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Kritisch, klug und objektiv setzt sich die Russland-Expertin mit den gängigen Vorurteilen über die alte neue Weltmacht auseinander.
Russland ist dem Westen suspekt. Als ARD-Korrespondentin hat Gabriele Krone-Schmalz die Jahre des Umbruchs in der Sowjetunion miterlebt und die darauf folgende Entwicklung Russlands genau beobachtet. Sie weist auf die Diskrepanzen zwischen der russischen Realität und den Stereotypen in der westlichen Wahrnehmung hin. Sie stellt sich der Herausforderung, bewusste und unbewusste Verfälschungen im gängigen Russlandbild aufzuzeigen und scheut dabei vor zentralen…mehr

Produktbeschreibung
Kritisch, klug und objektiv setzt sich die Russland-Expertin mit den gängigen Vorurteilen über die alte neue Weltmacht auseinander.

Russland ist dem Westen suspekt. Als ARD-Korrespondentin hat Gabriele Krone-Schmalz die Jahre des Umbruchs in der Sowjetunion miterlebt und die darauf folgende Entwicklung Russlands genau beobachtet. Sie weist auf die Diskrepanzen zwischen der russischen Realität und den Stereotypen in der westlichen Wahrnehmung hin. Sie stellt sich der Herausforderung, bewusste und
unbewusste Verfälschungen im gängigen Russlandbild aufzuzeigen und scheut dabei vor zentralen Reizthemen wie Putins"gelenkter Demokratie", Energiepolitik, Pressefreiheit, Tschetschenien nicht zurück.
Autorenporträt
Gabriele Krone-Schmalz ist Professorin für TV und Journalistik an der Hochschule Iserlohn. Sie war von 19871991 Russland-Korrespondentin der ARD und moderierte anschließend bis 1997 den ARD-Kulturweltspiegel. Sie ist Mitglied im Petersburger Dialog und als eine der führenden Russland-Experten Deutschlands regelmäßig im Fernsehen zu sehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.03.2008

Das neue Ost-West-Gezerre
Ein schonungsloses Russlandbild, das Klischees vermeidet
Russland hat Konjunktur. Ein ganzer Stapel Veröffentlichungen will dem Leser helfen, Russlands stürmische politische Entwicklung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu verstehen. Dabei stehen sich zwei Lager gegenüber. Auf der einen Seite die Fraktion, die sich der harten und im besten Fall sachlichen Kritik des unter Wladimir Putin eingeschlagenen autoritären Kurses verschrieben hat. Auf der anderen Seite ist die Riege von Analysten, die ihre Kritik weicher verpackt und dem Westen und vor allem „den” Medien schlimmstenfalls eine anti-russische Haltung oder zumindest ein oberflächliches und klischeehaftes Russland-Bild vorwirft. Sie plädiert dafür, Russland mehr Verständnis entgegenzubringen.
Auch dem englischen Journalisten Edward Lucas, der seit 20 Jahren aus Osteuropa und derzeit für den Economist aus Moskau berichtet, wurde nach der Veröffentlichung seines neuen Buches, vor allem von russischer Seite, Schwarzmalerei vorgeworfen. Eine Veranstaltung von Radio Free Europe, auf der er seine Analyse vorstellte, begann er deshalb mit einem langen Monolog. Er betonte, dass er nicht von einem Kalten Krieg spreche, wie ihn die Welt beim Aufeinanderprall des Westens und der Sowjetunion bis 1990 erlebte, dass er Boris Jelzin und die 90er Jahre alles andere als erfreulich einstufe, dass er Michail Chodorkowski keineswegs für einen politischen Gefangenen halte und dass er unter Putin nicht die Zerstörung einer Jeffersonschen Demokratie und die Wiederherstellung der Sowjetunion sehen würde. Wer Lucas’ Buch gelesen hat, hätte all dies auch gar nicht annehmen können.
Lucas tritt mit einer durchaus provokanten These auf. Seinen neuen Kalten Krieg beschreibt er als ein Gezerre um Deutungshoheiten, Energieressourcen, politische Einflusszonen zwischen einem erstarkenden Russland auf der einen und einzelnen westlichen Nationen und supranationalen Organisationen auf der anderen Seite. Der Engländer ist kein plumper Polemiker, sondern ein scharfsichtiger Analytiker, dessen mitreißende sprachliche Verve zudem sein Buch zum intellektuellen Genuss macht. Bei aller Kritik hat er auch Verständnis für Russlands harte Herausforderungen nach dem Kollaps der Sowjetunion. Und er vergisst auch nie durchaus positive Entwicklungen wie die Einführung des einheitlichen Steuersatzes zu erwähnen.
In seiner Haltung allerdings bleibt er standfest. „Der Westen ist dabei, den neuen Kalten Krieg zu verlieren, kaum dass er ihn als solchen erkannt hat”, schreibt er. „Und der Widerstand ist bedenklich schwach.” Einen Grund dafür sieht er in der westlichen Wirtschaft, dessen Schwäche für russisches Geld er heftig kritisiert, dazu im Glauben an die freiheitlich-demokratischen Werte, der „im katastrophalen Krieg gegen den Terror” stark gelitten habe. „Solange wir nicht deutlich machen, dass wir an unsere eigenen Werte glauben”, folgert Lucas, „können wir uns nicht gegen die Subversion und Korruption wehren, die in unser Bollwerk der wirtschaftlichen und politischen Macht einsickern.”
Das ist keine neue Erkenntnis. Aber sie ist virtuos verpackt. Enttäuschend dagegen ist das Buch der ehemaligen ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz, die zwischen 1987 und 1991 in Russland arbeitete. Ihr geht es nicht um eine Analyse des postsowjetischen Russland, sondern sie will zeigen, wie sehr Klischees die deutsche Berichterstattung über Russland prägen. So viel Sympathie man auch für einen solchen Ansatz hat, so wenig Verständnis hat man für ihre undifferenzierte, pauschalisierende und anekdotenhafte Analyse auf diesem Feld. Zudem neigt sie bei ihrer Russland-Erörterung zur manipulativen Vereinfachung (Beispiel: Vergangenheitsbewältigung) und zur verwässernden Relativierung. So meint Krone-Schmalz, dass Gazprom nicht nur politische Absichten habe, wenn das Unternehmen die Gaspreise für die Ukraine oder Weißrussland anhebe. Sicher, aber der staatliche Gigant hat eben auch dezidiert politische Absichten – und genau das ist Anlass zur Kritik.
Das Buch endet mit einem krassen Fehlurteil des Alt-Dissidenten Boris Jefsejew. Der behauptet, die „wichtigste Opposition zu unseren nicht immer fähigen Regierenden (. . .) ist die jedoch wieder zu Wort (. . .) findende intellektuelle Front Russlands”. Das dürfte eher ein frommer Wunsch sein. Denn gerade die Intelligenzija ist im heutigen Russland, vorsichtig ausgedrückt, kaum von Bedeutung. Krone-Schmalz aber hindert dies nicht an ihrem trotzig-optimistischen Schlusssatz: „Das ist es, was in Russland geschieht.” INGO PETZ
EDWARD LUCAS: Der Kalte Krieg des Kreml. Wie das Putin-System Russland und den Westen bedroht. Riemann, München 2008. 414 Seiten, 19 Euro.
GABRIELE KRONE-SCHMALZ: Was passiert in Russland? Herbig, München 2007. 254 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ingo Petz hat zwei neue Bücher über das postsowjetische Russland gelesen, die er sehr unterschiedlich bewertet. Gabriele Krone-Schmalz' Darstellung des gegenwärtigen Russlands hat den Rezensenten maßlos geärgert, und er wirft der ehemaligen ARD-Korrespondentin eine beschönigende, geschichtsklitternde und allzu eindimensionale Sichtweise vor. Dabei gehe es der Autorin darum zu zeigen, dass die deutsche, überwiegend negative Berichterstattung über Russland viel zu klischeehaft sei. Demgegenüber versuche sie, ein positiveres Bild des heutigen Russlands zu zeichnen. Mitunter hat der Rezensent gar den üblen Eindruck, dass Krone-Schmalz mit ihren vereinfachenden Darstellungen bei Themen wie der russischen "Vergangenheitsbewältigung" ihre Leser manipulieren will und ihre "Relativierungen" beispielsweise der politischen Ziele des staatlichen Energiekonzerns Gasprom findet er alles andere als überzeugend.

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