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Als 1875 die großen Ausgrabungen in Olympia begannen, waren sie ein bahnbrechendes Unternehmen, das nicht nur für Olmpia selbst, sondern auch für die gesamte Entwicklung der Klassischen Archäologie von weittragender Bedeutung gewesen ist. Im Laufe seiner 125-jährigen Geschichte sind von diesem Forschungsunternehmen immer wieder nachhaltige Impulse auf die Altertumswissenschaft und darüber hinaus auf das Bild der antiken Kultur im öffentlichen Bewußtsein ausgegangen.

Produktbeschreibung
Als 1875 die großen Ausgrabungen in Olympia begannen, waren sie ein bahnbrechendes Unternehmen, das nicht nur für Olmpia selbst, sondern auch für die gesamte Entwicklung der Klassischen Archäologie von weittragender Bedeutung gewesen ist. Im Laufe seiner 125-jährigen Geschichte sind von diesem Forschungsunternehmen immer wieder nachhaltige Impulse auf die Altertumswissenschaft und darüber hinaus auf das Bild der antiken Kultur im öffentlichen Bewußtsein ausgegangen.
Autorenporträt
Prof. Dr. Helmut Kyrieleis, klassischer Archäologe, war 1975 bis 1988 Direktor der Abteilung Athen und 1988 bis 2003 Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts. Von 1985 bis 2004 leitete er die Ausgrabungen und Forschungen in Olympia.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.08.2003

Das Heiligtum im Zeitalter seiner Gipsabgüsse
Griechenliebe geht unter die Erde: Ein Sammelband feiert die ersten hundertfünfundzwanzig Jahre deutscher archäologischer Forschung in Olympia
Im Mai 1834 wurde der philhellenischen Ausplünderung Griechenlands ein Riegel vorgeschoben. Auf griechischen Boden trat ein Gesetz in Kraft, das sämtliche im Land geborgenen Altertümer zum Nationalgut der Hellenen erklärte. Fünf Jahre zuvor hatte eine französische Expedition das antike Olympia im Nordwesten der Peloponnes zum Ziel gehabt, den mächtigen Zeustempel freigelegt und Fragmente des Skulpturenschmucks in Kisten abtransportiert. Wer künftig in griechischer Erde die Zeugnisse einer großen Vergangenheit ausgraben wollte, musste sich verpflichten, die gefundenen Originale dem Staat auszuhändigen; ausgeführt werden durften nur Abgüsse. Zu diesen Bedingungen wurde dem Deutschen Reich 1875 von der griechischen Regierung erlaubt, die Grabungen in Olympia aufzunehmen.
Die 125-jährige Wiederkehr dieses Datums war dem Deutschen Archäologischen Institut Anlass, nicht in Olympia, wohl aber in Berlin ein internationales Symposion zu veranstalten, das die Bedeutung des alten Forschungsunternehmens aus heutiger Sicht beleuchten sollte. Als Ergebnis dieser Tagung liegt nun ein schön bebilderter Band vor. Kurze Essays stehen neben gelehrten Aufsätzen, wissenschaftsgeschichtliche Problematisierungen neben archäologischen Detailstudien.
Zu Recht charakterisiert Lutz Klinkhammer den Olympia-Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und Griechenland als Epochenvertrag, mit dem das Zeitalter der konkurrierenden Großgrabungen der führenden Wissenschaftsnationen eröffnet wurde. Kaum hatten die Deutschen begonnen, Olympia zu erforschen, sicherten sich die Franzosen Delphi. Die militärisch flankierte Expedition wich nun der groß angelegten Kampagne, die die Professionalisierung der archäologischen Methodologie beschleunigte. Innenpolitisch war der Olympia-Vertrag nicht nur in Griechenland, sondern auch in Deutschland umstritten. In Athen fürchtete man die Umgehung des Antikengesetzes, in Berlin die Explosion der Kosten. Zwischen Staatsinteresse und Parteipolitik drohte das Projekt zeitweise zerrieben zu werden. Aus taktischem Kalkül machte sich Bismarck das Argument der Gegner zu eigen, dass das Reich viel zu viel Geld für eine Grabung ausgebe, die am Ende statt der ersehnten Originale nur Gipsabgüsse einbringe. Allein den engen Verbindungen der Archäologen Ludwig Ross und Ernst Curtius zum preußischen Kronprinzen und seiner Entourage war es zu verdanken, dass das Vorhaben doch noch realisiert werden konnte. Zu guter Letzt bewilligte Wilhelm I. 80 000 Mark aus seinem Dispositionsfonds. Der positive Ausgang der kontroversen Debatte zeigt einmal mehr, dass die Altertumsforschung damals zu den Leitdisziplinen zählte und zum internationalen Ansehen der Wissenschaften des neu gegründeten Kaiserreichs beitragen sollte.
In sechs Kampagnen wurde das Zentrum des antiken Heiligtums meist bis zum gewachsenen Boden erforscht. Die Ausbeute war riesig, doch Meisterwerke griechischer Plastik und Toreutik fanden sich zur allgemeinen Ernüchterung eher selten. Dafür boten fast tausend Inschriften wichtige Aufschlüsse über die Organisation des Kultortes. Eine fünfbändige Publikation legte 1897 eindrucksvoll Zeugnis von dem ungeheuren wissenschaftlichen Ertrag des Unternehmens. Das Werk, das auch die Kleinfunde penibel verzeichnete, setzte Maßstäbe für künftige Grabungsdokumentationen und brach mit der ahistorischen Idealisierung der klassischen griechischen Kunst. Gleichzeitig verfolgte eine interessierte Öffentlichkeit die Ergebnisse der archäologische Feldforschung in Tageszeitungen und Fachblättern. Selbst die Deutsche RomanZeitung brachte knappe Meldungen. Die Ausgrabungs- und Fundgeschichte Olympias ist, wie Bernd Sösemann zeigt, ein eindrückliches Beispiel der Wissenschaftspopularisierung im Kaiserreich.
Ein Gott greift ein
1936 richtete das nationalsozialistische Deutschland die Olympischen Spiele in Berlin aus und stellte zugleich beträchtliche Mittel zur Verfügung, um die Ausgrabungen in Olympia wieder aufzunehmen. Verantwortlich zeichnete der Bauforscher Hans Schleif, der seine Sporen durch prähistorische Forschungen im Auftrag von Himmlers „Ahnenerbe” verdient hatte.
Nach der Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg konnten deutsche Archäologen 1952 am Alpheios erneut tätig werden. Als man 1966 in der gigantischen Zahl von Neufunden zu ersticken drohte, ging man an die Publikation wichtiger Fundkomplexe, rekonstruierte die Baugeschichte des Heratempels und löste einzelne topographische Probleme. 1985 übernahm Helmut Kyrieleis die Grabungsleitung. Er untersuchte zusammen mit Jörg Rambach, einem Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologen, die nach wie vor strittige Frage nach den Ursprüngen des Heiligtums, über die sich schon Adolf Furtwängler, Ernst Curtius und Wilhelm Dörpfeld entzweit hatten.
Der Sammelband fasst den aktuellen Kenntnisstand zusammen. Bronzezeitliche Funde bestätigen die Besiedlung des Ortes zwischen ca. 2500 und 1900 v. Chr. Dann klafft eine Lücke von gut 800 Jahren. Für die häufig postulierte mykenische Frühgeschichte Olympias gibt es keine sicheren Zeugnisse.
Die einzelnen Aufsätze verdeutlichen, wie wichtig nicht nur Neufunde, sondern auch neue Fragestellungen und Methoden sind, um unser Wissen über das Heiligtum und seinen Agon, die „Olympischen Spiele der Antike”, zu vertiefen. Ulrich Sinn betont, dass unser Augenmerk nicht nur dem frühen und klassischen, sondern auch dem römischen und spätantiken Olympia gelten muss. Tonio Hölscher führt in die rituellen Räume und die politischen Denkmäler des Heiligtums ein; sein Beitrag ist ein engagiertes Plädoyer für eine interdisziplinäre Altertumswissenschaft, die Ansätze der Sozialgeschichte, der Anthropologie, der Semiotik und der Kommunikationswissenschaft aufgreifen soll. Olympia war und ist ein Experimentierfeld archäologischer Methoden.
Von der berühmten Zeus-Statue des Phidias, die zu den Weltwundern der Antike zählte, ist nichts mehr erhalten. Wir sind hier ganz auf die schriftliche Überlieferung angewiesen – und auf unsere Phantasie. Auf uns gekommen sind jedoch die Überreste des dorischen Zeustempels, der um die Mitte des fünften vorchristlichen Jahrhunderts fertiggestellt wurde und als der größte Tempel auf der Peloponnes gilt. Die Metopen des Westgiebels zeigen ein Thema, das nicht unmittelbar mit Olympia in Verbindung steht: den Kampf der thessalischen Lapithen gegen die Kentauren, die – zur Hochzeit des Lapithenkönigs Peirithoos eingeladen – das Fest missbrauchen und sich an den Frauen vergreifen. Mit Waffengewalt versucht das Freundespaar Peirithoos und Theseus die Kentauren zurückzudrängen. Der Streit zwingt den Gott Apollon zum Eingreifen. Gebieterisch tritt er in der Giebelmitte zwischen die Kämpfenden.
Dem Olympia-Vertrag von 1875 ist es zu verdanken, dass der herrliche Metopenschmuck des Zeustempels in Olympia geblieben und im dortigen Museum zu besichtigen ist. Einige Fragmente haben jedoch schon 1829 Griechenland verlassen – man findet sie im Pariser Louvre.
STEFAN REBENICH
HELMUT KYRIELEIS (Hrsg.): Olympia 1875-2000. 125 Jahre Deutsche Ausgrabungen. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002. 376 Seiten, 45 Euro.
Der Zeustempel von Olympia. Mittelgruppe des Westgiebels.
Foto: Verlag Philipp von Zabern
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Stefan Rebenich entdeckt eine Menge Interessantes in diesem Buch über die deutschen Ausgrabungen in Griechenland, das aus einem vom Deutschen Archäologischen Institut veranstalteten Symposium hervorgegangen ist. Das Interesse, mit dem der archäologischen Forschung damals nachgegangen wurde, belegt, "dass die Altertumsforschung damals zu den Leitdisziplinen zählte und zum internationalen Ansehen der Wissenschaften des neu gegründeten Kaiserreiches beitragen sollte" - auch wenn die Suche ein teures Vergnügen war. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass die Forscher nur Gipsabdrücke mitnehmen durften, da der Ausplünderung der Region im vorletzten Jahrhundert von griechischer Seite ein Riegel vorgeschoben wurde. Das Buch beschäftigt sich jedoch nicht nur mit frühen Ausgrabungen, sondern verfolgt die Geschichte deutschen archäologischen Engagements bis in die Gegenwart. Insofern ist der Band auch Zeugnis davon, dass "Olympia ein Experimentierfeld archäologischer Methoden war und ist".

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