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Die Entdeckung der Gesetze unseres Zusammenlebens Wie entstehen Aufstände? Wodurch bildet sich ein Stau auf der Autobahn? Warum schichten sich Gruppen immer in Ärmere und Reichere? Warum sind Märkte irrational und nicht berechenbar, warum in einem umso größeren Maße, je mehr Menschen auf ihnen agieren? Mark Buchanan gibt die Antwort auf diese Fragen.
Wir verstehen die Verhaltensweisen von Gruppen nicht, wenn wir die Entscheidungen der daran beteiligten Menschen isoliert betrachten. Doch eine neue Disziplin entdeckt die physikalischen Gesetze des menschlichen Zusammenlebens: die
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Produktbeschreibung
Die Entdeckung der Gesetze unseres Zusammenlebens
Wie entstehen Aufstände? Wodurch bildet sich ein Stau auf der Autobahn? Warum schichten sich Gruppen immer in Ärmere und Reichere? Warum sind Märkte irrational und nicht berechenbar, warum in einem umso größeren Maße, je mehr Menschen auf ihnen agieren? Mark Buchanan gibt die Antwort auf diese Fragen.
Wir verstehen die Verhaltensweisen von Gruppen nicht, wenn wir die Entscheidungen der daran beteiligten Menschen isoliert betrachten. Doch eine neue Disziplin entdeckt die physikalischen Gesetze des menschlichen Zusammenlebens: die Sozialphysik. Sie zeigt unter anderem, dass Einzelentscheidungen sich summieren und zu Massenphänomenen werden können. Entwicklungen in größerem Maßstab folgen quasi naturgesetzlichen Mustern. Auch in Ihrer Umgebung.Wir können als Individuen überzeugt davon sein, dass ethnisch gemischte Wohnviertel erstrebenswert sind. Doch schon der Wunsch nach einer minimalen Präsenz von Nachbarn der eigenen Gruppe führt in kurzer Zeit zum fast vollständigen Verlust der Vielfalt. Und deshalb sieht Ihr Nachbar aus wie Sie!
Autorenporträt
Mark Buchanan studierte theoretische Physik an der University of Virginia. Nach seiner Promotion 1993 arbeitete er als Wissenschaftsjournalist für Nature und New Scientist. Heute lebt er an der Küste der Normandie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2008

Mensch und Atom

Mark Buchanan war einmal Physikstudent. Leider kursieren über diese Kommilitonen immer noch schlimme Klischees, etwa dass sie sich komische Frisuren schneiden lassen, dicke Brillen und Fleecejacken tragen und charaktermäßig zwischen pedantisch und mürrisch changieren. Mark Buchanan macht da einen ganz anderen Eindruck, zumindest auf dem Umschlagfoto: Er lacht sehr herzlich ins Objektiv. Und so ist auch das ganze Buch: herzerfrischend. Buchanan pflegt eine Disziplin namens Sozialphysik, aber damit ist nicht die düstere, spekulative Unschärferelationsphysik gemeint, sondern die Sendung-mit-der-Maus-Physik, die uns mit der Kraft der Naturgesetze durch die Kindheit trägt. Buchanans Sozialphysik ist eine Art moderne empirische Verhaltensforschung. Überflüssigerweise grenzt er seine Versuchsberichte von den von ihm so genannten "postmodernen Denkschulen" ab, worunter er alle Disziplinen zu vereinen scheint, die keine Experimente mit Studenten machen. Seine Überzeugung ist, dass das menschliche Verhalten nicht so kompliziert ist, wie immer behauptet wird. Man möchte dies gern glauben, aber in dem Buch folgen dann leider nur wenig neue Erkenntnisse. Dass der Mensch die Fähigkeiten zum Guten wie zum Bösen hat, wusste schon die Bibel, dass und warum die Reichen immer reicher werden, hat Karl Marx erklärt. Buchanan geht genau umgekehrt vor: Er nimmt altbekannte Phänomene und sucht in der Physik Modelle, um diese Phänomene zu erklären. Menschen solle man sich wie Atome vorstellen, empfiehlt er, das mache die Welt übersichtlicher; und da hat Buchanan natürlich recht. Doch gewonnen ist damit nichts. (Mark Buchanan: "Warum die Reichen reicher werden und Ihr Nachbar so aussieht wie Sie". Neue Erkenntnisse aus der Sozialphysik. Aus dem Englischen von Birgit Schöbitz. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008. 262 S., br., 24,90 [Euro].) mink

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.03.2008

Muster aufspüren und den Faktor Mensch ignorieren
„Warum die Reichen reicher werden . . .”: Mark Buchanan bietet Hilfe im Grundsätzlichen an und empfiehlt die „Sozialphysik” als neue Wissenschaft
Sie haben noch nie von Sozialphysik gehört? Das macht nichts, dieses Fach will erst eins werden; und mit diesem Buch, das den etwas reißerischen, aber auch etwas umständlichen Titel trägt „Warum die Reichen reicher werden und Ihr Nachbar so aussieht wie Sie”, verfasst von dem theoretischen Physiker und Wissenschaftsjournalisten Mark Buchanan, sondiert es seine mögliche Nische und stellt einen Aufnahmeantrag im Olymp der Fakultäten.
Die Wissenschaft vom Menschen in ihren verschiedenen Sparten, von Geschichte über Ökonomie, Psychologie und Soziologie bis zur Wahlforschung, leidet ja sehr unter der Unzuverlässigkeit ihrer Prognosen, wodurch ihr Ansehen als Wissenschaft im strengen und harten Sinn, erheblich beschädigt wird. „Noch immer wartet die Wissenschaft vom Menschen auf ihren Kepler oder Newton.” Wohl wahr. Die Wähler stimmen nicht so ab, wie die Umfragen es vorausgesagt haben, die Aktienkurse bleiben allen Steuerungsversuchen zum Trotz nervös wie Rennpferde. Und wann und wo das nächste ethnisch motivierte Massaker losgeht, weiß man vorher auch nie so genau.
Buchanan offeriert Hilfe im Grundsätzlichen. Auch die Physik, sagt er, habe es mit Atomen zu tun, die in der großen Masse auf einmal ein qualitativ völlig neues Verhalten an den Tag legen. Das Meer besteht zur Gänze aus H20-Molekülen, und doch käme, wer nur diese kennt, nie darauf, dass es sich gelegentlich zu meterhohen Wellen bäumt. Aber mit solchen Großsituationen kommt die Physik ganz gut zurande, indem sie relativ einfache Modelle entwickelt, die nur wenige Parameter berücksichtigen und trotzdem die Verhältnisse meist ziemlich treffend beschreiben. Solche Teilchen seien auch die Menschen, in Abstoßung und Anziehung und heftigen Rückkopplungsschleifen; und hier sei eine neue Disziplin gefragt, die, ohne Rücksicht auf Subtilitäten der Vermittlung, in einem verwegenen Sprung vom Einzelnen zum großen Ganzen gelangt. Man denkt ein wenig an Margaret Thatchers berühmten Ausspruch, so etwas wie Gesellschaft gebe es gar nicht, nur Individuen und (dies ein konservativer Schnörkel am Rande) höchstens noch ihre Familien.
Das programmatische erste Kapitel heißt: „Muster aufspüren und den Faktor Mensch ignorieren”. Es ist immer gut, wenn einer nicht herumdruckst, sondern sagt, was er meint. Das ist das erhebliche und, um es gleich zu sagen, einzige Verdienst dieses Buchs: Es bringt in seinem keck überzogenen Anspruch einen Irrtum, der in der Luft liegt und einem starken Bedürfnis korrespondiert, auf den Punkt. Man empfindet Erheiterung und fast Dankbarkeit, wenn man liest, „dass menschliches Verhalten nicht annähernd so kompliziert und schwer zu erklären sei, wie ursprünglich behauptet. Das ‚soziale Atom‘ – nennen wir es beim Namen – folgt ziemlich einfachen Gesetzen.” Nach einem solchen Auftakt wollen wir doch mal sehen, was herauskommt!
Moral und Statistik
Er kommt leider sehr wenig heraus. Besagte Gesetze werden trotz der Ankündigung auch nicht im Ansatz sichtbar. An deren Stelle erscheinen Allgemeinplätze mit moralisierendem Unterton, die einem Naturwissenschaftler keine Ehre machen: „Wenn die politische Taktik, ethnischen Hass systematisch zu schüren, menschlichen Neigungen und Wünschen zuwiderliefe, würde sie wirkungslos verpuffen. (. . .) Unter den passenden Bedingungen kann die opportunistische Intelligenz eines machthungrigen Individuums die Handlungen von Millionen von Menschen lenken.” Buchanan denkt hierbei vor allem an die Gräuel in den jugoslawischen Kriegen der Neunziger; aber man misstraut ihm hier schon deshalb, weil er Jugoslawien für einen alten Satellitenstaat der Sowjetunion hält, deren Rückzug er für die Destabilisierung des Landes verantwortlich macht. Mit dem Modell des großen Ganzen kann es nichts werden, wenn sich jemand so gleichgültig gegen die Spezifika verhält. Zur Herleitung des menschlichen Wesens müssen mal wieder spekulative Szenarien aus der Frühzeit der Hominiden dienen, als auf die Fähigkeit zu konkurrieren, aber auch auf die andere – miteinander zusammenzuwirken – ein hoher Preis des evolutiven Erfolgs stand, weshalb wir bis zum heutigen Tag . . . und so weiter, das muss man inzwischen wirklich nicht mehr im Einzelnen ausführen, das kann jeder für sich selbst forthäkeln.
Und wie war das mit den Reichen, die immer reicher werden? Buchanan zitiert eine Computersimulation, bei der sich aus geringsten ursprünglichen Differenzen allmählich eine ganz irreguläre Verteilung ergeben hatte, und resümiert: „Die ungleiche Vermögensverteilung hat offenbar rein gar nichts mit dem zu tun, was rechte wie linke Politiker als selbstverständliche Erklärung ins Feld führen. Die Simulation zeigte sehr anschaulich, dass die Anhäufung von Wohlstand bei einer begünstigten Minderheit weder die Folge einer Verschwörung noch eine abgekartete Sache der Reichen und Mächtigen ist, sondern einem natürlichen Prozess folgt. (. . .) Das Argument, wohlhabende Bürger hätten sich ihren Reichtum dank Klugheit und harter Arbeit verdient, ist somit ebenfalls nicht richtig.”
Dass er hier eine Aussage zur politischen Ökonomie gemacht hat, kommt Buchanan nicht in den Sinn. Er erachtet diesen Befund allen Ernstes für das höhere neutrale Dritte der Wissenschaft. Die Linken kennt er nur als Verschwörungstheoretiker, und dass er den Rechten mit seinem unschuldigen Gebrauch des Worts „natürlich” noch weit bessere Munition in die Hand gibt, als es der sonst behauptete gute Lohn für gute Leistung wäre, entgeht ihm völlig. Er glaubt, genug vollbracht zu haben, wenn er eine Formel angibt, nach der das Vermögen in der Bevölkerung streut.
Diese Formel ist nicht uninteressant – sie läuft darauf hinaus, dass die Zahl der Einfachmillionäre die der Zehnfachmillionäre nicht etwa, wie zu erwarten, um das Zehnfache, sondern bloß um das Sechsfache übersteigt. Aber hier hätte es nicht des vollmundigen neuen Namens der Sozialphysik bedurft. Schlank und im Vergleich erfrischend ideologiefrei wird hier das Nötige vom altbewährten Fach der Statistik getan. BURKHARD MÜLLER
MARK BUCHANAN: Warum die Reichen reicher werden und Ihr Nachbar so aussieht wie Sie. Neue Erkenntnisse aus der Sozialphysik. Aus dem Englischen von Birgit Schöbitz. Campus, Frankfurt/ New York 2008. 262 Seiten, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Buch ist ein gelungener Einstieg in das "Modefach Sozialphysik", von dem in den nächsten Jahren noch öfters die Rede sein werde, meint Rezensent Hanno Beck. Ebenso wie die Atome in der Vereinigung einen Gegenstand kenntlich machen, bilde eine Masse von Menschen ein soziales Phänomen. Selbst Phänomene wie Völkermord und Genozid werden unter den Augen der Sozialphysiker "fast zu Naturerscheinungen", die mit physikalischen Methoden erklärt werden. Die Gefahr dieser noch so jungen Wissenschaft besteht für den Rezensent in ihrem Hang zum "Determinismus und Fatalismus". Obwohl Beck einige Fehltritte in der Übersetzung aufgefallen sind und ihm die Sichtweise des Autors auf die Ökonomie teilweise fraglich erscheint, übt sich der Rezensent in Nachsicht, da das Buch bei aller Leichtfüßigkeit als erster Schritt in die Sozialphysik "interessant und spannend" sei.

© Perlentaucher Medien GmbH