Produktdetails
  • Verlag: Sauerländer
  • Seitenzahl: 32
  • Altersempfehlung: ab 3 Jahren
  • Erscheinungstermin: Juni 2006
  • Deutsch
  • Abmessung: 260mm x 275mm
  • Gewicht: 472g
  • ISBN-13: 9783794151097
  • ISBN-10: 3794151097
  • Artikelnr.: 20849861
Autorenporträt
Linda Wolfsgruber, 1961 in Bruneck/Südtirol geboren, besuchte die Kunstschule in St. Ulrich - Gröden und die Scuola del Libro in Urbino. Sie lebt in Wien und arbeitet seit vielen Jahren als Illustratorin. Ihre Bilderbücher "Die Prinzessin auf dem Kürbis" (Text: Heinz Janisch) und "Warum der Hase lange Ohren hat"(Text Martin Auer) wurden mit dem Österreichischen Kinderbuchpreis ausgezeichnet. Zudem wurde Linda Wolfsgruber der Österreichische Förderungspreis für Kinder- und Jugendliteratur 2000 verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2007

Alles für Zita
Glühwürmchen unterwegs: Linda Wolfsgrubers Nacht-ABC

Das ist Watte. Wie sie da, mit einigen Fädchen nur, über den Rand einiger Objekte hinausragt, vor nachtschwarzem Hintergrund, das verschafft den Gegenständen eine Aura, ein nächtliches Leuchten. Deshalb ist das kleine Glühwürmchen Conrad mit Watte gerahmt, und sein Lampion, mit dem das freundlich lächelnde Insekt sich den Weg beleuchtet, ist es auch.

Aus Watte sind aber auch die Gespenster und Quälgeister, die sich bisweilen auf den Seiten dieses Bilderbuchs finden. Keine Sorge, ihre Namen klingen gefährlicher, als diese Erscheinungen sind. Die Quälgeister haben ein breites Grinsen auf dem Gesicht - wie überhaupt alle Nachtgestalten recht freundlich wirken, selbst der Pirat und der Räuber und Dracula und die Hexe.

Und das ist auch schon eines der Probleme von Linda Wolfsgrubers Bilderbuch "Das Nacht-ABC". Nicht, dass man sich darin Nachtmahre gewünscht hätte - dies ist ein Kinderbuch, und Kinderbücher, die hierzulande nach erwachsenen Lesern und deren wahlweise delikaten oder obskuren Vorlieben schielen, haben wir schon mehr als genug. Doch es gibt auch eine entschieden zu große Zahl von Bilderbüchern, die nach dem ausschließlich delikaten Vorbild von Wolf Erlbruch schielen, und dieses ist schon wieder eines mehr. Nur dass Erlbruch schon eigene Nocturnes gezeichnet hat - vor allem das unglaubliche "Nachts" - und mit dem "Neuen ABC" nach Karl Philipp Moritz auch ein kompositorisch mit Frau Wolfsgrubers Bilderbuch nahe verwandtes Sujet. Aus diesen und den vielen anderen Erlbruch-Büchern kennt man seine Montagetechnik, die verschiedenste geschnittene und gerissene Papiere und diverse weitere Materialien kombiniert, aufs beste, und auch wenn Linda Wolfsgruber etliche bemerkenswerte Elemente für ihr "Nacht-ABC" gestaltet hat, kann man sich doch nie vom Eindruck lösen, einer Apologetin zuzuschauen.

Das ist natürlich Unsinn, denn die Südtirolerin Linda Wolfsgruber ist eine Künstlerin eigenen Rechts und eine seit langem etablierte Buchillustratorin - ihr Debüt erschien 1983 -, die es weiß Gott nicht nötig hat, einem Trend zu folgen. Doch genau das tut sie mit "Das Nacht-ABC", und sie tut es überdies auf der Grundlage einer schwachen Erzählung.

Denn das Bilderbuch bietet nicht mehr als einen einzigen Satz, und der beschreibt den Nachtflug jenes Glühwürmchens Conrad zu seiner geliebten Zita. Der Name "Zita" lässt es bereits vermuten: Dorthin gelangt Conrad erst ganz zum Schluss, als schon wieder eine helle Sonne über seinen Lampion staunt, in dem all die Buchstaben versammelt sind, denen das Insekt auf seinem Flug begegnet ist. Nur das Z fehlt noch. Doch etwas mehr Einfallsreichtum als bloße assoziative Aneinanderreihung von Personen, Lebewesen und Objekten in alphabetischer Reihenfolge hätte man erwarten dürfen, zumal wenn im Buch solch wenig nachttypische Begegnungen wie die mit einem Chamäleon, mit Kakao, einem Nilpferd oder zwei Schornsteinfegern zu finden sind.

Zugegeben: Das ist alles zauberhaft gestaltet, besonders die beiden Schornsteinfeger. Und die schiere Vielzahl der Begegnungen ermöglicht Frau Wolfsgruber auch, auf zwei Dutzend Seiten die ganze Palette ihres Könnens vorzuführen. Sie zeichnet meisterhafte orientalische Miniaturen, hat wunderbare Scherenschnitte angefertigt, und ihre Brillenschlange ist ein modisch begabtes Reptil. Aber ein Panoptikum ist noch kein Buch. Und die Adaption eines beliebten Stils kein Ausweis von Persönlichkeit. Linda Wolfsgruber hätte doch nicht auch noch ihr Publikum in Watte packen müssen.

ANDREAS PLATTHAUS

Linda Wolfsgruber: "Das Nacht-ABC". Sauerländer Verlag, Düsseldorf 2006. 28 S., Abb., geb., 13,90 [Euro]. Für jedes Alter

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.02.2007

Wachmann,Wecker, Wichtel
Ein Bilderbuch für kleine Nachteulen
Nächte im Kinderbilderbuch haben viele Gesichter. Ilon Wikland mit ihren „Tomte”-Titeln zu Texten von Astrid Lindgren oder Eva Ericson und Wolf Erlbruch haben schöne und originelle Illustrationen geschaffen, die Jahre und Generationen überdauerten. Der „kleine Häwelmann” und seine unterschiedlichsten Bebilderungen altern nie.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass unter den zahlreichen Graphik-Designerinnen und Illustratorinnen im deutschsprachigen Raum die Österreicherin Linda Wolfsgruber zu den experimentierfreudigsten und innovativsten zählt. Dabei findet sie für jedes ihrer Bilderbücher eine eigene Bildsprache. Sie reißt und schneidet ihre Bildelemente, klebt sie zu surrealen Kompositionen zusammen, zeichnet, schreibt und montiert hinein, kümmert sich meist nicht um Zentralperspektive, löst Zeit und Raum auf und schafft komische Situationen. Bei allem Wechsel und der Neigung zur permanenten Variation bleibt ihre Handschrift auch für die Kinder von hohem Wiedererkennungswert, wie ihr neuestes Bilderbuch Das Nacht-ABC zeigt.
Achtundzwanzig Seiten eines Bilderbuchs durch einen einzigen Satz zusammenzuhalten, stellt schon eine beachtliche Leistung dar: „Abends, wenn die Lichter angehen und alle bald im Bett träumen, fliegt Leuchtkäferchen Conrad durch die Nacht und sammelt das ABC und auch das D.” So fängt es an und mündet nach dem „Z” am Schluss noch in eine kleine Liebesgeschichte.
Zwischen A und Z hat die Künstlerin eine ungewöhnliche Alphabetisierungs-Kampagne gestartet und durchgespielt. Zu jedem Buchstaben trägt sie die passenden Wörter aus dem Alltag, aus der Mythologie oder der Phantasie zusammen. So findet sich der Wecker neben dem Wachmann und dem Wichtel, und der schwarze Grund, auf dem sie stehen, ist der Yeti, von dem sonst nur die gelben großen Augen zu erkennen sind. Ein faszinierender Kosmos, ein großer Spaß, der zu ungewöhnlichen Sprachspielen anregt.
Die Nacht hat viele helle und dunkle Farben: Türkis, Petrol, Lavendel, Preußischblau und Bayerischblau, kontrastiert durch Weiß. Sie sind im Nacht-ABC zu entdecken und natürlich Schwarz, Lila, düsteres Grün, abgründiges Grau und zum Morgen hin mondfarbene Dämmerung.
Die Kleineren werden den angebotenen Spielen und dem Jonglieren von Form, Farbe, Kalligraphie folgen, werden sie erweitern und fortspinnen. Und so das ABC lernen in einer faszinierenden Buchwelt voller überraschender Entdeckungen. (ab 5 Jahre) HORST KÜNNEMANN
LINDA WOLFSGRUBER: Das Nacht-ABC. Patmos, Sauerländer Verlag 2006. 28 Seiten, 13,90 Euro.
Illustrationen aus Linda Wolfsgruber: Das Nacht-ABC
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Etwas enttäuscht zeigt sich der Rezensent Andreas Platthaus von diesem Buch der Südtiroler Künstlerin Linda Wolfsgruber. An sich findet er Wolfsgrubers Stil sehr schön, und er zweifelt auch gar nicht an ihrem Talent. Diesmal aber scheint ihm, obgleich das ganze durchaus "zauberhaft" aussieht, der Einfluss Wolf Erlbruchs so groß, dass man die sonst viel eigenständigere Wolfsgruber diesmal kaum anders als eine "Apologetin" - er meint wohl eher Epigonin - des großen Illustrationskünstlers nennen könne. Ein strukturelles Problem kommt für den Rezensenten dazu: Allzu beliebig bewege sich das Buch das ABC entlang. Der dünne Handlungsfaden - das Glühwürmchen Conrad auf dem Flug zur geliebten Zita - trage die Einfälle und Figuren kaum, die hier in alphabetischer Folge herbei assoziiert würden.

© Perlentaucher Medien GmbH