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Diese Biografie erhellt den Charakter Kerrys und lässt viel genauer als bisher erkennen, welche Wege ihn in das politische Leben führten und welche Erfahrungen ihn prägten - von der europäisch geprägten Kindheit, über die Ausbildung, die Kriegserfahrung in Vietnam bis in das politische Establishment Washingtons. Durch die neue Biographie, die - weil aktuell geschrieben - auch die Ereignisse der jüngsten Zeit einbeziehen kann, wird das deutsche Lesepublikum auch und gerade aus deutscher Sicht brisante Informationen erhalten: Kerrys Sichten und Absichten die weltweite Bekämpfung des Terrorismus…mehr

Produktbeschreibung
Diese Biografie erhellt den Charakter Kerrys und lässt viel genauer als bisher erkennen, welche Wege ihn in das politische Leben führten und welche Erfahrungen ihn prägten - von der europäisch geprägten Kindheit, über die Ausbildung, die Kriegserfahrung in Vietnam bis in das politische Establishment Washingtons. Durch die neue Biographie, die - weil aktuell geschrieben - auch die Ereignisse der jüngsten Zeit einbeziehen kann, wird das deutsche Lesepublikum auch und gerade aus deutscher Sicht brisante Informationen erhalten: Kerrys Sichten und Absichten die weltweite Bekämpfung des Terrorismus und die Rolle der europäischen Verbündeten betreffend, seine Haltung zu Fragen der internationalen Wirtschaftsentwicklung, aber auch in der schicksalhaften Frage des Klima- und Ressourcenschutzes.
Autorenporträt
Wolfgang Koydl, geb. 1952. Nach der Deutschen Journalistenschule erste Gehversuche beim 'Münchner Merkur'; später tätig bei der BBC in London, der "Presse" in Wien, für die Deutsche Presse-Agentur in Kairo und Moskau und für die 'Süddeutsche Zeitung' von 1996 bis Ende 2000 in Istanbul, seither in Washington.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.09.2004

Die diffuse Lichtgestalt John Forbes Kerry
Biografien über den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten zeigen zum Teil unkritische Distanz und bringen nur selten neue Erkenntnisse
John Forbes Kerry, 44. Präsident der USA? Inzwischen haben auch deutsche Leserinnen und Leser verstanden, dass es sich bei John F. Kerry nicht um jene Lichtgestalt handelt, die sich für die in Deutschland übliche Verdammung George W. Bushs als positive Gegenidentifikation anzubieten scheint. Der allgegenwärtige Verweis auf die Kriegsleistungen des ehemaligen Marineleutnants lässt zwar Erinnerungen an die ebenfalls medial verwerteten Heldentaten John F. Kennedys im Schnellboot PT 109 aufkommen, doch als Wahlkampfplattform oder politisches Programm ist der permanente Verweis auf drei Purpurherzen etwas mager, und Kerry vermeidet es bisher, die offensichtlichen Schwächen Bushs offensiv zu attackieren. Lediglich sein Mitkandidat John Edwards zeigt, wofür die Demokratische Partei steht und gewinnt während des Wahlkampfs zunehmend an Profil.
Zur Wahl sind mehrere Bücher erschienen, die sich mit Kerry auseinander setzen - alle hochaktuell und gut geschrieben. Damit aber enden die Gemeinsamkeiten, denn das Spektrum reicht vom opportunistischen Schnellschuss (Arntz/Schmale und teilweise Oppermann) über die gut recherchierte Zusammenstellung von Reportagen, die auch einzeln hätten veröffentlicht werden können (Mielke), zur faktengesättigten, kohärenten und gut geschriebenen Darstellung (Koydl) bis zum Standardwerk, an dem sich alle anderen messen lassen müssen (Kranish/Mooney/Easton).
Schnell auf den Markt geworfen
Das mit Abstand kürzeste Buch ist das von Arntz und Schmale geschriebene Bändchen, dem man anmerkt, dass es noch schnell auf den Markt geworfen werden sollte. Dieses Buch lässt sich locker auf einer IC-Reise von Köln nach Bremen lesen, was ja auch ein Qualitätsmerkmal ist. Leider steckt es voller sachlicher und zum Teil sinnentstellender Fehler. Die Sprache der beiden Journalisten ist eine Spur zu alltagsorientiert, um noch analytisch sein zu können. Ellipse und direkte Rede sind zwar anerkannte Mittel der Rhetorik, werden aber in diesem Buch zur Manie, vor allem, wenn falsch übersetzt wird. Dessen ungeachtet handelt es sich bei diesem kurzen Text um eine politische Erzählung, bei der die Person des Kandidaten und seine Biografie im Mittelpunkt stehen - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Christiane Oppermanns Buch weist sie als Kennerin der USA und ihrer Geschichte auf. Viele Gespräche hat sie geführt, von denen vor allem der dritte Teil ihres Buches, welcher der politischen Analyse und Prognose gewidmet ist, profitiert. Leider wimmelt es von Ungenauigkeiten und Fehlern - wohl eher das Resultat eines schlechten Lektorats. Auch merkt man dem Text an, dass die Autorin sich an anderen Biografien orientiert, die sie immer wieder als Beleg für ihre Behauptungen anführt. Ansonsten lehnt sich Oppermann im ersten Teil erkennbar an die Serie von Artikeln an, die der Boston Globe unter dem Titel „Candidate in the Making” veröffentlicht hat. Der zweite Teil des Buchs beschäftigt sich mit einer Analyse der amerikanischen Politik nach dem 11. September und stellt eine beißende Kritik der Politik George W. Bushs dar - einschließlich der Inhaftierung von Verdächtigen in Guantanamo und den Folterungen in Abu Ghraib.
Hier wird viel Bekanntes vorgetragen. Deutlich wird eine Schwarz-Weiß-Zeichnung, in der Kerry den Part des Guten übernimmt. Zu wenig werden die eklatanten Widersprüche analysiert, die im Programm Kerrys enthalten sind und zu positiv werden Kerrys taktische Spielchen und seine politischen Volten herausgestellt. Dennoch enthält der dritte Teil des Buches von Oppermann luzide Beobachtungen des Teams um Kerry und eine Ahnung dessen, was auf amerikanische Bürgerinnen und Bürger und die Weltöffentlichkeit zukommt, sollte Kerry bei den Wahlen obsiegen.
Friedrich Mielkes umfangreicheres und deutlich ausgewogeneres Buch ist zwar nicht frei von faktischen Irrtümern, aber der Text ist klar strukturiert und geht chronologisch vor - für eine Biografie ist dies sinnvoll. Mielkes Buch ist gut geschrieben, bereitet wesentliche Informationen verständlich auf und verfügt über eine umfangreiche Bibliografie und einen Index, die es erleichtern, weitergehende Informationen zu erschließen. Viel Raum widmet Mielke der gegenwärtigen und zukünftigen Politik einer hypothetischen Kerry-Administration. Er kommt zu dem Schluss, Kerry sei „besser als Bush”, auch im innenpolitischen Programm. Auch hier ist aber eine gewisse unkritische Distanz zum bewunderten Kerry zu bemerken, die zum Teil daher rührt, dass Kerry seine Politik bisher nicht umsetzen musste und daher den Imagevorteil des auf der nationalen Bühne unverbrauchten Neulings genießen kann. Dennoch ist Mielkes Buch die beste Kerry-Biografie aus der Feder eines deutschsprachigen Autors.
Schmusekurs nicht zu erwarten
Wolfgang Koydls Buch ist keine politische Biografie im engen Sinne, sondern es ist mit einer klaren Fragestellung geschrieben: Wie wird sich die Weltmacht USA im Falle des Wahlsiegs Kerrys außenpolitisch verändern? Das Buch ist „dicht”, sowohl als Text wie auch im Hinblick auf die sorgfältig aufbereiteten Informationen. Etwa die Hälfte der eng bedruckten 200 Seiten entfallen auf die Lebensgeschichte Kerrys, die zweite Hälfte beschäftigt sich mit dem Programm und dem Team Kerrys und oszilliert vorsichtig zwischen politischer Analyse und Prognose der Dinge, die da kommen könnten. Koydls Buch hat den Charme einer Analyse, die zwischen den Zeilen der Wahlkampfplattformen liest und Widersprüche herausarbeitet.
Wer sich von Kerry einen Schmusekurs mit den Europäern oder gar Deutschland erwartet, sollte Koydls Analyse genau studieren. Vieles spricht für einen durchaus selbstbewussten Kurs der USA im Falle von Kerrys Wahlsieg. Bei Koydl wird man nicht nur mit biografischen Informationen abgespeist, sondern der USA-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung liefert eine unprätentiöse Analyse und man merkt schnell, dass der Autor etwas von der Sache versteht. Hinzu kommen ein Gefühl für Stil und eine verständliche und klare Sprache, auch nicht ganz unwichtig in Zeiten, in denen in Proseminar-Arbeiten Kommata mit dem Salzstreuer gesetzt werden und unfreiwillige Anakoluthe (Satzbrüche) das wichtigste Stilmittel geworden sind. Die Frage nach der amerikanischen Rolle in der Weltpolitik nach 2004 wird so klar beantwortet wie Journalisten die Zukunft voraussagen können: Kerry ist ein faszinierend komplexer Politiker, der konservative und liberale Wähler zusammenführen möchte und der das Zeug hat, die Wahl zu gewinnen, weil er Wähler aus verschiedenen, ja konträren Lagern anspricht. Dies stellt aber auch genau das Problem einer möglichen Präsidentschaft Kerrys dar, der zwischen progressiver Umweltpolitik (Abschied von fossilen Brennstoffen) und konservativer Familienpolitik (Verfassungsänderung zur Ausschließlichkeit der Ehe von heterosexuellen Partnern) eine praktikable Linie finden muss.
Kommen wir zum Hecht im Karpfenteich, dem Gemeinschaftswerk der Mannschaft des Boston Globe, Kranish, Mooney und Easton. Dieser über 330 Seiten lange Text, liebevoll bebildert, ordentlich gedruckt und sorgfältig lektoriert, ist aus einer siebenteiligen Serie im Boston Globe hervorgegangen, die im Juni 2003 in dieser, der Demokratischen Partei nahe stehenden Zeitung veröffentlicht wurde. Das Team des Globe hat intensiv Primärquellen recherchiert, zum Teil vollkommen neues Material erschlossen und belegt in „John F. Kerry” eindrucksvoll, dass journalistisches Schreiben und wissenschaftlicher Erkenntnisdrang kein Widerspruch sind. Erstklassiger politischer Journalismus vermag immer noch zu faszinieren. Es gereicht dem deutschen Verlag zur Ehre, dass es ihm gelungen ist, ein kongeniales Übersetzerteam zu finden, das der Komplexität und Präzision des Originals gerecht wurde. Dies ist mit Abstand das empfehlenswerteste Sachbuch zum Thema John Forbes Kerry.
NORBERT FINZSCH
JOCHEN ARNTZ / HOLGER SCHMALE: John Kerry. Kandidat gegen Bush. Amerika vor der Entscheidung, Kiepenheuer und Witsch, Köln 2004. 158 Seiten, 7,90 Euro.
MICHAEL KRANISH / BRIAN C. MOONEY / NINA J. EASTON: John F. Kerry. Der Herausforderer, Rowohlt, Berlin 2004. 336 Seiten, 19,90 Euro.
WOLFGANG KOYDL: John Kerry. Eine neue Politik der Weltmacht USA? Fischer, Frankfurt am Main, 2004. 335 Seiten, 19,90 Euro.
FRIEDRICH MIELKE: John F. Kerry: Eine amerikanische Biografie, Herbig, München 2004. 223 Seiten, 22 Euro.
CHRISTIANE OPPERMANN: John F. Kerry: Wird Amerika wieder demokratisch? Campus, Frankfurt/Main/New York. 250 Seiten, 24,90 Euro.
Der 44. Präsident der Vereinigten Staaten? John F. Kerry will konservative wie liberale Wähler ansprechen.
Foto: Reuters
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Claus Leggewie sichtet in seiner Mehrfachbesprechung all die Bücher über John F. Kerry, die pünktlich zum Start der heißen Wahlkampfphase in den USA auch auf den deutschen Büchermarkt kommen. Politische Analysen oder vergleichende Presidential Studies findet man in keinem der vorliegenden Bücher, bedauert Leggewie, und das entscheidende Urteil über Kerry steht natürlich auch noch aus. Trotzdem lobt er Wolfgang Koydls nach Land, Person Programm und Team gegliedertes Porträt, das er allen empfehlen kann, die Kerry im Kontext der aktuellen Politik bewerten möchten.

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