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Erhard Auer gelang eine steile Parteikarriere bis hin zum Landesvorsitz der bayerischen Sozialdemokraten (MSPD) am Ende des 1. Weltkriegs. Als Innenminister der Revolutionsmonate 1918/19 war er der entschiedenste Gegner Kurt Eisners in der Übergangsregierung. In der Weimarer Republik ständig im Kreuzfeuer der KPD und NSDAP und zugleich Angriffen seiner Parteifreunde ausgesetzt, blieb er bis 1933 der einflußreichste Parteifunktionär der bayerischen und bedeutender Politiker der deutschen SPD. Sein Kampf für den Erhalt der Weimarer Republik machte ihn zu einem der exponiertesten Gegner Hitlers.

Produktbeschreibung
Erhard Auer gelang eine steile Parteikarriere bis hin zum Landesvorsitz der bayerischen Sozialdemokraten (MSPD) am Ende des 1. Weltkriegs. Als Innenminister der Revolutionsmonate 1918/19 war er der entschiedenste Gegner Kurt Eisners in der Übergangsregierung. In der Weimarer Republik ständig im Kreuzfeuer der KPD und NSDAP und zugleich Angriffen seiner Parteifreunde ausgesetzt, blieb er bis 1933 der einflußreichste Parteifunktionär der bayerischen und bedeutender Politiker der deutschen SPD. Sein Kampf für den Erhalt der Weimarer Republik machte ihn zu einem der exponiertesten Gegner Hitlers.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rudolf Neumaier weißt Markus Schmalzls Biografie des bayerischen Sozialdemokraten Erhard Auer (1874-1945) zu schätzen. Dem Historiker ist seines Erachtens eine anschauliche Lebensbeschreibung des Politikers gelungen, die überzeugend in den zeitgeschichtliche Kontext des späten Kaiserreichs und der Weimarer Republik eingebettet ist. Schmalzl rekapituliert, wie sich Auer aus kleinen Verhältnissen nach oben gearbeitet hat, wo er als aufrichtiger Demokrat Zielscheibe von rechter wie von linker Seite wurde. Besonders hebt Neumaier hervor, dass der Autor die Legende, Auer habe eine Ausweisung Hitlers aus Bayern verhindert, als "infame Diskreditierung" entlarvt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2014

Ein Stratege des Ausgleichs
Feinde links und Feinde rechts: Das Leben des bayerischen Sozialdemokraten Erhard Auer
Politik war eine lebensgefährliche Angelegenheit im Bayern um das Jahr 1920. Der Sozialdemokrat Erhard Auer überlebte zwei Attentate, das erste im Februar 1919. Ein linksextremistischer Metzger namens Alois Lindner streckte ihn während der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Landtags nieder. Auer überlebte um ein Haar. Erst anderthalb Jahre später kehrte Auer in die Politik zurück. Beim zweiten Attentat, im Oktober 1921 mitten in München am Altheimer Eck, kamen die Schüsse von Rechtsextremisten – von Hitlers Leuten. Sie verfehlten ihn aber. Erhard Auer war von beiden Seiten Zielscheibe, von den Linken wie von den Rechten. Für einen unehelichen Dienstbotenbuben aus der niederbayerischen Provinz hatte er es ziemlich weit gebracht.
  Wenn Historisches an solchen Figuren entlang erzählt ist, liest sie sich oft eingängiger als manche Überblicksdarstellung. Dem Münchner Historiker Markus Schmalzl ist das mit seiner Auer-Biografie gelungen. Es ist die Geschichte eines politischen Strategen für Gerechtigkeit und Demokratie und zugleich eine Geschichte über das spätere Kaiserreich und Weimar. Auer kam 1874 in Dommelstadl bei Passau zur Welt, er starb im März 1945, ausgezehrt von Nachstellungen der Nationalsozialisten, Diabetes und einem Schlaganfall, in Giengen bei Karlsruhe – die Nazis hatten ihn aus Bayern fortgejagt.
  Wo Auer aufwuchs, ging es ungerecht zu. Die Bauern speisten ihre Knechte miserabel ab – und das in der Erntezeit. Er habe erlebt, wie „Fleisch auf den Tisch gesetzt wurde, dass die Würmer in der Suppe herumschwammen, und das nicht nur einmal“, schrieb Auer. Nach Erlebnissen wie diesen wurde der Bauernknecht zum Robin Hood: Er wiegelte seine Kollegen auf, sich gegen die Dienstherren zu organisieren. Wegen Gründung einer „gemeingefährlichen Organisation“ sperrte ihn das Bezirksamt Griesbach acht Tage ein. Da war er erst 15 Jahre alt. Fünf Jahre später ging er nach München und in die Politik. Als Assistent des großen bayerischen Sozialdemokraten Georg von Vollmar und als Neffe eines Reichstagsabgeordneten, vor allem aber mit viel Fleiß erarbeitete er sich schnell Einfluss und Funktionen. Markus Schmalzl beschreibt Auer als Pragmatiker der Tagespolitik, Ideologie war ihm allzu graue Theorie.
  Bei den Linken seiner Partei machte er sich viele Feinde mit seiner ewigen Suche nach Ausgleich und Kompromiss. Mal warfen sie ihm eine zu enge Verbindung zur Kirche vor, mal nahmen sie ihm seinen bürgerlichen Lebensstil übel. Dass er ein Dienstmädchen und eine Putzfrau beschäftigte, entsprach nun gar nicht ihrem sozialistischen Ideal. Politik war der reinste Irrsinn in dieser Zeit. Und lebensgefährlich war sie auch. Auer war nach 1921 nur noch mit Revolver unterwegs. Er baute eine Selbstschutztruppe auf, er ließ sie den Nahkampf üben und schickte sie auf Geländemärsche. Später floss die „Auergarde“, wie sie im Volksmund hieß, ins Bündnis „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ ein. Wie der Kampf gegen die Nazis ausging, ist bekannt. Erhard Auer rasierte 1933 erst mal seinen Spitzbart ab und tauchte ab.
  Noch postum wurde er attackiert, dann aber wiederum von einem Genossen aus der einstigen USPD, der behauptete, Auer habe im März 1922 eine Ausweisung Hitlers aus Bayern verhindert. Mehrere Hitler-Biografen griffen die Kolportage unhinterfragt auf. Der Auer-Biograf Schmalzl entlarvt sie als infame Diskreditierung. Womit Auer rehabilitiert wäre: Er hasste Hitler – und Hitler ihn.
RUDOLF NEUMAIER
Markus Schmalzl: Erhard Auer. Wegbereiter der parlamentarischen Demokratie in Bayern. Verlag Michael Laßleben, Kallmünz 2013. 592 S., 48 Euro.
  
  
  
Der Sozialdemokrat Erhard Auer (1874-1945) war der erste Innenminister des Freistaats Bayern.
Foto: Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl
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