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Ein Museumsdirektor wird tot aufgefunden, nackt, den Kopf in Beuys' Fettstuhl gekippt. Die Indizien sprechen eine scheinbar klare Sprache, doch bald öffnen sich dahinter dunkle Abgründe der menschlichen Seele.
Ein schauerlicher Mord in den Hallen der Kunst: In diesem herrlich bösen Spannungsroman lauert das Grauen hinter der Fassade der Unschuld.
Ein Spannungsroman aus der Reihe "Die Dunklen Seiten".
Geduldig lauert eine kranke Liebe auf den Tag der Erlösung: Viktor Escher sitzt beim Frühstück, als ihn die Nachricht vom Mord an seinem Schwager, dem Museumsdirektor Carlo Morwitz,
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Produktbeschreibung
Ein Museumsdirektor wird tot aufgefunden, nackt, den Kopf in Beuys' Fettstuhl gekippt. Die Indizien sprechen eine scheinbar klare Sprache, doch bald öffnen sich dahinter dunkle Abgründe der menschlichen Seele.

Ein schauerlicher Mord in den Hallen der Kunst: In diesem herrlich bösen Spannungsroman lauert das Grauen hinter der Fassade der Unschuld.

Ein Spannungsroman aus der Reihe "Die Dunklen Seiten".
Geduldig lauert eine kranke Liebe auf den Tag der Erlösung: Viktor Escher sitzt beim Frühstück, als ihn die Nachricht vom Mord an seinem Schwager, dem Museumsdirektor Carlo Morwitz, erreicht. Da der exzentrische Morwitz durch seine Pläne, das Museum in ein Zentrum für Happening- und Eventkunst umzuwandeln, die kunstinteressierte Öffentlichkeit polarisiert und auch durch seine Kontakte zur Schwulenszene für mancherlei Getuschel gesorgt hatte, überrascht sien gewaltsamer Tod kaum jemanden.

Escher führt seit dem mysteriösen Tod seiner Frau Cosima, Halbschwester des Ermordeten, ein zurückgezogenes Leben. Nun hofft er, durch den Tod von Carlo der Morwitzschen Familie wieder näher zu kommen, besonders seiner Schwägerin Margot, die den Tod ihrer Zwillingsschwester nie überwinden konnte und zusammen mit ihrer Cousine Linda bei Morwitz wohnt. In Margot glaubt er das Abbild Cosimas zu erkennen, mit ihr möchte er seine Existenz mit neuem Glanz erfüllen. Doch die Vergangenheit duldet keine Korrekturen...

Evelyn Grill entwirft ein spannungsgeladenes Szenario, in dem das Leben selbst Regie führt und das Verbrechen da verborgen ist, wo es niemand vermutet.
Autorenporträt
Evelyn Grill, geboren 1942 in Garsten, lebt als freie Schriftstellerin in Freiburg im Breisgau. Mehrere Romanveröffentlichungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.08.2007

Masochisten im Museum
„Schöne Künste”: Evelyn Grills Satire auf den Kulturbetrieb
Sie war schon über vierzig, als sie debütierte; regelmäßig erschienen Bücher von ihr erst, als sie die fünfzig überschritten hatte, und so richtig zur jugendlichen Schaffenskraft gefunden hat die in Oberösterreich geborene, seit zwanzig Jahren im Breisgau lebende Evelyn Grill nach ihrem sechzigsten Geburtstag. Da aber legte sie richtig los. Mit „Vanitas oder Hofstätters Begierden”, einem Roman, der die Vergänglichkeit durchaus nicht elegisch, sondern sarkastisch ins Auge fasst und das barock Fleischige mit asketischem Befremden untersucht, landete sie 2005 einen großen Erfolg. „Der Sammler”, im Jahr darauf, Studie eines pathologischen Charakters, der sich von nichts trennen kann, und Roman einer Gesellschaft, die auf dem rasanten Verschleiß, dem Prinzip Wegwurf gründet, hielt das Niveau: Diese Autorin weiß von Schönheit und Schmutz, von Kunst und Krankheit Geschichten zu erzählen, die geradezu schrecklich amüsant sind.
In der juvenilen Rasanz des siebten Lebensjahrzehnts legt Grill jetzt gleich zwei Bücher vor, bei Residenz erscheint die Erzählung „Wilma” aus dem Jahr 1994 noch einmal, und bei Langen Müller der Kriminalroman „Schöne Künste”. Ins Kriminalistische haben schon einige ihrer Bücher gewiesen, und so wird den Lesern manches unheimlich vertraut erscheinen: der reiche Dandy, der Tod und Verfall nicht zur Kenntnis nehmen möchte und statt mit seiner verstorbenen Frau mit deren lebensecht gestalteter Puppe diniert und den ehelichen Beischlaf vollzieht; der großbürgerliche Tyrann, der das Leben als das eigentliche Kunstwerk nimmt und um sich und seine Schwestern einen eigenen Kunststaat bildet; die Stützen der Gesellschaft, ein Panoptikum gescheiterter, von Neurosen beschädigter, geheimen Lastern ergebener Existenzen. Wie immer erzählt sie umso lakonischer, je exaltierter sich ihre Gestalten gerieren; geradezu ungerührt blickt sie auf das Desaster, das sie ihre Helden anrichten lässt.
In einer namenlosen Provinzstadt leitet Carlo Morwitz, der extravagante Schwule mit dem notorischen Totenäffchen auf der Schulter, „das interessanteste, das fortschrittlichste, das aufregendste Museum ganz Deutschlands”. Er verachtet die Maler, diese „Farbkleckser”, die immer noch Bilder malen und an die Wand hängen möchten, hat ihre Werke ins Depot verfrachtet und bietet der städtischen Elite statt der verschnarchten Malerei skandalträchtigen Aktionismus der zweiten oder dritten Wiener Schule. Eben präsentiert er in den ehrwürdigen Hallen das Gesamtkunstwerk Ganymed von Schmoizz, einen monströs fettleibigen Masochisten, der sich „nicht „darstellt”, sondern „zur Disposition” stellt: Mit Peitschen darf den Nackten, einen „riesigen, teigigen Fladen”, traktieren, wer immer das will – und viele wollen, die die moderne Kunst bisher für langweilig gehalten haben.
Wenig später ist Carlo Morwitz tot; in seinem Museum ist er offenbar von einem Strichjungen ermordet worden, und zwar – Evelyn Grill hat eine damenhafte Vorliebe für den Hautgout grindiger Angelegenheiten – indem der Gefesselte in das flüssige Fett gepresst wurde, das auf der Sitzfläche eines Originalstuhls von Beuys erhitzt worden war. „Das Fett, das Beuys der Legende nach das Leben gerettet hatte, hatte dem Museumsdirektor das Leben gekostet.” Der Stuhl, in dessen wieder gehärteter Sitzfläche sich das Antlitz des Erstickenden abzeichnet, wird bei Sotheby für eine Rekordsumme versteigert.
Stilbildende Neurosen
In der Satire auf den Kunstbetrieb kann man von Rudolph Moshammer bis zu Hermes Phettberg manche Gestalt des öffentlichen Lebens erkennen. Spannender ist, dass die Mechanismen dieses Betriebs aufgedeckt werden, die Allianz etwa, in der sich eine Kulturbourgeoisie, der die Kunst zu anstrengend ist, und eine Avantgarde finden, die beflissen die erwarteten Skandale produziert. Oder den Hass, der im sozialen Gefüge des Museums vom Direktor abwärts alle aneinanderkettet. Doch ist „Schöne Künste” nicht nur eine Auseinandersetzung mit den Trivialitäten zeitgenössischer Museumskultur. Vielmehr geht es um die gar nicht schöne Kunst, sich die Mitmenschen dienstbar zu machen, die eigenen Neurosen stilbildend werden zu lassen und seinen Leidenschaften mit eiskalter Berechnung zu frönen. In der Gestalt des Viktor Escher steht eine typische Gestalt Evelyn Grills im Zentrum des Geschehens. Ein Muttersöhnchen, das nicht zu arbeiten braucht und trotzdem immer reicher wird, sucht Escher die Welt ganz nach seinem Maß zu formen. Selbst den Tod glaubt er beherrschen zu können, indem er ihm einen aufwendigen Ästhetizismus des Alltags entgegenhält.
Das Geschehen ist ins bizarr Unwahrscheinliche übersteigert; so viele kuriose Volten werden geschlagen, dass wir zwar der Satire vergnügt folgen, aber am Ende kaum glauben, das alles könne womöglich auch mit uns zu tun haben. Überlebensgroß niederträchtig sind die in das Mordgeschehen verstrickten Figuren, allezeit verwerflich ihre Taten. Kein Mitleid hat man mit diesen monströsen Puppen, die Grill mit allen nur erdenklichen schlechten Eigenschaften ausgestopft hat, aber auch keine Verachtung empfinden wir für sie: Zu künstlich wirken sie, als dass sie uns beunruhigen könnten.KARL-MARKUS GAUSS
EVELYN GRILL: Schöne Künste. Roman. Langen Müller Verlag, München 2007. 256 Seiten, 18,90 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

So wie Karl-Markus Gauß loslegt und Evelyn Grill für ihre "jugendliche Schaffenskraft" rühmt, mag man nicht glauben, dass er am Ende doch noch zu einem eher kritischen Urteil über diesen Roman kommen könnte. Wie Grill ihre "Satire auf den Kunstbetrieb" in Szene setzt, findet Gauß amüsant und lehrreich zugleich, vermittelt die Autorin ihm doch die Funktionsweisen dieser Lebenswelt "überlebensgroß" und möglichst "ungerührt". Genau hier allerdings geht Grill offenbar einen Schritt zu weit. Ihre Figuren rühren auch den Rezensenten nicht, das Geschehen erscheint ihm unwahrscheinlich.

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