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Ein neuer Ton: Die Alternative zum mütterseligen Ratgeberuniversum
Statt in versponnener Vorfreude aufs Baby begegnet dieses Schwangerschaftsbuch den drängenden Fragen und Ängsten auf ehrliche
Weise. Es handelt vom tatsächlichen Wehenschmerz, segensreicher PDA und notwendigem Kaiserschnitt, von sinnlosen Essverboten,
hemdsärmeligen Stillschwestern, vom Stammtischklassiker der unberechenbaren Hormone, dem wahren Grund der Traurigkeit im
Wochenbett, von grauenvoll gerüschter Umstandsmode und unabwendbarer Gewichtszunahme - und fördert dabei ganz erstaunliche
Erkenntnisse und
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Produktbeschreibung
Ein neuer Ton: Die Alternative zum mütterseligen Ratgeberuniversum

Statt in versponnener Vorfreude aufs Baby begegnet dieses Schwangerschaftsbuch den drängenden Fragen und Ängsten auf ehrliche

Weise. Es handelt vom tatsächlichen Wehenschmerz, segensreicher PDA und notwendigem Kaiserschnitt, von sinnlosen Essverboten,

hemdsärmeligen Stillschwestern, vom Stammtischklassiker der unberechenbaren Hormone, dem wahren Grund der Traurigkeit im

Wochenbett, von grauenvoll gerüschter Umstandsmode und unabwendbarer Gewichtszunahme - und fördert dabei ganz erstaunliche

Erkenntnisse und Erfahrungen zu Tage, die sich vollkommen abseits der gängigen Muttihochglanzbücher und des sonstigen

gesellschaftlichen Common Sense befinden.

Wohltuender Trost für alle Frauen, die ein Kind bekommen, aber nicht Übermutti sein wollen: Wir können auch schwanger die Frau

bleiben, die wir sind.

Mutterfreuden ohne Verklärung: ein locker-informativer erfahrungsgesättigter Ratgeber, der nichts auslässt!
Autorenporträt
Annette Wenzel, geb. 1968, Germanistin, hat zwei Kinder und lebt als freie Autorin und Redakteurin in Filderstadt
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2006

Auf dem Rücken der Mütter
Frauen werden schwanger, und Jungs haben es schwer: Ratschläge zum besseren Eintritt in die Welt

Man findet heute viel mehr schwangere Frauen in Büchern als in der Stadt. Fragen wir einmal so: Hat das etwas mit dem Ultraschallbild zu tun, wie es sich Tom Cruise im Heimkino ansah? Das Ultraschallbild trennt die Frau von ihren Sinnen und entfremdet sie früh von ihrem Kind.

Normalerweise geht man nicht durch die Stadt und sagt sich: Kaum noch schwangere Frauen zu sehen. Normalerweise geht man durch die Stadt und denkt: Sind mal wieder hübsche Frauen unterwegs. Taucht eine schwangere Frau auf, drückt man die Daumen: Hoffentlich geht alles gut, und vielleicht überlegt man sich, was für ein Gebärtyp die Frau sein wird: Geburt im Krankenhaus, Hausgeburt, Wassergeburt oder im Trockenen und im Liegen.

Es gibt sehr viele Schwangerschaftsbücher, die der schwangeren Frau diese oder jene Geburt vorschlagen, auf diese oder jene Besonderheiten der Schwangerschaft hinweisen (zum Beispiel die pränatalen Prägungen). Die schwangere Frau und der sich sorgende Vater könnten über diesen Vorschlägen und Hinweisen schier verrückt werden, wie man auch vor den unsinnigen Waren, die in einer Stadt angehäuft sind, schier verrückt werden kann.

Ein "ehrliches Schwangerschaftsbuch" kommt da gerade recht. So steht's im Untertitel des Buchs "Alles bleibt anders" von Annette Wenzel. Es ist ein Buch mit Schnauze, für das gilt: Hier wird mit den Händen abgewogen. Hier läßt sich eine Frau kein X für ein U vormachen. Hier sucht eine Frau ihren eigenen Weg zwischen Intuition und Wissenschaft, Natur und Technik, Bauch und Gynäkologie.

Manche Frauen tragen ihr Neugeborenes auf dem Rücken. Das macht auch eine Bekannte von mir, die auf dem Dorf wohnt. Sie gehört zu den Frauen, die das Buch von Jean Liedloff "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück. Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit" gelesen haben. Das Buch ist hierzulande an die fünfhunderttausendmal verkauft worden. Es ist auf deutsch 1980 erschienen, die Originalausgabe kam 1977 in den Vereinigten Staaten heraus. Meine Bekannte vom Dorf hat dieses Buch vor ihrer ersten Schwangerschaft gelesen, das war vor dreizehn Jahren, und dann sei sie, sagt sie, zum guten Schwangerwerden und erfüllten Kinderkriegen bereit gewesen.

Das Buch von Jean Liedloff handelt vom Verlust der engen Bindung an das Leben in den sogenannten Zivilisationen, zu dem es kommt, weil der Säugling in die Welt alleine hinausgeschickt wird, gleichsam ohne Rückendeckung der Mutter, was bei den Naturvölkern, zu denen Liedloff reiste, nicht geschieht. Im Vergleich zu diesem grundsätzlichen Buch ist ein ehrliches Schwangerschaftsbuch ehrlich im Sinne eines ehrliches Autokaufs. Aus dem ehrlichen Schwangerschaftsbuch kann eine Frau vor allem lernen, daß sie sich nicht übervorteilen lassen soll durch die Geburtstechnologie und die Ideologien der Mutterschaft, daß sie von alldem nur nehmen soll, was für sie und das werdende Kind bekömmlich ist. Beim ehrlichen Autokauf fühlt man sich nicht übervorteilt, man sucht, vergleicht und kriegt was für sein Geld. Aber die Utopie des Reisens spielt dabei keine Rolle, wie beim ehrlichen Schwangerschaftsbuch, das merkt man schon an der ab und an schnodderigen Sprache, die Utopie der Natürlichkeit fehlt.

Meine Bekannte vom Dorf erzählt von ihren Hausgeburten und den Hebammen. Mit dem ehrlichen Schwangerschaftsbuch könnte ich ihr nicht kommen. Sie gehört zu den Menschen, die abends über die Wiesen laufen, das Kind auf den Rücken gebunden, und das Lied der Nachtigall suchen. Wenn sie von ihren Geburten erzählt, dann ist sie ganz bei sich. Von ihrer Hebamme sagt sie: Die Hebamme habe Erde gehabt. Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß sie daheim in einem Buch wie dem Bildband "Bald" von Irina Höft blättert und sich die schwarzweißen Fotos von den schwangeren Frauen ansieht, die ihren nackten Bauch zeigen. Wahrscheinlich werden sich Frauen, die in der Stadt leben und dort ihrem Beruf in irgendeinem Büro nachgehen, dieses Buch daheim anschauen.

Man findet heute viel mehr schwangere Frauen in Büchern als in der Stadt. Man kann dazu sagen, was heute viele sagen: Das sei ein Hinweis darauf, daß die Deutschen aussterben werden. Das heißt in einem Satz weite Sprünge machen. Daß man heute mehr schwangere Frauen in Büchern sieht, scheint mir ein Hinweis darauf zu sein, daß Barbara Duden recht hat.

Barbara Duden ist Professorin für Soziologie an der Universität Hannover. Sie hat sich vor Jahren einen Namen gemacht mit ihren Studien über die Sichtbarmachung des Embryos durch die Wissenschaft und die Folgen vor allem des Ultraschallbildes auf die Vorstellung, welche die schwangere Frau dadurch von ihrem Körper bekommt. Das Ultraschallbild trennt die Frau von ihren Sinnen: Sie sieht etwas, was ihr Kind sein soll, indem die Technik ihr einen Blick in den Körper ermöglicht, den die Natur für sie nicht vorgesehen hat.

Das Pendant für diese durch die Technik herbeigeführte frühe Entfremdung zwischen der Frau und dem sich entwickelnden Kind mag vielleicht der kunstvoll fotografierte Körper der Schwangeren sein. Zwei Scheinweisen treffen aufeinander: das Ultraschallbild des Embryos und das Kunstbild der Schwangeren.

Der Filmschauspieler Tom Cruise hat sich im letzten Jahr ein Ultraschallgerät gekauft, damit er daheim mit seiner Verlobten Katie Holmes auf dem Bildschirm sehen kann, wie sich das Kind entwickelt, das seine Verlobte im Bauch trug. Tom Cruise wurde von Gesundheitsorganisationen vorgehalten, daß Ultraschallgeräte nur zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden dürften und ihr übermäßiger Gebrauch gesundheitliche Risiken für das ungeborene Kind berge. Ein Gesetzesvorschlag ist nun eingebracht worden, nach dem Ultraschallgeräte nicht mehr an Privatpersonen verkauft werden dürfen. Was sollen die Geräte da: Der Bauch der Schwangeren sollte nicht zu einem zusätzlichen Fernsehkanal werden.

Katie Holmes hat am 18. April ein Mädchen zur Welt gebracht. Glückwunsch - und: ein Problem weniger. Nicht alle reden ja ausschließlich von den jungen Müttern, manche reden auch von den Jungs. Die Jungs haben es heute nicht leicht, sie haben es, sagen manche Autoren, schwerer als die Mädchen: schwerer mit ihren brüchigen und tragischkomischen Rollen, mit ihren abwesenden Vätern, mit ihren alleinerziehenden Müttern, mit ihren Lehrerinnen und mit dem Einstieg in die Gesellschaft.

Geht man durch die Stadt, sieht man immer mehr Jungs, die durch den Wind sind. Dafür gibt es schon ein Wort: die Jungenkatastrophe, die im unfähigen oder maroden Elternhaus beginnt und von der Schule gefördert wird, weil die Schule den besonderen Bedürfnissen der Sozialisation von Jungen nicht immer gerecht werde, wie es in dem Buch "Die Jungenkatastrophe" von Frank Beuster heißt.

Meine Bekannte vom Dorf hat zwei Mädchen und zwei Jungs. Die Jungs und die Mädchen haben einen Vater, der da ist. Das ist eine Familie, von der man sagen kann, daß ihr Familienband sich auch, was heute selten ist, durch die Bäume zieht.

EBERHARD RATHGEB

Annette Wenzel: "Alles bleibt anders". Das ehrliche Schwangerschaftsbuch. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2006. 164 S., br., 14,90 [Euro].

Irina Höft: "Bald". BuchVerlag für die Frau, Leipzig 2006. 128 S., geb., SW-Fotos, 24,90 [Euro].

Frank Beuster: "Die Jungenkatastrophe". Das überforderte Geschlecht. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006. 352 S., br., 8,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Eberhard Rathgeb hat drei Bücher gelesen, die sich um die Schwangerschaft und die problematische Sozialisation von Jungen in unserer Gesellschaft drehen. Annette Wenzels Schwangerschaftsbuch "Alles bleibt anders", das sich im Untertitel ein "ehrliches Schwangerschaftsbuch" nennt, kommt angesichts der Fülle von Büchern zum Thema "gerade recht", meint der Rezensent zustimmend. Die Autorin bietet den Frauen darin eine Orientierung "zwischen Intuition und Wissenschaft" und lehrt vor allem, sich durch die Geburtstechnologie und Medizin nicht "übervorteilen" zu lassen. Ein "Buch mit Schnauze", das "kein X für ein U" vormacht, also Klartext jenseits aller Ideologien redet, lobt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH