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Hunderttausende von Besuchern drängen sich jedes Jahr in den Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum, um die berühmtesten Beispiele römischer Malerei zu bewundern: die bemalten Wände und Fußböden der Häuser, die sich, geschützt von der dicken Ascheschicht des Vesuvausbruchs im Jahr 79 n. Chr., erhalten haben. Römische Malerei ist uns fast ausschließlich in Form von Wandmalereien überliefert. Die weitaus meisten Kunstwerke befinden sich daher auch heute noch an dem Ort, für den sie einst geschaffenwurden und an dem sie unter oftmals sehr schwierigen Bedingungen konserviert werden. Wie ein…mehr

Produktbeschreibung
Hunderttausende von Besuchern drängen sich jedes Jahr in den Ausgrabungen von Pompeji und Herculaneum, um die berühmtesten Beispiele römischer Malerei zu bewundern: die bemalten Wände und Fußböden der Häuser, die sich, geschützt von der dicken Ascheschicht des Vesuvausbruchs im Jahr 79 n. Chr., erhalten haben. Römische Malerei ist uns fast ausschließlich in Form von Wandmalereien überliefert. Die weitaus meisten Kunstwerke befinden sich daher auch heute noch an dem Ort, für den sie einst geschaffenwurden und an dem sie unter oftmals sehr schwierigen Bedingungen konserviert werden. Wie ein virtuelles Museum führt dieser opulente Band alle wichtigen Zeugnisse der römischen Malerei zusammen: Dekorationen aus Gräbern und Privathäusern, aus Tempeln und Heiligtümern des gesamten Reiches. Rätselhafte literarische und mythologische Themen, hinreißende Szenen aus dem Alltagsleben, atemberaubende illusionistische Architektur vermitteln einen einmaligen Überblick über die römische Malerei vo
Autorenporträt
Ida Baldassarre ist Archäologin am Istituto Universitario Orientale in Neapel und Herausgeberin einer zehnbändigen Dokumentation der Wand- und Bodendekorationen in Pompeji.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.06.2003

Nillandschaften mit Pygmäen
Römische Malerei zwischen Hellenismus und Spätantike
Schon die alten Römer liebten es exotisch. Zumindest jener pompejanische Arzt, der seinen Garten mit Nillandschaften freskieren ließ, in denen schwarze Pygmäen Jagd auf Krokodile und Nilpferde machen. Sie sind die Bewohner einer fantastischen Miniaturlandschaft mit ägyptisierenden Heiligtümern und Sphingen – weiblichen Geschlechts natürlich, wie man sich die geflügelten Wesen in der griechisch-römischen Welt imaginierte und wie sie ebenfalls das berühmte Nilmosaik in Palestrina krönen.
Auch in der Darstellungsweise geizt das Wandbild in der Casa del Medico nicht mit Reizen: Die Landschaft zeigt die Spuren des locker geführten Pinsels, und so entspricht die Besonderheit der malerischen Ausführung der Köstlichkeit der Szenerie. Plinius’ Schilderung einer Krokodiljagd auf Dendara ist hier illustriert, doch sind die oberägyptischen Jäger durch Pygmäen ersetzt. Für ein Fresko im Gartenbereich einer Villa ist eine solche Wendung der Szenerie ins leicht Skurrile durchaus angemessen.
Es ist schön, dass der DuMont Verlag in einem neuen prachtvoll ausgestatteten Bildband die ganze römische Malerei in den Blick rückt und sich nicht nur auf die bekannten pompejanischen Highlights wie die Mysterienvilla konzentriert. Die wunderbaren Gartenlandschaften aus der Villa der Kaiserin Livia können hier besser als vor den Originalen im Museo Nazionale Romano, wo ein rigider Führungsrhythmus die Besuchergruppen dirigiert, betrachtet werden. Gerade an den Rändern des Römischen Reichs aber lassen sich noch Entdeckungen machen. Wer erwartet schon in Köln ein Fresko mit einer Groteskenarchitektur, in dem entgegen allen Gesetzen der Schwerkraft und Maßstabsverhältnissen der Gott Dionysos, drei Panther, Genien und – natürlich – wieder eine Sphinx übereinander geordnet sind?
Bedauerlicherweise hat der Band auch einen Text, für den das Prädikat „unlesbar” noch wohlwollend ist. Vier italienische Archäologinnen zeichnen für ihn verantwortlich, Beschreibungen und Klassifikationen waren wohl der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich das Autorenteam einigen konnte. Da werden Stile dekliniert und Pigmente gezählt. Die Sujets der Fresken, wie etwa die Bildwelten der antiken Mythologie, die so eindeutig Ausdruck eines kultivierten Lebensideals und der kollektiven Sehnsüchte ihrer Besitzer sind, interessieren die Autorinnen wenig; das pompejanische Pygmäen-Fresko ist für sie schlichter „Ausfluss einer parodistischen Phantasie”. Dabei sind nicht alle Stilblüten der Übersetzung, die durchweg den Duktus des italienischen Originals bewahrt, anzulasten („ein Spiel von Kontrapunkten zwischen bekleideten und unbekleideten Körpern”). Besonders gut hat der Rezensentin die Steigerung von „realistisch” zu „wahrhaft realistisch” gefallen und jene tückische Wand, die „in den mittleren Jahren des 1. vorchristlichen Jahrhunderts die Tendenz zeigt, sich aufzulösen” – zum Glück tat sie das nicht ganz, sonst gäbe es in diesem verunglückten Band wenig Erfreuliches zu entdecken.
VALESKA VON ROSEN
IDA BALDASSARRE, ANGELA PONTRANDOLFO, AGNES ROUVERET, MONICA SALVADORI: Römische Malerei. Vom Hellenismus bis zur Spätantike. DuMont Verlag, Köln 2002. 399 Seiten, 148 Euro.
Aus der Casa del Centario in Pompeji: Bacchus und Vesuv. Foto: DuMont Verlag / Museo Archeologico Nazionale, Neapel
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"Beeindruckend ist diese Zauberwelt ... Als später Betrachter sieht man staunend die Kunstgeschichte - fast - vorweggenommen." -- MÜNCHNER MERKUR

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "prachtvoll ausgestatteten Bildband", der die ganze römische Malerei in den Blick rückt und sich nicht nur auf die bekannten Highlights konzentriert, lobt Rezensentin Valeska von Rosen vorliegenden Band. Die "wunderbaren Gartenlandschaften" aus der Villa der Kaiserin Livia können hier ihrer Ansicht nach besser betrachtet werden als vor den Originalen im Museo Nazionale Romano, wo ein rigider Führungsrhythmus die Besuchergruppen dirigiere. Zum großen Bedauern der Rezensentin stellt der Begleittext, für den vier italienische Archäologinnen verantwortlich sind, ein totales Desaster dar: das Prädikat "unlesbar" umschreibt den von Stilblüten nur so wimmelnden Text "noch wohlwollend", so das vernichtende Urteil der Rezensentin. Ärgerlich findet sie zudem, dass sich die Autorinnen kaum für die Sujets der Fresken, etwa die Bildwelten der antiken Mythologie, interessieren und stattdessen lieber Stile deklinieren und Pigmente zählen.

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