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"Alle grundlegenden Konflikte in einer Liebesbeziehung münden in das Thema Treue", so der Paartherapeut Wolfgang Krüger. 90 % der Bevölkerung wünschen sich Treue, aber jeder 2. geht fremd. Warum sind Menschen treu oder untreu? Und was kommt danach? Der Autor verdeutlicht anhand zahlreicher Beispiele die Prozesse der Untreue und gibt Orientierung für den eigenen Umgang mit der Treue. Denn zwei Drittel aller Beziehungen gehen nach einem Seitensprung kaputt. Also: besser vorher lesen!

Produktbeschreibung
"Alle grundlegenden Konflikte in einer Liebesbeziehung münden in das Thema Treue", so der Paartherapeut Wolfgang Krüger. 90 % der Bevölkerung wünschen sich Treue, aber jeder 2. geht fremd. Warum sind Menschen treu oder untreu? Und was kommt danach? Der Autor verdeutlicht anhand zahlreicher Beispiele die Prozesse der Untreue und gibt Orientierung für den eigenen Umgang mit der Treue. Denn zwei Drittel aller Beziehungen gehen nach einem Seitensprung kaputt. Also: besser vorher lesen!
Autorenporträt
Wolfgang Krüger ist Psychologe und Psychotherapeut mit den Schwerpunkten Ängste, Psychosomatik und Partnerschaft. Er publizierte mehrere erfolgreiche Bücher zu zentralen Themen von Liebesbeziehungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.2011

Treu sein, so sprach er, ich will es versuchen
Seitensprünge unter strenger Beobachtung: Der Psychotherapeut Wolfgang Krüger plädiert für Monogamie und bietet dafür einige Erfahrungen auf

Wolfgang Krüger ist ein Berliner Psychotherapeut mit langjähriger Erfahrung. Sein Buch über "Das Geheimnis der Treue" ist aber weniger konkret, als man es von einem solchen Autor erwarten würde. Er gibt sich eher philosophisch denn als erfahrungsreicher Empiriker. Krüger versucht, den Ehebruch, den Seitensprung, den Kurschatten, die Ehe zu dritt und alles, was sonst noch so in diese Schublade gehört, zu beschreiben, zu verstehen, auch zu erklären. Grundlage sind seine Erkenntnisse aus der Therapiepraxis und intensive Gespräche mit Freunden und Bekannten.

Es ist klar, dass er in seinem Beruf mit vielen Patienten zu tun hat, bei denen ein Mangel an Treue, sei es beim Partner, sei es bei ihnen selbst, seelische Wunden verursacht hat. Glückliche Menschen brauchen keine Hilfe. Insofern handelt es sich eher über ein Werk über die Untreue und ihren Preis als um eines über die Treue und ihren Genuss. Krüger malt hier ein Bild der Untreue, das zwar auf Lebenswirklichkeit basiert, aber er arbeitet dabei die wesentlichen Aspekte immer überdeutlich heraus. Dabei beschränkt er sich gleichzeitig auf die Standardsituation: Eine auf Dauer angelegte monogame heterosexuelle Beziehung, die wir kurz Ehe nennen wollen, wird durch einen heterosexuellen Seitensprung gefährdet. Die Einsichten, die er auf diesem Weg gewinnt, kann man freilich auch auf andere Konfigurationen übertragen. Die Affären des Herrn Kachelmann zum Beispiel lassen sich nicht exakt in ein solches Schema einordnen, aber es hätte ihm und seinen Freundinnen vielleicht auch nicht geschadet, das Buch zu lesen.

Krüger hat eine eindeutige Meinung. Er plädiert konsequent für die Treue, respektive dafür, lieber beherzt Schluss zu machen, wenn sich trotz ernsthafter Anstrengungen ein dauerhafter Zustand der Treue nicht wiederherstellen lässt. Seine Begründung dafür lautet, dass eine Partnerschaft ohne Treue auf Dauer nur Nachteile hat - für alle Beteiligten. Die glücklichsten Menschen leben demnach in einer Ehe mit treuen Gatten. Als Beispiel dienen die evangelischen Pfarrer, die zehn Jahre älter werden als ihre katholischen Kollegen. Mehrfach kritisiert werden die Studenten von 1968, die die offene Beziehung propagierten. Vielleicht hat er ja auch irgendwie recht: Wenn man alle über einen Kamm scheren will, dann gibt es wohl keine bessere Leitlinie als das sechste Gebot. Aber die paar glücklichen Sünder und ihre glücklichen Partner gehen vielleicht nie zum Psychotherapeuten.

Traurig ist, dass die Untreue hier fast immer nur über die Sexualität definiert wird. Aber das ist vermutlich nicht die Schuld des Autors, sondern die seiner Patienten und der anderen Interviewpartner. Wenn nicht gar die Schuld der ganzen Menschheit. Wir sind eine biologische Spezies, Sexualität, das ist die Affenebene. Natürlich sind wir zu 90 Prozent Affen, aber eigentlich geht es bei Treulosigkeit doch um den Bruch eines ausdrücklichen oder auch nur unausgesprochenen Versprechens, egal welcher Art. Man kann auch fremdgehen, indem man jeden Mittwoch mit dem Herrn Oberhauser aus der Aprilgasse Go spielt. Die Ratschläge des Buchs sind bei nichtsexueller Untreue genauso relevant wie im anderen Fall, der zugegebenermaßen der häufigste sein dürfte. Bemerkenswert ist aber immerhin, dass die Untreue in diesem Buch immer auch eine seelische Komponente hat. Über die Prostitution und ihre Spielarten redet der Autor gar nicht erst viel.

Jede Jeck es anders, so sagt man jedenfalls am Rhein vor dem One-Night-Stand. Krüger unterscheidet denn auch drei Varianten der Untreue. Erstens die Untreue, weil jemand sein angeschlagenes Selbstwertgefühl wiederherstellen will. Man fängt ein Verhältnis an, weil man sich beweisen will, dass man noch attraktiv ist. Zweitens die Untreue aus Angst vor Nähe. Man geht fremd, weil einem die real gelebte Liebe zu intensiv ist. Diese beiden Fälle lassen sich plausibel mit verstörenden Erlebnissen in der Kindheit erklären. Da kann der Tiefenpsychologe helfen, oder er fühlt sich zumindest in seinem Element.

Der dritte Fall ist der häufigste: der Ausbruch aus einer unglücklichen Ehe. Die Hauptursache für das Unglück muss dabei nicht bei dem treulosen Partner liegen. Da sollte man zunächst versuchen, die Beziehung zu retten. Krüger rät hier aber wie immer von der länger aufrecht gehaltenen Untreue ab, weil diese erfahrungsgemäß die Misere nur verschlimmere. Wichtig ist, dass der treue Teil sich nicht völlig für den anderen aufopfert: Man dürfe nie das eigene Interesse außer Acht lassen.

Nach Krüger kommen die Paare meistens zu spät in die Therapie, oft erst, wenn sich die Trennung fast nicht mehr vermeiden lässt. In vielen Fällen betreut er nur einen Partner und überlässt den anderen einem Kollegen, weil die Fronten schon zu verhärtet sind. Vorbeugende Kurse, in denen man gleich am Anfang lernt, wie man miteinander umgeht, ohne einander zu verletzen, helfen aber auch nicht viel. Nach fünf Jahren ist die Wirkung dahin.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass die Lektüre des Buchs eher deprimierend ist. Hier wird in immer wieder neuen Varianten geschildert, was alles schiefgehen kann. Die Lust aufs Heiraten kann einem dabei wirklich vergehen. Lesen sollte man das Buch nur, wenn man meint, ein einschlägiges Problem zu haben. Einen Diabetes-Ratgeber kauft man ja auch erst, wenn sich die Blutwerte verschlechtern: If it ain't broke, don't fix it. Jede zweite Ehe scheitert nicht - außer in Hollywood. Wenn Sie aber zu den anderen fünfzig Prozent gehören oder zu den mitbetroffenen Konkubinen oder Zweitmännern, dann hilft das Buch vielleicht bei der Schadensbegrenzung.

Krüger berichtet mehr qualitativ als quantitativ. Er ist kein Professor, der Daten produziert, sondern ein bezahlter Helfer. Vieles versucht er auch am Beispiel von Prominenten - etwa Albert Einstein, John F. Kennedy, Jean-Paul Sartre - oder Romanfiguren zu erklären, solchen von Honoré de Balzac über Theodor Fontane bis zu Robert James Waller.

Und wenn einem der Dr. Krüger zu streng und zu fordernd wird, dann darf man zwischendurch auch mal in den Garten gehen, der Sonne zuschauen, wie sie über Gerechte und Ungerechte scheint, und das alte Zarah-Leander-Lied "Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?" pfeifen. Das ist auch nicht verboten.

ERNST HORST

Wolfgang Krüger: "Das Geheimnis der Treue". Paare zwischen Versuchung und Vertrauen.

Kreuz Verlag, Freiburg 2010. 180 S., br., 14,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ganz leicht mokant klingt diese Rezension Ernst Horsts, der - wie durch Google zu erfahren ist - ein Mit-Donaldist des FAZ-Feuilletonchefs Patrick Bahners ist, sich sonst also mit ernsteren Dingen befasst. Aber er referiert das Buch doch treu und redlich und empfiehlt es all jenen, die irgendwie von Untreue betroffen sind. Denn ja, das Buch heißt "Das Geheimnis der Treue", befasst sich aber im wesentlich mit der Untreue in all ihren Varianten, so Horst, wobei Krüger allerdings von der "Standardsituation" des heterosexuellen Ehepaars ausgeht. Es gibt hier also nichts über bi- oder homosexuelle Abschweifungen und auch nichts über Prostitution. Alles in allem rät Horst zu dieser Lektüre - allerdings wie gesagt nur einem eingeschränkten Kreis: Wer treu ist, braucht es nicht. Und "glückliche Sünder" gehören auch nicht zum Adressatenkreis.

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