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In der Frühen Neuzeit galt »Selbstmord« sowohl im Kirchenrecht als auch im weltlichen Recht als kriminelle Handlung, die zu bestrafen war. Im 18. Jahrhundert veränderte sich die Sichtweise: Es entwickelte sich eine breite Debatte über die Bewertung des »Selbstmordes«. Dieser aufklärerische Diskurs plädierte für die Straflosigkeit des »Selbstmordes«, der nun als Akt menschlicher Willensfreiheit und Ausdruck einer Krankheit aufgefaßt wurde. Dieser Umschwung in der Bewertung des »Selbstmordes« ist Gegenstand des Buches.
Vera Lind untersucht am Beispiel der aufklärerisch geprägten Herzogtümer
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Produktbeschreibung
In der Frühen Neuzeit galt »Selbstmord« sowohl im Kirchenrecht als auch im weltlichen Recht als kriminelle Handlung, die zu bestrafen war. Im 18. Jahrhundert veränderte sich die Sichtweise: Es entwickelte sich eine breite Debatte über die Bewertung des »Selbstmordes«. Dieser aufklärerische Diskurs plädierte für die Straflosigkeit des »Selbstmordes«, der nun als Akt menschlicher Willensfreiheit und Ausdruck einer Krankheit aufgefaßt wurde. Dieser Umschwung in der Bewertung des »Selbstmordes« ist Gegenstand des Buches.
Vera Lind untersucht am Beispiel der aufklärerisch geprägten Herzogtümer Schleswig und Holstein zunächst den Diskurs über den »Selbstmord«. Wie entwickelte sich die Position der Aufklärer? Wie konnten sich neue Erklärungsmodelle von selbstmörderischen Handlungen durchsetzen? Danach wird der Diskurs mit der Realität verglichen. Wie verlief die Entkriminalisierung auf lokaler Ebene? Welche gesellschaftlichen Strukturen bestimmten den Umgang mit dem Delikt? Welche geschlechtsspezifischen Wahrnehmungen und Interpretationen des »Selbstmordes« gab es? Die Veränderungen im 18. Jahrhundert führten dazu, daß das Delikt des »Selbstmordes« im 19. Jahrhundert aus den Strafgesetzbüchern verschwand.
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Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Daniel Müller Hofstede gibt in seiner Rezension zunächst einen Überblick über die rechtliche und moralische Bewertung des Selbstmordes in der Geschichte, bevor er sich dem Buch Vera Linds zuwendet. Denn in der Zeit, die die Autorin für ihre Untersuchung gewählt hat, zeichnete sich ein Einstellungswandel ab, der zu einer Entkriminalisierung des Selbstmordes führte. Wichtig sei der Autorin dabei gewesen, aufzuzeigen, inwiefern die theoretische Debatte über den Selbstmord mit der Alltagspraxis übereinstimmte. Den offiziellen Diskurs - angestoßen durch Friedrich II. und auch Goethes "Werther" - hat Lind, wie der Rezensent findet, mit all den Ambivalenzen "plastisch und kenntnisreich" dargestellt: Einerseits die Eigenverantwortlichkeit des aufgeklärten Individuums, andererseits die pathologische Diagnose, die dem Selbstmörder die freie Entscheidung absprach. Linds Untersuchung von dreihundert Selbstmordfällen habe dank "origineller kulturgeschichtlicher Fragestellungen" zu manch überraschendem Ergebnis geführt. Als Beispiel dafür nennt der Rezensent u. a. eine typische Dramaturgie, um trotz der `Sündhaftigkeit` des Unterfangens doch noch einen "christlichen Tod" sterben zu können. Die Ausführungen über geschlechterspezifisches Verhalten und die Ursachen haben nach Ansicht Müller Hofstedes zwar keine neuen Erkenntnisse gebracht, als wirklich "frappierendes Ergebnis" wertet er jedoch Linds Darlegung, dass die Alltagspraxis dem "liberalisierenden Durchbruch" der theoretischen Debatte um fast fünfzig Jahre voraus war.

© Perlentaucher Medien GmbH
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