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"Auch dieses Buch wird Deutschland nicht retten, Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Deutschland muss auch gar nicht gerettet werden. Es wird sich schon selber helfen." Wie, wer und was ist der Deutsche? Wo kommt er her, wo will er hin? Was macht sein Land und sein Gemeinwesen besonders? Hat er eine Leitkultur und braucht er sie? Ist jetzt alles total normal? Oder eher nicht? - Reinhard Mohr erstattet einen klugen und amüsanten Zwischenbericht zur Lage der Nation. Eine kleine Heimatkunde.

Produktbeschreibung
"Auch dieses Buch wird Deutschland nicht retten, Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Deutschland muss auch gar nicht gerettet werden. Es wird sich schon selber helfen." Wie, wer und was ist der Deutsche? Wo kommt er her, wo will er hin? Was macht sein Land und sein Gemeinwesen besonders? Hat er eine Leitkultur und braucht er sie? Ist jetzt alles total normal? Oder eher nicht? - Reinhard Mohr erstattet einen klugen und amüsanten Zwischenbericht zur Lage der Nation. Eine kleine Heimatkunde.

Autorenporträt
Reinhard Mohr, Jahrgang 1955, studierte Soziologie mit Diplomabschluss in Frankfurt am Main. Von 1979 bis 1982 war er Vorsitzender des AStA der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, später Redakteur der Sponti-Zeitschrift Pflasterstrand. Mohr arbeitete u.a. für die taz, die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Stern. Daneben schrieb er Kabaretttexte für Michael Quast und Matthias Beltz. Von 1996 bis 2004 war er Kulturredakteur beim Spiegel, von 2006 bis 2010 Autor bei Spiegel Online. Mohr lebt als freier Journalist in Berlin Prenzlauer Berg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2005

Stimmt, stimmt, stimmt
Übergewicht, Rückenschmerzen, Altersangst und Eugen Drewermanns Gesicht: Reinhard Mohr mustert die jammernden Deutschen. Und ermüdenderweise muss man ihm ständig beipflichten
Von Ijoma Mangold
Leiden an Deutschland ist eine ehrwürdige Kulturtechnik. Wer sie aus seinen Tiefen heraus beherrscht, darf sich mit Fug einen Deutschen nennen. Ein Blick in das Gesicht von Eugen Drewermann - und man hat viel vom deutschen Nationalcharakter erfasst. Ob es ein Erbe des Protestantismus mit seiner Leidensmetaphysik ist, oder sich eher vom deutschen Idealismus herschreibt mit dessen Unbedingtheit, die Wirklichkeit stets an der Reinheit der Idee zu messen - die deutsche Seele jedenfalls erfreut sich nur ungern des Lebens, und der deutsche Geist weiß, dass er nur dort, wo er klagt und jammert, auch langfristig Recht behält. An apokalyptischer Aufgescheuchtheit kann es tatsächlich niemand mit dem Volk der Dichter und Denker aufnehmen.
Auf unserem langen Weg nach Westen haben wir manches dazu gelernt, amerikanischer Lebensoptimismus gehört nicht dazu. Dass das auch volkswirtschaftlich - zu hohe Sparquote! - kein Zustand ist, spricht sich langsam herum. Nach dem überraschenden Ergebnis der Bundestagswahl wies Volker Zastrow in der FAZ darauf hin, dass die Deutschen das Reformangebot der Union möglicherweise auch deswegen so brüsk zurückgewiesen hätten, weil die mitgelieferte apokalyptische Drohkulisse ihnen jede Lust genommen habe, sich überhaupt auf die Wirklichkeit einzulassen. Stehen wir uns also mit unserem Nationalcharakter selbst im Wege? Oder ist solche Selbstkritik ebenfalls Teil der deutschen Leidkultur?
Aber vielleicht ist die schlechte deutsche Laune nur zu berechtigt. „Acht Monate Schnee, zwei Monate Regen, und das nennt die Bande Vaterland!” soll Napoleon über Deutschland gesagt haben. Vielleicht war der wahre Grund, warum Teile der deutschen Linken nach dem Fall der Mauer unter dem Slogan „Nie wieder Deutschland” auf die Straße gingen, vor allem meteorologischer Natur? Der Journalist Reinhard Mohr hat sich nun der verdienstvollen Aufgabe unterzogen, mal leise anzufragen, ob wir es uns mit unserer Schwarzmalerei und unserem Selbstabscheu nicht zu leicht machen. „Das Deutschlandgefühl” heißt sein Buch, und es ist, der Untertitel sagt es, „eine Heimatkunde”.
Drei Bücher, so Mohr, lagen im Herbst 2004 auf den Bestsellertischen der Buchhandlungen: Dietrich Grönemeyers „Mein Rückenbuch”, Susanne Fröhlichs „Moppel-Ich” und Frank Schirrmachers „Methusalem-Komplott”. Wenn dies etwas über das Land aussage, dann dies: „Übergewichtige Deutsche mit chronischen Rückenschmerzen fürchten sich vor Alter und Tod.”
Von den fünfziger Jahren bis in die Gegenwart lässt Reinhard Mohr die deutsche Mentalitätsgeschichte in einem süffigen Parlando am Leser vorbeiziehen. Und so unterschiedlich die einzelnen Jahrzehnte auch gewesen sein mögen, eine Konstante verbindet sie: Mag ihm noch so viel gelingen, der Deutsche mag sich selbst nicht leiden. Er wäre gerne ein anderer. Sein Land ist ihm eine Last und seine Landsleute ein Gräuel. Namentlich im Urlaub achtet er auf Distanz zu denen, die so sind wie er, und zu Hause fühlt er sich nur beim Italiener wohl. „Sich durch Lebensart entdeutschen”, hat der Journalist Peter Richter das sehr treffend genannt.
Reinhard Mohr ist Jahrgang 1955. Seine Generation ist im Bewusstsein einer postnationalen Identität aufgewachsen. Sich diesem Land affektiv nicht verbunden zu fühlen, war Ausweis fortschrittlichen Denkens. Wenn die Fußballnationalmannschaft gewann, war allenfalls „innerer Jubel” erlaubt. „BRDismus” nennt Mohr das. Dass man in dieser Verkrampftheit irgendwann die Wirklichkeit nicht mehr wahrnahm, zeigte sich spätestens 1989. Mohr schüttelt rückblickend gleichsam über sich selbst und seine Generationskohorte den Kopf - und sammelt vergnügt alles Liebenswürdige und Funktionierende, was das Leben in diesem Land so angenehm macht.
Jede Heimatkunde arbeitet, notwendigerweise, mit Klischees. Das Problematische ist nicht, dass sie falsch wären, sondern dass sie nur zu wahr sind. Vielleicht ist dies der Grund für die eigentümliche Ermüdung, die Mohrs Buch auf nicht sehr störende, aber eben auch nicht zu unterdrückende Art hervorruft: Selten hat man die Bestätigung der eigenen Ansichten als so fade empfunden. „Stimmt schon”, gähnt man in einem fort.
Kein Stichwort zur Zeit ist Mohr entgangen, jede Feuilletondebatte ihm präsent. Manchmal fragt man sich, ob es überhaupt irgendein einschlägiges Zitat zur deutschen Mentalitätsgeschichte gibt, dass er nicht mit leichter Hand in seinen Text eingeflochten hat. Einen Zeitungsleser, der nichts vergisst, was er je gelesen hat, muss man sich genau so vorstellen. Heraus kommt dabei allerdings ein Meinungsbild, das so glatt und ohne individuelle Kantigkeit ist, dass man nirgends widersprechen kann. Und das ist doch die wahre Belohnung jeder anregenden Lektüre.
Reinhard Mohr
Das Deutschlandgefühl
Eine Heimatkunde. Rowohlt Verlag, Hamburg 2005. 223 Seiten, 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nach allgemeinen Erwägungen über die deutsche Seele und ihr lustvolles Eifern nach neuesten Versionen der Apokalypse lässt sich Ijoma Mangold in der zweiten Hälfte seiner Besprechung auch zu einigen Bemerkungen über Reinhard Mohrs neues Buch herab: Mohr habe ja recht, konstatiert Mangold, wenn er in "süffigem Parlando" die Deutschen für ihr verkrampftes Verhältnis zu den Deutschen kritisiert. "Stimmt schon", wolle er, der Rezensent, da immer nur murmeln. Aber was genau da stimmt außer den eigenen Ansichten, die er im Buch bestätigt findet und die er in der ersten Hälfte seiner Kritik ja schon ausführlich dargelegt hat, verrät er dem Leser der Rezension eigentlich nicht. Wie genau verlaufen Mohrs Argumentationslinien? Sie gehen in Mangolds süffigem Parlando unter.

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