Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 2,90 €
  • Broschiertes Buch

Wie wird man Brust-, Rücken- oder Kraulschwimmer, und was denken Langstreckenmatadore auf den endlosen Bahnen wirklich? Gibt es noch Hoffnung für die männliche Badehose und was will ein Schriftsteller eigentlich im Fitnessstudio? John von Düffel gibt in Wasser und andere Welten seine sehr persönlichen Antworten. Doch der Autor von Vom Wasser und dem Körperkultroman Ego ist nicht nur ein intimer Kenner von Schwimmbädern und Maschinenparks. Er zeigt sich auch von seiner Seite als Dramatiker und Dramaturg, als Literat vor und hinter den Kulissen. Ein Mosaik von Geschichten: Von einem, der…mehr

Produktbeschreibung
Wie wird man Brust-, Rücken- oder Kraulschwimmer, und was denken Langstreckenmatadore auf den endlosen Bahnen wirklich? Gibt es noch Hoffnung für die männliche Badehose und was will ein Schriftsteller eigentlich im Fitnessstudio? John von Düffel gibt in Wasser und andere Welten seine sehr persönlichen Antworten. Doch der Autor von Vom Wasser und dem Körperkultroman Ego ist nicht nur ein intimer Kenner von Schwimmbädern und Maschinenparks. Er zeigt sich auch von seiner Seite als Dramatiker und Dramaturg, als Literat vor und hinter den Kulissen. Ein Mosaik von Geschichten: Von einem, der Schreiben immer als Selbstversuch, ein durch die Mischung von Biografie und Fiktion gesteigertes Lebensexperiment begreift.

John von Düffels gesammelte Texte und Feuilletons führen komisch und klug durch die vielfältigen Welten des Wassers, des Körpers und der Bühne.
Autorenporträt
John von Düffel, geboren 1966 in Göttingen, war als Theater- und Filmkritiker, Dramatiker und Übersetzer tätig. Zur Zeit arbeitet er als Dramaturg am Hamburger Thalia Theater. Für sein Erfolgsdebüt Vom Wasser (1998) wurde John von Düffel u.a. mit dem Aspekte-Literaturpreis, dem Ernst-Willner-Preis, Klagenfurt und dem Mara-Cassens-Preis, Hamburg ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm die Romane Zeit des Verschwindens (2000) und Ego (2001).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.02.2003

Vom Autor als amphibischem Wesen
Keiner fragt John von Düffel: Wie schwimmen sie? Dabei hätte der Beschwörer des Wassers darauf die besten Antworten
John von Düffel ist so etwas wie der Bademeister oder, wie man inzwischen sagt, der „Pool Man” der deutschen Literatur. Das Schwimmen als geistige Lebensform, es spielt in seinen literarischen Arbeiten, angefangen mit dem erfolgreichen Debütroman „Vom Wasser”, mehr als eine Nebenrolle. Nun legt der Autor verstreut erschienene „Geschichten vom Schwimmen und Schreiben” als Buch vor. Es wird seinen amphibischen Ruf untermauern. „Über den Autor als Amphibium”, darum geht es im programmatischen Einleitungs-Essay. „Wie schreiben Sie?”, bekennt er, sei seine „klassische Angstfrage” bei Lesungen und Interviews. Viel lieber würde er sich wohl fragen lassen: „Wie schwimmen Sie?”
Gut und gerne nämlich und stets in dem Bewusstsein, dass zwischen Schwimm- und Schriftzügen eine geheime Korrespondenz besteht. „Ich vergleiche”, schreibt von Düffel, „den berühmten ersten Satz mit dem Moment, in dem ein Schwimmer zum ersten Mal spürt, wie das Wasser geht. Es ist der Augenblick, in dem man die Geschichte unter den Händen spürt und plötzlich weiß, wie sich die bevorstehende Strecke dem Rhythmus von Atem und Bewegung fügen wird.” Schwimmer und Schreiber müssen im manchmal rauen Element ihren Rhythmus finden. Sie brauchen Ausdauer und dürfen sich vor Monotonie nicht fürchten. „Kondition und Disziplin” sind gefragt. Technik kann auch hilfreich sein. Aber kennt der Schwimmer, analog zum Schreiber, die Angst vor dem leeren Pool? Auch wenn ihn die Inspiration verlässt, das Wasser wird ihn doch tragen. John Düffel jedenfalls schreibt, wie er schwimmt: „indem ich die Angst aufsuche, jeden Morgen, jeden Tag. (...) Jeden Tag, jeden Morgen schreibe und schwimme ich so lange, bis mir ganz leicht wird vor Angst und sie mich mit ihrer unfassbaren Vertrautheit umgibt.”
Der Kachelzähler
Zum Schwimmen gehört der Pool, zum Pool die Badeanstalt, sei sie nun ein Hallen- oder ein Freibad. In beiderlei Anstalten hat von Düffel unvergessliche Stunden verbracht, denen er einige der folgenden Betrachtungen widmet. „Vom Liebesleben der Kachelzähler” behandelt die erotischen Valeurs beim Schwimmen – obschon von Düffel die Ansicht vertritt, seine „ganze Schwimmerlaufbahn” sei „im Grunde nichts anderes als eine einzige Verliebtheitsvermeidungsstrategie” gewesen. „Quo vadis, Badehose” erzählt vom textilen Trauerfall eines Kleidungsstücks, das, ob in modischer oder unmodischer Absicht getragen, immer gleich lächerlich wirkt. „Meine Chlorbrille” schließlich ist so ein Ding des Lebens, über das sonst wenig Worte gemacht werden, ohne welches der Schwimmer John von Düffel aber verloren wäre: Sie ist ein „launisches Gerät”: „In der Hierarchie der Störfälle steht sie an erster Stelle, noch vor dem Tod durch Ertrinken.” Es sind heitere Gelegenheitsarbeiten, ausgelöst von der öffentlichen Nachfrage nach einem schwimmenden Schriftsteller. John von Düffel will nicht als Bademeister in die Literaturgeschichte eingehen. „Eigentlich hatte ich mir geschworen, in Zukunft nur noch zu schwimmen, ohne darüber zu schreiben”. Dann aber kam die Berliner Haushaltskrise mitsamt ihren Bäderschließungen und von Düffel hat doch noch einmal übers Schwimmen geschrieben.
Es gibt andere Themen in diesem Buch, die eher im Umfeld des jüngsten Romans „Ego” angesiedelt sind. „Grenzgänger der Mitte” hat der Autor seinen Text zur Uraufführung von Moritz Rinkes „Republik Vineta” überschrieben, und so ließe sich auch Philipp, die Hauptfigur und „Ich-AG” seines jüngsten Romans „Ego”, apostrophieren. Hier und dort zeigt sich von Düffel an einem Mainstream interessiert, dessen soziologische Wahrheit darin liegt, dass die erbittertsten Lebenskämpfe heute nicht von sogenannten Randgruppen, sondern in der ehemaligen Mitte der Gesellschaft, unter Bankern und Beratern, ausgetragen werden. Mag anderswo der „Personenkreis 3.1” auf die Bühne gezerrt werden, von Düffel findet ein anderes Phänomen weit wichtiger: statt der Ausgrenzung der Randgruppen die „Atomisierung der Mitte”. „Der existentielle Riss”, meint er, „geht quer durch die Gesellschaft. Alle sind gleich nah am Abgrund. Rette sich, wer kann.” Das mag so sein. Und was hilft dagegen? Vielleicht Schwimmen? Aber darüber will John von Düffel ja künftig nicht mehr schreiben. Wenn die beiden Praktiken sich so ähneln, könnte er dann nicht wenigstens weiter über das Schreiben schwimmen?
CHRISTOPH BARTMANN
JOHN VON DÜFFEL: Wasser und andere Welten. Geschichten vom Schwimmen und Schreiben. DuMont Literaturverlag, Köln 2002. 136 Seiten, 9,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"Unterhaltsam und doch auf hohem Niveau" findet der rtr zeichnende Rezensent John von Düffels Band "Wasser und andere Welten", der zwei Dutzend feuilletonistische Texte, die bereits verstreut publiziert wurden, versammelt. Wie der Rezensent ausführt, stehen die "Unwägbarkeiten" der flüssigen Materie im Mittelpunkt von Düffels Texten. Das Wasser erscheine darin als "poetisches Movens" unserer Tage: "Es löst Grenzen auf und fügt sich - vom Bächlein über den Fluss und das Meer - in die verschiedensten Formen", erklärt der Rezensent. Spürbar flüstere hier der Philosoph, der von Düffel auch ist, dem Schriftsteller und Sportsmann einiges ein. Meist jedoch halte sich von Düffel ans Konkrete, hebt der Rezensent hervor, etwa wenn er die Kulturgeschichte der Badehose erzähle oder eine Programmschrift fürs Theater in postprogrammatischer Zeit verfasse.

© Perlentaucher Medien GmbH