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"Anatomie der Subjektivität" heißt, das Phänomen in seinen verschiedenen Facetten zu betrachten und unter unterschiedlichen Gesichtspunkten zu analysieren. Erkenntnistheoretische, ontologische und semantische Aspekte von Subjektivität spielen dabei ebenso eine Rolle wie der Zusammenhang von Subjektivität und Freiheit, Zeit oder ästhetischer Erfahrung sowie die Frage, wie sich Subjektivität in unser alltägliches und wissenschaftliches Gesamtbild der Welt integrieren lässt.

Produktbeschreibung
"Anatomie der Subjektivität" heißt, das Phänomen in seinen verschiedenen Facetten zu betrachten und unter unterschiedlichen Gesichtspunkten zu analysieren. Erkenntnistheoretische, ontologische und semantische Aspekte von Subjektivität spielen dabei ebenso eine Rolle wie der Zusammenhang von Subjektivität und Freiheit, Zeit oder ästhetischer Erfahrung sowie die Frage, wie sich Subjektivität in unser alltägliches und wissenschaftliches Gesamtbild der Welt integrieren lässt.
Autorenporträt
Grundmann, ThomasThomas Grundmann ist Professor für Philosophie am Philosophischen Seminar der Universität zu Köln. Er ist Mitherausgeber von Anatomie der Subjektivität (stw 1735).

Zanetti, VéroniqueVéronique Zanetti ist Professorin für politische Philosophie an der Universität Bielefeld.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.11.2005

Mit Bewusstsein und Gefühl
Ein Sammelband zur Anatomie der Subjektivität
Deutsche Festschriften sind in der Regel eine lockere Sammlung von unterschiedlichsten Aufsätzen, die dem vornehm abwesenden Geehrten zu einem bestimmten Datum überreicht wird. Diese Praxis hat häufig den Effekt, dass der geehrte Gelehrte eine Freude hat, der Rest der Fachwelt aber getrost darüber hinwegsieht. Meist jedoch steckt ein systematischer Gedanke hinter einem solchen Unterfangen. Man möchte eben doch ein Buch von allgemeinem Interesse präsentieren. Das gelingt oft besser, wenn das Werk der geehrten Person von verschiedenen Autorinnen und Autoren kritisch gewürdigt wird und die qua Kritik geehrte Person im Buch durch spezifische Repliken präsent ist - wie es in amerikanischen Festschriften Usus ist.
Dies vorweg gesagt, ergibt sich für den vorliegenden Fall keine ganz schlechte Bilanz. Der Tübinger Philosoph Manfred Frank, der in seinem Werk die deutsche idealistische, vor allem romantische, Tradition der Philosophie mit analytischen Methoden, speziell der gegenwärtigen Philosophy of Mind, zu verbinden sucht, ist sicherlich erfreut, dass sich Vertreter und Vertreterinnen der kontinentalen wie auch der analytischen Philosophie als Gratulanten zu seinem sechzigsten Geburtstag eingestellt haben. Zudem hat das Herausgeber-Team dafür gesorgt, der Sammlung mit den Themen „Bewusstsein”, „Selbstbewusstsein” und „Selbstgefühl” eine gewisse Struktur zu verleihen. Allerdings fragt man sich, warum der Band so umfangreich sein muss, warum die Herausgeber es zugelassen haben, dass der amerikanische Philosoph Ned Block mehr als fünfzig Seiten für seine schlampig formulierte und auch nicht besonders interessante Skizze des so genannten „schwierigeren Problem” des Bewusstseins in Anspruch nimmt. Es handelt sich dabei um die Frage der Naturalisierung qualitativer, phänomenaler Bewusstseinszustände, eine Problematik, über die man in jeder Einführung in die Philosophie des Geistes besser informiert wird. Offenbar kann man liebe Geburtstagsgäste nicht wieder wegschicken, bloß weil einem die mitgebrachten Geschenke nicht gefallen.
Aber es gibt auch die guten Gaben. Exzellent ist Thomas Grundmanns luzide und kritische Rekonstruktion von Descartes’ Cogito-Argument. Wie leitet Descartes die Gewissheit der eigenen Existenz aus dem eigenen Denken ab und was wird dabei als unbezweifelbar gewiss erwiesen? Nur der Akt des Denkens oder auch der jeweilige Inhalt des Gedankens? Grundmann kommt zum Schluss, dass Descartes die Zurückweisung der Skepsis bezüglich der eigenen Existenz immer nur punktuell in einem singulären Denkakt gelinge, der jedoch nach dem Cogito-Argument streng genommen keinen Gehalt habe. Die Gewissheit des „ich denke, also bin ich” bleibe „ein ausdehnungsloser Punkt”. Keine schlechte Interpretation, wenn man als erkenntnistheoretischer Realist oder „Externalist” antritt.
Neue Helden
Ebenfalls epistemologisch akzentuiert ist der Beitrag von Frank Hofmann. Seine Frage lautet: Welche Rolle spielt das Bewusstsein für die introspektive Selbstkenntnis? Muss man Bewusstsein immer schon als gegeben oder „eingebaut” voraussetzen, wie der amerikanische Philosoph Laurence BonJour annimmt, um eine Kenntnis davon zu erlangen, in welchem (Bewusstseins)-Zustand man sich gerade befindet? Auf den ersten Blick sieht es so aus. Auf den zweiten Blick jedoch scheint sich hier die Katze in den Schwanz zu beißen oder - philosophisch - ein Zirkel vorzuliegen. Hofmann versucht die Idee der Introspektion zu retten, indem er - metaphysisch kühner und subtiler - so genannte Geistesmodi einführt und nun einen davon, den „introspektiven Geistesmodus”, dadurch bestimmen kann, „dass das Subjekt auf sich selbst bezogen ist”. Auch dies ein diskutabler Vorschlag, wenn man die Position der „Internalisten” stärken will.
Soviel zu Bewusstsein und Selbstbewusstsein. Wie steht es mit dem Selbstgefühl, dem Manfred Frank ein Buch gewidmet hat? Hervorzuheben ist hier der Aufsatz von Catrin Misselhorn. Ihr Thema: „Ästhetische Erfahrung und die Perspektive der ersten Person”. Kurz und präzise erläutert sie die Begriffe ihrer Untersuchung, Begriffe, bei denen schon viele Philosophen männlicherseits glaubten, sich im Ungenauen verlieren zu dürfen. Misselhorn betont die Distanz als ästhetische Einstellung, bestimmt den Gehalt der ästhetischen Erfahrung als einen Gehalt zweiter Stufe über der Elementar-Erfahrung, behandelt persönliche Gefühle sowie die Übertragung auf andere qua Simulation und zeigt durchaus, dass „argumentative Stringenz und ästhetische Dimension keineswegs im Widerspruch zueinander stehen”.
Zum Schluss noch eine kleine Pointe aus dem Lager der englischen (post)-analytischen Philosophen Peter Dews und Andrew Bowie. Wer sind die eigentlichen Helden, wenn es darum geht, die Diskussion über Bewusstsein und Selbstbewusstsein voranzubringen? Nicht Kant, nicht Hegel - sondern Fichte, Schelling und Schleiermacher (und nicht zu vergessen Beethoven)! Von der ‚romantischen Praxis’ sei mehr zu lernen, als sich selbst Manfred Frank zugestehe.
KÄTHE TRETTIN
THOMAS GRUNDMANN, FRANK HOFMANN u. a.: Anatomie der Subjektivität. Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Selbstgefühl. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 496 S., 16 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Sammelband sei eine Festschrift zum sechzigsten Geburtstag des Tübinger Philosophen Manfred Frank, erläutert Rezensentin Käthe Trettin, der in seinem Werk die deutsche idealistische Tradition der Philosophie mit "analytischen Methoden" zu verbinden suche. Entsprechend seien nicht nur "kontinentale" Gratulanten mit Beiträgen vertreten, sondern auch amerikanische und englische Vertreter analytischer Provenienz. Für eine deutsche Festschrift, stellt die Rezensentin gleich zu Beginn fest, enthalte der Band vergleichsweise viele gehaltvolle Beiträge, die auch über den Geburtstag hinaus für die Fachwelt von Interesse seien. Insbesondere die Beiträge der beiden Herausgeber werden von Trettin hervorgehoben, zum einen Thomas Grundmanns "luzide und kritische Rekonstruktion von Descartes? Cogito-Argument", und zum anderen Frank Hoffmann mit der epistemologischen Frage nach der "Rolle des Bewusstseins für die introspektive Selbstkenntnis". Als "kleine Pointe" serviert Trettin zuletzt noch die hohe Wertschätzung von Fichte, Schelling, Schleiermacher ("nicht zu vergessen Beethoven!") in Sachen Bewusstsein und Selbstbewusstsein ausgerechnet bei den englischen "(post)-analytischen" Philosophen Peter Dews und Andrew Bowie. Hier werde Manfred Frank gewissermaßen auf seinem eigenen Felde überboten.

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