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Constantius II., Sohn und Nachfolger des legendären römischen Kaisers Constantin der Große, lenkte etwa 25 Jahre lang die Geschicke des Römischen Reiches. Er vermochte sich gegen zahlreiche Widersacher durchzusetzen, stieß wichtige innenpolitische Reformen an, verteidigte die Grenzen an Rhein, Donau und Euphrat erfolgreich gegen Einfälle fremder Völker und förderte wie sein Vorgänger die christliche Glaubenslehre, die sich unter seiner Regierung als offizielle Religion des Imperium Romanum verfestigte. Er war der letzte Kaiser, der eine wirksame Herrschaft über das gesamte Römische Reich (Ost…mehr

Produktbeschreibung
Constantius II., Sohn und Nachfolger des legendären römischen Kaisers Constantin der Große, lenkte etwa 25 Jahre lang die Geschicke des Römischen Reiches. Er vermochte sich gegen zahlreiche Widersacher durchzusetzen, stieß wichtige innenpolitische Reformen an, verteidigte die Grenzen an Rhein, Donau und Euphrat erfolgreich gegen Einfälle fremder Völker und förderte wie sein Vorgänger die christliche Glaubenslehre, die sich unter seiner Regierung als offizielle Religion des Imperium Romanum verfestigte. Er war der letzte Kaiser, der eine wirksame Herrschaft über das gesamte Römische Reich (Ost und West) ausübte.

Eindrucksvoll schildert der Autor das dramatische Ringen zwischen weltlichen und geistlichen Machtansprüchen, das auf die späteren Machtkämpfe in Mittelalter und Neuzeit verweist.

Die Parteinahme Constantius´ II. für die christliche Kirche hat Maßstäbe gesetzt, an denen sich seine Nachfolger messen lassen mußten. Auf der Suche nach religiöser Einheit gab es kein Entrinnen aus der christlichen Kirche. Dadurch ist seine Regierungszeit epochemachend geworden. Denn die Entwicklung, die damit eingeleitet wurde, bestimmt die religionspolitische Landschaft Europas bis auf unsere Tage.
Autorenporträt
Pedro Barcelo, geboren 1950 in Vinaros/Spanien, ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Potsdam. Studium derf Geschichte und Germanistik in Freiburg; 1980 Promotion; 1986 Habilitation in Eichstätt. 1992 Ruf an die Universität Erfurt, seit 1993 lehrt er an der Universität Potsdam. Forschungsschwerpunkte: Karthago, spätantike Kultur- und Religionsgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2004

Kaiser der versiegten Quellen
Pedro Barceló sucht nach einem Rahmen für Constantius II.

Eine Trilogie wird vom Verlag versprochen, "die der Erforschung der constantinischen Dynastie gewidmet ist". Während die beiden Bände, die Constantin und Julian behandeln sollen und von Klaus Rosen verfaßt werden, noch ausstehen, liegt das Buch über Constantius II. nunmehr vor. Damit soll ein spätrömischer Kaiser, der zugegebenermaßen weniger Aufmerksamkeit gefunden hat als sein Vater Constantin (306 bis 337 nach Christus) und sein Cousin Julian (361 bis 363), stärker ins Licht gestellt werden.

Pedro Barceló, Professor an der Universität in Potsdam, will einerseits eine Kaiserbiographie bieten. Doch zeigt schon der Titel, daß er sich durchaus der Tatsache bewußt war, wie schwierig, wenn nicht sogar unmöglich dies ist. Tatsächlich ist das Buch der Versuch, Constantius in den Kontext seiner Zeit einzubinden, wie ja auch der Titel des Buches lautet. Denn für eine wirkliche Biographie dieses von 337 bis 361 das Römische Reich zuerst zusammen mit seinen Brüdern, dann von 350 an allein regierenden Herrschers fehlen wichtige Voraussetzungen in den Quellen. Das, was er tatsächlich gewollt, gar gesagt hat, ist uns weitgehend nicht überliefert. Denn selbst die Konstitutionen Constantius' II., die in nicht geringer Zahl in dem im Jahr 438 publizierten Codex Theodosianus überliefert sind, gewährleisten nicht, daß wir dort Constantius' Worte und die von ihm entwickelten Ideen fassen können. Zu wenig ist von den Verfahren bekannt, wie diese Erlasse im einzelnen zustande gekommen sind.

Die Hauptquelle für die gesamte Zeit jedoch, Ammianus Marcellinus, der einzige zeitgenössische Historiker, der umfassend über den größeren Teil der Regierungszeit dieses Kaisers berichtet, stellt ein fast unüberwindliches Hindernis dar, um das Handeln und die Persönlichkeit dieses Kaisers wirklich zu verstehen. Denn Ammianus ist nicht nur die Haupt-, sondern häufig die einzige Quelle für Constantius. Deshalb entkommt der heutige Historiker diesem Berichterstatter auch nicht, trotz dessen mit Händen zu greifender und allseits bekannter Voreingenommenheit. Denn er schildert Constantius zumeist in den düstersten Farben als schwachen, intriganten, von anderen abhängigen Herrscher. Ammians Bericht bildet dennoch unausweichlich die Grundlage für das, was wir wissen oder zu wissen meinen, und er muß gleichzeitig für die historische Kritik an seiner Berichterstattung herangezogen werden.

Es ist ein fast vergleichbares Dilemma wie für Tacitus, den Historiker der frühen Kaiserzeit. Dieses Dilemmas ist sich Barceló natürlich bewußt, doch gelingt es ihm so wenig wie anderen, einen generell einsichtigen Weg zu finden, um wenigstens die Fakten von den Wertungen des Historikers zu befreien und damit eine verläßlichere Basis für eine unbefangenere eigene Wertung zu gewinnen, zumal wenn es um die Analyse einer Person und ihres Handelns geht. Diese Kritik gelingt an einzelnen Stellen, wenn andere Quellen einen sicheren Ansatzpunkt für eine Korrektur des Bildes bieten.

Doch ist dies zuwenig, um eine in sich konsistente Darstellung der Persönlichkeit des Kaisers zu erreichen. Die Korrektur bleibt partiell und damit sehr unvollständig. Ein differenziertes und doch klares Bild dieses Herrschers, der, wie man schon immer wußte, eine wichtige Etappe auf dem Weg nicht nur zum Staatskirchentum, wie im Untertitel suggeriert, sondern auch zum Dualismus zwischen Staat und Kirche, zur zumindest theoretisch erkannten Trennung beider Sphären, repräsentiert, entsteht freilich nicht. Und das gilt selbst für seine Politik im ganzen.

Dies ist wohl auch dadurch bedingt, daß Barceló in sehr kleinen Schritten, fast in annalistischer Form, wie es freilich Ammianus vorgemacht hat, die einzelnen Abschnitte behandelt, wodurch zahlreiche Phänomene, eingebunden in den jeweiligen Kontext, an verschiedenen Kapiteln des Buches immer wieder erscheinen, ohne jemals einer Gesamtanalyse unterzogen zu werden: etwa Constantius' Verhältnis zur Aristokratie, zum Heer, zu seinen Verwandten, zur christlichen Kirche, zu anderen Religionen. Das gibt zwar Einblick in viele Details, die auch durchaus für manche Aspekte klärend wirken können. Aber eine Analyse der verschiedenen historischen Phänomene, mit denen Constantius konfrontiert wurde, kann auf diese Weise nicht gelingen.

Es bleibt eher bei einer detailreichen Beschreibung einzelner Abschnitte seiner Regierungszeit, doch die strukturellen Bedingungen, unter denen er agieren mußte und aus denen heraus sein gesamtes kaiserliches Handeln auch die spezifische Prägung erfuhr, werden als solche nicht im nötigen Umfang deutlich. Vielleicht hätte allerdings ein strafferes Lektorat die Potenz, die im Buch und in der Thematik steckt, zu einem überzeugenderen Ergebnis führen können.

WERNER ECK

Pedro Barceló: "Constantius II. und seine Zeit". Die Anfänge des Staatskirchentums. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2004. 276 S., Abb., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.08.2004

Der verkannte Kaiser wäre gerne ein Sohn Gottes gewesen
In der leidigen Auseinandersetzung über die Gottebenbildlichkeit Christi lag auch machtpolitischer Zunder: Pedro Barcelós Buch über Constantius II.
Trotz seiner relativ langen Herrschaft, vom Tode seines Vaters Constantins des Großen 337 bis zu seinem eigenen Tod im Jahr 361, gehört Constantius II. zu den wenig profilierten Kaisern des Römischen Reiches. Zunächst regierte Constantius der II. als Augustus die Ostprovinzen, bis er nach dem Tod seines Bruders Constantins II. 340 der mächtigste Mann des gesamten Römischen Reiches wurde. Es gibt nur wenige zuverlässige Quellen zu seiner Person, und wenn, waren es seine Gegner aus Politik und Kirche, die ihn als schwachen Herrscher und Verfolger des wahren Glaubens zeichneten. Noch der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts galt Constantius II. aufgrund seiner brutalen Züge als Vorläufer des orientalischen Despotismus. Der Potsdamer Historiker Pedro Barceló nennt ihn deshalb den „verkannten Kaiser”. Der wenig ergiebigen Quellenlage zur Person des Constantius ist es wohl geschuldet, dass allerdings auch in dieser faktenreichen Darstellung weniger ein Bild des Kaisers als vielmehr eines der Ereignisse gezeichnet ist, die das Handeln des Herrschers mehr regieren als umgekehrt. Wie schon der Untertitel der Darstellung nahelegt, kommt dabei vor allem der Religions- und Kirchenpolitik eine zentrale Bedeutung zu.
Die Herrscherzeit von Constantius II. liegt in der Formationsepoche des kirchlichen Christentums. Unter seinem Vater war die Verfolgung der Christen beendet und ihnen Religionsfreiheit zuerkannt worden. Die berühmte „Constantinische Wende” bahnte der Zusammenarbeit von Staat und Kirche den Weg. Doch stritten die Christen heftig untereinander. Im Zentrum der Zwistigkeiten stand die Frage, wie das Verhältnis von Gott, dem Vater, und Christus, dem Gottessohn, zu verstehen sei. Wenn Gott der eine unerzeugte Erzeuger ist, wie können dann Christus göttliche Attribute beigelegt werden? Wenn aber Christus nicht selbst Gott ist, wie kann er dann Erlöser der Menschen sein?
Es bildeten sich große Parteien heraus: Die Arianer, benannt nach dem Presbyter Arius, verfochten die Auffassung, Christus sei lediglich nachgeordnetes Geschöpf des einzigen Gottes, wogegen sich eine alexandrinische Partei verwahrte, die eine möglichst große, allerdings nicht exakt definierte Nähe von Gott und Christus annahm. Wurde unter Constantin Arius als Ketzer verurteilt, wollte Constantius II. den Arianismus durchsetzen. Dazu muss man sich klarmachen, dass es bei diesen Streitigkeiten längst nicht nur um Glaubensfragen, sondern genauso sehr um politische Machtfragen ging. Die Religion wurde zur Mobilisierung der Massen instrumentalisiert.
Werden die religiösen Wahrheitsdiskurse so als politische Machtdiskurse begriffen, entwirft Barceló eine interessante These: Wenn nämlich die Arianer behaupteten, Christus sei ein Gott nachgeordnetes, durch seine besonderen sittlichen Taten aber herausragendes Geschöpf, konnte der Kaiser ebenfalls durch seine machtvollen Taten an eine vergleichbare Stelle rücken. Der christliche Kaiser spekulierte auf einen sakralen Rang und hoffte so auf Einigung des Reiches. Zwar setzte sich in der christlichen Lehre schließlich die Position des antiarianischen Bischofs Athanasius durch, der unter Betonung der göttlichen Erlöserkraft die Gottebenbildlichkeit Christi restituierte, doch war es nach Barceló die von Constantius entworfene Konzeption eines „Imperator Christianissimus”, die das Zukunftsmodell eines römischen Kaisertums bereitstellte.
FRIEDEMANN VOIGT
PEDRO BARCELÓ: Constantius II. und seine Zeit. Die Anfänge des Staatskirchentums. Klett-Cotta, Stuttgart 2004. 276 Seiten, 25 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Weder Constantius II. noch seine Zeit lernt man bei der Lektüre richtig gut kennen, findet Werner Eck. Zugegeben: Für das eine der beiden Projekte, die Biografie, sei die Quellenlage wahrscheinlich zu schlecht - es ist wenig Material überliefert, und wenn, dann stammt es meist aus der Feder ein und desselben zeitgenössischen Historikers, Ammianus, und der war Constantius gegenüber voreingenommen. Dennoch: Auch wenn man Pedro Barcelo diese ungünstigen Voraussetzungen zugute hält, hat er nach Ansicht des Rezensenten wenig überzeugend gearbeitet. Das betreffe vor allem den zweiten Teil der gestellten Aufgabe, die Einbindung der Person des spätrömischen Kaisers in den Kontext seiner Zeit. Eck kritisiert insbesondere die kleinteilige Vorgehensweise des Potsdamer Historikers, die zur Folge habe, dass Grundsätzliches - "etwa Constantius' Verhältnis zur Aristokratie, zum Heer, zu seinen Verwandten, zur christlichen Kirche, zu anderen Religionen - im jeweils Speziellen untergehe. So entstehe zwar eine detailreiche Studie, aber leider kein "differenziertes und doch klares Bild dieses Herrschers". Vielleicht, so der Rezensent abschließend, hätte ja eine "strafferes Lektorat" geholfen.

© Perlentaucher Medien GmbH