinden müssen, weil das Brett, auf dem gespielt wird, ins Dunkel gerückt ist. Über solchem Spiel ist schon manchem Autor der Stoff abhanden gekommen. Saers Kunst aber ist, den Leser in eine substantielle Geschichte zu verwickeln, dass es einmal keine theoretische Phrase bleibt, wenn man feststellt, der Leser befinde sich im Buch ebensowohl wie außerhalb desselben.
Die Geschichte ist grausig genug. Im zehnten und elften Pariser Arrondissement foltert und ermordet ein Unbekannter schutzlose alte Frauen. Er zieht sie aus, koitiert mit ihnen, zerschneidet sie bei lebendigem Leibe, köpft sie, trennt die Ohren oder die Brüste ab, höhlt die Augen aus, und legt „alles fein säuberlich auf einem Teller am Tisch zurecht”. Bei diesem Krimi hat Saer sich für jene Form entschieden, welche der englische Slang ‚Whodunnit‘ nennt: der Leser soll erraten, wer der Mörder ist. Indem er aber nur zwei Personen näher vorstellt, unterläuft Saer die Form auch wieder. Und dass der Mörder aus Kreisen der Polizei kommt, ist im anspruchsvolleren Krimi der letzten Jahre schon fast die normale Erwartung geworden. Droht diese einstweilen zum Schema abzusinken, so ist Saer nachzurühmen, ihr noch einmal einen überraschenden Schluss abgewonnen zu haben.
Juan José Saer
Ermittlungen
Aus dem Spanischen von Hanna Grzimek. DuMont Verlag, Köln 2005. 191 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Juan Jose Saers Krimi erscheint Andreas Dorschel "doppelbödig", und er verwendet den Hauptteil der Besprechung darauf, die dieser Annahme zugrundeliegenden Besonderheiten in der Konstruktion zu erkläutern: Saer treibt "ein Spiel" mit seinen Lesern, er spricht sie direkt an, um sie durch dieses Mehr an Information aber nur noch weiter zu verunsichern. Der Leser, schreibt Dorschel, muss nach und nach selbst das Szenario entdecken, in dem die Geschichte eingebettet ist. Die "Kunst" Saers liege nun darin, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, ohne diese damit an Substanz verlieren zu lassen. Das Experiment, an dem viele Kollegen scheitern, ist geglückt, weshalb der Rezensent beglückt berichten kann, sich als Leser zugleich in und außerhalb der Geschichte zu wähnen. Die inhaltlichen Elemente des "Whodunnit"-Stücks sind dagegen eher konventionell, meint Dorschel, der nur noch vom Schluss überrascht wurde.

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