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Produktdetails
  • Verlag: Schäffer-Poeschel
  • Seitenzahl: 398
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 940g
  • ISBN-13: 9783791015941
  • ISBN-10: 379101594X
  • Artikelnr.: 24755008
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.06.2000

Krisen auf den Finanzmärkten
Wie sie entstehen und wie sie verhindert werden können

Christian A. Conrad/Markus Stahl: Risikomanagement an internationalen Finanzmärkten. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2000, 398 Seiten, 128 DM.

"Es wird ein Crash kommen - und er könnte schrecklich sein." Diese Warnung des amerikanischen Ökonomen Roger Babson am Vorabend des großen Börsenkrachs 1929 klingt angesichts der immer noch hohen Bewertung vieler Aktien beklemmend aktuell. Das Thema des Sammelbandes "Risikomanagement an internationalen Finanzmärkten" - die internationalen Finanzkrisen und ihre Ursachen sowie die Suche nach möglichen Vorsorgemaßnahmen und Strategien zur Begrenzung der Schäden - könnte noch mehr an Aktualität gewinnen. Doch auch wenn man derzeit nicht an eine spekulative Übertreibung an den Aktienmärkten glaubt, lohnt es sich, die von Christian A. Conrad und Markus Stahl gesammelten Beiträge zu lesen.

Im ersten und zweiten Teil des Buches arbeiten die Autoren - Praktiker und Wissenschaftler - Finanzkrisen historisch und theoretisch auf. Dabei wird die Vielfalt der Ursachen für Finanzkrisen deutlich. Zumeist ist es eine Zunahme der Liquidität, bedingt durch Kapitalzuflüsse oder eine erhöhte Kreditvergabe, die zu einer Inflationierung der Vermögenswerte führt. Das Versprechen eines festen Wechselkurses oder die Aussicht auf weitere Kursgewinne locken zusätzlich ausländisches Kapital ins Inland. Oftmals dienen die schon inflationär teuren Vermögenswerte als Sicherheiten für weitere Kredite, was zu einer weiteren monetären Expansion führt. Eine andere häufige Begleiterscheinung solcher Spekulationsblasen sind hohe Leistungsbilanzdefizite, die von den Märkten oftmals als unbedenklich eingestuft werden, da sie für Investitionen verwendet werden. Das wird ebenso wie die steigenden Vermögenspreise als Ausdruck einer prosperierenden Wirtschaft gewertet; das betreffende Land und dessen Wirtschaft werden - wie im Fall Japans - als neues ökonomisches Vorbild gepriesen. In vielen Ländern wird die spekulative Blase zusätzlich genährt durch mangelnde Risikokontrolle in den Finanzinstituten, durch unzureichende Kontrollen der nationalen Aufsichtsbehörden oder durch die Erwartungen der Marktteilnehmer, im Falle einer Krise würden der Staat oder internationale Institutionen helfen.

Doch irgendwann sind die sinnvollen Investitionsmöglichkeiten für die überbordende Liquidität erschöpft, was den Anlegern dann bald schmerzlich klar wird (die Notenbanken drehen zum Beispiel den Liquiditätshahn zu). Die Kredite, die mit den plötzlich an Wert verlierenden Vermögensgegenständen gesichert sind, fallen aus, was den gesamten Bankenapparat ins Wanken bringen könnte. Auch auf der außenwirtschaftlichen Seite kann es zu Zahlungsschwierigkeiten kommen, die vor allem dann entstehen, wenn die Verschuldung gegenüber dem Ausland in internationaler Währung und überwiegend kurzfristig eingegangen ist, diese Mittel im Inland hingegen langfristig und in Landeswährung angelegt worden sind. Was eine spekulative Blase zum Platzen bringt, ist meistens unklar, letztlich aber auch nicht wichtig. Oftmals werden auch die Nachbarstaaten des betroffenen Landes in Mitleidenschaft gezogen, sei es durch enge Handelsverflechtungen, durch Abwertungswettläufe oder - vor allem im Falle von Entwicklungsländern - durch den so genannten "wake up call": Der Verfall des zuvor noch als ökonomischer Musterknabe gepriesenen Staates ruft den Anlegern in Erinnerung, dass ein Engagement in Ländern der aufstrebenden Ökonomien immer noch mit einem Risiko verbunden ist. Die Flucht in die sicheren Häfen der Kapitalmärkte der Industriestaaten ist zumeist die Folge.

Aus dieser Analyse der Finanzkrisen ergibt sich auch die breite Palette der Themen, die in den restlichen Kapiteln des Sammelbandes präsentiert wird. Neben der Rolle der Risikofonds (Hedge Fonds) während der Finanzkrisen und dem Risikopotenzial, das von diesen "Parias der Finanzwelt" ausgeht, werden Strategien der Risikovermeidung sowohl auf der mikroökonomischen als auch auf der makroökonomischen Ebene erörtert. Auf der mikroökonomischen Ebene wird auf die Risikosteuerung bei Finanzdienstleitern eingegangen: So genannte "Value at risk-Modelle" zur Messung des Risikos eines Handelsportfolios werden ebenso untersucht wie die verschiedenen Modelle der Herrschafts- und Kontrollinstrumente der Kapitaleigentümer (Corporate Governance), die eine sinnvolle Verwendung des eingesetzten Kapitals garantieren sollen. Auf der makroökonomischen Ebene wird der Einfluss verschiedener Corporate-Governance-Systeme auf die Stabilität der gesamten Finanzsysteme, die Rolle der Staatsverschuldung als makroökonomischer Instabilitätsfaktor sowie Forderungen nach mehr Transparenz der nationalen Finanzsysteme und internationale Regulierungsinitiativen zur Begrenzung systemischer Risiken diskutiert.

Wer sich für Finanzkrisen interessiert, wird von diesem Buch nicht enttäuscht sein. Denn schon ein kurzer Blick auf die Darstellung historischer Finanzkrisen im ersten Abschnitt legt den Verdacht nahe, dass die nächste Krise nur einen Steinwurf weit entfernt sein könnte.

HANNO BECK

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das in diesem Sammelband untersuchte Thema hält Hanno Beck für hochaktuell, und er ist dankbar für die Erkenntnisse, die die Autoren vermitteln. Das Buch sei lohnenswerte Lektüre und verdeutliche aufschlussreich die vielfältigen Ursachen für Finanzkrisen, lobt der Rezensent. Daraus ergäben sich weitere Themen, die die Autoren überzeugend präsentierten. Interessierte würden durch das Buch sicherlich "nicht enttäuscht", zumal die historische Darstellung von Finanzkrisen in diesem Buch den Verdacht nahe legten, dass die nächste Krise nicht mehr allzu lange auf sich warten lasse.

© Perlentaucher Medien GmbH