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  • Broschiertes Buch

Produktdetails
  • Verlag: Neckar-Verlag
  • Seitenzahl: 888
  • Deutsch
  • Abmessung: 240mm
  • Gewicht: 1264g
  • ISBN-13: 9783788308858
  • ISBN-10: 3788308850
  • Artikelnr.: 10177972
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2001

Für das Leben lernen
Neue Formen der Zusammenarbeit von Schule und Betrieb

Georg Rothe: Die Systeme beruflicher Qualifizierung Deutschlands, Österreichs und der Schweiz im Vergleich. Neckar-Verlag Villingen-Schwenningen 2001, 888 Seiten, 68 DM.

Das berufliche Bildungswesen wird nicht gut behandelt. Bescheiden nimmt sich die Literatur über Berufsfelder, traditionelle Lehrlingsausbildung, die weiterführende berufliche Bildung, das Zusammenwirken von Schulen und Betrieben im dualen System aus. Hier wirkt das Erbe Wilhelm von Humboldts nach. Die allgemeine Bildung als Ideal der neuhumanistischen Bewegung war ausdrücklich gegen die fach- und berufsbezogene Erziehung des Ancien régime gerichtet; das Band zwischen theoretischer und praktischer Bildung wurde gelöst. Es wäre verlockend, das allgemeinbildende mit dem berufsbildenden System zu vergleichen - Humboldt mit Kerschensteiner, den theoretischen Diskurs hier, den Praxisschwerpunkt dort. Ein solches Buch wäre noch zu schreiben. Aber auch die Entdeckungsreise, auf die Georg Rothe seine Leser führt, ist fesselnd genug. Der Verfasser entfaltet ein Panorama der beruflichen Bildung in den drei deutschsprachigen Ländern, ihrer Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Denn was einzigartig ist, kann man erst im Vergleich ermitteln. Nur so kann man die Stärken und Schwächen in der Wirklichkeit erkennen und der Politik zu vernünftigen Reformen verhelfen.

Rothe untersucht sechs Felder: Beruf und Bildung in Verfassungen und Konventionen, grundlegende Bildung und Berufsorientierung, berufliche Erstausbildung und Abschlüsse, Angebotsformen beruflicher Weiterbildung, Varianten betriebsgebundener Bildungsgänge. Schließlich gilt seine Aufmerksamkeit dem Ausbildungspersonal für Betrieb und Schule. Aufgelockert wird der systematisch gegliederte Band durch Beiträge von Fachgenossen.

Naturgemäß bedarf es feiner Instrumente, um die Unterschiede des beruflichen Bildungswesens in den drei Ländern im einzelnen zu erfassen. Das gelingt dem Autor mit einer beweglichen Kombination von statistischer Generalisierung und phänomenologischer Beschreibung - die Gestalt wird erfaßt, aber auch die Funktion; die für die Statik des Systems bedeutsamen Tatbestände in Schulen und Betrieben wie auch die Abläufe, die Veränderungspotentiale, die Dynamik des Ganzen. Im Licht des Vergleichs sieht manches früher zu Recht Gepriesene heute nicht mehr so einladend aus wie früher. Das gilt selbst für das ökonomisch bedeutsame Zentralstück, das den drei Ländern aus ihrer kulturellen Tradition gemeinsam ist: das duale System.

Rothe zeigt, daß sich die Zusammenarbeit von Schule und Betrieb neuen Herausforderungen stellen muß: Ausbildung ist längst keine so abschließende Vorgabe mehr wie in früheren, minder rasch sich verändernden Zeiten. Lebensbegleitendes Lernen ist heute keine beliebige Zukost mehr, sondern konstitutiv für die Berufsausübung. Längst ist auch die starre Arbeitsteilung Theorie (Schule) und Praxis (Betrieb) durch stärker übergreifende und verschmelzende Formen ersetzt worden (in der Schweiz und Österreich übrigens mehr als in Deutschland). Und endlich muß das duale System auf europäische Verhältnisse hin ausbilden - in der westlichen wie künftig in der östlichen EU.

HANS MAIER

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Was einzigartig ist, kann man erst im Vergleich ermitteln", schreibt Hans Meier. Deshalb wohl hat Georg Rothe das berufliche Bildungswesen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verglichen. In allen Ländern gibt es das "duale System", also Ausbildung plus Berufsschule. Der Autor hat sechs Felder untersucht, darunter "grundlegende Bildung und Berufsorientierung" und "Angebotsformen beruflicher Weiterbildung". Heraus kam folgende Bilanz: Das System muss reformiert werden, vor allem in Hinblick auf ein zusammenwachsendes Europa. Die Bedeutung der Ausbildung habe sich schließlich verändert, Theorie und Praxis seien verschmolzen. Eine "fesselnde Entdeckungsreise", findet Meier.

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