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Der Rennfahrer Marc Merkus hat ein Problem: Statt Mumm in den Knochen hat er die Hosen gestrichen voll und fährt nicht mehr mit vollem Einsatz. Seine Crew sinnt auf Abhilfe. Mit raffinierter Psychotechnik soll Merkus auf Erfolg getrimmt werden, und als er nach einem Unfall operiert werden muss, kommt ihnen die unschlagbare Idee: Sie lassen Merkus einen Chip ins Gehirn pflanzen, der ihn wagemutiger und schlichtweg unbesiegbar machen soll. Doch der Chip spielt verrückt. Zwar verbessert Merkus seine Rundenzeiten, doch gleichzeitig fängt der Rennpilot an zu philosophieren. Das Renn-Team weiß, wer…mehr

Produktbeschreibung
Der Rennfahrer Marc Merkus hat ein Problem: Statt Mumm in den Knochen hat er die Hosen gestrichen voll und fährt nicht mehr mit vollem Einsatz. Seine Crew sinnt auf Abhilfe. Mit raffinierter Psychotechnik soll Merkus auf Erfolg getrimmt werden, und als er nach einem Unfall operiert werden muss, kommt ihnen die unschlagbare Idee: Sie lassen Merkus einen Chip ins Gehirn pflanzen, der ihn wagemutiger und schlichtweg unbesiegbar machen soll. Doch der Chip spielt verrückt. Zwar verbessert Merkus seine Rundenzeiten, doch gleichzeitig fängt der Rennpilot an zu philosophieren. Das Renn-Team weiß, wer helfen kann. Der vergeistigte Philosophie-Berater Professor Hauenstein soll Merkus und seinen Rennwagen wieder auf Kurs bringen. In Moment of Excellence verknüpft Matthias Eckoldt das schlichtweg Unvereinbare: Die schrillen Seiten von Cyberspace, Philosophie und Neuro-Medizin. Die ethischen Maximen des spätantiken Lebens-Philosophen Boethius, Tempowahn, Chip-Technologie und Satire we rden auf intelligente Weise aneinander gerieben, bis sie Funken schlagen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.05.2000

Sofies Wagenwelt
Vor die Wand gefahren: Matthias Eckoldts erster Roman

Mindestens ein halbes Dutzend Trends liegen immer in der Luft, ungeachtet aller klimatischen Verwicklungen. Mit Cyberspace und Hirnforschung kann man momentan gar nicht falsch liegen. Als beruhigender Gegenpol zu all dem modernistischen Firlefanz dann noch einen Schuss antike Lebensphilosophie, und weil Schumi gerade wieder ganz gut im Rennen liegt, soll über dem ganzen Spuk der Duft von heißem Gummi, "Bitumen" und Benzin hängen. Matthias Eckoldt schreibt Essays zur Trendforschung, liest man auf der Klappe seines Romandebüts, und da auch das Genre Roman nach wie vor schwer im Trend liegt, hat er in enger Kooperation mit dem Zeitgeist vier, fünf Megatrends zum Paratrend "Junge deutsche Prosa" gebündelt.

Der Supertourenwagen-Rennfahrer Marc Merkus setzt sein Coupé und sein Gehirn vor eine Betonwand. Trotz geflügeltem Helm erleidet Götterraser Merkur ein Schädeltrauma. Der Starchirurg Helmuth Korn missbraucht Merkus als Versuchskaninchen und versenkt ihm einen Mikrochip in den Hypothalamus. Der geckenhafte Philosophie-Coach Hauenstein läßt daraufhin via Internet das Gedankengut des römischen Philosophen Boethius in den Chip einspeisen, wenn er nicht gerade im Cerrutti-1866-Anzug über Kants "Kritik der reinen Vernunft" sinniert. Die neurolinguistische Programmiererin Kirsten Bringer verankert hauptberuflich Selbstversunkenheit und Happiness zwischen den Fingerknöcheln ihrer Klienten, wird nebenberuflich zur Komplizin der männlichen Schurken und ist auch sexuell ein Bringer der Kirstenklasse. Gegen Ende kommt noch der Chaos-Hacker und asexuelle Nerd Chris ins Spiel und verstöpselt Merkus' Cyberhirn komplett mit dem weltweiten Netz. Der Rennfahr-Zombie läßt sich nun über die Tastatur eines Laptops steuern wie die Figur eines Videospiels, gewinnt ein strategisches Rennen, steigt aus und faselt Versatzstücke aus einer CD-ROM über den römischen Stoiker Boethius in die verblüfften Mikros. Man sieht: der Roman dreht sich hochtourig um ein klassisches Leib-Seele-Problem.

So viel zum intellektuellen Überbau der Handlung. Für die grölende Stimmung im Parkett sorgt Merkus' verkifft-versoffenes Rennteam. Seine PS-fixierten Jungs nennen sich die "Pferdeärsche" und glänzen auch sonst mit wiehernder Komik. Eckoldts Simulationsprogramm für freakige Coolness und locker-flockige Dialogführung stürzt schon auf der ersten Seite ab. So müssen die Tough-Guys ständig "Fluppen" rauchen, handelsübliche Rennreifen "Mösengummis" nennen, bei einem größeren Geldbetrag "Is 'n kapitaler Täusie!" rufen und alle Rechtskurven so rasant nehmen, dass es ganz laut quietscht.

Hölle, Hölle. Die rasante Fahrweise ähnelt Eckoldts Schreibweise. In seinem Text drängeln sich zahllose Einschübe so rücksichtslos in den Satzfluss, dass es ständig zu Auffahrunfällen kommen muss. Die Syntax illustriert den Plot. Streckenweise liest sich das, als schalte Eckolt in einem Satz vier-, fünfmal mit Zwischengas hoch und runter: "Denn Chris hatte die Anlage so konzipiert, dass, wenn nicht alle das Gleiche sahen, nur, wer sich selbst beobachten ließ, auch den anderen beobachten durfte." Auf diese Weise bekommt jeder Stil einen Getriebeschaden.

Zwischen philosophischen Appetithäppchen und modischen Life-Style-Accessoires stöckeln eine hirnverblödete Sekretärin, eine langbeinige Blondine mit großen Träumen vom Catwalk und manch anderer dünnblütiger Prosaklon durchs abstruse Geschehen. Verglichen mit ihnen sind die Figuren aus der Augsburger Puppenkiste von balzacscher Realitätsnähe und proustscher Vielschichtigkeit. Hin und wieder leuchtet in diesem kalauernden Büchlein der altbekannte, lüstern-selbstgenügsame Skatrundenhumor auf und wirft seinen Blick auf eine Frau und einen "Kittel, dessen obere Knöpfe wohl ihre recht ansehnlichen Brüste aus Platznot weggesprengt hatten". Das Buch mag als Satire angelegt sein. Allein, Satire gegen was? Koksende Rennstreckensprecher? Goldene Taschenaschenbecher? Skrupellose Skalpell-Diven? Den unberechenbaren BMW-Hinterradantrieb?

STEPHAN MAUS

Matthias Eckoldt: "Moment of Excellence". Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2000. 227 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Für Literatur hält Rezensent Lutz Hagestedt den Roman des gelernten Elektrikers, Biologen, Schauspielers und Philosophen Eckoldt offensichtlich nicht - trotz seines "fulminanten" Beginns. Die zwei Milieus, zwischen denen die Geschichte pendelt (Rennfahrer und Philosophen), findet der Rezensent eindimensional gezeichnet. Der Plot, der beide verbindet - dem Rennfahrer wird ein Boethius-Chip ins Hirn gepflanzt -, sei "ein wenig hirnrissig". Die Comic-Sprache des Rennfahrer-Milieus stört Hagestedt weniger als der gestelzte Jargon der Philosophen, den er in mehreren Beispielen entlarvend zitiert.

© Perlentaucher Medien GmbH