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Undogmatisch, quellengesättigt, mühelos elegant
Martin Warnkes Künstlerstudien erörtern klar und präzise die Entwicklung eines künstlerischen Profils und seine historischen Bedingungen. Als strahlende künstlerische Gegenfigur zu"Velßzquez"ist der rund 20 Jahre ältere Peter Paul Rubens (1577-1640) zu sehen, der früh reist und sich auf internationalem höfischen Parkett bewegt. Seine Werkstattgründung und verschiedenen diplomatischen Missionen begleiten ein umfangreiches lebendiges, sinnliches und farbintensives Werk, das gerade in jüngster Zeit wieder auf ein breites Interesse stößt. Warnke…mehr

Produktbeschreibung
Undogmatisch, quellengesättigt, mühelos elegant

Martin Warnkes Künstlerstudien erörtern klar und präzise die Entwicklung eines künstlerischen Profils und seine historischen Bedingungen. Als strahlende künstlerische Gegenfigur zu"Velßzquez"ist der rund 20 Jahre ältere Peter Paul Rubens (1577-1640) zu sehen, der früh reist und sich auf internationalem höfischen Parkett bewegt. Seine Werkstattgründung und verschiedenen diplomatischen Missionen begleiten ein umfangreiches lebendiges, sinnliches und farbintensives Werk, das gerade in jüngster Zeit wieder auf ein breites Interesse stößt. Warnke widmet seine brillante Beobachtungsgabe und sein gesamtes Wissen dieser Studie über den flämischen Malerfürsten.
Autorenporträt
Prof. Dr. Martin Warnke ist emeritierter Professor für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. 1990 erhielt er den Leibniz-Preis, 2006 wurde er mit dem Gerda Henkel Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.02.2007

Florett gegen Fülle
Von der Rhetorik zur Skepsis: Martin Warnkes überzeugende Rubens-Deutung in einer neuen Ausgabe
Als Meister der Opulenz wird Rubens geliebt wie gehasst. Seit die Moderne zu bildlicher Askese mahnte, wecken die monumentalen Bildformate und kraftstrotzenden Leiber, mit denen der Antwerpener Malerfürst die Mächtigen Europas versorgte, nicht mehr nur Bewunderung, sondern provozieren auch Distanz, wenn nicht Ablehnung. Martin Warnke, dessen Rubens-Monographie jetzt in aktualisierter Textfassung und mit schönen Farbabbildungen wieder auf dem Markt ist, hat diese Schwelle kritischer Rezeption merklich hinter sich. Der Fülle seines Gegenstandes rückt er nämlich mit dem Florett zu Leibe: mit schlanken Sätzen, messerscharfer Argumentation und pointierter Beobachtung. Und doch mit Sympathie, die aus den Kommentaren zu Rubens’ Leben und Werk immer wieder diskret aufleuchtet.
Nicht nur die virtuose Kontrapunktik des Sprachgebrauchs erhält das Buch auch dreißig Jahre nach dem ersten Erscheinen noch frisch, packend und lesenswert. Auch, wie Warnke den treuherzigen Untertitel wörtlich nimmt, Biographie und Œuvre eben nicht als gegebene Einheit versteht, sondern als zwei Möglichkeiten, dem historischen Rubens näherzukommen, überzeugt nach wie vor.
Mit knappen Strichen werden private Bildzeugnisse – vom eleganten Ehebildnis der „Geißblattlaube” über anrührende Kinderporträts bis zur stoischen, von einem Tacitus-Zitat begleiteten Selbstdeutung in einer späten Kreidezeichnung – als Instrumente gesellschaftlicher wie persönlicher Positionsbestimmung namhaft gemacht. Altarbilder wie die herausfordernde Kölner „Kreuzigung Petri” lernt man nicht allein als Bestätigung gegenreformatorischer Bildpropaganda begreifen, sondern ebenso als Dokumente nie ermüdender Auseinandersetzung mit den religiösen Fragen der Epoche. Hatte der junge Rubens doch als Sohn eines flämischen Juristen, der zwischenzeitlich zur Reformation übergetreten war, im Exil zwischen Siegen und Köln die existenziellen Folgen unbequemer Bekenntniswahl hautnah erfahren. Selbst einem Staatsporträt par excellence wie dem Reiterbildnis des Herzogs von Lerma, der das spanische Königreich dank unumschränkter Vollmachten eisern im Griff hatte, entlockt Warnke subtile Untertöne einer nicht nur affirmativen, vielmehr beobachtenden und fragenden Haltung zur Macht.
Der Rubens-Forschung liefert das Buch heute noch Stoff zum Weiterdenken. Und das nicht vordringlich im Sinne einer bemüht gesellschaftskritischen, „linken” Kunstgeschichte, als deren Exponent es einst verkürzt wahrgenommen wurde. Sondern als leises Plädoyer für Tugenden wie präzise Bildanalyse und treuhänderische Quellenlektüre. Warnkes eigenwilliges wie einleuchtendes Verständnis des „Raubs der Töchter des Leukippos” – ein flammender Appell zur Einigung der getrennten Niederlande trete hier ins Bild – drängt sich dem Leser keineswegs auf, sondern stellt ihm sein Einverständnis liberal anheim.
Und so einfühlsam Warnke im Blick auf Rubens’ Spätwerk dessen offene, Brüche und Unverträglichkeiten nicht mehr integrierende Bildstruktur zutage fördert, so wenig ist er mit schnellen Verständnishilfen für diesen irritierenden Befund bei der Hand. Nur zögernd gibt er seine Deutung preis: Rubens’ zunehmender Unwillen, sein Publikum bei der Hand zu nehmen und ihm den herben Widerspruch zwischen Bild- und Welterfahrung immer neu schmackhaft zu machen, habe ihn am Ende seiner Tage vom Rhetoriker zum Skeptiker werden lassen. Einiges von solcher Haltung hat zum Wohl des Lesers auch auf diese vorbildliche Künstlermonographie abgefärbt. ANDREAS TÖNNESMANN
MARTIN WARNKE: Rubens. Leben und Werk. DuMont, Köln 2006. 179 Seiten, 29,90 Euro.
Rubens’ „Raub der Töchter des Leukippos” (um 1618, hier ein Ausschnitt) deutet Martin Warnke als Appell zur Einigung der Niederlande. Foto: AKG/PA
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2006

Martin Warnkes Blick auf Rubens

Die schwierigsten Aufgaben, die der Maler Rubens in seinem Leben zu erledigen hatte, hatten mit Malerei wenig zu tun: Schon als junger Künstler am Hof von Mantua mußte er in diplomatischer Mission gefälschte Gemälde nach Spanien bringen und dort als kostbare Geschenke weiterreichen, als Diplomat war er auch an Friedensverhandlungen zwischen Spanien und England beteiligt - und es wundert nicht, daß der Kunsthistoriker Martin Warnke sich schon früh für die Doppelrolle des Künstlers und Politikers Rubens interessierte. Als 1963 Warnkes "Kommentare zu Rubens" erschienen, da waren die nicht nur für die Rubensforschung von Bedeutung; sie waren auch das Gründungsdokument einer neuen Form von Kunstgeschichte, der politischen Ikonographie, die Kunst nicht mehr rein ästhetisch und losgelöst von ihrem gesellschaftlichen Kontext genießen wollte. Die politischen Verstrickungen, aber auch das gesellschaftspolitische Potential von Kunst und Künstlern, die Bildsprache der Macht und die Wege, auf denen sich die Künstler dem Zugriff der Autoritäten entzogen: all das zeigte Warnke immer wieder auch an Rubens, der als Maler seine Auftraggeber befriedigte und dennoch weitere Ebenen in seine Bilder einzuziehen wußte, die von wissenden Zeitgenossen als böse Kritik gelesen werden konnten. Rubens, das zeigt dieses wie ein Krimi zu lesende, hochkonzentrierte Buch, das vier Jahrzehnte Beschäftigung mit Rubens auf engem Raum zusammenfaßt, war alles andere als nur ein sinnenfroher, drastischer Barockmaler; er war ein politisch denkender, ironischer Realist, der als Künstler von seiner Tätigkeit als Diplomat profitierte; der sich nicht offen artikulieren durfte und eine mythische Bildwelt schuf, in der sich die Hoffnungen und Abgründe seiner Zeit in Geheimcodes konzentrierten.

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Martin Warnke: "Rubens. Leben und Werk". 179 Seiten, Dumont-Verlag, 29,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Martin Warnkes Studie über Peter Paul Rubens (1577-1640) hat Rezensent Henning Ritter überaus beeindruckt. Er betrachtet sie als Konzentrat der lebenslangen Beschäftigung des Kunsthistorikers mit dem flämischen Malerfürsten. Ein Stärke der Arbeit sieht er darin, dass sie das politische Engagement von Rubens ins Blickfeld rückt und akzentuiert. Die Größe von Rubens besteht für ihn nämlich nicht zuletzt im produktiven Ausgleich der Bereiche Kunst und Politik, der dem Maler gelungen ist. Besonders unterstreicht Ritter in diesem Zusammenhang Warnkes Deutung von Rubens Spätwerks. Dem Autor gelingt es hier seines Erachtens überzeugend zu zeigen, welchen Erfahrungsgewinn die diplomatischen Aktivitäten Rubens auch für seine Kunst bedeuteten.

© Perlentaucher Medien GmbH