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Johann Friedrich Cotta (1764-1832) ist der bedeutendste Verleger der Goethezeit. In nur wenigen Jahren machte er seinen Verlag mit Autoren wie Goethe, Schiller, Hölderlin, Jean Paul, Herder, Varnhagen von Ense, Alexander von Humboldt, Fichte, Schelling oder Hegel zum führenden Verlag der deutschen "Nationalliteratur" und zum größten Universalverlag seiner Zeit. Zum ersten Mal wird nun die Entwicklung des Cotta-Verlags unter seiner Leitung in einer Bibliographie erschlossen. In insgesamt 2.246 Einträgen ist hier jede Ausgabe oder Auflage eines bei Cotta erschienenen Werks verzeichnet.
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Produktbeschreibung
Johann Friedrich Cotta (1764-1832) ist der bedeutendste Verleger der Goethezeit. In nur wenigen Jahren machte er seinen Verlag mit Autoren wie Goethe, Schiller, Hölderlin, Jean Paul, Herder, Varnhagen von Ense, Alexander von Humboldt, Fichte, Schelling oder Hegel zum führenden Verlag der deutschen "Nationalliteratur" und zum größten Universalverlag seiner Zeit. Zum ersten Mal wird nun die Entwicklung des Cotta-Verlags unter seiner Leitung in einer Bibliographie erschlossen. In insgesamt 2.246 Einträgen ist hier jede Ausgabe oder Auflage eines bei Cotta erschienenen Werks verzeichnet.

Die Bibliographie wurde 2006 von der International League of Antiquarian Booksellers (ILAB) anlässlich der alle vier Jahre stattfindenden Vergabe des ILAB Prize for Bibliography mit einer "Honourable Mention" ausgezeichnet.

Die Cotta-Verlagsbibliographie erhielt auch den 10. ANTIQUARIA-Preis für Buchkultur 2004.
Autorenporträt
Bernhard Fischer, geb. 1956, studiert Deutsche Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte. Seit 1992 ist er als Leiter des Cotta-Archivs im Deutschen Literaturarchiv Marbach tätig.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als einen der bedeutendsten Verlage des 19. Jahrhundert, vergleichbar dem heutigen Suhrkamp-Verlag, beschreibt der "rbl" zeichnende Rezensent den Cotta-Verlag. Unter der Regie Johann Friedrich Cottas, von Zeitgenossen der Napoleon unter den Buchhändlern genannt, wurde der Verlag zu einer Institution, der die größten Autoren der Zeit - Goethe, Schiller, Hölderlin, Herder, Humboldt - publizierte, weiß der Rezensent. Zu seiner Freude gewähren die in Bernhard Fischers "Chronologischer Verlagsbibliographie" aufgeführten und "minuziös" bibliographierten und kommentierten 2.200 Titel aus der Zeit von 1787 bis 1832 einen "ganz neuen Blick auf die Entwicklung des Verlags" und fügen sich obendrein zu einem "geistesgeschichtlichen Panorama der Goethe-Zeit". Zudem zeichnet sich Fischers Bibliographie nach Einschätzung des Rezensenten durch eine "informative Verlagsgeschichte", zahlreiche Faksimiles und einen "vorzüglichen Registerband" aus.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.12.2003

Mit Geklingel in den Lärm der Epoche
Ein Findebuch, ein Standardwerk, ein hinreißender Schmöker: Bernhard Fischers Bibliographie des Cotta Verlags
Es gibt noch Bibliographen in Deutschland. Einer von ihnen heißt Andreas Fischer, ist Leiter des Cotta-Archivs im Deutschen Literaturarchiv in Marbach und hat jüngst nach jahrelangen Vorarbeiten sein opus magnum vorgelegt: das chronologisch geordnete Verzeichnis aller Bücher, Zeitschriften, Almanache, Zeitungen und graphischen Werke, die zwischen 1787 und 1832 im Cotta Verlag erschienen sind. Erfasst sind auch die Bücher, die der Verlag lediglich in Kommission hatte, und diejenigen, die angekündigt waren, aber nicht erschienen.
Um es vorweg zu sagen: Dieses dreibändige, von einem vorzüglichen Register erschlossene Kompendium ist eines der besten Findebücher zur Literatur der Goethezeit, ein Standardwerk der deutschen Verlagsgeschichte und überdies ein Schmöker, über dem ins Träumen geraten kann, wer für die Magie von Titeln und von Daten empfänglich ist, die auf die Gestalt und die Schicksale von Büchern hindeuten.
Als Johann Friedrich Cotta am 1. Dezember 1787 die von seinem Vater auf Kredit gekaufte Buchhandlung übernahm, deutet wenig auf seinen künftigen Ruhm als „Verleger der deutschen Klassiker” und „Napoleon” der Buchhändler hin. Goethe befand sich gerade auf seiner Italienreise, und es sollte noch ein Jahrzehnt dauern, bis Schiller den Kontakt zwischen Cotta und Goethe arrangierte. Das intellektuelle Leben am Verlagsort Tübingen lag im Schatten der Stuttgarter Karlsschule, die Beziehungen zwischen dem süddeutschen Buchhandel und dem tonangebenden Leipziger Buchhandel waren eher gespannt, den publizistischen Aufschwung der norddeutschen Aufklärung, ob in Hamburg oder Göttingen, konnte man als finanzschwacher Tübinger Buchhändler nur mit Neid betrachten. In einem klaren, knappen Überblick zeichnet Fischer einleitend den Aufstieg Cottas vor dem Hintergrund der Lösung des Buchhandels von den Messen, der Explosion des Marktes in den neunziger Jahren und des Trends zur Aufwertung der Periodika gegenüber den Monographien nach.
Weder die strategische Entgrenzung der anfänglichen Regionalbindung des Verlages noch der Brückenschlag von den Traditionsdisziplinen Theologie und Rechtswissenschaften zur schönen Literatur, zur historisch-politischen und zur naturwissenschaftlichen Publizistik wäre ohne Cottas Talent zur Symbiose mit den intellektuellen Eliten seiner Zeit möglich gewesen. Diese Verlagsbibliographie belegt en détail, was Fischer einleitend in die Formel fasst, Cottas expandierendes Unternehmen sei ebenso sehr „Ausdruck wie Agent einer literarischen, politischen und wissenschaftlichen Revolution”.
Johann Friedrich Cotta starb Ende Dezember 1832, im selben Jahr wie Goethe. Das hat die Neigung befördert, seinen Verlag vor allem als Klassikerverlag wahrzunehmen, in dem Goethe, Schiller, Herder, Alexander von Humboldt, Jean Paul – und einmal, eher zufällig, auch Kleist – publizierten. Aber Fischer stapelt nicht hoch, wenn er seine Bibliographie „eine Sondage” nennt, „ die Aussagekraft für das gesamte Buchwesen der Goethezeit hat”. Sie ist dies nicht nur, weil sie durch Auflagenhöhen und Absatzzahlen Maßstäbe für die Deutung der Zahlen anderer Verlage wie Göschen oder Metzler bereitstellt. Sondern vor allem, weil sie die alte Frage beantworten hilft, was eigentlich die Deutschen lasen, während ihre Klassiker schrieben. Dies tut sie dadurch, dass sie systematisch und Jahr für Jahr die Bücher und Zeitschriften in gesonderten Rubriken erfasst und dabei überaus reichhaltiges Anschauungsmaterial zu dem Befund liefert, dass die Zeitschriften, Almanache und Zeitungen das ökonomische Rückgrat des Verlages bildeten.
Das Zugpferd Morgenblatt
Wer nur die Geschichte der „Horen” kennt, wird das nicht glauben mögen. Denn die waren bekanntlich ein finanzielles Desaster. Aber eben darin liegt die Pointe und unabweisbare Lehre dieser Bibliographie: Sie demonstriert mustergültig die Ausnahme- und Sonderstellung, die das Zeitschriftenprojekt des zur Klassik entschlossenen Schiller und seines Weimarer Kompagnons Goethe in Cottas Verlag innehatte. Denn Cotta war zum einen klug genug, dem Aufstieg der Unterhaltungsliteratur durch eine Fülle von Almanachen, Taschenbüchern für Pferdeliebhaber etc. Rechnung zu tragen, die im „Morgenblatt für gebildete Stände” ihr Zugpferd fanden.
Und er war zum anderen Citoyen genug, um seinen Verlag zu einem europäischen Echoraum der Erschütterungen der napoleonischen Ära zu machen. Man kann das in dieser Bibliographie erkennen, weil den Standortvermerken, Angaben zu Satz ( Antiqua, Fraktur etc.) und Format auch Inhaltsverzeichnisse aller „Politischen Annalen”, „Französischen Miszellen”, „Englischen Miszellen” etc. beigefügt sind.
So ist diese Bibliographie im Blick auf die Periodika nicht nur Findebuch, sondern zugleich Fundgrube der Kriegs-, Verfassungs-, Wissenschafts- und Kulturgeschichte. In unüberbietbarer Konkretion macht sie die „Goethezeit” als Ära revolutionärer Beschleunigung und Dramatisierung der Geschichte begreifbar. Gibt es einen Schriftsteller in Deutschland, der das Material für einen Desillusionsroman über Cottas Napoleonbegeisterung aufgreift?
Die „Horen” mögen der Ursprung der „unpolitischen” Klassik gewesen sein, ein Manifest der Distanzierung vom Schlachtenlärm der Epoche zugunsten der ästhetischen Erziehung. Der Cotta Verlag war es gewiss nicht. Auch wenn er so wunderbare Zeitschriften herausbrachte wie den „Karfunkel oder Klingklingel-Almanach. Ein Taschenbuch für vollendete Romantiker und angehende Mystiker. Auf das Jahr der Gnade 1810”.
Zum Glück gibt es Verlage, die so etwas mit der gebotenen Sorgfalt drucken und überdies mit eingehefteten Faksimiles aus dem Verlagsarchiv ansprechend ausstatten.
LOTHAR MÜLLER
BERNHARD FISCHER: Der Verleger Johann Friedrich Cotta. Chronologische Verlagsbibliographie 1787-1832. Aus den Quellen bearbeitet. K.G. Saur Verlag, München 2003. Band 1: 1787-1814. Band 2: 1815-1832. Band 3: Register. 1003, 998 und 312 Seiten, zus. broschiert 168 Euro, gebunden 248 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.07.2004

Schwungrad des Geistes
Die Bücher-Bilanz des Verlegers Johann Friedrich Cotta

Literatur, daran darf gelegentlich erinnert werden, war und ist auch ein Faktor des Wirtschaftslebens, ein "Geschäft". Ihr geistiges Leben mag noch so ätherisch und autonom sich dünken, zu seiner fortwährenden Existenz und Wirksamkeit bedarf es jederzeit handfester materieller und ökonomischer Grundlagen. Zahllose Autoren verspürten das am eigenen Leibe.

Man schlage nur einmal bei Gottfried Keller nach. Just während er seinen "grünen Heinrich" in Münchner Studentenzirkeln Hungers leiden läßt, kommt der Roman auf die bewundernswerte Karriere Friedrich Schillers zu sprechen, der durch den "leiblichen Nutzen" seiner Geistesprodukte "ein Beispiel wirkungsreicher Arbeit" gegeben habe. So richtig ertragreich sei der auf Schillers Genie gegründete Betrieb zwar erst nach dessen Tode geworden, dann aber habe die "ungeheure Vervielfältigung dieser Werke" einen gewaltigen Produktionsapparat in Schwung gebracht. "Welch eine Menge von Papiermachern, Papierhändlern, Buchdruckersleuten, Verkäufern, Laufburschen, Kommentatoren der Werke, Lederhändlern, Buchbindern verdienten und werden ihr Brot noch verdienen", ereifert sich Kellers Rückblick auf das heroische Zeitalter der deutschen Klassiker.

Der leicht ironisch getönte Enthusiasmus, mit dem das spätere 19. Jahrhundert dem wirtschaftlichen Nachleben des übermächtigen Schiller Tribut zollte, kommt nicht von ungefähr. Weist doch der postume Siegeszug der Schiller-Ausgaben ins Zentrum jener kurzen, aber folgenreichen Blütezeit deutschen Geisteslebens um 1800, die sich im nachhinein als Eintritt in die zweischneidige Kommerzialität der bürgerlichen Lesekultur erweisen sollte. Goethe und Schiller, die Weimarer Dioskuren, warfen ihre langen Schatten auf die Nachwelt mit Hilfe großangelegter, neuartig konzipierter Werkausgaben, an deren flächendeckender Verbreitung sich zugleich die mediale, rechtliche und wirtschaftliche Modernisierung des Literaturbetriebs abzeichnete.

Wenn die zahlreichen Publikationen und Projekte Schillers in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts die Drehscheibe eines im Entstehen begriffenen literarischen Marktes bildeten, so war sein Verleger Cotta deren nimmermüdes Schwungrad. Mit gerade einmal dreiundzwanzig Jahren hatte Johann Friedrich Cotta aus Tübingen 1787 die väterliche Buchhandlung übernommen und binnen weniger Jahre aus einem angeschlagenen Familienbetrieb zu einem expandierenden, in vielerlei Geschäftsbereichen engagierten Verlagsunternehmen umgewandelt, das er bis zu seinem Tode 1832 auf vorsichtigem, aber stetigem Wachstumskurs halten konnte.

Johann Friedrich Cotta war der bedeutendste Verleger seiner Zeit, und mehr noch: Er war als kreativer und phantasievoller Organisator eine treibende Kraft des Entstehens einer deutschen Nationalliteratur. Zu diesem Urteil kommt Bernhard Fischer, Leiter des Marbacher Cotta-Archivs, in seiner akribisch zusammengestellten, aus den Quellen recherchierten Verlagsbibliographie der Ägide J. F. Cottas; und wer in den schweren, großformatigen Dünndruckbänden die schier endlosen Reihen klangvoller Namen und Werke Revue passieren läßt, kann dieser Einschätzung nur beipflichten. Die sogenannte Goethezeit oder Kunstperiode, jene vier Dekaden also zwischen Französischer Revolution und dem Sterbejahr Goethes (und Cottas) - im Lichte dieses Bücherverzeichnisses erweisen sie sich schlichtweg als die Epoche des Cotta-Verlages.

Nachdem zu Göschen und zur Metzlerschen Buchhandlung bereits chronologische Verlagskataloge vorliegen, sind mit den Verlagsaktivitäten Johann Friedrich Cottas nun die entscheidenden Produktions- und Vertriebsorgane der deutschen Klassik dokumentiert. Gewiß nicht die schlechteste Art, Literaturgeschichte zu schreiben. In den spröden Datenkolonnen dieser sorgsam kommentierten Bibliographie verbergen sich Hunderte von zeitlosen Meisterwerken, aber auch grundstürzende epochale Umbrüche.

Anhand des chronologisch voranschreitenden Verzeichnisses der Bücher, Graphiken, Periodika und Kommissionstitel wird die in mehreren Schüben sich vollziehende Erweiterung der Verlagsaktivitäten nachvollziehbar. Indem Fischer auch Neuauflagen und Teilausgaben vollständig anführt, Auflagenhöhen und Preise verzeichnet, werden die Steigerungsraten des jährlichen Umsatzes und Druckvolumens deutlich. Die Angaben zu den Rezensionen und (meist illegalen) Nachdrucken, die Cottas Publikationen erfuhren, belegen zudem den institutionellen Machtzuwachs des Unternehmens, dem 1803 der "Durchbruch zum nationalen Großverlag" gelang.

Worin lagen die Gründe für Cottas enorme Produktivität? Zunächst mußte es sein schwäbischer Geschäftssinn mit einer mehrfach benachteiligten Ausgangslage aufnehmen: In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die wirtschaftliche und kulturelle Infrastruktur in den wohlhabenden Bürgerstädten Norddeutschlands sehr viel weiter entwickelt als im klerikal geprägten agrarischen Süden. Zudem waren die Vertriebsstrukturen für Bücher erheblichen regionalen Restriktionen unterworfen, die Handelswege und Erscheinungsrhythmen fest an die Leipziger Messetermine gebunden. Viele dieser überkommenen Hemmnisse gerieten um die Jahrhundertwende in Auflösung, nicht zuletzt durch Impulse aus dem revolutionären Frankreich. Als einer der ersten übernahm Cotta das dortige Urheberrecht von 1793, das den Autoren auf Lebenszeit die Vervielfältigungsrechte sicherte. Er unterschied zwischen unveräußerlichen Urheber- und verhandelbaren Verwertungsrechten und umwarb seine Autoren durch großzügige Honorare und flexible Vertragsangebote.

Aus dem Ende 1793 geknüpften Kontakt zu Schiller gingen im folgenden Jahr die Gründung der "Horen" und später die Übernahme des Musen-Almanachs hervor. Dank Cottas Generosität konnte Herausgeber Schiller hier nahezu alles versammeln, was Rang und Namen hatte. Der immense Produktivitätsschub deutscher Literatur innerhalb des Jahrzehnts zwischen 1795 und 1805 ist vornehmlich auf die historisch einmalige Konjunktur der überwiegend bei Cotta erschienenen Periodika, Almanache, Kalender und Taschenbücher zurückzuführen. So hatte Goethe auf Schillers Einladung hin den Novellenzyklus der "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten" für die "Horen" entworfen; dezidiert bediente er dieses Organ der neuen Zusammenarbeit mit einem medienadäquaten Erzählstoff, dessen sequentielle Episodenform sich gut in Fortsetzungen aufteilen ließ.

Die ökonomische Bilanz der "Horen" freilich war einigermaßen ruinös, die Startauflage von 1800 Exemplaren mußte mehrfach nach unten korrigiert werden. Gleichwohl ergaben sich aus diesem Projekt der für Cotta langfristig lukrative Kontakt zu Goethe sowie die für weitere Expansionspläne so wichtige Marktpräsenz in Leipzig und Jena. Sehr rasch hingegen zahlte sich die Verbindung mit Ernst Ludwig Posselt aus, der für Cotta die "Europäischen Annalen" herausbrachte und die politische Publizistik zu einem der führenden Verlagsfelder machte. In den bewegten Zeiten der Koalitionskriege und des Aufstiegs Napoleons war das Leserinteresse für politische, geographische und militärische Themen sprunghaft angestiegen. Cotta profitierte hiervon und beförderte seinerseits die Herausbildung einer "öffentlichen Meinung" in Deutschland.

Lange Zeit dem profranzösischen Kurs Posselts nahestehend, ergriff Cotta angesichts der von Napoleon eingeführten Zensurmaßnahmen und Schutzzölle im Herbst 1814 als Deputierter des Wiener Kongresses Partei für die Freiheit des deutschen Buchhandels. Daß dieser längst in eine existentielle Notlage geraten war, zwang Cotta bei einem seiner prominentesten Autoren zu schmerzlichen Sparmaßnahmen. Die aufwendige französisch-deutsche Parallelausgabe von Alexander von Humboldts amerikanischem Reisewerk mußte 1810 abgebrochen werden. Statt dessen erschien nur eine um den gelehrten Fußnotenapparat gekürzte Wiedergabe der erzählenden Teile in billigem Oktav.

Erst nach 1819 war die Krise überwunden. In Cottas Programm wurden Prachtwerke zur Kunstgeschichte, Archäologie und Architektur Griechenlands und Kleinasiens aufgenommen, deren Ästhetik den Übergang von der landschaftlichen Bildtradition der pittoresken Reise zur konstruktiven Genauigkeit des naturwissenschaftlichen Zeitalters herstellte. Mit dem Ankauf zweier dampfkraftgetriebener Schnellpressen für seine Augsburger Druckerei stellte der Verleger einmal mehr die Zeichen auf Modernisierung.

Wie die als Faksimile beigefügten Druckberichte und Kalkulationen des Jahres 1825 belegen, setzte der gewaltige Druckausstoß der neuen Maschinen Rationalisierungseffekte frei, die vor allem bei großen Auflagen ins Gewicht fielen. Den hohen Investitionskosten für die beiden Pressen und die Dampfmaschine standen dramatisch gesunkene Lohnkosten gegenüber. Wo nun sechs ungelernte Knaben das Papier anlegten und die bedruckten Bogen abnahmen, hätten zuvor 32 Drucker an 16 Handpressen für dieselbe Arbeit bezahlt werden müssen. Von Stund an wurde Literatur buchstäblich unter Hochdampf produziert. Die Ideenwelt der deutschen Klassiker war im Industriezeitalter angekommen.

ALEXANDER HONOLD

"Der Verleger Johann Friedrich Cotta". Chronologische Verlagsbibliographie 1787 bis 1832. Herausgegeben vom Deutschen Literaturarchiv. Bearbeitet von Bernhard Fischer. Verlag K. G. Saur, München 2003. 3 Bde., zusammen 2313 S., geb., 248,- [Euro].

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"Dieses dreibändige, von einem vorzüglichen Register erschlossene Kompendium ist eines der besten Findebücher zur Literatur der Goethezeit, ein Standardwerk der deutschen Verlagsgeschichte und überdies ein Schmöker, über dem ins Träumen geraten kann, wer für die Magie von Titeln und von Daten empfänglich ist, die auf die Gestalt und die Schicksale von Büchern hindeuten."
Süddeutsche Zeitung, München, 12.12.2003

"Bernhard Fischers Veröffentlichung stellt alles in den Schatten, was an bibliografischer Recherche bisher möglich war. [...] Für die buchgeschichtliche Forschung der Goethezeit ist dieses Wunderwerk einer Verlagsbibliografie ein anregendes, hoffentlich Spezialforschungen nachziehendes Quellenwerk."
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Frankfurt/M., Heft 1, 2. Januar 2004

"Aus dieser gigantischen Fülle von Namen, Daten, Fakten lassen sich für interessierte Leser alle erdenklichen Informationen gewinnen [...]. Dahinter allerdings eröffnet sich eine weite Welt [...]"Stuttgarter Zeitung, Nr. 93, 23.4.2003

"Wie könnten sich da der Rezensent von IFB der Bewunderung entziehen? Sie gilt gleichermaßen sowohl dem Bibliographen, [...] der in nur "fünf , sechs" Jahren etwas zustande gebracht hat, an dem andere Jahrzehnte sitzen würden, als auch der Qualität und der Informationsdichte seiner Bibliographie über den "erfolgreichsten Verleger der Goethezeit"." (Informationsmittel für Bibliotheken, Stuttgart, Heft 1, 2004)

"Bernhard Fischer hat mit der Bibliographie des Cotta-Verlags ein Nachschlagewerk vorgelegt, das es in dieser Genauigkeit und Ausführlichkeit in Deutschland noch nicht gegeben hat. Es ist den Bänden zu wünschen, dass sie von den verschiedenen Adressatengruppen, die sie ansprechen, ausgiebig genutzt werden."
Zeitschrift für deutsche Philologie, Bielefeld, Nr. 4, 2004
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